Es ist Freitagmittag, als ich in Tel Aviv ankomme. 10 Minuten nach dem Start am Bahnhof bin ich dank zu großem Rucksack und mörderischen Temperaturen durchgeschwitzt und halte erst mal an, um ein Eis zu essen. Weitere 15 Minuten später bin ich in meiner Airbnb-Wohnung – das renovierte Bauhaus-Gebäude ist traumhaft – und laufe kurz darauf zum ersten Mal über die King George Street. Nur noch wenige Stunden bis zum Sabbat, und wie jeden Freitag vibriert die Stadt. Alle Einwohner_innen und Tourist_innen scheinen auf den Beinen zu sein, noch schnell letzte Einkäufe erledigen, mit Freund_innen ein Bier trinken oder sich im Lieblingsrestaurant mit Hummus den Bauch vollschlagen, bevor am Abend vieles schließt. Ich bin völlig überwältigt von der Masse an Cafés, Restaurants und Bars – nach sechs Tagen im ruhigen Norden des Landes ist das ein kleiner Kulturschock. Ich tauche in das Getümmel des Carmel Markets ein, überall Händler mit Gemüse, Gewürzen und schrottigen T-Shirts, es riecht nach Falafel und frischen Kräutern, an mein Ohr dringt ein Sprachgewirr aus Englisch, Hebräisch, Arabisch und unzähligen weiteren Sprachen. Die Gassen werden enger, die Menschenmassen nehmen zu, aber schließlich lande ich am Ziel: einer kleinen Theke aus Sperrholz mit ein paar Barhockern und lauter Musik. Ich sitze am Beer Bazaar, der ersten Anlaufstelle für Craft Beer in Tel Aviv. Als das erste Glas kühles Fat Cat Ale vor mir steht, habe ich das Gefühl, dass mein Urlaub beginnen kann.
Food Guide
Flammkuchen, Eclairs & Gewürztraminer: Straßburg kulinarisch
Der erste Kurzurlaub des Jahres führt uns ins Elsass. “Flammkuchen in Straßburg essen” stand schon lange auf unserer kulinarischen To-do-Liste. Und wenn man sich schon mal in Reutlingen (auf dem wie immer wunderbaren Foodbloggercamp) befindet und somit die französische Grenze nur noch ein Katzensprung entfernt ist, man Fromage, Vin und Eclairs fast schon riechen kann, nutzt man natürlich die Gunst der Stunde. Keine anderthalb Stunden dauert es, bis wir Strasbourg erreichen und vom Klang der französischen Sprache umgeben sind (uns verbindet eine Hassliebe, von der ich hier schon mal berichtet habe). “In Straßburg kommst du überall mit Deutsch oder Englisch durch!” – Wie oft habe ich diesen Satz vor unserer Reise gehört. Denkste! Mein verstaubtestes und tief in den hintersten Gehirnregionen vergrabenes Französisch muss ich auspacken. Doch nach drei Tagen bin ich fast ein bisschen stolz, dass ich mich durch komplette Bestellungen und Minikonversationen im allerfeinsten Hand-und-Fuß-Französisch plappern kann. Voilà, geht doch!
Drei Nächte verbringen wir in der beschaulichen Stadt am Rhein, was sich als ideal erweist, um Straßburg und seine kleinen Gässchen etwas kennenzulernen, gemütlich durch die historische Altstadt der Grande Île und das charmante Viertel Petite France zu schlendern, im jungen Szeneviertel um die Place du Marché Gayot zu shoppen, sich in der Rue des Orfèvres durch sämtliche Feinkostläden zu probieren, im Boot auf der Ill zum Europaviertel zu schippern und sich ein paar der wirklich interessanten Museen anzuschauen, die die Stadt im Elsass zu bieten hat.
Wer nur für ein paar Tage nach Straßburg reist, sollte seinen Trip nicht ausgerechnet auf Sonntag und Montag legen, da viele Geschäfte und Restaurants an diesen beiden Tagen geschlossen haben. Verhungern muss man natürlich trotzdem nicht, auch wenn es für Vegetarier_innen auf den ersten Blick unmöglich erscheint, etwas anderes als Brot, Gebäck oder Käse zu finden. Hier ist im Vorfeld etwas Recherche und ein Blick auf die meist online einsehbaren Menükarten der Restaurants hilfreich, wenn man sich am Abend langes Suchen ersparen möchte. Gerade die traditionelleren Lokale (von denen es in Straßburg sehr viele gibt) haben – wenn überhaupt – nur ein vegetarisches Gericht im Angebot. Das Preisniveau ist insgesamt (selbst im Vergleich zu München) recht hoch – ein großes Bier bekommt man für ca. 6,50 €, Hauptspeisen mit etwas Glück ab 15 €. Kulinarisch hat das Elsass natürlich einiges zu bieten und wir haben uns vorgenommen, ein paar der typisch elsässischen Gerichte zu probieren. Unsere kulinarischen Highlights haben wir für euch zusammengestellt:
Straßburg Food- und City-Guide
{Square Delicatessen}
Wir geben es zu, seit unseren letzten Urlauben sind wir ganz schön frühstücksverwöhnt! Normalerweise beginnt ein Urlaubstag für uns mit einem ausgedehnten Frühstück in einem netten Café, das uns gestärkt in den Tag starten lässt. Offensichtlich waren wir zu lange nicht mehr in Frankreich, um uns daran zu erinnern, dass die französischen Frühstücksgewohnheiten doch ein bisschen anders sind. Ein nettes, modernes Café ist mit dem Square schnell gefunden, doch das Frühstück, das uns serviert wird, irritiert uns zunächst: zwei Minischeibchen Baguette, etwas beschwipstes Obst, ein Minicroissant, dazu Marmelade und Butter aus der Packung. Hm. Etwas später am Tag bemerken wir, dass alle Cafés – wenn überhaupt – ein Frühstück dieser Art anbieten und wir wohl für die nächsten Tage umdenken müssen. Kein Problem bei der Anzahl an tollen Boulangerien in der Stadt. Das Square können wir dennoch empfehlen – zwar nicht zum Frühstücken, aber zum Nachmittagsstopp in schöner Atmosphäre, denn Kaffee, Tee und der frische Orangensaft sind richtig gut und das italienisch angehauchte Mittagsangebot liest sich ebenfalls toll. Square Delicatessen // 12 Rue du Vieux Marché aux Grains, Straßburg.
{Au pain de mon Grand-Père}
Wir sind lernfähig und beschließen am nächsten Morgen direkt zu einer Boulangerie zu gehen, an deren Scheibe wir uns bereits am Vortag die Nasen platt gedrückt haben: Die traditionellen Bio-Brote und das Gebäck von Au pain de mon Grand-Père sind nicht nur wahnsinnig hübsch anzusehen, sondern machen einen auch auf der Stelle süchtig. Opa weiß wirklich, wie man Brot backt! Wir decken uns hier nicht nur fürs Frühstück ein, sondern kommen vor unserer Abreise noch einmal vorbei, um ein paar der herrlich duftenden Brote mit nach München zu nehmen. Der Einkauf eskaliert ein wenig: Feigenbrot, Nussbrot, Dattel-Mandel-Brot, Fougasse aux olives, Brioches aux pralines roses, Nuss-Marzipan-Streusel. Alles ganz hervorragend, ausnahmslos! Au pain de mon Grand-Père // 58 Rue de la Krutenau, Straßburg.
{Pains Westermann}
Eine weitere Institution in Sachen Backkunst ist die Bäckerei des Sternekochs Eric Westermann in der Rue des Orfèvres, einer kleinen Gasse nahe der Kathedrale, in der sich Feinkostläden, Patisserien und Boulangerien aneinanderreihen. Schon die Brot- und Gebäckauslage im Schaufenster lässt erahnen, dass es uns schwerfallen wird, eine Entscheidung zu treffen. Gegen den Nachmittagshunger packen wir ein kleines Käse-Tomaten-Brot und eine der beinahe kleinkindgroßen Meringue ein, an der wir gleich mehrere Tage zu knabbern haben. Pains Westermann // 1, Rue des Orfèvres, Straßburg.
{Maison Naegel}
Ein paar Schritte weiter stehen wir vor dem nächsten Gourmettempel: Maison Naegel – der wahr gewordene Traum französischer Patisseriekunst. Eclairs, Mille feuilles, Tartelettes, Macarons: Kann man diese kleine Wunderwerke wirklich essen? Mais oui! Sogar zu erstaunlich fairen Preisen. Es dauert also nicht lange, bis wir uns in die Schlange der Unterzuckerten einreihen und uns ein Pistazien-Eclair, ein Vanille-Karamell-Mille-feuille und für zu Hause noch zwei der großen Salzkaramell- und Pistazien-Macarons einpacken lassen. Alles schmeckt fast noch besser, als es ohnehin schon aussieht. Besonders die Macarons, die den Rückweg nach München zum Glück unbeschadet überstehen, sind wahrlich die besten, die wir je probiert haben! Maison Naegel // 9, Rue des Orfèvres, Straßburg.
{Suspenders Coffeeshop}
Wenn man nachmittags durch die engen Gassen von La Petite France schlendert und von einem plötzlichen Koffeinverlangen überkommen wird, ist der Suspenders Coffeeshop die ideale Anlaufstelle. Hier gibt es nicht nur richtig guten und für Straßburger Verhältnisse äußerst günstigen Kaffee (z.B. aus der Chemex oder AeroPress), sondern auch das ein oder andere verführerische Kuchenstück. Das alles in einem jungen, urbanen Ambiente in einem alten, knarzenden Fachwerkhaus. Suspenders Coffeeshop // , Straßburg.
{Oh My Goodness}
Zwischen unserem Hotel und der Innenstadt entdecken wir ein hübsches buntes Café, das uns nicht nur vor dem Regen rettet, sondern auch mit hervorragendem Kaffee versorgt. Junge, entspannte Atmosphäre, schöne Deko, bequeme Sofas und Bänke – wir verstehen, warum das zweistöckige Café Oh My Goodness abends auch ein beliebter Ort für Lesungen und Konzerte ist! Oh My Goodness // 13 Rue de la première armée, Straßburg.
{La corde à linge}
Pittoresker könnte das hübsche Restaurant La corde à linge wohl kaum liegen: Direkt am Fluss an einem der schönsten Plätze der Altstadt kann man hier bei sommerlichen Temperaturen wunderbar im Freien dinieren. Die Märzeskälte treibt uns jedoch ins Warme, wo wir zwischen Wäscheleinen (wie könnte es bei dem Namen auch anders sein?) und aufgehängten Kleidungsstücken Platz nehmen. Wir sind gekommen, um hausgemachte Spätzle zu essen. Hier soll es nämlich besonders gute in besonders vielen Variationen geben. Mit Waldpilzen zum Beispiel oder mit Münsterkäse, geschmorten Zwiebeln und Speck. An die deftige elsässische Küche könnten wir uns gewöhnen! La corde à linge // 2 Place Benjamin Zix, Straßburg.
{Au pont Saint Martin}
Wenn man in Straßburg traditionell elsässisch essen gehen möchte, sollte man keine Berührungsängste vor touristisch anmutenden Lokalen mitbringen. Die gibt es – gerade in La Petite France – nämlich zuhauf. Ganz malerisch und mit Blick aufs Wasser findet man in einem traditionsreichen Fachwerkhaus an der Pont Saint Martin ein umfangreiches Angebot an elsässischen Spezialitäten. Drinnen werden wir begrüßt von urigem Elsass-Charme, doch gemütlich ist es allemal auf den langen Holzbänken am Fenster des alten Wirtshauses. Wir bestellen Flammkuchen. Endlich! Und ich bin froh, eine vegetarische Variante mit Gemüse gefunden zu haben, denn ganz so einfach ist das wirklich nicht. Der Mann wählt traditionell einen Flammkuchen mit Münsterkäse und Speck. Dazu ein Gläschen Gewürztraminer, ein lokales Bier und das Rauschen der Ill im Ohr – so haben wir uns Straßburg vorgestellt. Au pont Saint Martin // 15 Rue des Moulins, Straßburg.
