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Steffen

    Gekocht, Gelesen

    Indien meets Deutschland: Kartoffel-Bärlauch-Paratha und Gurkensalat mit Kräuter-Nuss-Gremolata

    Kartoffel-Bärlauch-Paratha und Gurkensalat mit Kräuter-Nuss-Gremolata Rezept-3

    Bei uns im Haus beschränkt sich der Einfluss der indischen Küche zum Großteil auf die Zubereitung von Curry und Dal. Rote Currypaste steht deswegen immer im Kühlschrank, Ingwer ist sowieso immer im Haus und im Schrank versteckt sich eine Vielzahl an Gewürzen. Schade eigentlich, dass diese Zutaten dann nicht noch für weitere indische Gerichte verwendet werden, denn schließlich hat die Küche Indiens noch so viel mehr zu bieten – von der Brotauswahl und den Fleischgerichten des Nordens bis zu den scharfen Kokosrezepten des Südens. Dieser Abwechslungsreichtum macht die indische Küche außerdem zu einer wahren Fundgrube für VegetarierInnen, gerade die Küche Westindiens hat da besonders viel zu bieten.

    Für unsere beiden Rezepte haben wir uns von einem etwas älteren Kochbuch inspirieren lassen, das all diese unterschiedlichen Kochstiele vereint: Indien: die neue vegetarische Küche von Vidhu Mittal (das kürzlich mit verändertem Einband und Titelneu aufgelegt wurde). Das Buch ist eine wahre Fundgrube für LiebhaberInnen indischer Aromen. Es bietet außerdem viele Hinweise zu Grundlagen der indischen Küche, wie die Zubereitung von geklärter Butter, Joghurt etc. Da lässt sich auch darüber hinwegsehen, dass Fotos und Layout mehr an die 80er als an die 2000er Jahre erinnern.

    Kombiniert werden die typisch indischen Teigfladen oder Pfannkuchen – Parathas – bei uns allerdings mit Bärlauch. Der passt mit seinem Knoblaucharoma gut zur Kartoffelfüllung und harmoniert auch prima mit dem frischen Gurkensalat. Hier haben wir das leicht süßliche Joghurtdressing mit einer würzigen Gremolata getoppt. Ein bisschen Ingwer sorgt für die Schärfe und die Kräuter für etwas Frische. Zusammen mit den warm aus der Pfanne kommenden Parathas erhält man dann eine tolle Mahlzeit für sommerliche Temperaturen.

    Kartoffel-Bärlauch-Paratha und Gurkensalat mit Kräuter-Nuss-Gremolata Rezept-2

    Gurkensalat mit Joghurtdressing und Kräuter-Nuss-Gremolata (für 2 Personen als Vorspeise oder Beilage):

    200 g Naturjoghurt
    250 g Salatgurke
    1-2 EL weißer Balsamico-Essig oder Balsamico-Condiment
    1 kleine Handvoll Korianderblätter
    1 kleine Handvoll Minzblätter
    1 EL geröstete Erdnüsse
    1 EL geröstete Cashewkerne
    ½-1 TL fein geriebener Ingwer
    Salz, Pfeffer

    1. Den Joghurt in einem sehr feinen Sieb oder in einem mit zwei Lagen Küchenpapier bzw. Passiertuch ausgelegten Sieb 20 Min. abtropfen lassen. Die Salatgurke waschen und in Scheiben schneiden. Den abgetropften Joghurt in einer Schüssel mit Balsamico und ca. ¼ TL Salz verrühren, dann die Gurkenscheiben dazugeben. Gut vermischen und im Kühlschrank aufbewahren.

    2. Für die Gremolata Kräuter und Nüsse fein hacken und mit dem Ingwer vermischen. Mit etwas Salz und Pfeffer abschmecken.

    3. Zum Servieren die gekühlten Gurkenscheiben auf einem Teller anrichten und mit der Gremolata bestreuen.

    Kartoffel-Bärlauch-Paratha und Gurkensalat mit Kräuter-Nuss-Gremolata Rezept-1

    Kartoffel-Bärlauch-Paratha (für 2 Personen als Hauptspeise):

    250 g Mehl
    ½ Salz
    ½ TL zerlassenes Ghee (oder normale Butter)
    150 ml Wasser
    300 g gekochte Pellkartoffeln
    10 mittelgroße Blätter Bärlauch (andere Kräuter gehen hier natürlich auch)
    ½ TL gehackte Chili
    ½ TL gemahlener Koriander
    Pfeffer
    Pflanzenöl

    1. Mehl und Salz vermischen und dann mit Ghee und Wasser zu einem geschmeidigen Teig verkneten. 10 Min. ruhen lassen.

    2. Die Kartoffeln schälen und in einer Schüssel zerdrücken. Den Bärlauch waschen und fein hacken. Zusammen mit Chili, Koriander und etwas Pfeffer unter den Kartoffelbrei rühren.

    3. Aus dem Teig acht gleich große Kugeln formen. Jeweils eine Kugel mit ordentlich Mehl zu einem runden Fladen (∅20 cm) ausrollen. Einen EL von der Kartoffelmasse in die Mitte setzen und dann nach oben hin so zusammenfalten, dass ein Beutel entsteht. In der Mitte zusammendrücken, dann mit den Händen vorsichtig zu Fladen von etwa ∅ 15 cm pressen. Wenn dabei etwas Kartoffelmasse herausquillt, ist das nicht weiter schlimm, die Reste einfach oben auf dem Teig festdrücken.

    4. 1 EL Öl in einer Pfanne erhitzen und die Paratha darin von beiden Seiten knusprig braun braten. Dabei die Fladen ruhig mit dem Pfannenwender noch etwas flachdrücken.

    5. So schnell wie möglich servieren oder warm halten, bis alle acht Parathas fertig sind. Zusammen mit dem Gurkensalat servieren.

    Tipp: Gut passt dazu auch Chutney oder Relish.

