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    Cape Cod, Gegessen, Gereist, Getrunken, USA

    Dünen, Seafood und Insel-Feeling: Cape Cod kulinarisch

    Cape Cod kulinarisch Food Guide USA Ostküste-2

    Ich packe meinen Koffer und nehme mit … Tja, Kofferpacken war noch nie meine Stärke. Ich reise grundsätzlich mit mindestens acht Kilo zu viel. Die Hälfte des Kofferinhaltes findet meist keine Verwendung. Aber das kann man ja vorher NIE ahnen …! Bis zum nächsten Packen sind es zum Glück noch einige Wochen, aber während wir uns schon so langsam auf unsere Reise vorbereiten und es kaum noch erwarten können, nehmen wir euch noch einmal mit auf einen kulinarischen Ausflug an die Ostküste der USA.

    Nach fünf Tagen Großstadttrubel, Sightseeing, Shopping und Foodhopping durch Brooklyn und Manhattan sehnen wir uns nach etwas Ruhe und Natur. So schön und aufregend New York auch ist, die Stadt schlaucht einen schon immer ein wenig. Knapp 400 km nördlich von New York bietet die nur über drei Brücken erreichbare Halbinsel Cape Cod eine Ansammlung von wunderschönen Stränden, Naturschutzgebieten, Leuchttürmen und malerischen Ortschaften, die eine für US-amerikanische Verhältnisse ziemlich lange Geschichte vorweisen können. Auch kulinarisch hat die Halbinsel in Massachusetts einiges zu bieten, daher folgen hier unsere

    Food-Tipps und mehr für Cape Cod

    Sandwich

    Cape Cod kulinarisch Food und Travel Guide USA Ostküste

    Sandwich Cape Cod Food und Travel Guide USA Ostküste

    Café Chew

    Das Frühstück entwickelt sich auf dieser Reise definitiv zu unserer liebsten Mahlzeit des Tages, was wohl hauptsächlich daran liegt, dass die amerikanischen Varianten so anders, so abwechslungs- und umfangreich (und einfach pervers lecker) daherkommen. Auch das nette Café Chew in Sandwich kann mit einer üppigen Frühstückskarte punkten. Wir nehmen draußen auf der hübschen Sonnenterrasse Platz, schlürfen guten italienischen Kaffee (2$) und warten gespannt auf unsere Bestellung: Breakfast #2 mit Rührei, Kräuter-Kartoffeln, hausgemachtem Cranberry-Pecan-Toast, Marmelade und frischem Obst (6,50$) sowie Huevos Rancheros mit Spiegelei, schwarzen Bohnen, Tomaten-Koriander-Salsa, Cheddar und Sour Cream auf einer Tortilla (8,25$). Beides sieht auf dem Teller noch leckerer aus, als es ohnehin schon klang. Besser kann man einfach nicht in den Tag starten! Café Chew // 4 Merchants Road, Sandwich, MA.

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    Marshland

    Auch der nächste Morgen hält für uns ein üppiges Frühstück bereit. Kein Hipster-Ambiente, kein Soy Latte, sondern klassisch amerikanisches Diner-Feeling verspricht das Marshland. Und genau das brauchen wir an diesem Morgen! Wir sitzen an der Theke, beobachten die Einheimischen beim Zeitunglesen und lassen uns in regelmäßigen Abständen unsere Kaffeebecher (2,80$) von der netten Bedienung auffüllen. Touristen scheint es hier nicht so oft hinzuführen, denn wir fallen auf und werden sofort gefragt, woher wir kommen. Die Speisekarte ist jedoch viel kreativer, als das traditionelle Ambiente vermuten lässt und bietet tolle und moderne Varianten klassischer amerikanischer Frühstücksperversitäten. Wir bestellen Süßkartoffel-Pancakes mit Granola und Karamell (5,99$) sowie Erdbeer-Streusel-French-Toast mit Himbeersoße (7,99$). Klingt pervers? Das ist es auch! Und dabei richtig gut! Fluffig, frisch und genau das Richtige für einen langen Tag in der Natur. Marshland // 109 Route 6A, Sandwich, MA.

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    Tavern im Dan’l Webster Inn

    Im Untergeschoss des hübschen Dan’l Webster Hotels befindet sich die rustikale Taverne, die eine derart spannende Speisekarte bereithält, dass es schwerfällt, sich für ein Gericht zu entscheiden. Dass sich hinter der viktorianischen Hotelfassade so ausgefallene Speisen verbergen würden, hätten wir nie vermutet. Wahrscheinlich wären wir auch nie auf die Idee gekommen, dort essen zu gehen, hätte uns unser AirBnb-Host nicht den Tipp gegeben. Die erste Überraschung kommt bereits mit dem Pumpkin Ale (5,50$), das hier tatsächlich mit Zimt-und-Zucker-Rand serviert wird und entgegen vorheriger Skepsis wirklich gut schmeckt. Die Salate auf der Karte lesen sich alle hervorragend; letztendlich entscheide ich mich für einen Rucola-Salat mit Wassermelone, Feta, roten Johannisbeeren, gerösteten Pinienkernen und einem Sherry-Dressing (10$). Der Salat ist köstlich! Bislang war ich kein großer Fan der gehypten Salatkombi Wassermelone-Feta, was wohl daran lag, dass die Wassermelone nie aromatisch genug war. Hier ist sie saftig süß und harmoniert wunderbar mit den restlichen Zutaten. Steffen bestellt eine Süßkartoffel-Pizza mit apple-wood smoked Bacon, karamellisierten Zwiebeln und einer Gorgonzola-Pinienkern-Paste als Tomatensoßen-Ersatz (11$). Ebenfalls ganz großartig, riesig und dicht belegt. Schade, dass wir nur so kurz in Sandwich sind und nicht ein weiteres Mal hier essen können! Tavern im Dan’l Webster Inn // 149 Main Street, Sandwich, MA.

    Hyannis

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    Cape Cod Potato Chips Factory

    Wer auf seiner Tour über die Halbinsel eine halbe Stunde Zeit hat, sollte in der Cape Cod Chips Factory einen Zwischenstopp einlegen. Den Tüten mit der Möwe und dem Leuchtturm begegnet man überall auf Cape Cod, und in der Fabrik kann man einen kostenlosen Blick hinter die Kulissen der Chips-Produktion werfen. Durch große Fenster schaut man direkt in die Produktionshalle und bekommt über lustig gestaltete Infotafeln die einzelnen Schritte erklärt. Probiert werden darf natürlich auch und wem die Probierportion Kartoffelchips nicht genügt, kann sich im Shop mit allen Sorten der Chips-Fabrik eindecken. Cape Cod Potato Chips Factory // 100 Breed’s Hill Road in Hyannis, MA.

    Chatham

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    Chatham Pier Fish Market

    Dem malerischen Chatham Pier sollte man aus zwei Gründen unbedingt einen Besuch abstatten: zum einen tummeln sich im Hafenbecken jede Menge Robben, die nur darauf warten, dass ein vollbeladener Fischkutter zurückkehrt und der eine oder andere Fisch für sie abfällt, zum anderen ist der direkt am Hafen gelegene Chatham Pier Fish Market wohl die allerbeste Anlaufstelle für Seafood-LiebhaberInnen. Auch wenn man selbst kein Fan von Meerestieren ist, ist die Entladung der gerade eingetroffenen Fischkutter spannend zu beobachten. Schon kurz darauf findet man die frischen Hummer, Krabben, Muscheln & Co. in der Auslage des Fish Markets. Dort gibt es die wohl frischesten Lobster Rolls, Clam Chowders und Austern, die man sich nur vorstellen kann. Chatham Pier Fish Market // 45 Barcliff Avenue, Chatham, MA.