{Gurtlerhoft}
Direkt gegenüber des Münsters und somit mitten im Zentrum der Altstadt geht es hinab in den Keller des Gurtlerhoft. Eine derart zentrale Lage mag nicht immer Gutes verheißen, doch das Restaurant scheint der richtige Ort zu sein für alle, deren Bauch sich nach großen Portionen elsässischer Küche sehnt. Große Fleischberge in urigen Kellergewölben – Touristenherz, was willst du mehr? Schweinshaxe mit Münster für den Mann und – um die Liste der probierten regionalen Spezialitäten zu erweitern – Bibeleskäs mit Bratkartoffeln und Münster für mich. Deftig! Aber richtig gut. Eigentlich hatten wir vor, der Empfehlung von Penne im Topf zu folgen und dort die Schwarzwälder Kirschtorte zu probieren, aber die üppige Hauptspeise lässt uns keinen Platz im Magen. Schade, denn die Blicke am Nachbartisch lassen ahnen, dass sich die Bestellung wohl lohnen würde. Gurtlerhoft // 13 Place de la Cathédrale, Straßburg.
{Und sonst so?}
Wir haben uns für die drei Tage bei der Touristeninformation den Strasbourg-Pass besorgt. Für 18,90 € bekommt man den Eintritt in ein Museum seiner Wahl (sowie 50% Rabatt in einem weiteren), den Aufstieg auf die Kathedrale Notre-Dame, eine Bootsfahrt und einige weitere Vergünstigungen. Die Auswahl der Museen fällt uns nicht ganz leicht, denn allein das Palais Rohan beherbergt drei verschiedene. Wir besuchen das Musée des Arts décoratifs im ehemaligen Stadtpalais der Fürstbischöfe und das allein schon architektonisch sehenswerte Museum für moderne und zeitgenössische Kunst. Von dort kann man über den Vauban-Staudamm zurück ins malerische Petite France laufen und dabei die Aussicht auf die Stadt genießen.
Wer etwas abseits der einschlägigen Touri-Shops einkaufen möchte, findet u.a. hinter dem Straßburger Münster um den Place du Marché Gayot neben einigen Bars und moderneren Restaurants viele kleine Boutiquen und individuelle Designerläden mit hübschen Accessoires, Möbeln & Co. Unser Einkauf im Comptoir de Famille in der Mémé d’Autriche (11 Rue des Bouchers), in dem uns erneut das Interiorherz aufgeht. Im dazugehörigen Geschäft nebenan findet man zudem schöne Papeterie und allerlei Retro-Schnickschnack zum Verschenken.
{Übernachtung}
Wir übernachten in dem kleinen, recht günstigen Boutique-Hotel Diana Dauphine am Rande der Altstadt. Die Zimmer sind klein, aber modern, der Service ausgesprochen freundlich und die meisten Sehenswürdigkeiten lassen sich von dort aus gut zu Fuß erreichen. Wer etwas zentraler (bzw. so zentral wie nur möglich) und dennoch bezahlbar übernachten möchte, sollte sich das Hotel Cathedrale genauer anschauen, das – wie der Name schon vermuten lässt – direkt gegenüber des Münsters liegt und mit einem besonders hübschen Innenhof ausgestattet ist. Im Vorbeigehen verlieben wir uns jedoch in das Hotel Cour du Corbeau im vermutlich schönsten historischen Gebäude der Stadt, das ebenfalls einen wunderschönen Innenhof aus dem 16. Jahrhundert sein Eigen nennt. Wer hier nächtigen möchte, sollte allerdings etwas mehr Budget einplanen. Vielleicht heben wir uns das für den nächsten Straßburgbesuch auf – man munkelt, dass wir das Elsass schon recht bald wiedersehen werden. Wir freuen uns darauf, denn es gibt noch so viel zu entdecken!
Caféreise um die Welt: The Butcher’s Daughter in New York
Heute sind wir zu Gast bei Cooking World Tour, denn die liebe Becky hatte passend zur Reisezeit die großartige Idee, eine Gastbeitragsreihe ins Leben zu rufen, in der FoodbloggerInnen ihre Lieblingscafés auf der ganzen Welt vorstellen. Mittlerweile ist dort schon eine eindrucksvolle Sammlung von schönen Cafés und persönlichen Tipps entstanden – falls ihr also noch Inspiration für den nächsten Urlaub sucht, ist die “Caféreise um die Welt” sicher eine gute Quelle!
Da wir unsere beiden liebsten Hobbys Kulinarik und Reisen auch so gerne miteinander verbinden, freuen wir uns natürlich, dass auch wir einen Cafétipp zu Beckys Sammlung beisteuern dürfen. Wer unsere Food Guides (z.B. zu Brooklyn und Manhattan) aufmerksam verfolgt, dem ist dort bestimmt schon ein New Yorker Café ins Auge gestochen, das es uns ganz besonders angetan hat: The Butcher’s Daughter. Ein paar Impressionen haben wir hier für euch zusammengestellt; um zu unserem ausführlichen Bericht über das hübsche kleine Café in NoLIta zu kommen, klickt doch mal zu Beckys Caféreise rüber!
Weitere Berichte über New York:
Lieblingsorte in New York: 10 Blogger*innen verraten ihre Geheimtipps
New York Food: Kulinarisch durch Brooklyn und Manhattan
New York Food: Kulinarisch durch Williamsburg
Brooklyn Food Guide: No eat till Brooklyn: New York kulinarisch I
Manhattan Food Guide: If I can’t eat it here, I won’t eat it anywhere: New York kulinarisch II
In fremder Gesellschaft: Supper Clubbing in New York und Augsburg
Entering New England: Boston & Cambridge kulinarisch
Kennt ihr diese BloggerInnen, die ein bis zwei Tage nach einem Event oder einer Reise schon den ersten Blogpost dazu fertiggestellt haben? Wie flinke Duracell-Häschen tippen sie (womöglich nachts?) das Erlebte nieder, um ihren LeserInnen möglichst schnell und noch ganz frisch von ihren Erfahrungen zu berichten. Wir gehören eher nicht dazu (habt ihr auch schon gemerkt, ne?), lassen unsere Eindrücke gerne etwas sacken, bis wir uns dann zwei, drei Wochen (oder Monate …) später daran erinnern, dass wir doch darüber bloggen wollten. Dann ärgern wir uns, dass wir unsere inneren Duracell-Häschen nicht schon früher wach getrommelt haben und nehmen uns vor, beim nächsten Mal nicht ganz so trödelig zu sein. Na dann, versuchen wir’s mal …
Die letzten drei Wochen haben wir an der Ostküste der USA und Kanadas verbracht. Schon wieder?? Ja! Weil’s dort einfach so schön ist, haben wir unsere Reise vom letzten Jahr fortgesetzt, sind von Boston bis in den Norden Maines gefahren, haben ein paar Tage in Kanada verbracht und wären am liebsten gar nicht mehr zurückgekehrt. Da Neuengland fast an jeder Ecke kulinarische Highlights bereithält, haben wir auch diesmal wieder ein paar kleine Food Guides für euch zusammengestellt.
Wir starten in Boston und Cambridge, denn die beiden Städte gehen so nahtlos ineinander über, dass man sie auch kulinarisch nicht trennen sollte. Falls ihr euch wundert, wie wir in wenigen Tagen so viele Cafés und Restaurants besuchen konnten (wir essen viel, aber so viel dann doch nicht …): Unsere Food-Tipps haben wir auf zwei Reisen gesammelt. Während wir uns im letzten Jahr stärker auf das Studentenstädtchen Cambridge konzentriert haben, widmeten wir uns diesmal den uns noch unbekannteren Ecken Bostons. Vor allem im hippen, multikulturellen South End verstecken sich so viele neue Foodie-Perlen, dass man gut den Tag in all den hübschen Cafés, Restaurants und Bars zwischen Tremont, Shawmut und Washington Street verbringen könnte.
Unsere Food-Tipps für Boston
Flour Bakery + Cafe
Flour mit seinen mittlerweile vier Filialen in Boston und Cambridge wird als eines der besten (wenn nicht DAS beste) Cafés Bostons gehandelt. Und das nicht ohne Grund, denn betritt man eine der Bäckereien, wird man die Augen kaum noch von der prall gefüllten Auslage abwenden können. Hier stapeln sich Sticky Buns, Granola Bars, Brownies und Konsorten und verströmen einen unwiderstehlichen Duft. Auch die Liste der außergewöhnlichen Sandwiches, Suppen und Salate liest sich hervorragend. Wir haben Glück, dass sich die South-End-Filiale in Laufnähe zu unserer Unterkunft befindet und uns so ein erinnerungswürdiges erstes Frühstück in Boston beschert. Das Breakfast Sandwich (6,95$) gleicht eher einem Frühstücks-Burger und kommt dick belegt mit Rührei, Rucola, Bacon, Tomate, Cheddar und Senfsoße. Doch so lecker es ist, die doppelt gebackene Mandel-Brioche (3,50$) stiehlt ihm einfach die Show, denn das noch warme, mit gerösteten Mandeln übersäte Gebäck ist einfach der Knaller! Fluffig und saftig, leicht marzipanig und karamellig, getränkt in Mandelsirup – etwas Besseres kann einer Brioche nicht passieren! Zum Glück behält Flour das Rezept nicht für sich, sondern teilt es im zweiten der beiden Kochbücher, die das Café bereits veröffentlicht hat. Wir haben die Mandel-Brioche natürlich nachgebacken! Flour Bakery + Café // u.a. 1595 Washington Street, Boston.
South End Buttery
Jetlaggeschädigt sind wir in den ersten Tagen sehr früh auf den Beinen und erwarten, um kurz vor 8 ein halb leeres Frühstückscafé vorzufinden. Von wegen! Die halbe Nachbarschaft steht in der South End Buttery bereits Schlange, um Bagels, Sandwiches oder Cold Brew to go zu holen. Wir bekommen gerade so noch einen Platz und lesen uns durch die umfangreiche Frühstückskarte. Kurz darauf stehen zwei Breakfast Burritos mit Buchweizen-Tortilla, Rührei, gegrillten Tomaten, Grünkohl, Frühlingszwiebeln, Avocado und Käse (8,70$) vor uns – lecker, nicht supergroß, aber sehr sättigend. Dazu einen Caramel Apple Latte und einen Milchkaffee und wir sind glücklich! Besonders gelobt wird das üppige Brunch-Angebot am Wochenende, das wir aber leider nicht mehr probieren können. South End Buttery // 314 Shawmut Avenue, Boston.
Mike’s Pastry
Ganz unüblich muss an dieser Stelle mal eine NICHT-Empfehlung ausgesprochen werden. In jedem Reiseführer, in fast jedem Artikel über Boston und auf sämtlichen Online-Bewertungsplattformen wird Mike’s Pastry als DIE Anlaufstelle für Feingebäck angepriesen, die man keinesfalls verpassen sollte, wenn man einen Spaziergang durch Bostons italienisch geprägtes North End unternimmt. Doch die italienische Konditorei ist dermaßen enttäuschend, dass wir jedem nur von einem Besuch abraten können. Die Auswahl ist riesig, das Gebäck sieht toll aus, doch weder Qualität noch Geschmack und Atmosphäre können hier überzeugen. Schon bei der Bestellung werden wir von den übellaunigen Damen hinter der Theke angepampt, der Peanut Butter Brownie (3,50$) ist trocken und die Pistazien-Cannoli (4$) dank völlig übersüßter und geronnener Sahnefüllung ungenießbar. Don’t believe the hype – es gibt so viele bessere Cafés in der Stadt! Mike’s Pastry // 300 Hanover Street, Boston.