    Kartoffel-Bärlauch-Paratha und Gurkensalat mit Kräuter-Nuss-Gremolata Rezept-4

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    Deutschland, Gereist, Getrunken, München

    München goes Craft: zu Besuch bei Giesinger Bräu

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    In München bewegt sich was. Zwar ist die Augustiner-Flasche noch immer das bestimmende Lieblingsaccessoire von Jung und Alt in der U-Bahn, am Isarufer oder bei Konzerten, doch die Bierauswahl für die hippen Großstädter steigt. Und damit meine ich nicht Tegernseer oder Tannenzäpfle, sondern junge Brauereien, die sich über das traditionelle Münchner Helle hinauswagen und den Craft-Beer-Trend auch in die Isarmetropole bringen. Da hätten wir zum einen Crew Republic, die wild mit Hopfen und Malz experimentieren und z. B. mit dem 7:45 Escalation ein Double IPA herausgebracht haben, das mit seinen vier Hopfensorten und 83 IBU (Bittereinheiten) eine unglaubliche Hopfen- und Fruchtbombe darstellt. Zum anderen hat sich 2011 im historischen Paulaner-Eiswerk eine Mikrobrauerei angesiedelt, die etwas experimenteller ans Brauen herangeht als der große Mutterkonzern. Hier kommt der Triple-Ale-Bock dann auch mal in der Champagnerflasche daher und dient beim stolzen Preis von gut 25€ auch eher dem Genuss als dem schnellen Runterkippen. Ganz neu im Münchner Bierzirkus ist dagegen Tilman Ludwig, der erst seit April 2014 sein eigenes Bier braut. Allerdings hat der junge Braumeister gleich mit dem ersten Produkt einen Volltreffer gelandet. Das Helle heißt sein Bier ganz unbescheiden und ist doch so viel mehr. Ein ordentlicher Hopfenanteil sorgt für Frucht und Bitterkeit, während im Hintergrund noch immer die malzbetone Süffigkeit des Münchner Hellen durchscheint. Finden wir super und hat sich seit dem ersten Schluck einen festen Platz in unseren Herzen (und im Kühlschrank) erkämpft.

    Gegen Tilmans Biere ist der größte Player in der Runde der Münchner Mikrobrauereien allerdings schon ein alter Hase. Bereits 2006 wurde in einer Garage in Untergiesing mit den ersten ernsthaften Brauexperimenten begonnen und schon bald hatte die Untergiesinger Erhellung einen Stammplatz unter den BierliebhaberInnen der Stadt gefunden. Seit 2014 gibt es in der Martin-Luther-Straße endlich eine richtige Brauerei mit Braustüberl, Hofverkauf und viel Platz für die Bierproduktion. Wie eigentlich alle neuen Brauereien steht auch Giesinger Bräu für die Rückbesinnung auf althergebrachte Brauverfahren, d.h. ohne Eingriffe wie Filtration oder thermische Behandlung.

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    Steffen Marx von Giesinger Bräu. Foto: Giesinger Bräu

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    Pünktlich zum Tag des Bieres 2015 haben Geschäftsführer Steffen Marx und sein Braumeister Simon Rossmann sich nun auch an das C-Wort gewagt. Giesinger goes Craft, aber natürlich nicht mit einem schnöden IPA. Stattdessen sind vier sehr unterschiedliche Biere entstanden, bei denen jede/r einen Favoriten finden sollte. Wir durften bereits zwei Tage vor offiziellem Verkaufsstart in die Brauerei kommen und uns zwischen den glänzenden Kesseln, Tanks und Leitungen einmal durchs Sortiment trinken.

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    Wheat Stout

    Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich hierbei um ein Stout, bei dem zusätzlich zur üblichen Gerste noch Weizenröstmalz eingesetzt wurde. Herausgekommen ist ein tiefschwarzes Bier, das mit 4% allerdings erstaunlich leicht daherkommt. Den stärksten Auftritt hat es allerdings, wenn man die Nase ins Glas hält: Der Geruch, der einem da entgegenkommt, ist phänomenal. Schokolade, Kaffee, alles sehr intensiv. Wir fühlen uns sogar ein wenig an unsere Lieblingslimo, die Fritz Kola-Kaffee, erinnert. Der Geschmack ist nach dieser Nasenbombe fast ein wenig enttäuschend, da die Aromen im Mund deutlich schwächer ausgeprägt sind. Mit seinen Kaffeenoten und der leichten Bitterkeit ist es trotzdem ein tolles Bier, das zum Glück auch nicht so reinhaut wie andere Craft-Stouts.

    Lemondrop Triple

    Diese Variante einer traditionellen belgischen Biersorte ist nach einer neuen Hopfensorte benannt. Hinter Lemondrop verbirgt sich eine Kreuzung aus dem amerikanischen Cascade-Hopfen (dem Liebling aller IPAs) und einem namenlosen Zuchthopfen. Bisher ist Lemondrop nur in kleinen Mengen als Import erhältlich und somit etwas ganz Besonderes. In der Nase sammeln sich – dem Namen alle Ehre machend – kräftige Zitrusnoten. Der Geschmack besticht dann mit angenehmer Bitterkeit, schönen Fruchtnoten und auch die Hefe kommt deutlich durch. Gefällt. Sehr sogar!

    Doppel-Alt

    Warum eigentlich Doppel-Alt? Na, weil hier alles doppelt so stark und bitter ist wie beim normalen Alt! Wer die Biersorte also mag, wird mit dem Doppelt-Alt seine helle Freude haben. Der erste Eindruck beim Schnuppern am Glas ist ungewohnt, eher säuerlich, etwas essiglastig, als Hessen fühlen wir uns direkt an Apfelwein erinnert. Der Geschmack ist schön voll, hat einen langen Nachklang und obwohl die Bitterkeit (40 IBU) dominiert, ist alles recht ausgewogen. Unser Biertyp ist es aber trotzdem nicht unbedingt.

    Baltic Rye Porter

    Als “das perfekte Frühstück” kündigt Braumeister Simon das Baltic Rye Porter an. Quasi ein Roggenbrot im Glas. Auch hier zeigt sich, dass Giesinger Bräu bei den Craft-Sorten nicht den einfachen Weg gegangen ist. Der Roggen ist ein äußerst undankbares und arbeitsintensives Getreide zum Brauen und nicht so leicht steuerbar. Umso stolzer kann das Team auf das sein, was in den Flaschen gelandet ist. Eine cremige Textur, leichte Schokoladen- und Röstaromen in der Nase und natürlich ordentliche Anklänge an Brot im Geschmack. Nicht zu bitter, leicht säuerlich und mit 6,7% Alkohol wenn’s denn sein muss auch am Morgen genießbar. Toll!

