Kinder, wie die Zeit wegrennt! Dass die Adventszeit doppelt so schnell an allem vorbeispult, ist ja allgemein bekannt, doch dass sich das auch auf den November überträgt, war uns neu. Egal, da sind wir nun, mitten im Advent – den ersten Schnee an den Schuhsohlen klebend und leise vor uns hin fröstelnd, weil wir noch nicht bereit dafür sind, die Kleidung durch und durch dem Winter zu unterwerfen. In 22 Tagen ist Weihnachten! Wer jetzt noch nicht hochschreckt, bleibt wohl auch die restliche Adventszeit tiefenentspannt. Doch falls ihr zu denen gehört, die noch nicht seit Anfang des Sommers wissen, was sich kulinarisch auf der Weihnachtstafel abspielen soll, bietet der 1. Advent doch ein perfektes Setting, um sich mit dem Thema Weihnachtsmenü mal etwas näher zu befassen. Allen, die noch am Grübeln und Zusammenstellen der Gänge sind, können wir ein bisschen unter die Arme greifen, denn wir haben uns mit ein paar Münchner Foodbloggerfreund_innen zusammengetan und zeigen euch unsere Rezepte für ein vegetarisches Weihnachtsmenü.
Winter
Huch, heute ist doch gar nicht der letzte Donnerstag im Monat und trotzdem gibt es eine Runde Saisonal schmeckt’s besser? Jein! Denn hier folgt das supergeheime Partyspecial – na ja, so geheim ist es eigentlich gar nicht, schließlich sind alle bis auf eine Teilnehmerin unserer Saisonaltruppe eingeweiht. Aber da quasi die Mutter unseres monatlichen Saisonalevents ein Jubiläum feiert, haben wir uns zu einem virtuellen Geburtstags-Flashmob zusammengefunden und bejubeln Stephs Kleinen Kuriositätenladen, der heute stramme 10 Jahre alt wird – Happy Birthday, liebe Steph! Und da so eine Geburtstagsfeier ohne gutes Essen natürlich stinklangweilig wäre, steuern wir alle etwas Party-Food zum Buffet bei.
Apfelkuchen wurde von uns lange Zeit sträflich vernachlässigt. Warum, weiß ich gar nicht so genau. Vielleicht lag es daran, dass Äpfel ohnehin nicht zu unserem allerliebsten Obst zählen oder wir in der Vergangenheit zu oft zu langweilige und zu trockene Apfelkuchen auf dem Teller hatten. Doch offenbar ist dieser Herbst prädestiniert für ein Apfelkuchen-Comeback, denn schon dreimal innerhalb der letzten Wochen breitete sich der Duft gebackener Äpfel in der Wohnung aus. Es gab ihn mit einer dicken Schicht Pudding und Streuseln vom Blech (höchst unfotogen, aber köstlich), als Apfelweinkuchen, den ihr schon kennt, und an einem frühen Novemberwochenende in einer Variante, die den anderen gefährlich werden könnte: als Apfel-Zimt-Kuchen mit Streuseln.
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Noch als wir ins Auto steigen, sind wir uns nicht ganz sicher, ob Anfang März wirklich der richtige Zeitpunkt ist, um in die Berge zu fahren. Vor allem dann, wenn man nicht mal Skifahren möchte. Doch nach wochenlanger Kälte meint es das Wetter endlich gut mit uns. Am Sylvensteinsee, kurz vor der österreichischen Grenze, blitzt die Sonne auf und wir genießen kurz das Bilderbuchpanorama aus blauem Himmel, gefrorenem See und schneebedeckt glitzernden Bergen. Bis zu unserer Abreise aus Tirol wird es glücklicherweise so schön bleiben und wir werden zwei Tage lang mit der vollen Dröhnung Vitamin D versorgt. Das gute Wetter lockt außerdem alle Wintersportler_innen noch ein letztes Mal aus den Häusern, so scheint es zumindest, als wir uns unserem Ziel Achenkirch nähern und aufpassen müssen, keine Skifahrer_innen, Snowboards und Schlitten aus Versehen mitzunehmen. Doch den am Sonntagmittag überlaufenen Ortskern lassen wir erst einmal hinter uns, fahren an der Skipiste vorbei und den Hang hinauf, auf dem das Hotel Das Krohntaler über dem Dorf thront.
