Der Blick aus dem Fenster macht es mehr als deutlich: Wir stecken mitten im tiefsten Winter. Seit Tagen sind wir hier im Süden eingeschneit und noch immer wehen uns dicke Schneeflocken um die Nasen, sobald wir uns mal nach draußen wagen. Was nach einem Spaziergang durch Schnee und Kälte guttut? Suppe natürlich! Also machen wir es uns warm und bunt auf dem Teller – mit einer Rotkohl-Kartoffel-Suppe mit Birne und Pistazie.
Saisonal schmeckt’s besser
Auch wenn vor allem der Blumenkohl in letzter Zeit ein regelmäßiger Gast auf unseren Tellern ist, haben wir seinen grünen Bruder, den Brokkoli, nicht vergessen. Aktuell hat das ursprünglich aus Kleinasien stammende Gemüse auch bei uns Hochsaison und passt perfekt zum Sommer. Zumindest, wenn er schön knackig zubereitet ist, denn gerade die Röschen sind sehr empfindlich und werden schnell matschig, wenn sie zu lange garen. Deswegen landet der Brokkoli bei uns nur kurz im kochenden Salzwasser, um anschließend der Hauptdarsteller in einem frischen Salat zu werden. Denn im Gegensatz zu seiner üblichen Rolle als Beilage, steht das auch als Spargelkohl bekannte Gemüse diesmal im Mittelpunkt und glänzt in unserem schnellen Brokkoli-Tahini-Salat mit Mandeln und Cranberries (PS: Wie gut ist eigentlich Tahini in der Salatsoße?).
Hätte uns vor ein paar Jahren jemand gesagt, dass wir im Frühjahr und Sommer regelmäßig mehrmals pro Woche mit Blumenkohl kochen würden, hätten wir die Person wohl nur ungläubig angestarrt. Ja, wir sind Late Adopter in Sachen Blumenkohl. Doch all die Jahre, in denen wir ihn höchstens als unscheinbare Beilage gewürdigt haben, werden jetzt nachgeholt. Nach wie vor kommt uns Blumenkohl am liebsten ofengeröstet auf den Teller – zum Beispiel im Salat mit Kichererbsen, Radieschen, Dill und Avocadodressing – oder mit ungleich weniger Röstaromen aus der Pfanne wie beim Blumenkohl-Adobo, einem unserer absoluten Lieblingsgerichte.
Dass aber ausgerechnet der Salat, der uns seit einigen Jahren den Hintern rettet, wenn der Kopf mal wieder zu voll ist, um zu überlegen, was man nur kochen könnte, es noch nicht auf den Blog geschafft hat, ist fast schon unverzeihbar. Dabei ist der Orzo-Salat mit geröstetem Blumenkohl, Spinat, Feta und Cranberrys tatsächlich unsere kulinarische Allzweckwaffe – geht immer, schmeckt immer und schnell zubereitet ist er auch noch. Während der Blumenkohl im Ofen vor sich hin röstet, müsst ihr nur die Orzo-Nudeln (oder Kritharaki wie die reisförmige Pasta auch genannt wird) kochen, den Spinat waschen und der Rest erledigt sich fast von allein. Ein ganz simples, aber wahnsinnig zufriedenstellendes Feierabendessen also, das euch hoffentlich genauso begeistert wie uns.
All day breakfast: Bauernfrühstück aus dem Ofen mit Balsamico-Rosenkohl, Pastinake und Chimichurri
Als Rosenkohl in Form eines Salats vor zwei Jahren zum ersten Mal auf dem Blog auftauchen durfte, hat Sabrina die Gründe für die bis dahin andauernde Abstinenz ausführlich dargelegt. Die Geschichte vom bis zur Unkenntlichkeit verkochten Rosenkohlmatsch aus der (groß-)elterlichen Küche dürfte dabei einigen recht bekannt vorgekommen sein. Doch seitdem hat sich einiges gewandelt und wir experimentieren im Winter immer häufiger mit dem ehemals ungeliebten Gemüse. So darf der Rosenkohl zum Beispiel als winterliche Füllung in den Butternut-Kürbis oder ofengeröstet zur Pasta. Selbst am Morgen schrecken wir vor dem Kohl nicht mehr zurück und ernennen ihn zusammen mit Pastinake zum Star unseres Bauernfrühstücks aus dem Ofen, das wir mit Chimichurri, einer würzigen Kräutersalsa, servieren. Bauernfrühstück hieß bei uns zu Studienzeiten die Resteverwertung von allem, was nach einer Nacht mit zu vielen Drinks und zu wenig Schlaf in der Küche auffindbar war und in der Pfanne mit Eiern und Käse vermischt die Lebensgeister weckte.