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    Mit Wheat Stout, Lemondrop Triple, Doppel-Alt und Batic Rye Porter startet Giesinger Bräu fulminant in die Grill- und Outdoor-Bier-Saison und bereichert die Münchner Craft-Beer-Szene um vier spannende Sorten. Vor allem das Lemondrop Triple wird uns diesen Sommer sicherlich häufiger begleiten!

    Konntet ihr schon die neuen Sorten probieren?

    Vielen Dank an Giesinger Bräu für die Einladung zum Tasting! Unsere Meinung bleibt davon, wie immer, unberührt.

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    Deutschland, Gegessen, Gereist, Getestet, München

    All you can (m)eat: Dry-Aged-Beef, Hummer und Kalbsbäckchen im grill 93

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    Ein All-you-can-eat-Angebot für Fleisch? In einem Hotelrestaurant? Eigentlich müsste man spätestens jetzt skeptisch werden und sich fragen, ob es sich dafür wirklich lohnt, in den Schwabinger Norden zu fahren. Allerdings ist das grill 93 nicht irgendein Hotelrestaurant, sondern das Steakhouse des Münchner Marriott, in dem mit Küchenchef David Seidel und Souschef Martin Gruß zwei außergewöhnliche Köche hinter Herd und Grill stehen. Vom Können des Teams konnte ich mich schon im letzten Jahr überzeugen, und anlässlich der Neueröffnung des Restaurants wurde ich zusammen mit einigen anderen BloggerInnen und JournalistInnen erneut eingeladen. Einen ganzen Abend lang bekommen wir einen ausführlichen Einblick in das neue Konzept, können uns einmal quer durch die Speisekarte probieren und dürfen sogar einen Blick hinter die Kulissen werfen.

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    Im Hotel angekommen, gibt es zum Einstieg einen Prime Time – einen Drink mit Amaretto, Orangensaft und einem ordentlichen Schluck Slyrs Whisky. Entsprechend gut ist die Laune, als wir alle gemeinsam in die Küche geführt werden und dort eine Überraschung auf uns wartet: Um das Anrichten der Vorspeise “dürfen” wir uns nämlich selbst kümmern. Dummerweise besteht der Teller nicht aus zwei bis drei, sondern eher 15 bis 20 Komponenten, die wir gemäß eines Beispieltellers anrichten sollen. Wenige Minuten braucht der Souschef normalerweise für eine Portion, bei uns dauert es etwas länger, bis wir in Teamarbeit inmitten des laufenden Betriebs (zum Glück hat keiner was dagegen, dass wir heimlich Süßkartoffelpommes klauen …) die Teller hergerichtet haben. Zur Belohnung dürfen wir in den Gastraum und uns an Ente mit Rhabarber und Wurzelgemüse gütlich tun. Das Gericht ist Teil des saisonalen Angebots, das immer wieder wechselt und nicht unbedingt dem klassischen Steakhouse-Klischee entspricht.

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    Copyright: Vicky Klieber / www.thegoldenbun.com

    Grill 93 München Marriott Steakhouse-1

    Wer dagegen die volle Ladung vom Grill serviert bekommen möchte, greift lieber zum zweiten Bestandteil des kulinarischen Konzepts: Prime Time nennt sich das Angebot, das hochwertige – und entsprechend nicht ganz günstige – Grillgerichte bietet. Dry-Aged-Steak, Hummer und Fisch stehen zur Auswahl und werden jeweils mit Gemüse und einer Beilage serviert (23-50€). Mehr als gelungen ist die Forelle, die butterzart von den Gräten fällt und mit Kräutern gefüllt ist. Von den Beilagen finden bei uns am Tisch insbesondere die mit geschmorten Zwiebeln verfeinerten Rosmarinkartoffeln großen Anklang.

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    Da man im Marriott aber auch andere Gäste ansprechen möchte, gibt es als dritten Bestandteil der neuen Karte das “All you can (m)eat”-Menu. Hier kommen etwas günstigere, aber dennoch hochqualitative Fleischsorten auf den Tisch und werden auch mal ganz unprätentiös als Schmorgericht zubereitet. Für ca. 25€ kann man dann essen, bis die Hose platzt, und Kinder bis zwölf Jahre essen sogar kostenfrei. Die Idee dahinter ist, dass man als Gruppe kommt, jede/r ein anderes Gericht bestellt und diese dann in der Mitte des Tisches serviert werden. So kann man überall probieren und der Restaurantbesuch wird zur großen Potluck-Party. Da sich David Seidel und sein Team natürlich auch hier voll reinhängen, steht die Qualität der Zubereitung dem Prime-Time-Angebot in nichts nach. Zudem findet sich auch mal Ungewöhnliches auf der Karte, wie die geschmorten Kalbsbäckchen – ein echtes Soulfood und besondere Leibspeise von Souschef Martin Gruß. Kann ich gut verstehen, denn das perfekt gegarte Fleisch zerfällt praktisch im Mund.

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    Abgerundet werden alle Gerichte durch eine Salz- und Kräuterstation. Dort haben alle Gäste die Möglichkeit, sich mit einem kleinen Mörser eine eigene Salzmischung zusammenzustellen. Es stehen verschiedene Salze, Kräuter und Gewürze zur Auswahl, mit denen man seinem Stück Fleisch die ganz persönliche Note verleihen kann. Solche Kleinigkeiten zeigen ganz gut, dass hier nicht einfach nur auf den aktuellen High-Price-Fleischzug aufgesprungen werden soll, sondern vielmehr mit Liebe gegrillt und bewirtet wird.