    Provincetown

    Provincetown Cape Cod kulinarisch Food Tipps und Travel Guide USA Ostküste

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    Provincetown Cape Cod kulinarisch Food Tipps und Travel Guide USA Ostküste

    Provincetown Portuguese Bakery

    Ein bisschen schummrig, ein bisschen trashy (“funktionale” Einrichtung, klebrige Tische und Pappteller galore), aber eine mit portugiesischem Gebäck befüllte Auslage und einem ihr vorauseilenden guten Ruf: das ist die kleine portugiesische Bäckerei in Provincetown. Hm, nehmen wir Penhascos de amêndoa (Mandelbaisers), Pasteis de nata (Puddingtörtchen) oder Trutas (Teigtaschen gefüllt mit Süßkartoffeln, Whisky, Zitrone und Zimt)? Ok, wir nehmen alles! Dazu einen Iced Coffee und dann raus in die Sonne! Und ja, alles ist so klebrig-süß wie es klingt, aber auch wirklich gut. Provincetown Portuguese Bakery // 299 Commercial Street, Provincetown, MA.

    Provincetown Cape Cod kulinarisch Food Tipps und Travel Guide USA Ostküste

    Provincetown Lobster Cape Cod kulinarisch Food Tipps und Travel Guide Ostküste USA

    Und sonst so in Provincetown?

    Sonst lässt es sich herrlich durch die Straßen Provincetowns schlendern, die bunten Holzhäuser bestaunen, die salzige Meeresluft einatmen und in den vielen kleinen, bunten Läden stöbern, die einen sehr an Key West erinnern. Wem es zwischendurch nach etwas Süßem hungert, kann sich zum Glück an jeder Ecke mit Fudge eindecken, denn Provincetown scheint unter dem Motto all you can Fudge zu stehen. Die süße Spezialität findet man hier in unzähligen Sorten, z. B. in der Provincetown Fudge Factory. Fast immer darf man vorher probieren, so fällt die Auswahl etwas leichter. Bei den Sorten Oreo und Penuche Walnut können wir nicht widerstehen und lassen uns ein Tütchen damit befüllen, das wir am Ende eines kleinen Food Markets auf einer Terrasse mit Blick aufs Meer schnell leer futtern. Wer danach Hunger auf Seafood bekommt, findet hier ebenfalls unzählige Restaurants und Imbisse. Der Lobster Pot gilt als DIE Anlaufstelle für Hummer, Muscheln & Co., da wir aber noch an den Strand wollen, bleibt diese Location erst mal unbesucht. Provincetown Fudge Factory // 210 Commercial Street; The Lobster Pot // 321 Commercial Street, Provincetown, MA.

    Provincetown Whale watching Buckelwale Cape Cod Food und Travel Guide USA Ostküste

    Außerdem eignet sich Provincetown hervorragend als Ausgangspunkt, um Wale zu beobachten. Früh morgens machen wir uns mit einem Boot des Anbieters Dolphin Fleet auf aufs offene Meer. Unser Ziel ist das Stellwagen Bank National Marine Sanctuary, wo sich vor allem Buckelwale und Delfine tummeln sollen. Da es am Tag unseres Ausflugs recht windig ist und sich die Wellen fast überschlagen, werden auf dem Boot Anti-Übelkeitstabletten verteilt, die man auch wirklich in Anspruch nehmen sollte. Allgemein schadet es nicht, einen seetauglichen Magen mitzubringen, denn man ist mit dem Schiff rund vier Stunden unterwegs und so weit auf offener See kann es wirklich ungemütlich werden. Nach etwa anderthalb Stunden hält unser Boot an, denn eine ganze Walfamilie ist in Sicht. Die Tiere sind neugierig und kommen näher, tauchen direkt unter unserem Boot durch und begleiten uns eine ganze Weile. Wir treffen an diesem Tag noch auf einige weitere Buckelwale, werden immer wieder von Delfinen besucht und sogar ein Mondfisch zeigt sich interessiert. An Bord jeder Ausflugsfahrt befindet sich ein Meeresbiologe, der zwischendurch immer wieder Spannendes über Wale, das Leben im Meer und die Region erzählt.

    Eastham

    Eastham Strand Cape Cod kulinarisch Food Tipps und Travel Guide

    Eastham Strand Cape Cod kulinarisch Food Tipps und Travel Guide

    Eastham Arnold's Lobster Cape Cod kulinarisch Food Tipps und Travel Guide

    Eastham Arnold's Cape Cod kulinarisch Food Tipps und Travel Guide USA Ostküste

    Eastham Arnold's Austern Cape Cod kulinarisch Food Tipps und Travel Guide

    Eastham Arnold's Cape Cod kulinarisch Food Tipps und Travel Guide

    Arnold’s Lobster & Clam Bar

    Da die amerikanische Ostküste als Paradies für Seafood-LiebhaberInnen gilt, hat sich Steffen natürlich schon vor der Reise erkundigt, wo die besten Lobster Rolls und die frischesten Austern serviert werden. Ganz weit oben auf der Liste landete das Arnold’s in Eastham, das direkt am Straßenrand auf der Strecke nach Provincetown liegt. Als wir auf den großen Parkplatz fahren, sind wir zunächst skeptisch. Sind wir hier wirklich richtig? Hier soll es fabelhaftes Seafood geben? Die Touribudenoptik lässt auf den ersten Blick nicht unbedingt Großes erwarten. Steffens Hunger auf Austern treibt uns dennoch hinein. Glücklicherweise, denn versteckt hinter Imbisbudencharme verbirgt sich eine hervorragende Raw-Bar, die Steffen die ersten Austern seines Lebens beschert. Fernab von jeglichem Champagner-Chichi werden hier die Austern (6 Stück für 10$) stilecht auf Plastiktellern serviert, was sich jedoch auf Qualität und Geschmack keinesfalls auswirkt. Die vegetarische Auswahl ist dagegen, sagen wir mal, “begrenzt”. Ich bestelle einen kleinen Teller Onion Rings (5$), erhalte aber eine monströse Portion der hausgemachten, knusprigen Zwiebelringe, die den Hunger einer ganzen Großfamilie stillen könnte. Dass “klein” in den USA etwas anderes bedeutet als bei uns, hätten wir mittlerweile eigentlich wissen müssen. Arnold’s Lobster & Clam Bar // 3580 Route 6, Eastham, MA.

    Dennisport

    First Encounter Beach Sonnenuntergang Cape Cod kulinarisch Food Tipps und Travel Guide

    Clancy’s

    Wer den ganzen Tag in Cape Cods beeindruckender Natur verbringt und sich erst nach Sonnenuntergang (schönster Spot dafür ist übrigens der First Encounter Beach in Eastham!) seinem Hungergefühl widmen möchte, sollte sich sputen. Nach 19:30 Uhr wird (gerade in den kleineren Orten) die Auswahl der Lokalitäten, die zu “später Stunde” noch hungrige TouristInnen versorgen können, recht überschaubar. Nach zwei missglückten Versuchen, auf der Rückfahrt von Eastham nach Sandwich eine warme Mahlzeit aufzutreiben, folgen wir der Empfehlung unseres Reiseführers und halten in Dennisport. Direkt am Swan River gelegen, bietet das Clancy’s nicht nur einen schönen Ausblick, sondern auch eine souveräne Karte mit amerikanischen Klassikern und Ostküstenspezialitäten. Ausgehungert entscheiden wir uns für Burger: Veggie Burger mit Limetten-Mayonnaise und einen Jalapeño-Burger mit Chipotle-Aioli (je 13$). Eine gute Wahl! Was uns auf der Reise bisher auffällt: Fast jedes noch so kleine Lokal, das Burger im Programm hat, bietet auch eine vegetarische Alternative an und hat sie wirklich drauf – die Patties sind frisch und selbst gemacht, die Beläge abwechslungsreich und meist durch eine Spezialität des Hauses ergänzt. Clancy’s // 8 Upper County Road, Dennisport, MA.

    Unterkunft in Sandwich Cape Cod Food und Travel Guide Ostküste USA

    Unterkunft auf Cape Cod

    Wir haben uns auf Cape Cod für eine Airbnb-Unterkunft in Sandwich entschieden, mit der wir es nicht besser hätten treffen können. Wir wohnen in einem riesigen Zimmer mit eigenem Bad im maritimen New-England-Style und haben so fast ein eigenes kleines Apartment für uns. Unser Host ist ein überaus freundlicher älterer Herr, der selbst Kayaktouren in den Marshlands anbietet und viele tolle Tipps für die Halbinsel parat hält. Von Sandwich im Westen Cape Cods lässt sich der Rest der Halbinsel prima in Tagesausflügen erkunden.