Bon Me
Auch wenn in München gerade der Food-Truck-Boom ausgebrochen ist, begegnet man den rollenden Küchen doch eher selten in freier Wildbahn, sondern eher geballt auf einem der unzähligen Street-Food-Märkte. In Boston gehören die Trucks jedoch längst zum Straßenbild. Besonders empfehlenswert sind die Bon-Me-Trucks, die frische vietnamesische Sandwiches, Salate und Reisgerichte unter die GroßstädterInnen bringen. Anzutreffen ist der beliebte Imbisswagen u.a. auf dem Boston Public Market am Dewey Square, der mit dem angrenzenden Rose Kennedy Greenway gleich eine grüne Oase bietet, um sich z.B. mit einem Bánh mì mit gegrilltem Paprika-Tofu (6$, supergut und riesig, reicht locker für zwei) und einer Thai Basil Lemonade (3$, leichte Schärfe, schön erfrischend) gemütlich niederzulassen. Mit etwas Glück erhascht man dabei einen Blick auf die tollen temporären Kunstwerke im Park. Es lohnt sich auch, bei den anderen Ständen des Boston Public Markets vorbeizuschauen, denn hier verkaufen viele lokale Anbieter ihre Bio-Waren und der eine oder andere Nachtisch (z.B. hervorragende Sea Salted Bourbon Caramel Donuts (3$) von Union Square Donuts) lässt sich hier auch entdecken. Bon Me Food Truck // u.a. auf dem Boston Public Market am Dewey Square, Boston, Di. & Do. 11.30-18.30 Uhr; über aktuelle Standorte informiert der Twitter-Account @bonme.
Myers + Chang
Schon vor dem Urlaub hatten wir vom Hype rund um Myers + Chang und seine Asian Fusion Cuisine in einem “funky indie diner setting” gelesen. Natürlich waren wir neugierig und hatten vorab reserviert, was dem Trubel nach zu urteilen auch dringend nötig ist. Ein bisschen Diner, ein bisschen Sternerestaurant, ein bisschen chinesischer Take-out, ein bisschen Hipster-Bar – Joanne Chang hat mit ihrem Restaurant im South End ein ziemlich außergewöhnliches (und stylishes) Konzept umgesetzt. Die Auswahl an vegetarischen und veganen Gerichten ist erfreulich hoch – wir wählen einen Edamame-Sellerie-Slaw mit Sesam und kandierten Zitronen als Vorspeise, den wir mittlerweile sogar zu Hause nachgemacht haben (7$, grooooßartig!!) und The Green Monster (17$, Graupen mit Zitronengras-Pesto, Spargel, Edamame, Erbsen, Avocado, Frühlingszwiebel und Gurke) sowie teegeräucherte Mu Shu Ente mit Nam Prik Pao, eingelegtem Kohl und Pfannkuchen (16$) als Hauptspeise. Alles ist wahnsinnig toll gewürzt und schmeckt so anders, verglichen mit allen Asiaten, bei denen wir bisher waren. Die Portionen sind jedoch übersichtlich, sodass auf jeden Fall noch Platz für den Nachtischhunger bleibt oder für einen der leckeren Drinks (z. B. Pineapple Express, 11$) bzw. der ausgefallenen Craft-Biere (Night Shift Whirlpool, 9$). Myers + Chang // 1145 Washington Street, Boston.
Trillium Brewing
Ein Tipp unserer Airbnb-Hosts führt uns zu Trillium, einer Microbrewery in Fort Point, wo direkt in einem alten Warenhaus gebraut wird. Leider gibt es keine Ausschanklizenz, sodass die immer wechselnden Sorten vor Ort nicht probiert werden können. Eingeweihte lassen sich die Wunschsorten in mitgebrachte Growler abfüllen, wir dagegen vertrauen auf den fachmännischen Rat des Mitarbeiters, der uns freundlich die einzelnen Sorten beschreibt, und entscheiden uns für eine 750ml-Flasche Summer Street IPA (7,2%, 11$) – ein schönes, bitteres IPA mit tropisch-fruchtigen Mango- und Zitrusaromen, das uns die nächsten beiden Abende begleitet. Trillium Brewing // 369 Congress Street, Boston.
Drink
Schräg gegenüber von Trillium liegt im Kellergeschoss des angesagten Restaurants Sportello die noch angesagtere Craft-Cocktail-Bar Drink. Prohibition Style, Backsteinwände, minimalistischer Lagerhallen-Chic, bärtige und/oder tätowierte BartenderInnen – wir sind angefixt! Eine Karte gibt es nicht. Stattdessen fragt eine aufmerksame Dame “What do you like?”. Ich mag Gin, nicht zu süß, gerne kräuterig. Der Herr will “irgendwas mit Bourbon. Nicht zu klassisch”. Das Schicksal der Drinks liegt völlig in den Händen der BartenderInnen, sie entscheiden, was man trinkt. In unserem Fall einen Gin-Drink mit Zitronensaft, Maraschino und Chartreuse sowie einen modernisierten Old Fashioned mit Maraschino, Orange Bitters, Zitronensaft und Orangenzeste (je 13$). Das Konzept geht auf, die Drinks sind toll, wenn auch nicht ganz so innovativ wie erwartet. Wir sitzen an der u-förmigen Bar, knabbern köstliche French Fries mit Malt Vinegar Aioli (8$), beobachten fasziniert die Mixkünste des Bartenders und beginnen das “what do you like”-Spiel noch mal von vorn. Längst haben wir vergessen, dass wir noch essen gehen wollten. Egal, das Geld haben wir eh versoffen. Drink // 348 Congress Street, Boston.
Cambridge Food-Tipps
Henrietta’s Table
Ein Stadtmagazin ist schuld, dass wir Henrietta’s Table entdeckt haben, denn darin wurde das Café im Farmhausstil besonders für sein tolles Frühstück gelobt. Seine Zugehörigkeit zum Charles Hotel nahe des Harvard Squares sorgt für eine gehobenere Atmosphäre, als wir es von unseren üblichen Frühstücksspots gewohnt sind. Wir haben an diesem Morgen ziemlichen Hunger und können die Größe der Gerichte noch nicht erahnen. Also bestellen wir Granola Parfait mit Beeren, Joghurt und Honig, Red Flannel Hash (eine Neuengland-Spezialität aus Corned Beef mit roter Bete) mit pochiertem Ei und Sauce hollandaise und sicherheitshalber – wir könnten ja verhungern – noch ein Stückchen Pumpkin Bread (35$ für alles inkl. Kaffee). Alles ist köstlich, vor allem die Hash Browns, die das Red Flannel begleiten, doch die riesigen Portionen schaffen wir trotzdem nicht. Henrietta’s Table // im Charles Hotel, 1 Bennett Street, Cambridge.
Toscanini’s
Wenn ein Eisladen von der NY Times als Heimat der “world’s best ice cream” bezeichnet wird, geht man nicht daran vorbei, wenn man zufällig in der Gegend ist. Auch nicht morgens um 11! Zum Glück gibt es dort Microscoops, kleinere Probierkugeln für je 2,75$. Eine Kugel Salted Caramel und einmal Burnt Caramel – die Sorte, für die Toscanini’s berühmt geworden ist. Geplant gewesen sei ein klassisches Karamelleis, doch das Karamell verbrannte, fand trotzdem (oder gerade deswegen) genügend AbnehmerInnen und wurde kurzerhand ins Sortiment aufgenommen. Und ja, das Eis ist wirklich toll! Aber die NY Times hat offensichtlich noch nicht das Eis von Ballabeni in München probiert … Toscanini’s // 899 Main Street, Cambridge.
Clover Food Lab
Eine komplett vegetarische Fast-Food-Kette mit gutem Essen in Bio-Qualität und täglich wechselnder, saisonaler Karte? Die so erfolgreich ist, dass es inzwischen ein Dutzend Filialen und Trucks gibt? Gibts nicht? Gibts doch! Was mit einem Food Truck begann, ist ein wahres Clover-Imperium geworden, das uns passenderweise einen Laden direkt vor die Wohnung gesetzt hat. Wir bestellen ein Egg and Eggplant Sandwich mit Hummus, ein BBQ Seitan Sandwich (je 6$) und Rosmarin-Fries (3$). Die Pommes sind für unseren Geschmack etwas zu labbrig, doch die Sandwiches im Pita-Brot sind wirklich lecker. Dazu trinken wir Lavendel-Limonade und Cantaloupe-Soda (je 3$), natürlich hausgemacht. Und organic sowieso. Clover Food Lab // u.a. 1075 Cambridge Street, Cambridge.
All Star Sandwich Bar
Die Sandwich Bar am Inman Square besticht nicht gerade durch ihr gemütliches Ambiente, dafür umso mehr durch ihre funky Sandwich-Auswahl (z.B. Extra Funky mit frittiertem Hot Dog und Sesam-Cole-Slaw), die auch jede/n VegetarierIn glücklich machen sollte (z.B. mit dem Veggie Cubano: gegrilltes Gemüse, Portobello-Pilze, Käse, Dill Pickle und Koriander-Aioli – alle Sandwiches ca. 10$). Die großen belegten Baguettes holt man sich am besten to go, doch wer ungeduldig versucht, schon auf der Straße über sein Sandwich herzufallen, wird gegen den dichten und herausquillenden Belag kaum ankämpfen können. Also besser mit nach Hause nehmen, denn es wird dirty! All Star Sandwich Bar // 1245 Cambridge Street, Cambridge.
Unterkunft in Boston
Da wir auf unserer Reise mehrfach gefragt wurden, wo wir übernachtet haben und ob wir Empfehlungen hätten, werden wir hier ab und zu Tipps zu Unterkünften anhängen. Hotels sind in Boston leider wahnsinnig teuer, zumindest, wenn man etwas halbwegs Schönes sucht. Für den Preis eines schlechten Hotels bekommt man dagegen ziemlich tolle Airbnb-Unterkünfte, daher haben wir auch auf dieser Reise wieder recht oft privat übernachtet.
Diesmal wollten wir im South End unterkommen, da wir diesen Teil Bostons bisher völlig vernachlässigt hatten. Der In-Stadtteil strotzt vor hippen Cafés, Restaurants & Co., doch Hotels sind hier noch Mangelware. Unsere Unterkunft in einem der hübschen Brownstones des viktorianischen Viertels stellt sich gleich nach unserer Ankunft als perfekte Wahl heraus. Unsere beiden Gastgeber erweisen sich als Foodies und Craft-Beer-Nerds und versorgen uns mit jeder Menge Tipps zu lokalen Brauereien, Bieren und Restaurants. Allerbeste Voraussetzungen also!
Weitere Berichte zur Ostküste der USA:
Willkommen in Mainelandia: Portland, Maine kulinarisch
Massachusetts auf dem Teller: Concord, Salem & Rockport kulinarisch
Der Eiscremehimmel liegt im Nirgendwo: zu Besuch bei Ben & Jerry’s in Waterbury
Dünen, Seafood und Insel-Feeling: Cape Cod kulinarisch
New York Food: Kulinarisch durch Brooklyn und Manhattan
New York Food: Kulinarisch durch Williamsburg
Brooklyn Food Guide: No eat till Brooklyn: New York kulinarisch I
Manhattan Food Guide: If I can’t eat it here, I won’t eat it anywhere: New York kulinarisch II
Caféreise um die Welt: The Butcher’s Daughter in New York
In fremder Gesellschaft: Supper Clubbing in New York und Augsburg
If I can’t eat it here, I won’t eat it anywhere: New York kulinarisch II {Manhattan}
Das Jahr ist noch jung und so auch die Planung der Reisen, die uns 2015 erwarten. Die Ruhe der ersten Januartage eignet sich besonders gut für das Sprudelnlassen von Gedanken und das erste Ausformulieren halb garer Ideen. Noch ist Zeit, blickt man doch einem ganzen Jahr entgegen, das mit vielen Eindrücken befüllt werden will. Habt ihr schon Ideen, wohin es euch 2015 treiben wird? Falls New York eines eurer Reiseziele werden soll, sei euch Teil 1 unseres Food-Guides zu New York wärmstens ans Herz gelegt: No eat till Brooklyn: New York kulinarisch I {Brooklyn}. Da wir uns natürlich nicht nur durch Brooklyn, sondern auch einmal quer durch Manhattan gefuttert haben, folgt hier unser zweiter Teil mit kulinarischen Empfehlungen, denen ihr unbedingt nachgehen solltet, wenn ihr mal in New York seid.