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    Fazit: Wer Lust auf gutes Fleisch hat, aber von der Sehen-und-gesehen-werden-Atmosphäre der zahlreichen Grillrestaurants der Münchner Innenstadt abgeschreckt wird, sollte den Weg nach Schwabing auf sich nehmen. Das Team um David Seidel kocht auf einem hohen Niveau und das nicht nur zu abgehobenen Preisen. 5 von 5 gegrillten Hummern.

    grill 93 im Marriott Hotel
    Berliner Strasse 93
    80805 München

    Vielen Dank an das Team vom Marriott München, die mich zu diesem informativen und leckeren Abend eingeladen haben. Meine Meinung bleibt davon, wie immer, unberührt.

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    Gekocht

    North African-style Burger und Gedanken zur kulinarischen Einwanderungspolitik

    Nordafrikanischer Burger mit Couscous- und Hühnchen-Patty Rezept Feed me up before you go-go-1

    Die Idee zu diesem Burger spukte schon eine ganze Zeit in meinem Kopf herum. Ein Burger, der Geschmacksrichtungen und Zutaten der nordafrikanischen Küche aufnimmt und zwischen zwei Brötchenhälften presst, Gewürze wie Zimt und Kreuzkümmel integriert, Kräuter wie Minze und Petersilie unterbringt und natürlich die würzige Schärfe von Harissa mit dem typischen Burgergefühl verbindet. Auch Salzzitronen haben wir versucht unterzubringen, jedoch konnten sie uns beim Experimentieren nicht ganz als Belag überzeugen. Herausgekommen ist am Ende jedoch ein köstlicher Burger, der sowohl in der Variante mit Hühnchen als auch mit den veganen Couscous-Kichererbsen-Patties ganz hervorragend schmeckt. Wenn ihr die restlichen Kichererbsen gleich verwenden wollt, könnt ihr außerdem noch eine kleine Portion Hummus machen und diese ebenfalls auf den Burger streichen.

    Nordafrikanischer Burger mit Couscous-Patty und Hühnchen Rezept Feed me up before you go-go-1

    Der nordafrikanisch angehauchte Burger ist für mich auch eine gute Gelegenheit, um über das Kochen im 21. Jahrhundert nachzudenken. Nicht dass die Globalisierung der Küche eine Erfindung der letzten 20 Jahre wäre – der Buchtipp von mir als Historiker dazu ist Jürgen Osterhammels überwältigende 1200-Seiten-Globalgeschichte des langen 19. Jahrhunderts -, aber der Siegeszug des Internets hat nationale Grenzen in kulinarischer Hinsicht noch einmal durchlässiger werden lassen. Auch ohne eine riesige Kochbuchsammlung habe ich heute Zugriff auf die Geheimnisse indischen Currys, kann mir anlesen, welche Gerichte für Ecuador typisch sind oder wie in Südafrika gegrillt wird. Auch der kleine Hype um die peruanische Küche im vergangenen Jahr ist ohne diese digitale Entgrenzung kaum vorstellbar.

    Während die kulinarischen Geschmäcke offener werden, bestürzt es mich zu sehen, dass diese Offenheit oftmals nicht für die Menschen hinter den Gerichten gilt. Döner ja, aber bitte ohne türkische Einwanderer (dass es sich bei den Menschen hinter der Theke um deutsche Staatsbürger handeln könnte, kommt manchem auch nicht in den Sinn). Asiatische Fusion-Küche? Klar, aber bitte nur von perfekt deutschsprechenden und arbeitstüchtigen Musterimmigranten zubereitet. Wer also meint, Deutschland werde von einer “Flutwelle” bedroht, glaubt die eigene Existenz sei durch “Wirtschaftsflüchtlinge” gefährdet oder behauptet, dass sich hinter jedem muslimischen Asylantrag ein frauenhassender Terrorist verbirgt, sollte auch kein Anrecht auf eine internationale Küche haben! Bleibt doch bei Klößen, esst euren Schweinebraten (wahrscheinlich wird der eh bald verboten, oder?) und freut euch über das gute “deutsche” Schwarzbrot. Wir dagegen hoffen, dass unsere Gesellschaft sich auch in Zukunft verändert und sie so abwechslungsreich und global wird, wie es unsere Essgewohnheiten meist schon sind!

    Nordafrikanischer Burger mit Couscous-Patty und Hühnchen Rezept Feed me up before you go-go-2

    Nordafrikanischer Burger mit Couscous-Patty und Hühnchen Rezept Feed me up before you go-go-5

    Nordafrikanische Burger mit Couscous-Kichererbsen- oder Hühnchen-Patties (für 4 vegetarische oder 4 Hühnchen-Burger):

    Für die Soße

    6 EL Tomatenmark
    1 EL Sherry
    Saft von einer ½ Zitrone
    1 EL Honig
    2-3 TL Harissa
    ½ TL Zimt
    ½ TL Kreuzkümmel
    ½ TL Paprikapulver
    2 EL Wasser
    Ggf. 1-2 Tropfen Liquid Smoke
    Salz, Pfeffer

    Alle Zutaten in einer Schüssel verrühren, mit Salz und Pfeffer abschmecken. Wer es schärfer möchte, erhöht einfach die Harissamenge.

    Für die veganen Couscous-Kichererbsen-Patties

    125 g Coucous
    250 ml Gemüsebrühe
    1 kleine rote Zwiebel
    150 g gekochte Kichererbsen (Dose oder selbst gekocht)
    2 EL Tahinpaste
    1 EL Semmelbrösel
    Gewürze nach Geschmack (z.B. Kreuzkümmel, Zimt, Paprika, Koriander, Ingwer)
    Salz, Pfeffer

    Den Couscous in einer Schüssel mit der heißen Gemüsebrühe übergießen, verrühren und 5 Min. quellen lassen. In der Zwischenzeit die Zwiebel sehr fein würfeln. Die Kichererbsen mit einer Gabel oder einem Kartoffelstampfer grob zerdrücken (es sollten noch Stücke erkennbar sein). Zusammen mit den restlichen Zutaten unter den fertig gequollenen Couscous mischen, mit Gewürzen, Salz und Pfeffer abschmecken und zu einer formbaren Masse kneten. Bis zum Anbraten in den Kühlschrank stellen.