    Weitere Berichte zur Ostküste der USA:

    Willkommen in Mainelandia: Portland, Maine kulinarisch
    Entering New England: Boston & Cambridge kulinarisch
    Massachusetts auf dem Teller: Concord, Salem & Rockport kulinarisch
    Der Eiscremehimmel liegt im Nirgendwo: zu Besuch bei Ben & Jerry’s in Waterbury
    Dünen, Seafood und Insel-Feeling: Cape Cod kulinarisch
    New York Food: Kulinarisch durch Brooklyn und Manhattan
    New York Food: Kulinarisch durch Williamsburg
    Brooklyn Food Guide: No eat till Brooklyn: New York kulinarisch I
    Manhattan Food Guide: If I can’t eat it here, I won’t eat it anywhere: New York kulinarisch II
    Caféreise um die Welt: The Butcher’s Daughter in New York
    In fremder Gesellschaft: Supper Clubbing in New York und Augsburg

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    Von Blutorange-Gin-Cocktails und anderen Trinkgewohnheiten

    Bloody Sage Blutorange Salbei Drink-2

    Zitrusfrüchte mit Salbei in Drinks zu kombinieren, scheint wohl gerade das heiße Ding zu sein. War diese Kombination in unserer heimischen “Bar” vor zwei Wochen doch eher dem Zufall geschuldet (sowohl Blutorangen als auch ein großer Topf Salbei mussten verbraucht werden), taucht sie z.B. auch bei Drinks Tube und auf anderen Blogs auf. Aber die kräuterige Würze und das Fruchtige harmonieren auch einfach zu gut miteinander! Der perfekte Begleiter ist da natürlich Gin, am besten einer, der die Kräuter- und/oder Zitrusaromen unterstützt. Wenn ihr also mal wieder Lust auf einen süßen, aber auch würzigen Cocktail habt oder eure Gäste einfach mit Kräutern im Glas beeindrucken wollt, dann ist unser Bloody Sage genau die richtige Wahl!

    Bloody Sage – ein Blutorange-Gin-Cocktail mit Salbei (1 Tumbler):

    6 cl Gin
    6 cl Blutorangensaft
    2 cl Vanillesirup (Wasser und Zucker zu gleichen Teilen mit einer aufgeschnittenen Vanilleschote aufkochen, bis der Zucker sich auflöst. Anschließend mehrere Stunden ziehen lassen, dann Vanilleschote herausnehmen, den Sirup in ein Fläschchen füllen und im Kühlschrank lagern)
    ca. 12 Salbeiblätter
    Eiswürfel
    + eine Blutorgangenscheibe und ein Salbeiblatt zum Garnieren

    Alle Zutaten in einem Shaker auf Eis shaken und doppelt abgießen (also nicht nur durch ein Barsieb, sondern auch noch durch ein feines Küchensieb). In einem Tumbler auf Eis servieren und mit einem Salbeiblatt und einer Scheibe Blutorange garnieren.

    Bloody Sage Blutorange Salbei Drink-1

    Da es mittlerweile offensichtlich kein allzu großes Geheimnis mehr ist, dass wir alkoholischen Getränken nicht ganz abgeneigt sind, hat uns Heimo, unser Restaurant-Day-Drinks-Spezialist, ein Blogstöckchen ins Glas geworfen, um sich nach unseren Trinkgewohnheiten zu erkundigen. Die beiden Jungs von Bildungstrinken haben sich den charmanten Fragebogen ausgedacht, den wir nach Beantwortung natürlich pflichtbewusst an andere Hobby-AlkoholikerInnen und -MixerInnen weitergeben. Jetzt erst mal die ungeschönte Wahrheit:

    Was ist dein liebster Drink?

    Steffen: Das kann ich nicht sagen. Ich habe das Gefühl, dass es noch so viel zu entdecken gibt, dass ich mich nicht auf irgendwas festlegen kann. Aber mit einem guten Gin Tonic, einem rauchigen Single Malt oder einem kühlen IPA kann man bei mir aktuell nicht viel falsch machen.

    Sabrina: Puuh, schwierig! Ich bin was Drinks angeht ziemlich experimentierfreudig und probiere gerne neue Kombinationen, daher bin ich nicht auf einen bestimmten Drink festgelegt. Bei einem Moscow Mule oder Gin Tonic sage ich aber dennoch nie Nein!

    Wann hast du das erste Mal Alkohol getrunken?

    Steffen: Ich hatte mit elf oder zwölf mal eine Phase, in der ich immer alkoholfreies Bier getrunken habe. Ernsthaftere Kontakte (zumeist mit Bier und Apfelwein) kamen aber erst nach der Konfirmation.

    Sabrina: Wenn ich als Kind bei meinen Großeltern zu Abend gegessen habe, hat mich mein Opa öfter mal an seinem Bier nippen lassen. Fand ich ganz furchtbar, habe es aber immer wieder probiert. Das erste Mal betrunken war ich mit 13 auf einer Silvesterparty. Es gab zu viel zu süßen, zu billigen Sekt. Uäääh! Später bin ich dann, wie es sich für eine hessische Teenagerin gehört, dem Apfelwein verfallen.

    Welchen Drink hast du am meisten bereut?

    Steffen: Zuletzt einen schlechten Gin-Pistazien-Cocktail im Hans im Glück, bei dem der Limettensaft aus der Flasche derart penetrant war, dass jeder andere Geschmack überdeckt wurde. Ansonsten denke ich mit Schrecken an zu viele Wodka-O auf einer Abifeier, an ein paar Weizenkorn zu viel bei einem Grünkohlessen oder die Party, bei der wir anstelle von Tequila irgendwann auf Wodka mit Zitrone und Salz umgestiegen sind. Das ist zum Glück alles sehr lange her und so schlimm wurde es seitdem nicht mehr.

    Sabrina: Jep, da kann ich Steffen zustimmen, denn ich habe ebenfalls den wirklich schlechten Gin-Pistazien-Cocktail probiert. Ansonsten erinnere ich mich an viele rote Körner während des Studiums, die ich spätestens in der Vorlesung am nächsten Morgen bereut habe.

    Bar oder Kneipe?

    Steffen: Als jemand, der vier Jahre in einer Kneipe hinter der Theke stand und vor allem Bier vom Fass und günstigen Schnaps verkauft hat, kann ich nichts Schlechtes über Kneipen sagen. Es kommt wohl auf die Situation an, auch wenn sich das Gleichgewicht inzwischen deutlich in Richtung Bar verschoben hat (man wird halt doch älter).

    Sabrina: Beides zu seiner Zeit!

    Champagner oder Schaumwein?

    Steffen & Sabrina: Öhhhm, Gin? Bier? Wir sind beide keine großen Fans von Champagner, Sekt & Co. Ab und an mal ein Gläschen, mehr muss nicht sein. Aber glücklicherweise lassen sich damit auch tolle Drinks mixen.

    Mit wem würdest du gerne trinken?

    Steffen: Ich hätte wirklich gerne mit Jason Molina getrunken. Allerdings mit dem Ziel, ihn vom Trinken abzubringen, um so zu verhindern, dass er sich zu Tode säuft und dann weiterhin tolle Musik veröffentlicht.

    Sabrina: Mit Ernest Hemingway. Ich hätte da noch ein, zwei Fragen zu seinen Romanen, die sich sicherlich gut bei einem Drink klären ließen.

    Bei wem würdest du gerne trinken?

    Steffen: Bei Simone Caporale in der Artesian Bar in London würde ich gerne mal an der Theke sitzen.

    Sabrina: Nachdem Steffen so davon geschwärmt hat, gerne in Atalay Aktas Schwarzer Traube in Berlin. Ansonsten auch gerne noch mal im The Ides, der Rooftop-Bar des New Yorker Wythe Hotels. Tolle Aussicht, tolle Drinks, tolles Ambiente!

    Wie sieht deine Home Bar aus?