Unsere kulinarischen Tipps für Manhattan
The Butcher’s Daughter
Frühstück – Lunch – Brunch – you name it. Den Vormittag solltet ihr jedenfalls bei der Metzgerstochter verbringen. Das hippe Café, das sich selbst als “vegetable slaughter house” bezeichnet, serviert ausgefallene und köstliche vegetarische und vegane Speisen, natürlich alles in Bio-Qualität und von Bauern aus der Region bezogen. Ein Platz auf der gut besuchten Straßenterrasse eignet sich zudem hervorragend, um vorbeieilende Großstädter und New Yorker “cool Kids” am Nachbartisch zu beobachten. Serviert wird neben kostenfreiem Minz-Wasser ein für amerikanische Verhältnisse extrem guter Kaffee und ein Knaller-Frühstück: Nach einer Scheibe Smashed Avocado Toast mit Avocado, Apfel, Curry, Senfsamen und Limette (7$) und einem Egg Sandwich mit Rührei, Cashew-Käse, Grünkohl und Tomatenmarmelade (10$) wünschen wir uns, hier jeden Morgen frühstücken zu können. Zum Mitnehmen gibt es noch einen Ananas-Basilikum-Smoothie-Popsicle (4$). Ein dickes YUM und Dankeschön an Dani von Flowers on my plate, die uns das Café empfohlen hat! The Butcher’s Daughter // 19 Kenmare Street, New York.
Ess-a-Bagel
Etwas klassischer und traditionsbewusster geht es im Ess-a-Bagel zu. Die beiden Filialen in Manhattan zählen zu den besten Bagel-Shops in ganz New York. Auch wenn man beim Eintritt in den Laden nahe des Rockefeller Centers nicht unbedingt das Gefühl hat, gerade ein kulinarisches Frühstücksparadies betreten zu haben, sollte man sich vom rustikalen Flair des Delis, dem leicht muffigen Geruch und den etwas klebrigen Tischen nicht abschrecken lassen. Seit den 70ern werden hier Bagels in Handarbeit produziert, die lange Schlange von Bagelhungrigen, die einmal quer durch den Laden führt, spricht Bände. Einmal angestellt, hat man so immerhin genügend Zeit, sich durch die Vielzahl an Bagel- und Frischkäsesorten zu lesen, die über der Theke angeschrieben stehen. Erstaunlich viele vegane Aufstriche fallen dabei ins Auge, und wer mutig ist (wie Steffen), kann eine der skurrileren Kombinationen probieren, z.B. einen Cinnamon Raisin Bagel mit Banana Walnut Cream Cheese. Es ist früh, meine Experimentierfreude hält sich noch in Grenzen, daher gibt es für mich einen Everything Bagel mit einem Aufstrich aus getrockneten Tomaten. Das Brot ist perfekt, fest und doch luftig, die Bagels riesig und Steffen fast traurig, dass sein Hunger nicht für einen zweiten reicht. Den Bagel mit Oreo Cream Cheese wird er wohl beim nächsten Besuch probieren müssen. Ess-a-Bagel // 831 3rd Avenue, New York.
Beyond Sushi
Kleiner Hunger zwischendurch? Dann lohnt sich ein Zwischenstopp in einer der drei New Yorker Filialen von Beyond Sushi. Der kleine Laden zeigt, wie kreativ, bunt und lecker veganes Sushi sein kann. Die Auswahl ist riesig, die Kombination der Reisröllchen erfrischend ungewöhnlich. Da wird schwarzer Reis mit Gurke, Tofu und Kiwi gepaart oder die Hand Roll mit Kimchi gefüllt. Wir entscheiden uns für zwei California Rolls und ein paar Nigiri – welche Sorten es genau waren, bekommen wir allerdings nicht mehr zusammen. Irgendwas mit Mango und Pfirsich, der Teller war jedenfalls sehr bunt und das Sushi köstlich! Dazu noch eine Watermelon Lemonade und man fühlt sich bestens gestärkt für die 18 Meilen Bücherregale des nahe gelegenen The Strand Book Stores, den man keinesfalls verpassen sollte! Beyond Sushi // u.a. 229 East 14th Street, New York.
Union Square Greenmarket
An vier Tagen in der Woche findet direkt am Union Square ein großer Farmers Market statt, bei dem eine Vielzahl an Bauern und Kleinbetrieben aus der Region zusammenkommen, um ihre Bio-Produkte an den/die New YorkerIn zu bringen. Im Gegensatz zum gegenüberliegenden Whole Foods (oder “Whole paycheck market”, wie ihn ein Amerikaner, den wir auf der Reise kennengelernt haben, nannte), bekommt man dort, wie auf fast jedem Farmers Market, für amerikanische Verhältnisse recht günstiges Obst und Gemüse. Die Website zum Greenmarket bietet zudem einen guten Überblick über sämtliche Farmers Markets der Stadt. Union Square Greenmarket // Mo., Mi., Fr. und Sa. am Broadway/17th Street, New York.
Küchengeschäfte
Wenn man sich schon in der Union-Square-/Flatiron-Gegend aufhält und sich nur annähernd fürs Kochen und Backen (oder einfach nur fürs Essen) interessiert, gibt es dort einige schöne Läden, denen man unbedingt einen Besuch abstatten sollte. Allen voran Fishs Eddy, deren Shop uns bereits vor vier Jahren (damals noch ohne Foodblog) in Verzückung versetzte. An jeder Ecke stapeln sich hier Teller, Tassen & Co., hübsche Geschirrtücher und andere Props in allen erdenklichen Farben und Formen. Doch Achtung, Augen und Geldbeutel fühlen sich hinsichtlich der immensen Auswahl augenblicklich überfordert! Fast gegenüber liegt das mehrstöckige ABC Carpet & Home – ausgefallene Küchen- und Wohnaccessoires wohin das Auge blickt (leider allerdings auch recht teuer). Bevor man von dort aus direkt auf das Flatiron Building losstürmt, sollte man zunächst einem kleinen, etwas unscheinbaren Laden seine Aufmerksamkeit schenken. Whisk kommt etwas unprätentiöser daher, dafür aber mit einer tollen Auswahl an Küchen- und Barzubehör. Vor allem die kleine, aber überaus feine Backabteilung muss hier erwähnt werden! Um sich professionell auszustatten und in jeder Großküche bestehen zu können, sollte man auch einen Besuch bei Bowery Kitchen Supplies im Meatpacking District einplanen. Zwischen den eng bepackten Regalen voller Töpfe, Pfannen und Schüsseln fällt es schwer, sich in dem großen Laden im Chelsea Market nicht zu verlaufen. Etwas weiter den Broadway hinunter in Richtung SoHo eröffnet sich mit Sur la Table jedem Foodie ein riesiges Küchenparadies, das einen verfluchen lässt, nicht einen komplett leeren Koffer mitgebracht zu haben. Wir müssen uns schwer zurückhalten, aber der Mason Shaker (und diverse andere Kleinigkeiten) MUSS einfach mit! Fishs Eddy // 889 Broadway at 19th Street; ABC Carpet & Home // 888 Broadway at 19th Street; Whisk // 933 North Broadway; Bowery Kitchen Supplies // Chelsea Market, 75 Ninth Ave; Sur la table // 75 Spring Street, New York.
Dean & DeLuca + Eataly
Zwei riesige Feinkostläden, die an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben dürfen, sind Dean & DeLuca und Eataly. Dean & DeLuca hungrig zu betreten, würde vermutlich dem finanziellen Ruin gleichkommen. Aus jeder Ecke des riesigen Delikatessenshops strömen einem verführerische Düfte entgegen. Hier stapeln sich köstlichste Backwaren, Cookies und Cupcakes, dort wartet eine riesige Brottheke (inklusive dem besten Olivenbrot überhaupt) darauf, bestaunt zu werden, einen Schritt weiter steht man plötzlich vor der gut bestückten Käsetheke und am hinteren Ende des Ladens wird gerade frisches Sushi gerollt. Am besten startet man mit einem Kaffee im Coffeeshop des Feinkostgeschäfts und gönnt sich dabei eine der feinen hausgemachten Pralinen. Am Madison Square Park verbirgt sich hinter den Toren von Eataly ein riesiger italienischer Feinkosttempel. Von frischer Pasta über Pizza, Wein, Focaccia, Panini, Gelato und Kaffee bis hin zu Kochbüchern und Koch- und Weinkursen findet man hier alles, was das italienische Gourmetherz begehrt. Besonders spannend ist, dass hier auch regionale Spezialitäten aus dem ganzen Land angeboten werden, die man in der Regel nur selten außerhalb Italiens findet. Im Frühjahr soll sogar eine Filiale der italienischen Feinkostkette in München eröffnen. Wir sind gespannt! Dean & DeLuca // u.a. 560 Broadway; Eataly // 200 5th Avenue, New York.
Chelsea Market
Ein Pflichttermin für alle essfreudigen Touristen ist auch der Chelsea Market. In der ehemaligen Keksfabrik (hier wurden die Oreo-Kekse erfunden!) im Meatpacking District hat sich eine riesige Markthalle etabliert, die den ehemaligen Industrie- und Rotlichtbezirk in eines der angesagtesten Viertel der Stadt verwandelt hat. Seit 2009 grenzt hier außerdem die High Line an, ein Park, der auf einem Abschnitt der ehemaligen West Side Freight Line – einer Hochbahntrasse, die die verschiedenen Fabriken miteinander verband – angelegt wurde und sich zu einer der beliebtesten Attraktionen der Stadt gemausert hat. Doch bevor man es sich dort auf einer der Holzliegen gemütlich macht oder die Füße in einem der Wasserläufe kühlt, lohnt sich ein ausgiebiger Spazier- und Shoppinggang durch die vielen kleinen Läden des Markets. Bei Foods of New York Tours hatten wir bereits vor der Reise eine Foodtour gebucht, bei der wir nicht nur den Markt, sondern auch Teile des ihn umgebenden Meatpacking Districts kennenlernen durften. Höchst empfehlenswert sind die Touren mit Darrell – ein wahnsinnig lustiger Broadway-Schauspieler, der nicht nur in kürzester Zeit all unsere Namen beherrscht, sondern offensichtlich auch mit allen Händlern im Markt befreundet ist. Dementsprechend kommt er zwischen den regulären Stopps immer wieder mit neuen Kleinigkeiten an, die wir natürlich alle probieren müssen. So kommen wir z.B. in den Genuss von Rindertatar mit Schalotten und Chili (für vegetarische Alternativen wird stets gesorgt), einem köstlichen Kale Salad, kleinen Meat Pies, saftigen Grilled Cheese Sandwiches mit Feigensoße, einer frisch aus dem Ofen kommenden Blätterteigfrittata, köstlichen Cupcakes und selbst gemachten 9$-Bio-Schokoriegeln. Fast alles wird direkt vor Ort produziert, sodass man an vielen Stationen direkt in die Küchen schauen kann und zusieht, wie Fleischstücke zerteilt, riesige Berge Brotteig geknetet oder Süßigkeiten zubereitet werden. Wie schon bei unserer Foodtour in Miami erfahren wir neben all den Köstlichkeiten auch viel zur Geschichte und Kultur des Viertels und fühlen uns nach drei Stunden in jeder Hinsicht glücklich gesättigt. Chelsea Market // 75 9th Avenue, New York.
Magnolia Bakery
Ein Geheimtipp ist die kleine Bäckerei im schicken Greenwich Village natürlich längst nicht mehr. Spätestens seit Sex & the City wird die Magnolia Bakery von Cupcakesüchtigen und Serienjunkies überrannt. Doch der Hype um das niedliche Café ist nicht unbegründet. Wir sind nicht die Einzigen, die mit sabberndem offenem Mund die bunte Auslage bestaunen und wie gebannt der Dekoration von Torten und Cupcakes zusehen, die noch immer ganz frisch im hinteren Teil des Geschäfts zubereitet werden. Entgegen Majas dringender Empfehlung, dort den Banana Pudding zu probieren, entscheiden wir uns für einen Peanut Butter Icebox Cake und einen Mini Red Velvet Cheesecake – beide sehen einfach zu gut aus, um sie in der Auslage liegenzulassen. Der Peanut Butter Cake entpuppt sich als pure Dekadenz: Peanut Butter meets Karamell meets unglaubliche Cremigkeit. Ganz schön mächtig, aber auch ganz schön lecker! Und auch der Red Velvet Cheesecake überzeugt, supercremig und einfach perfekt. Eins ist klar: Beim nächsten New-York-Besuch MÜSSEN wir zurückkommen, um den Bananenpudding zu probieren! Magnolia Bakery // 401 Bleecker Street, New York.