    Für die Hühnchen-Patties

    480 g Bio-Hühnerbrust
    1 Knoblauchzehe
    12 Blätter Minze
    12 Blätter Petersilie
    ¾ TL Harissa
    Salz, Pfeffer

    Das Fleisch grob würfeln, dann mit einer Küchenmaschine klein hacken (oder einfach durch den Fleischwolf jagen). Knoblauch und Kräuter sehr fein hacken und zusammen mit Harissa und etwas Salz und Pfeffer gründlich mit dem Fleisch vermischen. Aus der Masse vier Patties formen und diese bis zum Anbraten im Kühlschrank lagern.

    Für den Rest

    4 Burgerbrötchen (wir vertrauen immer noch auf die großartigen Brioche-Buns von HighFoodality, die sich übrigens auch hervorragend einfrieren lassen!)
    ½ Zucchini
    ½ Aubergine
    Olivenöl
    Salz, Pfeffer
    ¼ Kopf Salat
    Jeweils eine Handvoll Minze und Petersilie
    1 rote Zwiebel
    100 g Feta

    1. Den Ofen auf Grillfunktion stellen. Ein Blech mit Backpapier auslegen. Die Zucchini längs in dünne Streifen schneiden. Die Aubergine in runde, dünne Scheiben schneiden. Das Gemüse auf dem Blech verteilen, mit Olivenöl bepinseln und mit Salz und Pfeffer würzen. Unter dem Grill ca. 10 Min. (bis das Gemüse gut gebräunt ist) garen. Bis zur Verarbeitung im Ofen warm halten.

    2. Salat und Kräuter waschen, trocken schütteln. Salatblätter grob zerpflücken und mit den Kräutern vermischen. Die Zwiebel in Ringe schneiden. Den Feta längs teilen und dann vierteln.

    3. Für den vegetarischen Burger aus der gekühlten Couscous-Masse vier Patties formen. Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und die Patties von beiden Seiten knusprig anbraten. Für die fleischige Variante die Hühnchen-Patties aus dem Kühlschrank holen und in einer Pfanne mit Olivenöl bei mittlerer Hitze von beiden Seiten anbraten. Währenddessen die Buns aufschneiden (wer mag, toastet sie vorher noch kurz an) und auf beiden Seiten mit der Harissasoße bestreichen.

    4. Die Burger mit Zwiebelringen, Patty, Feta, gegrilltem Gemüse und Salat belegen. Reinbeißen und debil grinsend in den Burgerhimmel abheben!

    Nordafrikanischer Burger mit Couscous- und Hühnchen-Patty Rezept Feed me up before you go-go-3

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    Von Blutorange-Gin-Cocktails und anderen Trinkgewohnheiten

    Bloody Sage Blutorange Salbei Drink-2

    Zitrusfrüchte mit Salbei in Drinks zu kombinieren, scheint wohl gerade das heiße Ding zu sein. War diese Kombination in unserer heimischen “Bar” vor zwei Wochen doch eher dem Zufall geschuldet (sowohl Blutorangen als auch ein großer Topf Salbei mussten verbraucht werden), taucht sie z.B. auch bei Drinks Tube und auf anderen Blogs auf. Aber die kräuterige Würze und das Fruchtige harmonieren auch einfach zu gut miteinander! Der perfekte Begleiter ist da natürlich Gin, am besten einer, der die Kräuter- und/oder Zitrusaromen unterstützt. Wenn ihr also mal wieder Lust auf einen süßen, aber auch würzigen Cocktail habt oder eure Gäste einfach mit Kräutern im Glas beeindrucken wollt, dann ist unser Bloody Sage genau die richtige Wahl!

    Bloody Sage – ein Blutorange-Gin-Cocktail mit Salbei (1 Tumbler):

    6 cl Gin
    6 cl Blutorangensaft
    2 cl Vanillesirup (Wasser und Zucker zu gleichen Teilen mit einer aufgeschnittenen Vanilleschote aufkochen, bis der Zucker sich auflöst. Anschließend mehrere Stunden ziehen lassen, dann Vanilleschote herausnehmen, den Sirup in ein Fläschchen füllen und im Kühlschrank lagern)
    ca. 12 Salbeiblätter
    Eiswürfel
    + eine Blutorgangenscheibe und ein Salbeiblatt zum Garnieren

    Alle Zutaten in einem Shaker auf Eis shaken und doppelt abgießen (also nicht nur durch ein Barsieb, sondern auch noch durch ein feines Küchensieb). In einem Tumbler auf Eis servieren und mit einem Salbeiblatt und einer Scheibe Blutorange garnieren.

    Bloody Sage Blutorange Salbei Drink-1

    Da es mittlerweile offensichtlich kein allzu großes Geheimnis mehr ist, dass wir alkoholischen Getränken nicht ganz abgeneigt sind, hat uns Heimo, unser Restaurant-Day-Drinks-Spezialist, ein Blogstöckchen ins Glas geworfen, um sich nach unseren Trinkgewohnheiten zu erkundigen. Die beiden Jungs von Bildungstrinken haben sich den charmanten Fragebogen ausgedacht, den wir nach Beantwortung natürlich pflichtbewusst an andere Hobby-AlkoholikerInnen und -MixerInnen weitergeben. Jetzt erst mal die ungeschönte Wahrheit:

    Was ist dein liebster Drink?

    Steffen: Das kann ich nicht sagen. Ich habe das Gefühl, dass es noch so viel zu entdecken gibt, dass ich mich nicht auf irgendwas festlegen kann. Aber mit einem guten Gin Tonic, einem rauchigen Single Malt oder einem kühlen IPA kann man bei mir aktuell nicht viel falsch machen.

    Sabrina: Puuh, schwierig! Ich bin was Drinks angeht ziemlich experimentierfreudig und probiere gerne neue Kombinationen, daher bin ich nicht auf einen bestimmten Drink festgelegt. Bei einem Moscow Mule oder Gin Tonic sage ich aber dennoch nie Nein!

    Wann hast du das erste Mal Alkohol getrunken?

    Steffen: Ich hatte mit elf oder zwölf mal eine Phase, in der ich immer alkoholfreies Bier getrunken habe. Ernsthaftere Kontakte (zumeist mit Bier und Apfelwein) kamen aber erst nach der Konfirmation.