Schon seit mehreren Jahren landet mehrmals pro Woche der Rezepte-Newsletter der New York Times in meinem Postfach. Mal geht es um potenzielle Gerichte für die kommende Woche, mal gibt es eine Sammlung von Rezepten rund um eine saisonale Zutat. Nicht immer ist etwas Interessantes dabei, manchmal landet die Mail auch wegen Zeitmangel ungelesen im Papierkorb. Immer wieder stoße ich hier jedoch auf Ideen, die uns bereits den ein oder anderen ratlosen Abend gerettet haben. Vor einiger Zeit hat ein als Adobo betiteltes Rezept mit Blumenkohl meine Aufmerksamkeit erregt, das seitdem zum festen Bestandteil unserer Feierabendküche geworden ist. Die zunächst unscheinbare Kombination aus Gemüse, würziger Soße und Reis hat uns derart begeistert und zu riesigen Adobo-Fans gemacht, dass das Blumenkohl-Adobo nun mindestens alle zwei Wochen in der Pfanne brutzelt. Dabei handelt es sich übrigens um die vegane Variante des inoffiziellen Nationalgerichts der Philippinen, das sonst mit Hühner- und Schweinefleisch zubereitet wird.
Vor Kurzem bin ich für den not so urban-Podcast von Andreas Allgeyer interviewt worden und durfte dort unter anderem über den Foodblog sprechen. Dabei habe ich erzählt, dass unser Blog – gerade wenn man ihn chronologisch liest – gut unsere kulinarischen Vorlieben und deren Entwicklung widerspiegelt. Als wir den Blog vor über sieben Jahren starteten, posteten wir beispielsweise recht viele Cupcake-Rezepte. Klar, das war damals ein Modeding, davon übrig geblieben ist jedoch nicht viel mehr als eine große Kiste mit Papierförmchen, Zuckerperlen und anderem Dekogedöns. Auch im Urlaub reizen sie uns nicht mehr besonders, wir greifen lieber zu Donuts, Eis-Mochis und Co.
Deutlich länger hat sich dagegen unsere Liebe zu guten Burgern gehalten. Die selbst gemachten Burger schmeckten zwar von Anfang an, doch die Fotos … nun ja, sprechen wir besser nicht darüber! Der gute Geschmack blieb und mit der Zeit wurden sie zum Glück auch etwas vorzeigbarer. Doch nach dem großen Burgerjahr 2016, in dem wir euch gleich vier verschiedene Burger präsentierten (den “Elvis” mit Erdnuss, Bacon und Bourbon-Banane, den Pistazien-Falafel-Burger mit Zitronen-Basilikum-Aioli, den Big-Hahuna-Burger mit Kokos-Chili-Mayo und schließlich den vegetarischen Herbstburger mit Kürbis, Ziegenkäse und Birnen-Rosmarin-Chutney), war erst mal Pause. Hatten wir uns satt gegessen? War der Burgerhunger durch die vielen USA-Urlaube erst einmal befriedigt? Waren wir genervt vom großen Burgerhype, der mittelmäßige Läden und Food Trucks an jeder Straßenecke hervorbrachte? Oder war uns der Aufwand zu groß, der für einen erstklassigen Burger betrieben werden sollte (das Vereinen von Job, Blog und Freizeit ist in den letzten Jahren ja auch etwas kniffeliger geworden …)? Wir wissen es nicht!
Mir fehlen die Worte. Seit ein paar Wochen wollen sie weder aus dem Mund herauskommen noch aufs Papier oder besser gesagt auf den Bildschirm rieseln. Die Schreibblockade kenne ich schon, sie besucht mich alle paar Jahre und verfliegt dann irgendwann wieder. Doch diesmal macht sie es sich besonders lange auf der Tastatur gemütlich. Etwas ungünstig, zumal das Schreiben auch Teil meines Jobs ist, aber dank der Gewissheit, dass sie früher oder später wieder abhaut, verkraftbar. Neu und ungewohnt ist allerdings die verbale Blockade, die erst nur ein laues Lüftchen aus mir herauskitzelte und nun ein raues Krächzen, das jede Krähe wie den lieblichsten Singvogel klingen lässt. Die angekratzten Stimmbänder verlangen nach Wärme, und die bekommen sie in Form einer frühlingshaften Bärlauch-Weißwein-Suppe mit Dill und Zitrone.