Big Gay Ice Cream Shop
Wer sich in der Magnolia Bakery zurückhalten kann (wir leider nicht!) und noch etwas Platz im Magen hat, sollte ihn mit einer der spannend klingenden und hoch gelobten Eissorten des Big Gay Ice Cream Shops füllen. Leider können wir uns aufgrund akuter Völleritis nicht selbst von den Eiskreationen des bunten Shops im West Village überzeugen, doch die zufriedenen Gesichter, denen wir beim Vorbeilaufen vor dem Ice Cream Shop begegnen, sprechen Bände. Der Laden wird jedenfalls vorgemerkt für den nächsten New-York-Besuch – Sorten wie “Salty Pimp” und “Mexcian Affogayto” wollen schließlich probiert werden! Big Gay Ice Cream Shop // u.a. 61 Grove Street, New York.
Greenwich Village Literary Pub Crawl
Wer schon immer mal wissen wollte, wo sich Dylan Thomas zu Tode gesoffen hat oder welcher Pub im Kampf gegen die Diskriminierung Homosexueller eine gewichtige Rolle spielte, liegt mit dem Literary Pub Crawl genau richtig. Die dreistündige Walking Tour führt durch die berühmtesten und berüchtigsten Bars der Künstlerviertel Greenwich Village und East Village. Bei einem (oder zwei oder drei …) Pint(s) erzählen die Tour Guides – zwei junge Theaterschauspieler – von literarischen Persönlichkeiten des Viertels, versteckten Orten und vergessenen Anekdoten. Die perfekte Tour für trinkfeste Literaturnerds und alle, die einen etwas anderen Blick auf New York erhaschen möchten. Greenwich Village Literary Pub Crawl // 20$ pro Person; Treffpunkt: samstags, 13 Uhr, White Horse Tavern, 567 Hudson Street, New York.
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No eat till Brooklyn: New York kulinarisch I {Brooklyn}
Da sind wir fast drei Wochen in den USA unterwegs, bringen einen Koffer (oder auch zwei oder drei) voller kulinarischer Erinnerungen mit und eine Speicherkarte mit etwa drölfzigtausend Food-Fotos und dann passiert damit … NÜSCHT. Richtig – keine Tipps, an welchem New Yorker Food Truck man keinesfalls vorbeigehen sollte, von welcher Rooftop-Bar aus man den schönsten Sonnenuntergang über Manhattan erhaschen kann oder welcher unscheinbare Shop die besten Donuts in ganz Brooklyn anbietet. Dabei wollten wir all das (und noch viel mehr) doch schon längst mit euch geteilt haben. Immerhin haben wir es geschafft, vom grandiosen Supper Club, den wir in Williamsburg besuchen durften, zu berichten. Der Rest folgt. Häppchenweise und (hoffentlich) wohldosiert. Kommt ihr mit auf unsere kulinarische Reise durch New York {Manhattan}, Cape Cod, Boston, Cambridge und Neuengland?
Heute starten wir mit dem ersten Teil unserer Food-Tipps für New York bzw. Brooklyn, um genau zu sein. Denn diesmal haben wir Manhattans hipper großer (immerhin 2,5 Millionen Einwohner) Schwester besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt, wurde sie doch beim letzten Besuch ein wenig vernachlässigt. Dabei lassen sich gerade in Brooklyn – allen voran Williamsburg – so viele kulinarische Perlen entdecken, dass man eigentlich am liebsten den ganzen Tag mit Essen verbringen würde. (Und genau das scheinen wir auch gemacht zu haben.)
Unsere kulinarischen Tipps für Brooklyn (nach Stadtvierteln geordnet):
Bedford-Stuyvesant
Dough
Wenn man mit einem donutverrückten Mann auf Reisen geht, hört man schnell auf, sich zu wundern. Man schüttelt nicht mehr den Kopf, wenn der Mann plötzlich eine Karte von New York aus der Tasche zieht, auf der fast alle Donutläden der Stadt eingezeichnet sind, und man nimmt in Kauf, dass die Unterkunft nach nahe gelegenen Teigkringeln ausgewählt wird (er nennt die Tatsache, dass einer der besten Donutshops Brooklyns zwei Straßen von unserer AirBnB-Unterkunft entfernt liegt, puren Zufall – ich glaube ihm kein Wort!). Doch die Donutkarte lügt nicht! Betritt man den kleinen Shop in Bed-Stuy, öffnet sich vor einem ein kleines Donutparadies: es duftet nach frischen Hefekringeln, die Sorten in der Auslage sehen so gut aus, dass man sie am liebsten einmal komplett durchprobieren würde. Das Angebot von Dough ist übersichtlich und wechselt täglich, den Donuts sieht man an, dass sie ganz frisch und handgemacht sind. Unsere erste Wahl – ein köstlicher Dulce-de-Leche-Donut mit gerösteten Mandeln – führt dazu, dass wir im Laufe unseres Aufenthalts zwei weitere Sorten dort probieren müssen: Passion Fruit und Toasted Coconut. Hier gibt es wirklich die fluffigsten aller Donuts! Dough // 448 Lafayette Ave, Brooklyn, NY (Dough ist aber auch regelmäßig mit einem Stand beim Smorgasburg vertreten).
SCRATCHbread
Auch wenn dem etwas rougheren Viertel Bedford-Stuyvesant die Gentrifizierung in den meisten Ecken noch nicht anzusehen ist, so ist der kleine Frühstücks- und Sandwichladen SCRATCHbread doch ein deutliches Indiz dafür, dass auch hier eine Wandlung der Neighborhood im Gange ist. Ab 9 Uhr morgens stehen die Hipster-Kids im “Out-of-bed”-Look Schlange, kaufen Cold Brewed Coffee, frisch gebackenes Brot oder eines der lecker belegten Sandwiches. Alles zum Mitnehmen, denn die kleine Bäckerei verkauft ihre Köstlichkeiten nur durch ein Fenster zur Straße. An unserem letzten Morgen in Brooklyn schaffen wir es endlich, uns dort mit Frühstücksproviant für unsere Weiterfahrt einzudecken. Veg Flat nennt sich das vegetarische Sandwich mit Hummus, Meyer Lemons, Spargel, Zuckerschoten, anderem Gemüse, geräucherter Mandel-Romesco-Soße und ordentlich Knoblauch. Mit 7$ für ein nicht allzu großes Sandwich nicht ganz billig, aber auf jeden Fall lohnenswert! SCRATCHbread // 1069 Bedford Ave, Brooklyn, NY. [Edit 2018: SCRATCHbread wurde mittlerweile geschlossen.]
Dumbo
Foragers Market
Down Under the Manhattan Bridge Overpass bezeichnet die Gegend, die sich u.a. zwischen Manhattan und Brooklyn Bridge am East River erstreckt und der man ihren alten Künstlercharme trotz steigender Mieten noch immer anmerkt. Viele nette Läden und Cafés im Industriechic laden dazu ein, sich hier mit Kleinigkeiten für ein Picknick im neu gestalteten Brooklyn Bridge Park einzudecken. Auch der Foragers Market, eine kleine nachbarschaftlichere Version von Whole Foods, eignet sich dazu hervorragend. Besonderer Fokus wird hier auf Bio-Produkte aus der Region gelegt. Neben ausgefallenen Spezialitäten bietet der Markt eine Salatbar, leckere Sandwiches, frisch gepresste Säfte und eine kleine, aber feine Auswahl an Kochbüchern. Foragers Market // 56 Adams Street, Brooklyn, NY.
Paris Sandwich Food Truck
Direkt gegenüber des Foragers Markets verliebt sich Steffen spontan in einen Food Truck, der sich die französische Vergangenheit Vietnams zunutze gemacht hat und riesige Bánh Mi – frisch belegte Baguettes – anbietet. Aber nicht irgendwelche, sondern z.B. mit Seitan in Zitronengrasmarinade, frischem Gemüse, viel Koriander und wunderbar knusprigem Brot (6,75$) oder auch mit vietnamesischen Meatballs (8$). Das alles auch noch zu sehr fairen Preisen. Paris Sandwich Food Truck // U.a. Adams Street, Brooklyn, NY. Um über aktuelle Standorte informiert zu werden, folgt am besten dem Twitter-Account.
Grimaldi’s
Beim gemütlichen Bummel durch Dumbo – vorbei am Laden von Melville House Publishing, wo man sich einmal quer durch das wunderbare Sortiment shoppen sollte – entdecken wir eine Pizzeria, die uns doch sehr bekannt vorkommt. Grimaldi’s – DIE Pizza-Institution Brooklyns – hat vor ein paar Jahren ihrem ursprünglichen Standort den Rücken gekehrt und befindet sich nun nur wenige Häuser weiter. Bereits vor vier Jahren standen wir hier 45 Minuten Schlange, um eine der besten Steinofenpizzen New Yorks zu probieren. Sofern die Pizzen durch den Umzug in die neue Location nichts an ihrer Qualität eingebüßt haben, ist das Grimaldi’s ein absoluter Tipp, der auch für das lange Warten in der Schlange entlohnt! Grimaldi’s // 1 Front Street, Brooklyn, NY.
Lizzmonade Brooklyn
Wir laufen entlang des East Rivers in Richtung Brooklyn Bridge, vorbei an Jane’s Carousel, einem antiken Karussell aus den 1920er Jahren, und der Freilicht-Fotoausstellung Photoville am Rande des Brooklyn Bridge Parks. Es ist wahnsinnig schwül, das Thermometer zeigt über 33 Grad. Bevor wir uns auf den Fußweg über die Brooklyn Bridge nach Manhattan machen, legen wir eine kurze Pause am Pier ein. Der Limonadenstand von Lizzmonade kommt gerade recht. Einmal Honigmelone-Basilikum to go, bitte! Puuh, 6$? Egal, her damit! Die Limo ist herrlich erfrischend, viel zu schnell leer geschlürft und sorgt zusammen mit der leichten Brise, die über den Fluss weht, für eine wohltuende Abkühlung. Lizzmonade Brooklyn, Brooklyn Bridge Park, Brooklyn, NY.
Carroll Gardens
Brooklyn Farmacy & Soda Fountain
Wie kleine Kinder freuen wir uns schon seit Tagen auf unseren Besuch in der Brooklyn Farmacy & Soda Fountain. Mitten in Carroll Gardens, zwischen all den Kinderwägen, den fein herausgeputzten Brownstones und den edlen Restaurants, hat in einer alten Apotheke aus den 1920er Jahren der perfekte Ort für den Nachtischhunger aufgemacht. Der Eintritt in die Farmacy ist gleichzeitig der Beginn einer Zeitreise. Eine lange Holztheke, antike Fließen, schummriges Licht und jede Menge 20er-Jahre-Paraphernalien – man weiß gar nicht, wohin man zuerst schauen soll. Im Mittelpunkt stehen hier Klassiker wie Sundaes, Sodas und Ice Cream Floats. Alles hausgemacht und von stilechten Soda Jerks serviert, die einem freundlich beratend zur Seite stehen, wenn man sich im unendlichen Wald der Köstlichkeiten nicht gleich zurechtfindet. Steffen entscheidet sich für den “Elvis” (6,25$) – einen Eisbecher mit Bananen-Schoko-Eis, selbst gemachter Erdnussbutter, Bananenscheiben, Hot Fudge, Sahne, Bacon (!) und Essiggurke (!!). Ich bekomme “The Violet”, einen wahnsinnig hübschen Ice Cream Float mit Vanilla Soda und Brombeer-Eis (8$) – wenn sich beides verbindet, möchte man gar nicht mehr aufhören zu schlürfen. Hier möchten wir am liebsten einfach sitzenbleiben! Immerhin können wir ein kleines Stück der Soda Fountain mit nach Hause nehmen. Brooklyn Farmacy & Soda Fountain // 513 Henry Street, Brooklyn, NY.