    Sabrina: Wenn ich als Kind bei meinen Großeltern zu Abend gegessen habe, hat mich mein Opa öfter mal an seinem Bier nippen lassen. Fand ich ganz furchtbar, habe es aber immer wieder probiert. Das erste Mal betrunken war ich mit 13 auf einer Silvesterparty. Es gab zu viel zu süßen, zu billigen Sekt. Uäääh! Später bin ich dann, wie es sich für eine hessische Teenagerin gehört, dem Apfelwein verfallen.

    Welchen Drink hast du am meisten bereut?

    Steffen: Zuletzt einen schlechten Gin-Pistazien-Cocktail im Hans im Glück, bei dem der Limettensaft aus der Flasche derart penetrant war, dass jeder andere Geschmack überdeckt wurde. Ansonsten denke ich mit Schrecken an zu viele Wodka-O auf einer Abifeier, an ein paar Weizenkorn zu viel bei einem Grünkohlessen oder die Party, bei der wir anstelle von Tequila irgendwann auf Wodka mit Zitrone und Salz umgestiegen sind. Das ist zum Glück alles sehr lange her und so schlimm wurde es seitdem nicht mehr.

    Sabrina: Jep, da kann ich Steffen zustimmen, denn ich habe ebenfalls den wirklich schlechten Gin-Pistazien-Cocktail probiert. Ansonsten erinnere ich mich an viele rote Körner während des Studiums, die ich spätestens in der Vorlesung am nächsten Morgen bereut habe.

    Bar oder Kneipe?

    Steffen: Als jemand, der vier Jahre in einer Kneipe hinter der Theke stand und vor allem Bier vom Fass und günstigen Schnaps verkauft hat, kann ich nichts Schlechtes über Kneipen sagen. Es kommt wohl auf die Situation an, auch wenn sich das Gleichgewicht inzwischen deutlich in Richtung Bar verschoben hat (man wird halt doch älter).

    Sabrina: Beides zu seiner Zeit!

    Champagner oder Schaumwein?

    Steffen & Sabrina: Öhhhm, Gin? Bier? Wir sind beide keine großen Fans von Champagner, Sekt & Co. Ab und an mal ein Gläschen, mehr muss nicht sein. Aber glücklicherweise lassen sich damit auch tolle Drinks mixen.

    Mit wem würdest du gerne trinken?

    Steffen: Ich hätte wirklich gerne mit Jason Molina getrunken. Allerdings mit dem Ziel, ihn vom Trinken abzubringen, um so zu verhindern, dass er sich zu Tode säuft und dann weiterhin tolle Musik veröffentlicht.

    Sabrina: Mit Ernest Hemingway. Ich hätte da noch ein, zwei Fragen zu seinen Romanen, die sich sicherlich gut bei einem Drink klären ließen.

    Bei wem würdest du gerne trinken?

    Steffen: Bei Simone Caporale in der Artesian Bar in London würde ich gerne mal an der Theke sitzen.

    Sabrina: Nachdem Steffen so davon geschwärmt hat, gerne in Atalay Aktas Schwarzer Traube in Berlin. Ansonsten auch gerne noch mal im The Ides, der Rooftop-Bar des New Yorker Wythe Hotels. Tolle Aussicht, tolle Drinks, tolles Ambiente!

    Wie sieht deine Home Bar aus?

    Steffen & Sabrina: Voll. Unübersichtlich. Die meisten Flaschen drängen sich auf einem Regal im Flur. Whisky und Gin sind eigentlich Stammgäste, sonst variieren die Flaschen nach Gusto. Derzeit wohnen dort elf verschiedene (Single) Malts, vier Sorten Gin, einzelne Flaschen Rum, Grand Marnier, Wermut, Sherry, Kräuter- und Haselnussschnaps sowie einige Bitters. Das sonstige Barzubehör ist über die ganze Wohnung verteilt – wir brauchen dringend eine größere Küche (oder gleich ein ganzes Bar-Zimmer)!

    Beschreib deine Eiswürfel.

    Steffen & Sabrina: Von Ananas bis T-Rex-Knochen ist da so ziemlich alles dabei. Wenn der Drink mal nicht nach Kindergeburtstag im Glas aussehen soll, wartet im Keller noch ein riesiger Sack Eiswürfel von der Tanke. Und ganz neu dazugekommen sind die 6-cm-Kugelformen, die jedem Drink sofort die nötige Seriosität verleihen.

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    Was ist deine Gin-&-Tonic Empfehlung?

    Steffen: Ich mag Gins, die einen eigenen Charakter haben, wie z.B. die auf Traubenbasis. Sehr erfrischend finde in dieser Richtung die Kombination aus G’vine Floraison und Fentimans Tonic Water.

    Sabrina: Bloß nicht zu süß! Mit den ganzen Elderflower-Tonics kann ich z.B. nichts anfangen. Zu blumig, zu kitschig irgendwie. Ich mag ihn herb und zitruslastig. Als Basis finde ich den Botanic Gin ganz großartig, der mit Botanicals wie Buddhas Hand, Orange, Thymian und Anis aufwarten kann. Dazu etwas Grapefruitzeste und ein herbes Tonic, dann bin ich glücklich!

    Wie bekämpfst du deinen Hangover?

    Steffen & Sabrina: Mit einem umfangreichen und deftigen Frühstück! Huevos Rancheros eignen sich dafür ganz hervorragend. Dazu viel Wasser, ein Sofa und haufenweise DVDs.