    Steffen & Sabrina: Voll. Unübersichtlich. Die meisten Flaschen drängen sich auf einem Regal im Flur. Whisky und Gin sind eigentlich Stammgäste, sonst variieren die Flaschen nach Gusto. Derzeit wohnen dort elf verschiedene (Single) Malts, vier Sorten Gin, einzelne Flaschen Rum, Grand Marnier, Wermut, Sherry, Kräuter- und Haselnussschnaps sowie einige Bitters. Das sonstige Barzubehör ist über die ganze Wohnung verteilt – wir brauchen dringend eine größere Küche (oder gleich ein ganzes Bar-Zimmer)!

    Beschreib deine Eiswürfel.

    Steffen & Sabrina: Von Ananas bis T-Rex-Knochen ist da so ziemlich alles dabei. Wenn der Drink mal nicht nach Kindergeburtstag im Glas aussehen soll, wartet im Keller noch ein riesiger Sack Eiswürfel von der Tanke. Und ganz neu dazugekommen sind die 6-cm-Kugelformen, die jedem Drink sofort die nötige Seriosität verleihen.

    Ice ice baby-1

    Was ist deine Gin-&-Tonic Empfehlung?

    Steffen: Ich mag Gins, die einen eigenen Charakter haben, wie z.B. die auf Traubenbasis. Sehr erfrischend finde in dieser Richtung die Kombination aus G’vine Floraison und Fentimans Tonic Water.

    Sabrina: Bloß nicht zu süß! Mit den ganzen Elderflower-Tonics kann ich z.B. nichts anfangen. Zu blumig, zu kitschig irgendwie. Ich mag ihn herb und zitruslastig. Als Basis finde ich den Botanic Gin ganz großartig, der mit Botanicals wie Buddhas Hand, Orange, Thymian und Anis aufwarten kann. Dazu etwas Grapefruitzeste und ein herbes Tonic, dann bin ich glücklich!

    Wie bekämpfst du deinen Hangover?

    Steffen & Sabrina: Mit einem umfangreichen und deftigen Frühstück! Huevos Rancheros eignen sich dafür ganz hervorragend. Dazu viel Wasser, ein Sofa und haufenweise DVDs.

    So, und jetzt ihr!:

    Karin & Torsten von Wallygusto

    Julia von Chestnut & Sage

    Ylva von Der Klang von Zuckerwatte

    Britta von Glasgeflüster

    Petra von Der Mut Anderer

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    Deutschland, Getestet, Getrunken, München

    München im Whisky-Fieber: ein Rückblick auf die Finest Spirits 2015

    Finest Spirits 2015 München Whisky-3

    Jedes Jahr Ende Februar lassen sich im Münchner MVG Museum, zwischen alten Straßenbahnen und einem Bussimulator, die aktuellen Spirituosentrends erkunden. Unzählige Aussteller aus der ganzen Welt präsentieren auf der Finest Spirits ihre neuesten Kreationen und geben einen Einblick in alles, was derzeit angesagt ist. Wie auch schon 2014 habe ich mich der harten Aufgabe gestellt, mich am Eröffnungstag durchs Sortiment zu probieren. Dabei haben sich einige interessante Entwicklungen herauskristallisiert, die ich euch zusammen mit den spannendsten Neuentdeckungen präsentieren möchte:

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    Whisky – alterslose Weltbürger

    Ganz deutlich zeigt sich, dass die Tendenz der letzten zwei bis drei Jahre, immer mehr Whiskys ohne Altersangabe – also mit No-age-Statement – auf den Mark zu bringen, auch zukünftig bestimmend sein wird. Der Whisky-Boom der letzten 15-20 Jahre hat die Lagerhäuser deutlich geleert und bis sich die inzwischen wieder gesteigerte Produktion der letzten Jahre bemerkbar macht, wird es wohl noch eine Weile dauern. Also verzichten viele neue Whiskys auf eine Altersangabe (so auch die auf den Fotos oben zu sehenden Neuvorstellungen von Glenlivet und Glenmorangie), was aufgrund des Fetisches um möglichst lange Lagerzeiten eigentlich auch ganz gut ist. Gleichzeitig zeigt sich, dass guter Single Malt nicht mehr nur aus Schottland kommen muss. Immer mehr Brennereien aus Europa oder auch Asien drängen mit neuen, aufregenden Flaschen auf den Markt, und diese jungen Marken werden mit jedem Jahr besser. Meine Highlights kamen diesmal aus Schweden, der Schweiz und Taiwan.

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    In Schweden wird seit 1999 unter dem Namen Mackmyra Whisky produziert, der inzwischen eine hervorragende Qualität erreicht hat. Die Abfüllungen besitzen einen ganz eigenen Geschmack, den ich nicht ganz verorten kann, der aber wohl auf die Lagerung in schwedischen Eichenfässern zurückzuführen ist. Das sorgt für einen hohen Wiedererkennungswert, trotz der vielen Varianten, die bei Mackmyra inzwischen verfügbar sind. Man zeigt sich dabei deutlich experimenteller als in Schottland, hat Lagerhäuser in verschiedenen Landesteilen und Klimazonen und es gibt sogar Drams, denen am Ende noch ein Finish mit Kaffeebohnen oder Maulbeeren verpasst wird. Dem Puristen rollen sich da vermutlich die Zehennägel hoch; ich finde es toll!

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    Nicht ganz so abgedreht, aber auch etwas ab vom Standard-Single-Malt finden sich die Whiskys der von mir schon im letzten Jahr erwähnten Schweizer von Säntis Malt. Hier wird in Bierfässern gelagert (immerhin gehört die Marke zu einer Brauerei) und mit Braumalz gearbeitet. Das Ergebnis sind ausdrucksstarke Spirituosen, die trotz der bisher nur kurzen Lagerzeit eine tolle Tiefe besitzen. Spezialabfüllungen erhalten zudem auch mal ein mutiges Finish im Kirschweinfass. Seit Neuestem wird Säntis Malt in Deutschland von Caminneci vertrieben, daher gibt es auch gleich eine Limited Edition für den deutschen Markt. Die Germany Edition II (2015) kommt mit ordentlichen 48% daher und wurde nach drei Jahren in den üblichen Bierfässern weitere zwei Jahre in frischen Sherryfässern gelagert. Die Sherryaromen landen auch als Erstes in der Nase – es riecht toll nach Rosinen und getrockneten Früchten. Im Geschmack findet sich eine ganz leichte Rauchnote, eine dezente Schärfe (die 48% sind gut eingebunden) und leichte Holznoten. Der Whisky ist längst nicht so süß, wie der Geruch vermuten lässt, sondern schön würzig und füllt sofort den ganzen Mund aus. Ein komplexer, nicht zu gefälliger Whisky, der einen angenehmen Nachgeschmack hinterlässt. Wenn ihr eine von den wenigen Flaschen seht: zugreifen!

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    Ganz weit weg von allen Whisky-Klischees geht es mit meiner dritten Entdeckung: nach Taiwan. Dabei ist es nur logisch, dass auf der Insel hervorragender Whisky produziert wird, gehört das Land doch zu den Hauptabnehmern von Whisky weltweit. So verwundert es auch nicht, dass die Brennerei Kavalan aktuell 6 Millionen Flaschen im Jahr produziert. Derzeit sind acht Whiskys im Angebot, alle von hervorragender Qualität. Dabei sollte man sich auch nicht vom jungen Alter in die Irre führen lassen, denn das Klima in dem asiatischen Land sorgt dafür, dass der Reifeprozess etwa drei- bis viermal so schnell abläuft, wie in Schottland. Ein gerade einmal dreieinhalb Jahre alter Single Malt, wie der bei der Masterclass zuerst verkostete Kavalan Concertmaster, entspräche also eher einem zwölfjährigen Schotten. Sechs Monate verbrachte er zudem in Portweinfässern, was für eine tolle, schwere Süße sorgt. Mein Favorit der vier verkosteten Whiskys ist leider auch gleich die teuerste Flasche im Angebot. Der mit 56% ordentlich starke Kavalan Solist (Ex-Bourbon, Cask Strength) kommt auf stolze 120€, ist aber auch ein extremst toastiger, kräftiger und vollmundiger Dram. Mit Wasser wird er noch etwas komplexer und hinterlässt einen langen Abgang. Wer mir also eine Freude machen will … *hust*.