Williamsburg
McCarren Park Greenmarket
Was tolle kulinarische Entdeckungen angeht, hat uns Williamsburg fix und fertig gemacht. An jeder Ecke warten kleine ultrahippe Cafés, Bars und Pop-up-Stores mit ausgefallenen Kuchen, Drinks, Street Food & Co. in allerbester Qualität. Natürlich alles regional und organic. Was anderes findet man in Williamsburg kaum. Ganz zufällig stoßen wir auf den Greenmarket im McCarren Park, der sich als einer der schönsten Farmers Markets entpuppt, denen wir in New York begegnet sind. Die Auswahl ist toll, Gemüse und Obst sind für amerikanische Verhältnisse wirklich günstig und fast an jedem Stand entdecken wir neue, uns bislang unbekannte Absurditäten aus dem Gemüsegarten. Dazu werden selbst gemachte Säfte und Limonaden angeboten sowie frisch gebackenes Brot. Schade, dass wir eigentlich auf dem Weg zu einem anderen Markt sind und uns mit unseren Einkäufen zurückhalten müssen. McCarren Park Greenmarket // Samstags an der Union Ave zw. Driggs und North 12th Street, Brooklyn, NY.
Smorgasburg
Du bist Foodie und in New York? THIS is the place to be! Schon Wochen vor unserer Reise haben wir auf Instagram regelmäßig die Fotos bestaunt, die mit #Smorgasburg getaggt waren. Ca. 100 Aussteller finden sich jeden Samstag auf dem riesigen Food-Flohmarkt im East River State Park ein, um ihre Street-Food-Kreationen anzubieten. Wer die neuesten Food-Trends probieren möchte, ist hier genau richtig! Steffen gluckst verzückt, als er hier endlich den lang ersehnten Ramen-Burger (9$) probieren kann, bei dem das Brötchen durch Nudeln ersetzt wird. Klingt komisch, schmeckt laut Steffen aber hervorragend. Die Auswahl an tollen Lebensmitteln wird hier zur geistigen Zerreißprobe – selbst mit dem größten Hunger wird man niemals so viel probieren können, wie man eigentlich möchte. Schweren Herzens entscheide ich mich für vegane Summer Rolls mit Ananas-Teriyaki-Soße (7$) und eine Mango-Limonade (3$) – eine sehr gute Wahl! Steffen kann nicht anders und steht schon wieder in einer Schlange, um eines der beliebten Pulled Pork Briskets mit Chilis und Gurken (5$) zu ergattern, dessen Fleisch so zart ist, dass er am liebsten weinen möchte. Kurz darauf steht er mit einem Pumpkin Donut (1$) vor mir: “Wir müssen hier sofort weg. Das endet sonst böse!”, sagt er und hält sich den Bauch. Smorgasburg // Samstags im Williamsburger East River State Park und sonntags im Brooklyn Bridge Park, Pier 5, Brooklyn, NY.
Brooklyn Brewery
Bevor man sich jedoch auf dem Smorgasburg der Völlerei hingibt, sollte man kurz bei der nahe gelegenen Brooklyn Brewery vorbeischauen und sich dort schon mal Tickets für eine kostenlose Führung am Mittag sichern, um dem späteren Schlangestehen zu entgehen. Halbstündig werden hier samstags kostenlose Touren durch die Brauerei angeboten, bei denen man hinter die Kulissen der Craft-Beer-Produktion blicken kann. Man erfährt ein wenig über die Geschichte der Brauerei, bekommt den Brauprozess erklärt und kann im Anschluss natürlich auch noch Biere verkosten. Das Angebot wechselt regelmäßig und man hat so die Gelegenheit, z.B. saisonale Spezialitäten probieren zu können. Brooklyn Brewery // 79 North 11th Street, Brooklyn, NY.
Urban Rustic
Um dem Nachmittagstief mit einem Cold Brewed Coffee oder einer erfrischenden Cucumber Lemonade entgegenzuwirken, empfiehlt sich ein Zwischenstopp im Urban Rustic. Das hübsch eingerichtete Café im antiken General-Store-Look bietet nicht nur Frühstück bis spät nachmittags, sondern auch jede Menge Sandwiches, Salate und leckere Kuchen (z.B. Himbeer-Ingwer-Schnitten) – dunkles Holz, der Duft von frisch gebrühtem Kaffee, Wollmützen und Bärte inklusive. Die verarbeiteten Bio-Produkte stammen alle von Bauern aus der Region und können auch im kleinen Shop im vorderen Teil des Cafés erworben werden. Urban Rustic // 236 North 12th Street, Brooklyn, NY.
The Gorbals
Auf dem Dach des schicken Concept Stores Space Ninety 8 – ein mehrstöckiger Ableger von Urban Outfitters – wartet eine kleine Oase auf shoppingmüde Williamsburger. Mit bestem Blick auf Manhattan lässt sich auf der Rooftop-Bar mit rustikalem Tex-Mex-Flair der eine oder andere Drink gut wegschlürfen. Wem es nach mehr als nur Drinks und Fingerfood gelüstet, sollte unbedingt im dazugehörigen Restaurant im dritten Stock vorbeischauen. Allein der Blick auf die Karte und all die kreativen Gerichte lässt einen vor Neugier platzen. The Gorbals // im Space Ninety 8, 98 North 6th Street, Brooklyn, NY.
The Ides
Ihr seid nur eine Nacht in New York? Dann solltet ihr sie hier verbringen! Auf dem Dach des von Kopf bis Fuß im puristischen Industriechic durchgestylten Wythe Hotels (hier möchte man wirklich am liebsten einziehen!) befindet sich eine der schönsten Rooftop-Bars New Yorks. Kurz vor Sonnenuntergang sollte man sich an den volltätowierten Türstehern des Hotels vorbeischlängeln, in einen der Aufzüge springen und sich im sechsten Stock absetzen lassen. Schnell an der Bar noch einen Moscow Mule (12$) und einen Golden Era (14$) bestellen und dann nichts wie raus auf die Dachterrasse, um sich von dort aus cocktailschlürfend und ganz mondän fühlend am Sonnenuntergang über der Manhattan-Skyline zu ergötzen. Bombastische Aussicht, himmlische Drinks und eine lockere, moderne (und gleichzeitig nicht zu abgehobene) Atmosphäre sind garantiert. Der perfekte Ort also, um einen letzten Abend in der Stadt zu beginnen! The Ides // im Wythe Hotel, 80 Wythe Ave, Brooklyn, NY.
Café Colette
Ein wunderbarer Ort, um den Abend schließlich ausklingen zu lassen, ist das Café Colette – ein kleines hübsches Restaurant mit französischem Flair, das sich der New American Cuisine verschrieben hat. An dieser Stelle vielen Dank an Dani von Flowers on my plate für die Empfehlung! Auf der kleinen Veranda vor dem Haus lassen sich im schummrigen Abendlicht die vorbeiziehenden Williamsburger unbemerkt beobachten, während man sich für eine der Köstlichkeiten der kleinen, aber feinen Abendkarte entscheiden muss. Unsere Wahl fällt auf einen Heirloom Tomato Salad mit Burrata (16$) und das Chili & herb roasted chicken mit Rosmarin, Knoblauch und Zitrone (20$) – beides ist köstlich, die Portionen sind allerdings übersichtlich. Dazu gibt es den Colette Cocktail mit Gin, Rosé und Rosmarin (10$), ein Blood Orange Pale Ale (6$) und die Gewissheit, sicher bald wieder nach Williamsburg zurückzukehren. Café Colette // 79 Berry Street, Brooklyn, NY.
Ganz so wohldosiert, wie eingangs angekündigt, kommen unsere Tipps wohl doch nicht daher. Es gibt in Brooklyn einfach so viel zu entdecken (und es gäbe noch so viel mehr). Beim nächsten Mal nehmen wir euch mit nach Manhattan. Wir hoffen, ihr kommt mit!
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New York Food: Kulinarisch durch Brooklyn und Manhattan
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Manhattan Food Guide: If I can’t eat it here, I won’t eat it anywhere: New York kulinarisch II
Caféreise um die Welt: The Butcher’s Daughter in New York
In fremder Gesellschaft: Supper Clubbing in New York und Augsburg
Wenn man vier Tage im nordspanischen San Sebastián verbracht hat, liegen die kulinarischen Maßstäbe ganz schön hoch. Denn das bedeutet nicht nur vier Tage inmitten einer hinreißenden Kulisse zwischen türkisblauem Meer, schroffer Felsküste, satt-grünen Hügeln und anmutiger Altstadt verbracht zu haben, sondern auch (und vor allem) vier Tage kulinarische Verwöhnung vom Feinsten! Dass so ziemlich alles, was danach folgt, da nur schwer mithalten kann, ist eigentlich nicht verwunderlich. Dennoch steht uns die Enttäuschung nach unserem ersten Abend in Bilbao (bzw. Bilbo, wie der baskische Name der Hauptstadt Bizkaias lautet) wahrlich ins Gesicht geschrieben. Bilbao und wir hatten einen eher unglücklichen Start, lernten wir uns doch erst spät an einem sehr ungünstig verlaufenden Samstagabend kennen, der zum Entsetzen aller Beteiligten leider auch kulinarisch versagte. Zu sehr hatten wir uns wohl daran gewöhnt, in jeder noch so kleinen Pintxo-Bar große Geschmacksexplosionen serviert zu bekommen.
Doch mit den ersten Sonnenstrahlen des nächsten Morgens, deren kunstvolles Lichtspiel auf der gold-silbernen Fassade des Guggenheim Museums sich von unserem Hotelzimmer aus beobachten lässt, erwacht auch unsere Liebe für die baskische Metropole. Also, alles auf Anfang und noch mal von vorn – wir geben der Stadt eine zweite Chance und sie enttäuscht uns nicht. Besonders die künstlerische Ästhetik des Stadtbilds, die jugendliche Atmosphäre und die Leichtigkeit, die Bilbao verströmt, wächst uns in den nächsten Tagen sehr ans Herz. Mit leichter Verzögerung präsentiert sich uns die Stadt dann auch von ihrer leckeren Seite. So lecker sogar, dass wir hier ein paar unserer liebsten Locations für euch zusammengetragen haben. Liebe auf den zweiten Biss(en), nennt man das wohl.
Unsere kulinarischen Tipps für Bilbao:
{Cafetería Guggenheim}
Wir starten unseren ersten Morgen in Bilbao mit einem kurzen Spaziergang über die Puente de la Salve, von der aus man bereits einen herrlichen Blick auf das Guggenheim Museum und den Rest der Stadt erhaschen kann. Ein paar Minuten später stehen wir vor dem in der Morgensonne schimmernden Gebäude. Wir sind früh dran, das Museum hat noch nicht geöffnet und auch sonst scheint die Stadt noch zu schlafen. Aus der kleinen Cafetería am Eingang des Guggenheims strömt Kaffeegeruch und unsere Mägen beginnen leise vor sich hin zu knurren. Also, schnell rein, ein kleines Frühstück mit einer Bollería und einem Café con leche für 3€ bestellen und ab in die Sonne! Dort sitzt man mit dem Guggenheim im Rücken und mit freiem Blick auf Puppy und kann der Stadt beim Erwachen zusehen. Optimal für einen kleinen, schnellen Start in den Tag! Cafetería Guggenheim // Calle Abandoibarra 2.
{Bar Tasaiz}
Etwa auf einer Höhe mit dem Guggenheim gelegen, doch etwas weiter in Richtung Altstadt, befindet sich die Bar Tasaiz – ein kleines modernes Café mit netter Einrichtung, ansprechender Karte und günstigen Frühstücksmöglichkeiten. An der hübschen Flusspromenade entlang spazierend in Richtung Altstadt, lässt sich hier gut ein schneller Zwischenstopp einlegen. Für unschlagbare 2,50€ bekommt man eines der Frühstücksspecials mit Kaffee und wahlweise einer Tostada, einem Pintxo oder einer Bollería. Wir wählen eine Tostada con Tomate, ein geröstetes Baguette mit einem Püree aus frischen Tomaten, Olivenöl, Salz und Pfeffer – eines unserer liebsten spanischen Frühstücksangebote: sehr einfach, sehr effektiv, sehr lecker! Bar Tasaiz // Calle de la Convivencia 1.