    So, und jetzt ihr!:

    Karin & Torsten von Wallygusto

    Julia von Chestnut & Sage

    Ylva von Der Klang von Zuckerwatte

    Britta von Glasgeflüster

    Petra von Der Mut Anderer

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    Deutschland, Getestet, Getrunken, München

    München im Whisky-Fieber: ein Rückblick auf die Finest Spirits 2015

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    Jedes Jahr Ende Februar lassen sich im Münchner MVG Museum, zwischen alten Straßenbahnen und einem Bussimulator, die aktuellen Spirituosentrends erkunden. Unzählige Aussteller aus der ganzen Welt präsentieren auf der Finest Spirits ihre neuesten Kreationen und geben einen Einblick in alles, was derzeit angesagt ist. Wie auch schon 2014 habe ich mich der harten Aufgabe gestellt, mich am Eröffnungstag durchs Sortiment zu probieren. Dabei haben sich einige interessante Entwicklungen herauskristallisiert, die ich euch zusammen mit den spannendsten Neuentdeckungen präsentieren möchte:

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    Whisky – alterslose Weltbürger

    Ganz deutlich zeigt sich, dass die Tendenz der letzten zwei bis drei Jahre, immer mehr Whiskys ohne Altersangabe – also mit No-age-Statement – auf den Mark zu bringen, auch zukünftig bestimmend sein wird. Der Whisky-Boom der letzten 15-20 Jahre hat die Lagerhäuser deutlich geleert und bis sich die inzwischen wieder gesteigerte Produktion der letzten Jahre bemerkbar macht, wird es wohl noch eine Weile dauern. Also verzichten viele neue Whiskys auf eine Altersangabe (so auch die auf den Fotos oben zu sehenden Neuvorstellungen von Glenlivet und Glenmorangie), was aufgrund des Fetisches um möglichst lange Lagerzeiten eigentlich auch ganz gut ist. Gleichzeitig zeigt sich, dass guter Single Malt nicht mehr nur aus Schottland kommen muss. Immer mehr Brennereien aus Europa oder auch Asien drängen mit neuen, aufregenden Flaschen auf den Markt, und diese jungen Marken werden mit jedem Jahr besser. Meine Highlights kamen diesmal aus Schweden, der Schweiz und Taiwan.

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    In Schweden wird seit 1999 unter dem Namen Mackmyra Whisky produziert, der inzwischen eine hervorragende Qualität erreicht hat. Die Abfüllungen besitzen einen ganz eigenen Geschmack, den ich nicht ganz verorten kann, der aber wohl auf die Lagerung in schwedischen Eichenfässern zurückzuführen ist. Das sorgt für einen hohen Wiedererkennungswert, trotz der vielen Varianten, die bei Mackmyra inzwischen verfügbar sind. Man zeigt sich dabei deutlich experimenteller als in Schottland, hat Lagerhäuser in verschiedenen Landesteilen und Klimazonen und es gibt sogar Drams, denen am Ende noch ein Finish mit Kaffeebohnen oder Maulbeeren verpasst wird. Dem Puristen rollen sich da vermutlich die Zehennägel hoch; ich finde es toll!

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    Nicht ganz so abgedreht, aber auch etwas ab vom Standard-Single-Malt finden sich die Whiskys der von mir schon im letzten Jahr erwähnten Schweizer von Säntis Malt. Hier wird in Bierfässern gelagert (immerhin gehört die Marke zu einer Brauerei) und mit Braumalz gearbeitet. Das Ergebnis sind ausdrucksstarke Spirituosen, die trotz der bisher nur kurzen Lagerzeit eine tolle Tiefe besitzen. Spezialabfüllungen erhalten zudem auch mal ein mutiges Finish im Kirschweinfass. Seit Neuestem wird Säntis Malt in Deutschland von Caminneci vertrieben, daher gibt es auch gleich eine Limited Edition für den deutschen Markt. Die Germany Edition II (2015) kommt mit ordentlichen 48% daher und wurde nach drei Jahren in den üblichen Bierfässern weitere zwei Jahre in frischen Sherryfässern gelagert. Die Sherryaromen landen auch als Erstes in der Nase – es riecht toll nach Rosinen und getrockneten Früchten. Im Geschmack findet sich eine ganz leichte Rauchnote, eine dezente Schärfe (die 48% sind gut eingebunden) und leichte Holznoten. Der Whisky ist längst nicht so süß, wie der Geruch vermuten lässt, sondern schön würzig und füllt sofort den ganzen Mund aus. Ein komplexer, nicht zu gefälliger Whisky, der einen angenehmen Nachgeschmack hinterlässt. Wenn ihr eine von den wenigen Flaschen seht: zugreifen!

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    Ganz weit weg von allen Whisky-Klischees geht es mit meiner dritten Entdeckung: nach Taiwan. Dabei ist es nur logisch, dass auf der Insel hervorragender Whisky produziert wird, gehört das Land doch zu den Hauptabnehmern von Whisky weltweit. So verwundert es auch nicht, dass die Brennerei Kavalan aktuell 6 Millionen Flaschen im Jahr produziert. Derzeit sind acht Whiskys im Angebot, alle von hervorragender Qualität. Dabei sollte man sich auch nicht vom jungen Alter in die Irre führen lassen, denn das Klima in dem asiatischen Land sorgt dafür, dass der Reifeprozess etwa drei- bis viermal so schnell abläuft, wie in Schottland. Ein gerade einmal dreieinhalb Jahre alter Single Malt, wie der bei der Masterclass zuerst verkostete Kavalan Concertmaster, entspräche also eher einem zwölfjährigen Schotten. Sechs Monate verbrachte er zudem in Portweinfässern, was für eine tolle, schwere Süße sorgt. Mein Favorit der vier verkosteten Whiskys ist leider auch gleich die teuerste Flasche im Angebot. Der mit 56% ordentlich starke Kavalan Solist (Ex-Bourbon, Cask Strength) kommt auf stolze 120€, ist aber auch ein extremst toastiger, kräftiger und vollmundiger Dram. Mit Wasser wird er noch etwas komplexer und hinterlässt einen langen Abgang. Wer mir also eine Freude machen will … *hust*.

    In Anbetracht der aktuellen Preisentwicklungen ist es begrüßenswert, dass immer mehr Player auf den Markt drängen und die Anzahl der hochwertigen Abfüllungen, die außerhalb Schottlands produziert werden, ansteigt. Ich bin gespannt, was die kommenden Jahre bringen werden.