    In Anbetracht der aktuellen Preisentwicklungen ist es begrüßenswert, dass immer mehr Player auf den Markt drängen und die Anzahl der hochwertigen Abfüllungen, die außerhalb Schottlands produziert werden, ansteigt. Ich bin gespannt, was die kommenden Jahre bringen werden.

    Gin – der Boom hält an

    Die Zahl der Ginsorten ist kaum noch zu überblicken. Inzwischen sind Gin-LiebhaberInnen auch schon Zielscheibe des allgemeinen Spotts geworden (z.B. bei jetzt oder Vice – eine Replik gibt es bei Mixology) und alle warten gespannt auf die nächste Sau, die durchs Dorf bzw. die Bar getrieben werden kann. Noch hält der Boom jedoch an und auch wenn 2015 Rum im Fokus der Finest Spirits stand, war Gin dennoch an allen Ecken und Enden zu finden. Eigentlich kaum zu glauben, dass immer noch neue Sorten auf den Markt kommen.

    Nicht ganz neu – aber von mir bisher noch nicht getestet – ist z.B. der Granit Gin aus der bayrischen Brennerei Penninger. Der mit Zutaten aus dem Bayerischen Wald verfeinerte Gin ist allerdings nicht ganz mein Fall, fehlt ihm für meinen Geschmack doch das Besondere, das ihn von anderen Sorten unterscheidet (und den Preis von über 30€ rechtfertigt).

    Finest Spirits 2015 München Whisky-11

    Interessant war dagegen eine ganz neue Kreation aus Brandenburg, die ich im Vorfeld schon auf Instagram entdeckt hatte: Tonka-Gin. Auch wenn es den Puristen vielleicht gruseln mag – das ist zumindest eine Zutat, die ich bisher noch in keinem Gin gefunden habe. Der Geschmack ist dementsprechend auch schön vanillig, ohne zu sehr ins Süße abzudriften. Ein interessantes Nischenprodukt, mit dem man bestimmt auch toll mixen kann.

    Ebenfalls ganz neu auf dem Markt ist der G=in³, den die Brennerei Ziegler herstellt. Vielleicht war es schon zu spät am Abend, aber auch hier war ich nicht zu 100% überzeugt. Schlecht schmeckt der Wachholderschnaps allerdings nicht, denn er ist angenehm leicht im Geschmack, ohne eine angemessene Härte beim Alkohol vermissen zu lassen.

    Finest Spirits 2015 München Whisky-7

    Meine ganz persönliche Entdeckung kam allerdings vom Bodensee. Dort brennt die Familie Senft seit einigen Jahren schon ganz hervorragende Obstbrände und Liköre (der Williams und der Haselnusslikör sind göttlich!) und hat inzwischen neben einem eigenen Whisky auch einen Gin im Angebot. In der schlichten Flasche verbirgt sich ein kräftiger Gin mit klaren Zitrusnoten, der mich so überzeugt hat, dass eine Flasche mit nach Hause musste. Ich bin gespannt, wie er sich im Gin Tonic und anderen Drinks so anstellt.

    Finest Spirits 2015 München -1

    Natürlich gab es auch 2015 noch viele andere Getränke zu verkosten (z.B. leckeren Orangen-Hopfen-Likör), aber das würde an dieser Stelle wohl den Platz sprengen. Die Finest Spirits hat auf jeden Fall gezeigt, dass es im Spirituosenbereich spannend bleibt und es auch abseits der bekannten Marken noch einiges zu entdecken gibt. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf das kommende Jahr! Bis dahin habe ich jetzt ja erst mal genügend Vorräte angesammelt.

    Vielen Dank an storykitchen für die Einladung zur Messe und das Probefläschchen Säntis Malt vorab. Meine Meinung bleibt davon, wie immer, unberührt.

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    Gekocht

    Der Rest vom Rest: Ziegenkäsetaler mit Kürbiskernkaramell und Radicchio-Birnen-Salat

    Ziegenkäserollen mit Kürbiskaramell und Radicchio-Birnen-Salat Rezept2-1

    Als wir am Ende des letzten Restaurant Days nach über fünf Stunden Flammkuchenteig ausrollen (wusstet ihr, dass man Muskelkater in den Fingern bekommen kann?), Schmand verstreichen und sich die Finger am heißen Ofen verbrennen, erschöpft an den nun leeren Tischen saßen, mussten wir mit Schrecken feststellen, dass wir uns bei der Kalkulation des Belags wohl etwas vertan hatten. Warenwirtschaft scheint nicht unsere Stärke zu sein, denn obwohl die 7-8 Kilo Teig restlos verbraucht waren, stapelten sich noch immer beutelweise geschnittene Zwiebeln, gewürfelter Speck und unzählige Becher Crème Fraîche in der Küche. Trotz unserer Bemühungen, die letzten Gäste mit “Abschiedsgeschenken” (hier, ein Becher Schmand für die Kinder!) zu beschenken, blieben wir dennoch auf einigen Zutaten sitzen. In der Woche nach dem Restaurant Day wurden dementsprechend die KollegInnen mit Birnen-Schmand-Walnuss-Kuchen beglückt, Blaubeeren zu Marmelade verarbeitet, Apfelkompott eingekocht und für die Mittagspause im Büro eine Zucchinisuppe angerührt. Nach diesen Anstrengungen leerten sich langsam Keller und Kühlschränke, bis es plötzlich nur noch einige Rollen Ziegenkäse und ein paar hartnäckige Birnen waren, die ganz dringend auf ihre Verarbeitung warteten.

    Zum Glück haben wir eine passende Inspiration gefunden, deren Interpretation wir euch nicht vorenthalten möchten. Die Kombination aus Karamell und Käse mag zunächst ungewöhnlich klingen, aber wir garantieren euch: das funktioniert geschmacklich wunderbar! Die Würze des Ziegenkäses und das Bittere des Radicchios werden durch den süßen und knackigen Karamell in Schach gehalten und ergeben eine köstliche Vorspeise (oder mit etwas Brot auch ein Abendessen für zwei).

    Ziegenkäserollen mit Kürbiskaramell und Radicchio-Birnen-Salat Rezept2-2

    Ziegenkäsetaler mit Kürbiskernkaramell und Radicchio-Birnen-Salat (für 4-6 Personen als Vorspeise oder 2 Personen als Hauptspeise):

    60 g Zucker
    40 g + 10 g geröstete Kürbiskerne
    1 halber Kopf Radicchio
    1 große Birne
    2 EL Balsamicoessig
    3 EL Birnensaft
    1 EL Walnussöl
    2 EL Olivenöl
    ½ TL Senf
    ½ TL Honig
    1 Rolle Ziegenkäse
    Salz, Pfeffer

    1. Für das Kürbiskernkaramell den Zucker in einer beschichteten Pfanne hellbraun karamellisieren lassen, sofort 40 g Kürbiskerne hinzufügen, vermischen und die Masse auf einem Blatt Backpapier dünn verstreichen. Vollständig abkühlen lassen und in acht Stücke brechen, die etwa dem Durchmesser der Ziegenkäserolle entsprechen.

    2. Den Radicchio in Streifen schneiden, waschen und trocknen. Die Birne waschen, entkernen und in lange Spalten schneiden.

    3. Für das Dressing Balsamicoessig, Birnensaft, Walnuss- und Olivenöl, Senf und Honig mit etwas Salz und Pfeffer verrühren.

    4. Den Ofen auf 180°C vorheizen. Den Ziegenkäse in acht Scheiben schneiden und nebeneinander auf ein mit Backpapier augelegtes Backblech setzen. Jeweils ein Stück Kürbiskernkaramell auf die Käsescheiben legen. Auf der mittleren Schiene des Ofens ca. 8-10 Min. backen, bis der Karamell flüssig geworden ist. Währenddessen den Salat und die Birnen auf Tellern anrichten. Sobald die Ziegenkäsetaler fertig sind, diese aus dem Ofen direkt auf die Teller geben, das Dressing über Salat und Birnen verteilen, die restlichen Kürbiskerne darüberstreuen und sofort servieren.