{Café del Arenal}
Mindestens einmal während jedes Spanienaufenthalts muss es sein: ein großer Teller voller gezuckertem Brandteiggebäck mit einer Tasse dunkler, fast puddingartiger Schokolade! Churros con chocolate sind nach jeder durchfeierten Partynacht in Spanien (lang, lang ists her …) ein Muss! Gerade in den frühen Morgenstunden, zwischen 5 und 6 Uhr, werden die Churrerías von hungrigen Partygängern überrannt. Die letzte durchfeierte Nacht liegt bei uns zwar schon ein Weilchen (hüstel) zurück, doch auf einen Teller Churros wollten wir dennoch nicht verzichten. Gut, dass die frittierten Stangen nicht nur nachts angeboten werden und sich das Café Arenal am Rande der Altstadt auf das Fettgebäck spezialisiert hat. Wie es sich für eine klassische Churros-Bar gehört, kommt das Café Arenal etwas altmodisch und nüchtern daher, was aber der Qualität der Churros keinen Abbruch tut. Ganz im Gegenteil – so muss eine Churrería aussehen und so müssen Churros con chocolate schmecken! Café del Arenal // Arenal 5.
{La Alhóndiga}
Das ehemalige Weindepot, das Philippe Starck zu einem architektonisch beeindruckenden Kultur- und Freizeitzentrum umgebaut hat, birgt neben einer Vielzahl an kulturellen Angeboten auch einige interessante kulinarische Anlaufstellen. Für einen schnellen Lunch bietet sich z.B. das La Florinda an, das in modernem Ambiente und mit offener Küche internationales Fusion Food verspricht. Der Salat mit Burrata und Muhammara ist köstlich, auch der Cheeseburger kann überzeugen. Die benachbarte Hola Bar lädt mit bequemen Sofas zum längeren Verweilen ein und bietet neben einer umfangreichen Mittagskarte auch Pintxos und ein vielversprechendes Frühstück an (von dem wir uns leider nicht mehr selbst überzeugen können). Im Anschluss lässt sich mit vollgeschlagenen Bäuchen herrlich entspannt das kühle Atrium der Alhóndiga erkunden. Dort kann man dessen Architektur bestaunen, von unten in das im zweiten Stock gelegene Glasschwimmbecken schauen, im toll bestückten Kunstshop stöbern, in der umfangreichen Zeitungsauslage der öffentlichen Bücherei blättern oder eine der aktuellen Ausstellungen im Keller besuchen. Absolute Empfehlung! La Alhóndiga // Plaza Atrium 4.
{Miu}
Das Menu del día – das Mittagsmenü – besitzt in Spanien einen besonderen Stellenwert. Viele Restaurants und Cafés bieten um die Mittagszeit (ca. zwischen 13.30 und 15.00 Uhr) unschlagbar günstige drei- bis viergängige Menüs inklusive Getränk an, die man sich keinesfalls entgehen lassen sollte. Ein Restaurant, das aufgrund seines ansprechenden Farbkonzepts bereits von außen auf sich aufmerksam macht, ist das Miu – ein gehobener Japaner gegenüber der Alhóndiga. In die Einrichtung verlieben wir uns sofort – alles ist schlicht, stylish, türkislastig, aber dennoch mit japanischem Touch. Für günstige 10,95€ kann man sich hier sein persönliches Mittagsmenü zusammenstellen – jeder Gang bietet drei Alternativen, davon mindestens eine vegetarische. Die Entscheidung fällt schwer, denn eigentlich klingt alles auf der Karte toll. Letztendlich bekommen wir: Variationen von Algensalaten, vegetarisches Uramaki, Reis mit Kimchi-Gemüse und einen Pflaumen-Bananen-Kuchen mit Zimtjoghurt. Die nicht-vegetarische Version wird ergänzt durch Thunfisch-Uramaki und einem Kräuterlachs mit Sojanudeln. Alles schmeckt richtig, richtig gut und wir bereuen, dass wir nicht noch einen weiteren Mittag hier verbringen können. Miu // Alameda Recalde 45.
{Bertón}
Auch auf Pintxos muss man in Bilbao natürlich nicht verzichten – wir sind ja immerhin im Baskenland und somit mitten in Pintxolandia. Während wir uns in San Sebastián auf viele experimentelle Pintxos eingelassen haben und jedes Mal hin und weg waren, fahren wir in Bilbao mit den klassischen, traditionellen Varianten deutlich besser. Im Bertón z.B. erwarten einen weder Fusionküche noch rauchende Teller, sondern baskische Tapas, wie man sie von einer rustikalen Bar mit Holzstühlen, Kacheln und einer Schinkenschneide-maschine mitten im Raum erwarten würde. Und das ist absolut positiv gemeint! Die Theke hält eine Vielzahl an bodenständigen Pintxos bereit, warme Kleinigkeiten werden auf Zuruf aus der kleinen Küche herausgebracht. Egal, was wir hier probieren, es schmeckt köstlich: Baguette mit Ziegenkäse, getrockneten Tomaten, Membrillo (Quittengelee) und frischen Preiselbeeren, Champiñones a la plancha mit Anchovis-Aioli, Baguette mit Schinken, marinierten Pilzen und Kräutern. Einfach und hervorragend! Berton // Calle Jardines 11.
{Kai}
Diese kleine Bar liegt an den Jardines de Albia, wo sich eine Vielzahl von Bars und Restaurants angesiedelt hat. Am Wochenende ist hier abends die Hölle los und überall pressen sich Trauben von Menschen durch die engen Türen der Bars. Wir haben Glück und finden im Kai einen Platz an der Theke, was sich als ideale Position entpuppt. Denn von hier aus hat man freien Blick auf die riesige Gin-Auswahl (bestimmt 50-60 Flaschen) und kann sich nebenbei noch fachmännisch vom netten Barkeeper beraten lassen. Der Gin-Boom sei in Spanien noch viel heftiger ausgebrochen, als in anderen Ländern, berichtet er und drückt uns eine Flasche des spanischen Nordés Gin in die Hand. Kurz darauf mixt er uns damit einen Gin Tonic, den er mit Fevertree Tonic und halbierten Trauben serviert (der Alkohol für den galicischen Gin wird nämlich aus Trauben gebrannt). Die übersichtliche Auswahl an Pintxos, die auf der Theke steht, strotzt zwar nicht vor Kreativität, doch falls man nach zwei bis drei der vorzüglichen Drinks plötzlich Hunger verspürt, macht man mit Standards wie Ziegenkäsetaschen mit Tomatenmarmelade trotzdem nichts falsch. Kai // Calle Colón de Larreátegui 13.
{Café Iruña}
Ebenfalls an den Jardines de Albia findet man diesen Klassiker Bilbaos. Das Caféhaus besteht seit 1903 und versprüht den Charme einer vergangenen Epoche. Der im maurischen Stil gehaltene Innenraum mit den hübschen Kacheln ist sowohl tagsüber als auch abends mit Besuchern gefüllt. Mit den Pintxos, die auf der Theke stapeln, will man keinen Innovationspreis gewinnen, sondern bedient lieber die Bedürfnisse eines etwas gesetzteren Klientels. Die Auswahl an vegetarischen Speisen ist übersichtlich, doch die Tortilla stellt durchaus zufrieden. Ein besonderes Highlight hält das Café Iruña jedoch für Fleischliebhaber bereit. An einem kleinen separaten Stand am Eingang werden die angeblich besten Grillspieße der Stadt serviert. Über einem Holzkohlegrill gart mit Zitrone und allerlei Gewürzen mariniertes Lammfleisch vor sich hin. Nicht nur Steffen zeigt sich von der Qualität des Fleisches beeindruckt; die Schlange an Menschen, die bis weit auf die Straße dafür ansteht, beweist, dass es sich offensichtlich lohnt, für ein Stück spanische Geschichte anzustehen. Cafe Iruña // Calle Berástegui 4.
Wir hoffen, wir konnten euch das Baskenland ein wenig schmackhaft machen. Natürlich kann man dort nicht nur vorzüglich essen, sondern auch die unglaubliche Natur genießen, durch tolle Museen bummeln oder einfach am Strand abhängen. Wir werden bestimmt bald zurückkehren und uns dann vielleicht sogar noch etwas weiter ins Landesinnere wagen (wo es ja ganz tollen Wein und leckeren Käse geben soll).
Hier gehts zum ersten Teil unseres kulinarischen Reiseberichts aus dem Baskenland (San Sebastián).
Gin Tonics, Txakoli und die besten Pintxos der Welt: San Sebastián kulinarisch
Wie ihr vielleicht schon in unserem Tortilla-Post oder über Twitter und Instagram mitbekommen habt, hat es uns Anfang April ins schöne Baskenland verschlagen. Paella, Tapas, Crema catalana – die spanische Küche hatte es uns ohnehin schon ziemlich angetan, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht unbedingt vegetarierInnenfreundlich erscheint. Doch was uns da im Norden Spaniens, allen voran in San Sebastián, erwartete, war kulinarisch gesehen mit Abstand wirklich das Beste, das uns je in Spanien auf die Teller kam! Let’s talk Pintxos! – Um Himmels willen, wir ahnten ja nicht, welche großartigen, kreativen und mutigen Geschmacksexplosiönchen sich hinter der baskischen Tapas-Version verbergen würden. WAHNSINN, wir sind ganz offiziell pintxosüchtig!
Keinen halben Tag brauchte es, da hatte das Küstenstädtchen San Sebastián (oder Donostia, wie der baskische Name des Seebads lautet) bereits unser Herz erobert, denn die Kombination aus traumhaft schönem Stadtstrand, schroffer Atlantikküste, satt-grüner Landschaft, kleinen verwinkelten Gässchen, hübschen Geschäften, freiem W-LAN in den Bussen und einer Aneinanderreihung kulinarischer Highlights ist eigentlich unschlagbar. Grund genug also, San Sebastián einen Beitrag zu widmen und ein paar unserer kulinarischen Highlights an euch weiterzugeben. Im Übrigen lässt es sich hier auch als VegetarierIn vorzüglich aushalten (auch wenn es, wie in allen Regionen Spaniens, sicherlich hilfreich ist, ein paar Worte Spanisch zu sprechen, um gezielt nach vegetarischen Speisen zu fragen).
Unsere kulinarischen Tipps für San Sebastián:
{Bar Azkena}
Womit startet man einen kulinarischen Streifzug durch eine Stadt besser als mit einem Rundgang durch die lokale Markthalle? Gerade in Spanien gehört für uns der Besuch von Markthallen zum absoluten Pflichtprogramm. Das Vorbeiflanieren an filigran konstruierten Gemüsetürmen, an prall gefüllten Olivenauslagen, an Bergen von Trockenobst sollte man sich keinesfalls entgehen lassen (ok, ich gebe zu – die großen Fisch- und Fleischabteilungen samt Innereien, Schafsköpfen und Co. erspare ich mir meist). Die meisten Markthallen beheimaten darüber hinaus auch kleine Stände, an denen man gut und günstig einen Café con leche und ein kleines Frühstück erstehen kann. So auch La Bretxa, die im Zentrum San Sebastiáns gelegene große Markthalle. Etwas versteckt, am Stand mit der Nummer 36, findet man dort mit der Bar Azkena eine hervorragende Frühstücksmöglichkeit. Nimmt man Platz an der langen Theke der Eckbar, ist man auch früh morgens schon versucht, nach einem der unzähligen und hübsch drapierten Pintxos zu greifen, die sich vor einem auftürmen. Die obligatorische Bollería – eine Auswahl an süßem Gebäck, das bei keinem spanischen Frühstück fehlen darf -, findet man hier natürlich auch, darüber hinaus gibt es ausgesprochen guten Kaffee, vorzügliches Rührei mit Champignons, einen sympathischen Inhaber und nette, redselige Rentner, die ihre Kaffees bereits morgens mit klaren Flüssigkeiten “aufwerten” – was will man mehr? Bar Azkena // Mercado la Bretxa, Stand 36.