Während andere sich um diese Jahreszeit bemühen, dem Winter langsam zu entkommen und wild dem Frühling, Ostern und dem ersten Bärlauch zujubeln, stecke ich schon wieder mitten in der Vorweihnachtszeit und umgebe mich mit Glühwein, Lichterketten und Bratäpfeln. Der lange Vorlauf, den Buchprojekte benötigen, bringt nicht selten ein antizyklisches Arbeiten gegen die Jahreszeiten mit sich. Der Winter beginnt für mich also noch mal von vorn – ein bisschen deprimierend, sehne ich doch gerade nichts so sehr herbei wie Frühlingsduft, Sonnenstrahlen und die erste Spargelpasta. Was ich brauche, sind sonnige Gedanken, und die fließen am besten, wenn sich ein ebenso sonniges Stück Kuchen auf meinem Teller befindet – mit Blutorangen, Blutorangen-Curd und Blutorangenkaramell. Na, erkennt ihr ein Muster?
Tief hinten in der Speisekammer steht ein Karton, den wir viel zu selten öffnen. Darin versteckt: unsere Nudelmaschine. Monatelang wird sie vernachlässigt, bis irgendwann die Lust auf frische Pasta (die bei uns eigentlich allgegenwärtig ist) nicht mehr ignoriert werden kann. Dann verkneten wir Mehl, Hartweizengrieß, Öl und ein paar wenige andere Zutaten, kurbeln was das Zeug hält und ärgern uns! Wir ärgern uns darüber, dass wir uns nicht viel öfter die Zeit nehmen, Ravioli, Tortellini, Bandnudeln und Konsorten selbst zu machen, denn im Grunde braucht es nicht viel – weder an Zutaten noch an Zeit – und der Nudelteig ist blitzschnell zubereitet. Etwas aufwendiger gestaltet sich das Ganze, wenn man, wie wir, auf gefüllte Pasta steht und dem Nudelteig farblich etwas auf die Sprünge helfen will. Wir haben die Grautöne des Winters satt und wollen Farbe auf den Teller bringen.
Wenn ich ein Gemüse verabscheue, dann ist es Rosenkohl! Das dachte ich zumindest die letzten 37 Jahre. Bis ich im letzten Jahr den Mut hatte, in einer lauen Frühlingsnacht in New Orleans einen Salat mit rohem Rosenkohl zu bestellen. Mit Jazz im Ohr und dem zweiten Weinglas vor mir – was sollte da schon schiefgehen? Nichts, wie sich zeigte! Denn in roher Form und ganz fein geschnitten (psychologisch übrigens sehr wirksam, das ungeliebte Gemüse bis zur Unkenntlichkeit zu zerkleinern!) fand ich die Rosenkohlblätter plötzlich sogar ziemlich gut. Kein Vergleich zu den verkochten, bitteren Bällchen, die ich aus meiner Kindheit kannte – den penetranten Geruch, der durch das Haus zog, wenn meine Oma Rosenkohl kochte, habe ich heute noch in der Nase.
Nach der Feiertagsvöllerei der vergangenen Wochen, die mal mehr, mal weniger Käse, Zucker und Alkohol sowie aufwendige Kocheskapaden beinhaltete, kehrt hier im Januar wieder etwas Ruhe ein. Statt Ausschlafen sind frühes Aufstehen und (oft vergebliches) Hoffen auf die Pünktlichkeit der Münchner S-Bahn angesagt. Auch in der Küche darf es am Jahresanfang wieder schneller und unkomplizierter zugehen. Und wenn ein ganz einfaches Gericht es dann noch schafft, einen bunten Hauch Fernweh in den grauen deutschen Winter zu bringen, umso besser! Unser orientalischer Milchreis duftet und schmeckt nach Zimt und Kardamom, wird mit Datteln und Dattelsirup (ein letztes Überbleibsel aus Tel Aviv) gesüßt und von knackigen Pistazien gekrönt. Das Ganze funktioniert natürlich auch als Nachtisch, doch bei uns kommt Milchreis immer als vollwertige Mahlzeit auf den Tisch.