    Ziegenkäserollen mit Kürbiskaramell und Radicchio-Birnen-Salat Rezept2-3

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    Gekocht, Gelesen

    All you can tapa: vegane Kartoffel-Apfel-Spinat-Türmchen mit getrockneten Tomaten und Sherry-Rosinen {Buchvorstellung: Tapas vegetarisch}

    Kartoffel-Apfel-Spinat-Türmchen mit getrockneten Tomaten und Sherry-Rosinen Rezept-3-2

    VegetarierInnen und die spanische Küche haben es manchmal nicht leicht miteinander. Klingen ausgedehnte Tapas-Abende in Madrid, Sevilla oder San Sebastián aus der Ferne noch so verführerisch, holt einen vor Ort schnell die spanische Realität in Form von Ibérico-Schinken, Chorizo, Hähnchen in Mandelsoße, Fisch und Meeresfrüchten ein. Für Fisch- und Fleischesser ein kulinarisches Paradies, doch für den vegetarischen Gaumen bleiben auf den ersten Blick oft nicht mehr als Patatas bravas, Tortilla oder Piminetos de padrón (auch wenn ich mich allein davon wochenlang ernähren könnte …). Grundkenntnisse der spanischen Sprache helfen da jedoch weiter, lassen sich so zumindest ein paar vegetarische Alternativen abseits der Karte erfragen. Doch auch im Gespräch wird schnell klar, dass “vegetarisch” im Land der Pata Negra oftmals Auslegungssache ist: manche gießen das “vegetarische Risotto” mit Geflügelfond auf, für andere bedeutet “streng vegetarisch” lediglich den Verzicht auf rotes Fleisch. Dennoch sollte man sich als VegetarierIn mit kulinarischen Ansprüchen nicht von der zunächst undurchdringbar scheinenden spanischen Fleischfront einschüchtern lassen. Taucht man etwas tiefer in die spanische Tapas-Kultur ein, lassen sich durchaus einige fisch- und fleischlose Perlen wie Berenjenas con miel (frittierte Auberginen mit Honig), Queso de cabra con cerezas (überbackener Ziegenkäse mit geschmorten Kirschen) oder eine der unzähligen Kreationen mit Artischocken, Oliven, Sherry und jeder Menge Knoblauch entdecken.

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    Genau solche Perlen hat Margit Kunzke in ihrem Buch “Tapas vegetarisch” zusammengestellt, das 2014 im Hädecke Verlag erschienen ist. Anhand von rund 50 Rezepten beweist die seit 30 Jahren in Spanien lebende Autorin, dass der Tapas-Genuss auch VegetarierInnen vergönnt sein kann. Nach einer Einführung in typisch spanische Spezialitäten folgen Kapitel über Süppchen und zu einzelnen Zutaten wie Auberginen, Käse, Kartoffeln oder Pilzen. Die Rezepte sind übersichtlich gegliedert und werden in den meisten Fällen durch hilfreiche Tipps zur Vor- und Zubereitung oder zu alternativen Zutaten ergänzt. Auch die Anzahl der veganen Rezepte, die zusätzlich mit einem kleinen “v” gekennzeichnet sind, ist erfreulich hoch. Die ansprechenden Food-Fotos machen Lust, sich sofort in die Küche zu stellen und loszubrutzeln.

    Tapas vegetarisch Kochbuch Innenseiten-1

    Tapas vegetarisch Kochbuch Innenseiten-2

    Gleich beim ersten Durchblättern entdecke ich in jedem Kapitel mehrere Gerichte, die ich unbedingt ausprobieren möchte. So kommt es, dass das Silvestermenü diesmal ganz im Zeichen der vegetarischen Tapas steht: gebratene Auberginen mit Ziegenkäseschaum und Lavendel, Hummus aus Süßkartoffeln und Basilikum sowie Tomatentarte mit Lavendel, Ziegenkäse und schwarzen Oliven können überzeugen und sind relativ schnell und einfach zubereitet. Allein die Datteln mit Frischkäse gefüllt erweisen sich als etwas öde und fad. Eine Einladung zum Tapas-Abend bei den Wallygustos (noch einmal vielen Dank an dieser Stelle! ) bietet darüber hinaus Gelegenheit, weitere Gerichte aus “Tapas vegetarisch” zu probieren, denn auch dort wird bereits eifrig aus dem kleinen Büchlein gekocht: die Tomaten auf Blätterteigquadraten, die Champignons in Sherry und die gefüllten Datteln mit Blauschimmelkäse erweisen sich ebenfalls als köstlich. Für den Sommer vorgemerkt sind jedenfalls bereits marinierte Artischocken mit Balsamico-Erdbeeren und die Pinienkernsuppe mit Zuckerschoten.

    Tapas vegetarisch Kochbuch Innenseiten 2-1

    Tapas vegetarisch Kochbuch Innenseiten 2-2

    Am besten geschmeckt hat uns jedoch eine Tapas-Kreation, die in die Höhe schießt: Kartoffel-Spinat-Türmchen, die mit getrockneten Tomaten und in Sherry eingelegten Rosinen garniert werden. Spontan haben wir in unsere Variante noch einen Apfel eingeschmuggelt, der im Turm wunderbar mit den gebackenen Kartoffelscheiben sowie den anderen Zutaten harmoniert. Statt in der Pfanne haben wir die Kartoffelscheiben zudem im Ofen gebacken, was ebenso gut funktioniert.

    Kartoffel-Apfel-Spinat-Türmchen mit getrockneten Tomaten und Sherry-Rosinen Rezept-2-2

    Kartoffel-Apfel-Spinat-Türmchen mit getrockneten Tomaten und Sherry-Rosinen (für 4 Tapas-Portionen):

    1-2 EL Rosinen
    4 getrocknete Tomaten
    1 kleine Knoblauchzehe
    3 Kartoffeln (möglichst rund, je 200-220 g)
    1-2 EL Pinienkerne
    300 g frischer Spinat
    1 EL Balsamico
    1 Apfel
    Olivenöl
    Salz, Pfeffer
    Optional: Sherry, Zimt

    1. Die Rosinen für 20-30 Min. in etwas Sherry (oder lauwarmem Wasser) einweichen. Die getrockneten Tomaten fein würfeln. Den Knoblauch schälen und in dünne Scheiben schneiden.

    2. Die Kartoffeln schälen und ebenfalls in dünne Scheiben schneiden (ca. 2-3 mm). Den Ofen auf 230°C vorheizen. Ein Backblech mit Backpapier auslegen, die Kartoffelscheiben nebeneinander legen und mit Olivenöl bepinseln. Mit Salz und Pfeffer würzen. Im Ofen für ca. 15-20 Min. backen, bis sie leicht knusprig sind.

    3. Währenddessen die Pinienkerne in einer Pfanne ohne Fett kurz anrösten, bis sie leicht gebräunt sind. Den Spinat waschen, ggf. die Stiele entfernen. 2 EL Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und zunächst den Knoblauch etwa 1 Min. anbraten. Den Spinat und die abgetropften Rosinen hinzufügen und alles bei mittlerer Hitze etwa 5 Min. andünsten lassen. Mit Salz und Pfeffer würzen, dann mit 1 TL Balsamico ablöschen und getrocknete Tomaten und Pinienkerne unterheben. Wer mag, schmeckt die Mischung noch mit etwas Zimt ab.

    4. Den Apfel schälen und ebenfalls in dünne Scheiben schneiden (2-3 mm). Das Kerngehäuse aus der Mitte herausschneiden. Die Apfelscheiben anschließend in einer Pfanne in etwas Öl 2-3 Min. bei mittlerer Hitze leicht weich braten.

    5. Zum Servieren zunächst die Kartoffel- und Apfelscheiben abwechselnd auf 4 Tellern zu 4 Türmchen aufschichten. Anschließend vorsichtig die Spinatmischung darauf verteilen und sofort servieren.

    Kartoffel-Apfel-Spinat-Türmchen mit getrockneten Tomaten und Sherry-Rosinen Rezept-1-2

    Fazit

    Ein kleines kompaktes 90-Seiten-Büchlein, das sicher jeden (vegetarischen und fleischliebenden) Spanien-Fan glücklich stimmt. Das eine oder andere Rezept hätten wir uns noch etwas raffinierter, abwechslungsreicher oder klassischer spanisch gewünscht, dennoch kann die Auswahl der versammelten Gerichte überzeugen. Wer sich nach weiteren Kreationen mit spanischem Einschlag sehnt, dem sei zudem der Blog der Autorin ans Herz gelegt: Kochbuch für Max und Moritz. 4,5 von 5 Pimientos.

