Die Idee zu diesem Burger spukte schon eine ganze Zeit in meinem Kopf herum. Ein Burger, der Geschmacksrichtungen und Zutaten der nordafrikanischen Küche aufnimmt und zwischen zwei Brötchenhälften presst, Gewürze wie Zimt und Kreuzkümmel integriert, Kräuter wie Minze und Petersilie unterbringt und natürlich die würzige Schärfe von Harissa mit dem typischen Burgergefühl verbindet. Auch Salzzitronen haben wir versucht unterzubringen, jedoch konnten sie uns beim Experimentieren nicht ganz als Belag überzeugen. Herausgekommen ist am Ende jedoch ein köstlicher Burger, der sowohl in der Variante mit Hühnchen als auch mit den veganen Couscous-Kichererbsen-Patties ganz hervorragend schmeckt. Wenn ihr die restlichen Kichererbsen gleich verwenden wollt, könnt ihr außerdem noch eine kleine Portion Hummus machen und diese ebenfalls auf den Burger streichen.
Der nordafrikanisch angehauchte Burger ist für mich auch eine gute Gelegenheit, um über das Kochen im 21. Jahrhundert nachzudenken. Nicht dass die Globalisierung der Küche eine Erfindung der letzten 20 Jahre wäre – der Buchtipp von mir als Historiker dazu ist Jürgen Osterhammels überwältigende 1200-Seiten-Globalgeschichte des langen 19. Jahrhunderts -, aber der Siegeszug des Internets hat nationale Grenzen in kulinarischer Hinsicht noch einmal durchlässiger werden lassen. Auch ohne eine riesige Kochbuchsammlung habe ich heute Zugriff auf die Geheimnisse indischen Currys, kann mir anlesen, welche Gerichte für Ecuador typisch sind oder wie in Südafrika gegrillt wird. Auch der kleine Hype um die peruanische Küche im vergangenen Jahr ist ohne diese digitale Entgrenzung kaum vorstellbar.
Während die kulinarischen Geschmäcke offener werden, bestürzt es mich zu sehen, dass diese Offenheit oftmals nicht für die Menschen hinter den Gerichten gilt. Döner ja, aber bitte ohne türkische Einwanderer (dass es sich bei den Menschen hinter der Theke um deutsche Staatsbürger handeln könnte, kommt manchem auch nicht in den Sinn). Asiatische Fusion-Küche? Klar, aber bitte nur von perfekt deutschsprechenden und arbeitstüchtigen Musterimmigranten zubereitet. Wer also meint, Deutschland werde von einer “Flutwelle” bedroht, glaubt die eigene Existenz sei durch “Wirtschaftsflüchtlinge” gefährdet oder behauptet, dass sich hinter jedem muslimischen Asylantrag ein frauenhassender Terrorist verbirgt, sollte auch kein Anrecht auf eine internationale Küche haben! Bleibt doch bei Klößen, esst euren Schweinebraten (wahrscheinlich wird der eh bald verboten, oder?) und freut euch über das gute “deutsche” Schwarzbrot. Wir dagegen hoffen, dass unsere Gesellschaft sich auch in Zukunft verändert und sie so abwechslungsreich und global wird, wie es unsere Essgewohnheiten meist schon sind!
Nordafrikanische Burger mit Couscous-Kichererbsen- oder Hühnchen-Patties (für 4 vegetarische oder 4 Hühnchen-Burger):
Für die Soße
6 EL Tomatenmark
1 EL Sherry
Saft von einer ½ Zitrone
1 EL Honig
2-3 TL Harissa
½ TL Zimt
½ TL Kreuzkümmel
½ TL Paprikapulver
2 EL Wasser
Ggf. 1-2 Tropfen Liquid Smoke
Salz, Pfeffer
Alle Zutaten in einer Schüssel verrühren, mit Salz und Pfeffer abschmecken. Wer es schärfer möchte, erhöht einfach die Harissamenge.
Für die veganen Couscous-Kichererbsen-Patties
125 g Coucous
250 ml Gemüsebrühe
1 kleine rote Zwiebel
150 g gekochte Kichererbsen (Dose oder selbst gekocht)
2 EL Tahinpaste
1 EL Semmelbrösel
Gewürze nach Geschmack (z.B. Kreuzkümmel, Zimt, Paprika, Koriander, Ingwer)
Salz, Pfeffer
Den Couscous in einer Schüssel mit der heißen Gemüsebrühe übergießen, verrühren und 5 Min. quellen lassen. In der Zwischenzeit die Zwiebel sehr fein würfeln. Die Kichererbsen mit einer Gabel oder einem Kartoffelstampfer grob zerdrücken (es sollten noch Stücke erkennbar sein). Zusammen mit den restlichen Zutaten unter den fertig gequollenen Couscous mischen, mit Gewürzen, Salz und Pfeffer abschmecken und zu einer formbaren Masse kneten. Bis zum Anbraten in den Kühlschrank stellen.
Für die Hühnchen-Patties
480 g Bio-Hühnerbrust
1 Knoblauchzehe
12 Blätter Minze
12 Blätter Petersilie
¾ TL Harissa
Salz, Pfeffer
Das Fleisch grob würfeln, dann mit einer Küchenmaschine klein hacken (oder einfach durch den Fleischwolf jagen). Knoblauch und Kräuter sehr fein hacken und zusammen mit Harissa und etwas Salz und Pfeffer gründlich mit dem Fleisch vermischen. Aus der Masse vier Patties formen und diese bis zum Anbraten im Kühlschrank lagern.