{Pastelería Oiartzun}
Praktisch gelegen am Rand der Altstadt und einen Steinwurf von der Promenade entfernt, kommt man an der Auslage der Pastelería Oiartzun nicht vorbei, ohne dass einem das Wasser im Munde zusammenläuft. Also schnell reinspringen, die große Theke mit feinstem Gebäck bestaunen und sich mit einer der Köstlichkeiten auf der Terrasse niederlassen – oder besser noch: sich von der riesigen Auswahl an Kuchen, Keksen und anderen Süßspeisen etwas einpacken lassen! Mit Sonne und Wind im Gesicht und dem Blick aufs Meer schmecken die kleinen Köstlichkeiten der Pastelería gleich noch besser. Sehr zu empfehlen sind die großen und saftigen Kokosbollen und die Mini-Tarta-de-Vasca. Pastelería Oiartzun // Calle Igentea 2.
{Ni Neu}
Das moderne Veranstaltungsgebäude Kursaal beheimatet nicht nur ein nobles Restaurant, sondern auch das dazugehörige, günstigere – aber nicht weniger empfehlenswerte – Café Ni Neu. Insbesondere die Plätze auf der schönen Sonnenterrasse laden dazu ein, sich hier am Nachmittag vom Stadtbummel zu erholen. Dort sitzt man herrlich entspannt zwischen Fluss und dem Surferstrand Zurriola, blickt auf die Altstadt und kann seinen Kaffee genießen. Außerdem haben wir dort eine ganz neue Süßspeise kennengelernt: die Torrija caramelizada, eine samtigere, karamellisierte Variante des Armen Ritters – unfassbar gut und unbedingt empfehlenswert! Wenn ihr also mal dort in Donostia in der Sonne landen solltet, lasst euch diese Köstlichkeit nicht entgehen! Ni Neu // Avenida de Zurriola 1.
{Hotel de Londres y de Inglaterra}
Verregnete Nachmittage lassen sich besonders gut im Café des Hotels de Londres y de Inglaterra verbringen. In blaue plüschige Sofas gekuschelt und mit freiem Blick auf die Playa de la Concha und die Promenade lässt sich mit einer Tasse Tee der Verdruss über das schlechte Wetter schnell wegschlürfen. Und sollte das Regenwetter doch mal etwas länger anhalten, empfiehlt es sich, mit dem kleinen knarzenden Aufzug bis ins oberste Stockwerk zu fahren. Dort warten bequeme Sofas und eine stilsichere Auswahl an internationaler Literatur, in die man mehr als nur ein Weilchen versacken kann. Hotel de Londres y de Inglaterra // Calle Zubieta 2.
{Borda Berri}
Erster Abend, erste Pintxo-Bar und gleich ein Volltreffer! Das kleine rustikale Borda Berri setzt auf eine übersichtliche Auswahl an warmen Pintxos, die alle auf Zuruf frisch in der Küche zubereitet und nicht wie in vielen anderen Bars auf der Theke präsentiert werden. Eine Tafel an der Wand kündigt das Angebot des Tages an, auch hier findet man zwei bis drei vegetarische Optionen. Dass sich hinter dem besten Risotto, das wir je essen würden (!!!), eigentlich ein Fake-Risotto mit Puntalette verbirgt, hätten wir uns vorher auch nicht träumen lassen. Doch das Pilzrisotto auf Sauerrahmspiegel ist so cremig und perfekt abgeschmeckt, dass wir gleich eine zweite Portion hinterherbestellen müssen. Auch die restlichen Pintxos sind mehr als überzeugend – alles recht deftig, aber immer raffiniert kombiniert und toll angerichtet. Hier fällt es schwer, sich nicht einfach durch die gesamte Karte zu probieren: der gratinierte Ziegenkäse mit Kirschkonfitüre ist ein weiteres Highlight, die gefüllte Paprika mit Ziegenfleisch und einer vor Knoblauch nur so strotzenden Aioli sowie die gebratene Ente mit Waldmeistersoße lassen Steffen wohlig grinsen. Zum Abschluss ein dunkler Schokoladenpudding mit Birnenkompott und Cointreau und wir sind im Himmel! Hatte ich eigentlich schon erwähnt, wie gut das Risotto ist? Borda Berri // Calle Fermín Calbetón 12.
{Casa Urola}
Schon nach dem ersten Abend gefällt uns das Prinzip des Txikiteos – der baskischen Art des Barhoppings (essen, trinken und in der nächsten Bar wiederholen) – so gut, dass wir unsere Pintxo-Tour durch die Altstadt San Sebastiáns auch die nächsten Tage fortsetzen. Vom etwas unterkühlten Ambiente der Casa Urola sollte man sich keineswegs abschrecken lassen, denn innen erwartet einen eine vollbepackte Theke mit warmen und kalten Leckerbissen. Besonders erwähnenswert sind die marinierten Artischocken auf schwarzer Oliventapinade und krossem Brot sowie Steffens marinierter Thunfisch und die hausgemachten, mit Schinken gefüllten Kroketten. Wem nach etwas mehr ist, als nach ein paar Pintxos, findet im ersten Stock übrigens auch ein hochgelobtes Restaurant. Casa Urola // Calle Fermín Calbetón 20.
{Bar Txalupa}
Eine der traditionelleren Einrichtungen in der Fermín Calbetón ist die Bar Txalupa. Die lange schmale Bar hat sich auf etwas klassischere und unprätentiösere Pintxos spezialisiert, die in riesiger Auswahl auf der langen Theke präsentiert werden. Sofort ins Auge springt aufgrund seiner knalligen Farbe der gebratene Ziegenkäse mit Tomatenmarmelade. Die Marmelade ist köstlich, der Käse extrem kräftig, beides zusammen harmoniert wunderbar. Steffen lässt sich vom Kellner eine geschmorte Rinderschulter empfehlen, die Spezialität des Hauses, und wird nicht enttäuscht. O-Ton: “So zart, dass sie auf der Zunge zerfällt.” Wenn das mal nicht ein guter Abschluss des Abends ist! Bar Txalupa // Calle Fermín Calbetón 3.
{Atari Gastroteka}
¡Atari, nuestro amor! Eine Bar, die sich auf Pintxos und Gin Tonics spezialisiert hat – wir fühlen uns sofort zu Hause. Gleich mehrere Abende enden hier; immer pappsatt, immer feuchtfröhlich, immer beglückt. Ab 19.30 Uhr versammeln sich die Pintxo- und Gin-Aficionados San Sebastiáns in der modernen Atari Gastroteka und stürmen die häppchenbeladene Theke. Hier sieht einfach alles großartig aus – gegrillte Aubergine mit Rucola, Ziegenkäse und Tomate gefüllt, Mini-Veggie-Burger mit Kürbiscreme, Patatas Bravas, Schinkenspieße mit getrockneten Tomaten, Ziegenkäse und Zwiebel-Chutney. Steffen ist froh, beim Steak-Workshop seine Vorliebe für kurzgebratenes Fleisch entdeckt zu haben und kommt aus dem Schwärmen für sein Solomillo teriyaki gar nicht mehr heraus. Im Schatten der hübschen Basilíca de Santa Maria del Coro futtern sich die köstlichen Atari-Pintxos quasi wie von selbst. Wir möchten einfach nur hierbleiben und uns beim Pintxos knabbern durch das Gin-Tonic-Sortiment der Bar schlürfen. Das klingt nämlich ebenfalls ganz hervorragend. Schon die Standarddrinks mit Wacholderbeeren und Zitronenschale können überzeugen, doch wer sich hier die tollen Premium-Gin-Tonics, z.B. mit Apfel-Rosmarin und G’Vine oder Zitrone-Pomelo und Botanic-Gin, entgehen lässt, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Allergrößte Empfehlung! Atari Gastroteka // Calle Mayor 18.
{A Fuego Negro}
Punk meets pintxo oder so ähnlich. Mit einer Rock’n’Roll-Bar, die Harold McGees “On Food and Cooking” im Regal stehen hat, kann man eigentlich nicht viel falsch machen. Die graue Tafel über der Theke kündigt wilde Kreationen an, die Tortilla wird auf einem Plattenteller präsentiert und Steffens Augen könnten beim Anblick seines Mini-Burgers mit Wagyu-Rind, Tomaten Bun und Bananenchips (Makcobe con txips) nicht größer sein. Mein Oliven-Algen-Risotto ist ebenfalls köstlich. So köstlich sogar, dass wir sofort nach den beiden eigenen Kochbüchern der Bar fragen, die über der Theke prangen. Wahnsinn, welche kleinen Wunderwerke hier im Fuego Negro vollbracht werden, die Molekularküche lässt grüßen. A Fuego Negro // Calle 31 de Agosto 31.
{Bar Zeruko}
Noch einen Schritt weiter geht die Bar Zeruko – hier grüßt die Molekularküche nicht nur, man befindet sich bereits mittendrin im Experimentierkasten. Am Tisch neben uns steigt Rauch auf, Kameras werden von alles Seiten gezückt, und wir brauchen eine Ewigkeit, um uns zu entscheiden, welche der verrückten Kreationen wir probieren möchten. An den abenteuerlichen Pintxos, die auf der Theke aufgefahren werden, können wir uns einfach nicht sattsehen. Keine der kunstvoll inszenierten Speisen lässt auf den ersten Blick erahnen, was sich dahinter verbirgt. Glibbrige Kugeln mit irgendeiner Füllung, bunte gummiartige Würfel, kleine grüne Nester mit … ach, ich habe keinen Schimmer! Hier ist man wirklich auf die Hilfe der Kellner angewiesen, um nicht in einer vermeintlichen Süßspeise plötzlich Gänseleber herauszuschmecken. Freundlich werden uns auch die vegetarischen Optionen gezeigt, deren Anzahl zwar übersichtlich ist, aber geschmacklich mehr als zufriedenstellt. Für mich gibt es Ziegenkäse mit Apfel und Honig sowie eine Filoschleife gefüllt mit Mozzarella auf Apfelkompott. Steffen ist wagemutiger und traut sich an eine kleine Dose mit Fischeintopf und einen gefüllten Seeigel. Dazu trinken wir – wie fast immer – ein Gläschen Txakoli, ein traditioneller fruchtig-säuerlicher Wein aus dem Baskenland, der aus theatralischer Höhe in die Gläser gegossen wird. Wer Apfelwein mag, wird sich sicher auch mit Txakoli anfreunden können. Bar Zeruko // Calle Pescadería 10.
{La Viña}
Ein kleines Stück Käsekuchen für 5€? Ganz schön happig! Aber allein dafür lohnt sich der Besuch im traditionellen La Viña. Denn so eine cremige, samtige und leichte Variante der Tarta de queso haben wir selten probiert. Ganz klar, der Hype um die Spezialität des Hauses ist berechtigt! Auf die Frage, wie viele Käsekuchen am Tag hergestellt würden, lächelt der Kellner nur: “muchísimas” – seeeehr viele! Wir zählen spät am Abend allein über 20 große Kuchen, die sich am Ende der Bar stapeln und überlegen kurz, ob wir nicht als Wegzehrung für die Fahrt nach Bilbao einen ganzen Käsekuchen mitnehmen sollten. Die Vernunft siegt, wir lecken unsere Gabeln noch einmal ab, zahlen und schlendern ein letztes Mal durch die Gassen der nächtlichen Altstadt. La Viña // Calle 31 de Agosto 3.
Huch, das waren jetzt ganz schön viele Tipps – wir hätten sogar noch mehr auf Lager, denn so ziemliche jede Bar, die wir in San Sebastián besucht haben, konnte mit hauseigenen Pintxo-Spezialitäten aufwarten. Wer auf Pintxo-Tour gehen möchte, sollte sich übrigens entgegen der generellen spanischen Essgewohnheit nicht allzu spät auf den Weg machen. Während man in spanischen Restaurants in der Regel vor 21.30 Uhr auf leere Tische und Stühle blickt, füllen sich die typischen Pintxo-Bars bereits ab 19/19.30 Uhr. Startet man seine Tour zu spät, muss man in Kauf nehmen, dass beliebte Pintxos bereits vergriffen sind und nicht mehr aufgefüllt werden. Hier gilt also, der frühe Vogel fängt den Pintxo!
Wer aktuell keinen Urlaub in Nordspanien plant, aber dennoch in den Genuss von Pintxos kommen möchte, sollte unbedingt mal einen Blick in das Buch “Pintxos de vanguardia a la donostiarra” werfen – eine großartige (Rezept-)Sammlung der besten avantgardistischen Pintxo-Bars San Sebastiáns. ¡On egin!