     

    Cover_Tapas_vegetarischMargit Kunzke

    “Tapas vegetarisch”

    Hädecke Verlag, Weil der Stadt 2014

    12,95 € / ISBN: 978-3-7750-0666-8

    Vielen Dank an den Hädecke Verlag, der uns ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

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    Gebacken

    Zum Restaurant Day: Flammkuchen mit Birne, Salbei und Bergkäse

    Flammkuchen mit Birne, Salbei und Bergkäse vegetarisch und mit Speck Rezept-1

    Heute in einer Woche ist es wieder so weit: der erste Restaurant Day des Jahres steht an, und natürlich ploppen auch in München am nächsten Sonntag wieder kleine, feine Restaurants auf, die nur an diesem Tag ihre Pforten öffnen – oft an ungewöhnlichen Orten und mit außergewöhnlichen Konzepten. Noch ist die Anzahl der Pop-up-Restaurants in München zwar überschaubar, doch immerhin haben sich für den 15. Februar bereits drei Teams angemeldet, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, neugierige und hungrige Münchner zu bekochen und zu bebacken. Bereits im November haben wir uns dem Team der Dirty X Break angeschlossen und festgestellt, dass sich an so einem Abend scheinbar ungeplant Chaotisches auf magische Weise in etwas ganz wunderbar Harmonisches (und Leckeres!) verwandeln kann. Wer unsere Dirty Dinner Break im Wine on the Rocks verpasst hat, findet bei Heimo, Vivi und Maria schöne Rückblicke auf einen rundum gelungenen Abend.

    Auch kommenden Sonntag stehen wir zusammen mit Sabine, Katja und Heimo wieder in der Küche. Diesmal zieht es uns kulinarisch ins Elsass und wir hoffen, ihr kommt mit! Unter dem Motto “Flammkuchen” werden euch die französischen Teigfladen in ganz unterschiedlichen Variationen begegnen – von ganz klassisch bis merkwürdig-schräg, mal salzig, mal süß, mal vegetarisch, mal mit Fleisch. Bezahlt wird auch diesmal wieder nach dem “Pay-what-you-want”-Modell. Alles, was nach Deckung unserer Unkosten übrig bleibt, wird an eine lokale Einrichtung gespendet.

    Wann? Wie? Wo?

    Sonntag, 15. Februar 2015, 16:00-22:00 Uhr

    Maria-Theresia-Straße 6, 81675 München (einfach den Schildern folgend an der Haustür vorbei, durch das Tor und über die Terrasse kommen)

    Alles Infos zur Dirty Flammkuchen Break findet ihr auf unserer Facebook-Seite – wir freuen uns, wenn ihr am nächsten Sonntag vorbeikommt! Bis dahin hoffen wir mal, dass unsere Vorfreude nicht in Panik umschlägt, weil es noch so viel zu tun gibt …

    Um euch kulinarisch schon etwas einzustimmen und (hoffentlich) zu überzeugen, dass sich der Weg zum Max-Weber-Platz am kommenden Sonntag auf jeden Fall lohnen wird, gibt es heute einen kleinen Vorgeschmack auf das, was euch erwartet. Unsere Flammkuchen-Variante mit Birne, Salbei und Bergkäse haben wir inzwischen dreimal aus dem Ofen geholt und können uns (trotz derzeitigem Flammkuchen-Overkill) daran nicht satt essen.

    Flammkuchen mit Birne, Salbei und Bergkäse vegetarisch und mit Speck Rezept-3

    Flammkuchen mit Birne, Salbei und Bergkäse – vegetarisch und mit Speck (für 12 kleine Flammkuchen):

    Für den Teig

    300 g Mehl Type 550
    2 TL Salz
    3 EL Öl
    140 ml Wasser

    Für den Belag

    2 Birnen
    5 kleine rote Zwiebeln
    100 g Bergkäse
    1 große Handvoll frische Salbeiblätter
    50 g geräucherter Speck
    200 g Schmand
    Salz, Pfeffer
    30 g Pinienkerne

    1. Für den Teig Mehl, Salz, Öl und Wasser in eine Schüssel geben und zunächst mit den Knethaken des Handrührers oder der Küchenmaschine verrühren. Wenn die Masse grob zusammenhält, weiter mit den Händen zu einem geschmeidigen Teig verkneten. Bis zur Weiterverarbeitung in Frischhaltefolie wickeln.

    2. Die Birnen waschen, vierteln, entkernen und in dünne Spalten schneiden. Die Zwiebeln schälen und in dünne Ringe schneiden. Den Bergkäse grob raspeln. Die Salbeiblätter waschen, trocken schütteln und grob hacken. Den Speck in kleine Stifte schneiden.

    3. Den Teig in 12 Portionen zu ca. 40 g teilen und auf einer bemehlten Arbeitsfläche dünn ausrollen (ca. 15 cm Durchmesser). Auf einen leicht mit Mehl bestäubten Teller geben (das Mehl ist wichtig, damit sich die Flammkuchen nachher problemlos in den Ofen schieben lassen). Den Ofen inkl. Backblech auf 230°C vorheizen.

    4. Die ausgerollten Teigfladen mit je ca. 1 EL Schmand bestreichen, salzen und pfeffern. Nacheinander mit Zwiebelringen, Birnenspalten und Käse belegen. Eine Hälfte der Flammkuchen zusätzlich mit Speck, die andere mit Pinienkernen belegen. Beide Varianten zum Schluss mit Salbei bestreuen.

    5. Jeweils zwei Flammkuchen auf ein mit Backpapier belegtes Blech gleiten lassen (ggf. mit einem bemehlten Pfannenheber o.ä. nachhelfen) und für 9-11 Min. im Ofen backen. Die Ränder sollten kross und der Käse geschmolzen sein. Nach Belieben nochmals mit frischem Salbei bestreuen.

    Tipp: Wer nur vegetarische oder mit Speck belegte Flammkuchen haben möchte, verzichtet einfach auf Pinienkerne bzw. Speck und verdoppelt die Menge der anderen Zutat.

    Flammkuchen mit Birne, Salbei und Bergkäse vegetarisch und mit Speck Rezept-2

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    Gemixt

    Gerührt, nicht geschüttelt: Gin & Pear

    Gin & Pear Drink Feed me up before you go-go-2-2
    Heute präsentieren wir euch mal wieder einen Cocktail bzw. eigentlich spricht man ja inzwischen von Drinks, das hört sich gleich schon viel edler an. Das Wort “Cocktail” hat für mich nach wie vor den Beigeschmack von schirmchenbeladenen Piña Coladas und uninspirierten Karten in langweiligen Bars. Der Mann oder die Frau hinter der Bar ist deswegen auch längst kein Barkeeper mehr, sondern ein/e Mixologe/Mixologin und verwandelt jedes Glas in ein kleines Kunstwerk (urkomisch auf die Spitze getrieben bei Portlandia). Während man in Deutschland meist in Bars gehen muss, um in den Genuss solcher feinen Kompositionen zu kommen, ist es in den USA inzwischen Standard, dass jedes bessere Restaurants Drinks anbietet, die aktuelle Trends aufgreifen und damit eine attraktive Alternative zu Bier und Wein darstellen.

    Ein Trend der letzten Jahre ist zum einen die Wiederentdeckung von Bitters, jenen Aromabomben, die es inzwischen in unzähligen Geschmacksrichtungen gibt (ein guter Einstieg für das Mixen zu Hause ist das Cocktail Bitters Traveler’s Set). Zum anderen landen vermehrt Zutaten in Glas und Shaker, die dort auf den ersten Blick nichts zu suchen haben. Gemüsesäfte, Gewürze oder Kräuter – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Das Schöne daran ist, dass man dieser Kreativität auch zu Hause relativ einfach freien Lauf lassen kann. Das Experimentieren fällt sogar einfacher als beim Kochen, denn so ein Drink ist im Zweifel schneller zusammengerührt, getestet und verbessert als ein aufwendiges Gericht. So kam es, dass wir in den letzten Wochen immer wieder in der Küche standen und aus dem wachsenden Berg an Spirituosen und dem, was gerade in Kühlschrank und Speisekammer zu finden war, neue Mischungen kreierten.