Für den Rest
4 Burgerbrötchen (wir vertrauen immer noch auf die großartigen Brioche-Buns von HighFoodality, die sich übrigens auch hervorragend einfrieren lassen!)
½ Zucchini
½ Aubergine
Olivenöl
Salz, Pfeffer
¼ Kopf Salat
Jeweils eine Handvoll Minze und Petersilie
1 rote Zwiebel
100 g Feta
1. Den Ofen auf Grillfunktion stellen. Ein Blech mit Backpapier auslegen. Die Zucchini längs in dünne Streifen schneiden. Die Aubergine in runde, dünne Scheiben schneiden. Das Gemüse auf dem Blech verteilen, mit Olivenöl bepinseln und mit Salz und Pfeffer würzen. Unter dem Grill ca. 10 Min. (bis das Gemüse gut gebräunt ist) garen. Bis zur Verarbeitung im Ofen warm halten.
2. Salat und Kräuter waschen, trocken schütteln. Salatblätter grob zerpflücken und mit den Kräutern vermischen. Die Zwiebel in Ringe schneiden. Den Feta längs teilen und dann vierteln.
3. Für den vegetarischen Burger aus der gekühlten Couscous-Masse vier Patties formen. Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und die Patties von beiden Seiten knusprig anbraten. Für die fleischige Variante die Hühnchen-Patties aus dem Kühlschrank holen und in einer Pfanne mit Olivenöl bei mittlerer Hitze von beiden Seiten anbraten. Währenddessen die Buns aufschneiden (wer mag, toastet sie vorher noch kurz an) und auf beiden Seiten mit der Harissasoße bestreichen.
4. Die Burger mit Zwiebelringen, Patty, Feta, gegrilltem Gemüse und Salat belegen. Reinbeißen und debil grinsend in den Burgerhimmel abheben!
20 Kommentare
Richtig! Ich stimme Dir 100 % zu.
29. März 2015 at 11:17Danke!
29. März 2015 at 22:14Yes! So schaut das aus. Fragt sich nur, woher Klöße ursprünglich kommen, auch mit Nudeln ist das so eine Sache… das könnte zu überschaubaren Mahlzeiten führen… Super eigentlich, bleibt doch so mehr für uns alle von diesen wunderbaren Burgern 😉
29. März 2015 at 13:50Hehe, vielleicht konvertieren dann ja irgendwann ein paar Leute vor Hunger 😉
29. März 2015 at 22:14Danke für diese Worte, Du sprichst mir aus der Seele 🙂
29. März 2015 at 18:09Danke, das höre ich gerne!
29. März 2015 at 22:12Tolles Rezept und toller Text! Ich habe mich letztens selbst an einem arabisch angehauchten Burger versucht und dafür die Patties aus Lammhack zubereitet…kann ich nur empfehlen 🙂 Liebe Grüße!
29. März 2015 at 18:56Danke! Und Lammfleischpatties hatte ich auch schon im Kopf gehabt. Hast du das Fleisch selbst zerkleinert oder beim Metzger bekommen? Und was für Fleischstücke hast du genau genommen?
29. März 2015 at 20:24Das Hackfleisch gab’s bei uns im türkischen Supermarkt an der Fleischtheke, das war ziemlich einfach 🙂 Liebe Grüße!
30. März 2015 at 7:56Danke für den Artikel. Manchmal ist einfach ein bisschen Klartext nötig! 🙂
30. März 2015 at 18:08[…] Kulinarische Einwanderungspolitik. Bei einem ordentlichen Burger diskutiert. […]
31. März 2015 at 11:00Hallo Ihr Lieben,
1. April 2015 at 11:58dieser Burger sieht wirklich zum Reinbeißen aus!
Ich bin voll verliebt! 🙂
LG, Karin
Vielen Dank, liebe Karin, das freut uns! 🙂
9. April 2015 at 7:23Tolles Rezept, wahre Worte – wird geteilt und das Rezept definitiv ausprobiert… Wann ist denn der nächste Burger-Abend bei euch?? 😉
4. April 2015 at 13:04LG
Ela
Hehe, der nächste Burger-Abend ist sicher nicht fern. 😉 Vielen Dank, auch fürs Teilen!
9. April 2015 at 7:24Der Wahnsinn. Gabs bei uns heute Abend..allerdings mit Frischlingshack! War sehr gut, danke!!!
12. April 2015 at 21:38Toll, vielen Dank für dein Feedback! Freut uns riesig, dass der Burger bei euch so gut angekommen ist! 🙂
13. April 2015 at 10:25Das sieht superlecker aus und wird auf jeden Fall nachgekocht – in beiden Varianten. Eine Frage zu den Kichererbsen, da mir damit etwas die Erfahrung fehlt – eingeweicht heißt lediglich über Nacht ins Wasser, sie werden also vorher nicht gekocht?
13. April 2015 at 8:18Danke & Grüße!
Anja
Hallo Anja, freut mich, dass dich der Burger anspricht. Bei den Kichererbsen sind Gekochte gemeint, das werde ich im Rezepte nochmal klarer formulieren. Wir haben übrigens welche aus der Dose verwendet, das klappt auch.
13. April 2015 at 8:34Viele Grüße,
Steffen
[…] Typisch amerikanisch, so ein Burger. Von wegen! Mit Couscous, Kichererbsen, Tahin, Harissa, Kümmel und Zimt weht ein Hauch von Orient auf deinem Burgerteller. Probier’s selbst! Zum Rezept […]
6. Dezember 2017 at 17:15