    Gin & Pear Drink Feed me up before you go-go-1-2

    Netterweise durften wir im letzten Jahr am World-Class-Barkeeping-Workshop mit dem Meister der Mixologen, Simone Caporale aus London, teilnehmen (ihr kennt ihn nicht? Dann mal auf zu Jamie Olivers Drinks Tube und alle seine Videos anschauen!) und haben dort gleich noch ein paar handwerkliche Grundlagentricks mitbekommen. Ein guter Drink sollte ausbalanciert sein, süße Aromen also mit etwas Saurem ausgleichen oder Fruchtiges mit Würzigem kombinieren, um so eine perfekte Mischung zu erreichen. Zum Mixen, egal ob ihr nun rührt oder schüttelt, immer vieeeel Eis verwenden, damit der Drink gekühlt, aber nicht verwässert wird. Beim Abschmecken die ganze Zunge nutzen, nicht nur die Spitze, ihr wollt ja alle Nuancen mitbekommen. Und grundsätzlich gilt natürlich: üben, üben, üben bzw. trinken! Es gibt wahrlich Schlimmeres …

    Simone Caporale Masterclass Drinks-1
    Simone Caporale Masterclass Drinks-3
    Simone Caporale Masterclass Drinks-2

    Während unserer heimischen Übungsrunden ist u.a. dieser köstliche Drink herausgekommen, der sowohl als Aperitif als auch als Drink für den späteren Abend hervorragend funktioniert. Fruchtig, süß, aber mit genügend Würze, um ihn nicht zu süffig werden zu lassen. Aber seid gewarnt, das Glas ist schneller leer als ihr mixen könnt …

    Gin & Pear Drink Feed me up before you go-go-3-2
    Gin & Pear (für ein 300 ml Glas):

    3 cl Gin
    2 cl Grand Marnier Cordon Rouge
    7 cl Birnensaft
    2 Spritzer Orange Bitters
    1 Zweig Rosmarin + einen weiteren zur Deko
    Sekt
    Eis

    Alle Zutaten – außer Sekt und Eis – in ein gekühltes hohes Glas geben und mit einem Barlöffel verrühren. Mit Eis auffüllen und mit Sekt aufgießen. Noch einmal kurz durchrühren, mit einem Rosmarinzweig garnieren und sofort servieren.

    Gin & pear Gran Marnier Paris France-1

    Vielen Dank an Häberlein & Mauerer und Diageo, die uns zum Workshop eingeladen und uns zum Mixen den Grand Marnier Cordon Rouge zur Verfügung gestellt haben. Unsere Meinung bleibt davon, wie immer, unberührt.

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    Gekocht, Gelesen

    Pasta gegen den Winterblues: Spaghetti mit Ofenpaprika und Spiegelei

    Pasta mit gegrillter Paprika und Spiegelei Rezept-1

    Ich bin ja überhaupt kein Wintermensch. Ich fahre kein Ski, finde es nervig, tausend Schichten Kleidung anziehen zu müssen, wenn ich vor die Tür gehe, hasse die schmerzenden Finger beim Fahrradfahren, und die Verspätungen der S-Bahn aufgrund von vereisten Weichen machen es auch nicht besser. Im T-Shirt rumlaufen und in der Abendsonne Gin Tonics schlürfen ist doch viel schöner, oder? Aber solange es draußen weiterhin schneit und stürmt (die letzte Nacht hat München wieder in ein Winter Wonderland verwandelt), muss man wohl nach Möglichkeiten suchen, diese Jahreszeit etwas erträglicher zu gestalten. Eine Option ist es, sich mit neuen Büchern unter der Bettdecke zu verkriechen, z.B. mit unserem gewichtigsten Neuzugang, dem Essential New York Times Cookbook. Darin sind in überarbeiteter Form die besten, interessantesten und beliebtesten Rezepte aus 150 Jahren Zeitungsgeschichte versammelt. Damit ist dieser Wälzer nicht nur ein Kochbuch, sondern auch ein Beitrag zur “Culinary & Food History” der Vereinigten Staaten. Wer also nicht nur wissen will, wie Kartoffelchips zubereitet werden, sondern auch erfahren möchte, wie und wann sie erfunden wurden, liegt hiermit genau richtig. Das alles ist so spannend geschrieben, dass es auch gar nicht stört, dass es keine Fotos zu den Rezepten gibt. Stattdessen erfährt man beim Durchblättern, wie sich die Essgewohnheiten immer wieder verändert haben, wie bestimmte Zutaten en vogue wurden und wieder von den Tellern verschwanden und vor allem auch, wie stark die Küche der USA von den verschiedenen Einwanderergruppen beeinflusst und bereichert wurde.

    Rezepte markieren macht bei diesem Monster gar keinen Sinn, denn bei 1400 Einträgen stolpere ich gefühlt auf jeder zweiten Seite über etwas, das ich sofort nachkochen oder -backen möchte. Passend zum Wetter hat es schließlich die Adaption einer einfachen, aber wirksamen Pasta zuerst auf den Teller geschafft. Die Idee, gegrillte Paprika mit Spiegeleiern zu kombinieren, klang einfach zu verführerisch und nach einigen Anpassungen an unseren persönlichen Geschmack ist ein Gericht herausgekommen, gegen das auch der fieseste Winterblues keine Chance hat.

    Pasta mit gegrillter Paprika und Spiegelei Rezept-2

    Spaghetti mit Ofenpaprika und Spiegelei (Rezept für 2 Personen):

    Zutaten

    • 3 rote Paprika
    • 1 fein gehackte Knoblauchzehe
    • ½ TL fein gehackte rote Chilischote
    • 2 EL fein gehackte Petersilie
    • Salz
    • Pfeffer
    • 2 EL Semmelbrösel
    • 2 EL Pinienkerne
    • Olivenöl
    • 250 g Spaghetti
    • 2 Eier

    Zubereitung

    1. Den Ofen auf Grillfunktion oder höchste Temperatur vorheizen. Die Paprika waschen, halbieren, entkernen und mit der Schale nach oben auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen. In der oberen Hälfte des Ofens in etwa 20 Minuten so lange grillen, bis die Haut schwarz wird und Blasen wirft. Mit einer Zange aus dem Ofen holen und für 10 Minuten in einen Gefrierbeutel geben und verschließen. Anschließend sollte sich die Haut ganz einfach abziehen lassen. Die geschälte Paprika in Streifen schneiden.
    2. Einen großen Topf mit Salzwasser zum Kochen bringen und den Ofen auf 200 °C vorheizen. Die Paprikastreifen zusammen mit Knoblauch, Chili und Petersilie in eine kleine Auflaufform geben. Mit Salz und Pfeffer würzen. Mit Semmelbröseln und Pinienkernen bestreuen, alles mit 5-6 EL Olivenöl beträufeln und 10 Minuten im Ofen überbacken.
    3. Währenddessen die Spaghetti ins kochende Wasser geben und gar kochen. Ca. 4-5 Min. vor Ende der Garzeit ein wenig Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und darin zwei Spiegeleier braten. Die Spiegeleier mit Salz und Pfeffer würzen und vom Herd nehmen, wenn das Eiweiß gerade fest geworden, das Eigelb aber noch richtig flüssig ist.
    4. Die Kunst bei diesem Gericht besteht eigentlich darin, am Ende alle drei Komponenten gleichzeitig fertig zu bekommen. Zum Servieren die Nudeln abgießen und in eine große Schüssel geben. Die Paprikamischung aus dem Ofen hinzufügen und gut vermengen. Anschließend die Spiegeleier hinzufügen und mit zwei Gabeln zerreißen und alles vermengen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Das Eigelb sorgt zusammen mit den Säften aus der Auflaufform für eine cremige Soße. Wer will, kann die Nudeln auch zunächst ohne Ei auf Tellern verteilen und jeweils mit 1 Spiegelei garnieren. Dann kann man das Ei selbst am Tisch zerrupfen.

    Pasta mit gegrillter Paprika und Spiegelei Rezept-3

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