    Gin – der Boom hält an

    Die Zahl der Ginsorten ist kaum noch zu überblicken. Inzwischen sind Gin-LiebhaberInnen auch schon Zielscheibe des allgemeinen Spotts geworden (z.B. bei jetzt oder Vice – eine Replik gibt es bei Mixology) und alle warten gespannt auf die nächste Sau, die durchs Dorf bzw. die Bar getrieben werden kann. Noch hält der Boom jedoch an und auch wenn 2015 Rum im Fokus der Finest Spirits stand, war Gin dennoch an allen Ecken und Enden zu finden. Eigentlich kaum zu glauben, dass immer noch neue Sorten auf den Markt kommen.

    Nicht ganz neu – aber von mir bisher noch nicht getestet – ist z.B. der Granit Gin aus der bayrischen Brennerei Penninger. Der mit Zutaten aus dem Bayerischen Wald verfeinerte Gin ist allerdings nicht ganz mein Fall, fehlt ihm für meinen Geschmack doch das Besondere, das ihn von anderen Sorten unterscheidet (und den Preis von über 30€ rechtfertigt).

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    Interessant war dagegen eine ganz neue Kreation aus Brandenburg, die ich im Vorfeld schon auf Instagram entdeckt hatte: Tonka-Gin. Auch wenn es den Puristen vielleicht gruseln mag – das ist zumindest eine Zutat, die ich bisher noch in keinem Gin gefunden habe. Der Geschmack ist dementsprechend auch schön vanillig, ohne zu sehr ins Süße abzudriften. Ein interessantes Nischenprodukt, mit dem man bestimmt auch toll mixen kann.

    Ebenfalls ganz neu auf dem Markt ist der G=in³, den die Brennerei Ziegler herstellt. Vielleicht war es schon zu spät am Abend, aber auch hier war ich nicht zu 100% überzeugt. Schlecht schmeckt der Wachholderschnaps allerdings nicht, denn er ist angenehm leicht im Geschmack, ohne eine angemessene Härte beim Alkohol vermissen zu lassen.

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    Meine ganz persönliche Entdeckung kam allerdings vom Bodensee. Dort brennt die Familie Senft seit einigen Jahren schon ganz hervorragende Obstbrände und Liköre (der Williams und der Haselnusslikör sind göttlich!) und hat inzwischen neben einem eigenen Whisky auch einen Gin im Angebot. In der schlichten Flasche verbirgt sich ein kräftiger Gin mit klaren Zitrusnoten, der mich so überzeugt hat, dass eine Flasche mit nach Hause musste. Ich bin gespannt, wie er sich im Gin Tonic und anderen Drinks so anstellt.

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    Natürlich gab es auch 2015 noch viele andere Getränke zu verkosten (z.B. leckeren Orangen-Hopfen-Likör), aber das würde an dieser Stelle wohl den Platz sprengen. Die Finest Spirits hat auf jeden Fall gezeigt, dass es im Spirituosenbereich spannend bleibt und es auch abseits der bekannten Marken noch einiges zu entdecken gibt. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf das kommende Jahr! Bis dahin habe ich jetzt ja erst mal genügend Vorräte angesammelt.

    Vielen Dank an storykitchen für die Einladung zur Messe und das Probefläschchen Säntis Malt vorab. Meine Meinung bleibt davon, wie immer, unberührt.

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    Gekocht

    Der Rest vom Rest: Ziegenkäsetaler mit Kürbiskernkaramell und Radicchio-Birnen-Salat

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    Als wir am Ende des letzten Restaurant Days nach über fünf Stunden Flammkuchenteig ausrollen (wusstet ihr, dass man Muskelkater in den Fingern bekommen kann?), Schmand verstreichen und sich die Finger am heißen Ofen verbrennen, erschöpft an den nun leeren Tischen saßen, mussten wir mit Schrecken feststellen, dass wir uns bei der Kalkulation des Belags wohl etwas vertan hatten. Warenwirtschaft scheint nicht unsere Stärke zu sein, denn obwohl die 7-8 Kilo Teig restlos verbraucht waren, stapelten sich noch immer beutelweise geschnittene Zwiebeln, gewürfelter Speck und unzählige Becher Crème Fraîche in der Küche. Trotz unserer Bemühungen, die letzten Gäste mit “Abschiedsgeschenken” (hier, ein Becher Schmand für die Kinder!) zu beschenken, blieben wir dennoch auf einigen Zutaten sitzen. In der Woche nach dem Restaurant Day wurden dementsprechend die KollegInnen mit Birnen-Schmand-Walnuss-Kuchen beglückt, Blaubeeren zu Marmelade verarbeitet, Apfelkompott eingekocht und für die Mittagspause im Büro eine Zucchinisuppe angerührt. Nach diesen Anstrengungen leerten sich langsam Keller und Kühlschränke, bis es plötzlich nur noch einige Rollen Ziegenkäse und ein paar hartnäckige Birnen waren, die ganz dringend auf ihre Verarbeitung warteten.

    Zum Glück haben wir eine passende Inspiration gefunden, deren Interpretation wir euch nicht vorenthalten möchten. Die Kombination aus Karamell und Käse mag zunächst ungewöhnlich klingen, aber wir garantieren euch: das funktioniert geschmacklich wunderbar! Die Würze des Ziegenkäses und das Bittere des Radicchios werden durch den süßen und knackigen Karamell in Schach gehalten und ergeben eine köstliche Vorspeise (oder mit etwas Brot auch ein Abendessen für zwei).

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    Ziegenkäsetaler mit Kürbiskernkaramell und Radicchio-Birnen-Salat (für 4-6 Personen als Vorspeise oder 2 Personen als Hauptspeise):

    60 g Zucker
    40 g + 10 g geröstete Kürbiskerne
    1 halber Kopf Radicchio
    1 große Birne
    2 EL Balsamicoessig
    3 EL Birnensaft
    1 EL Walnussöl
    2 EL Olivenöl
    ½ TL Senf
    ½ TL Honig
    1 Rolle Ziegenkäse
    Salz, Pfeffer

    1. Für das Kürbiskernkaramell den Zucker in einer beschichteten Pfanne hellbraun karamellisieren lassen, sofort 40 g Kürbiskerne hinzufügen, vermischen und die Masse auf einem Blatt Backpapier dünn verstreichen. Vollständig abkühlen lassen und in acht Stücke brechen, die etwa dem Durchmesser der Ziegenkäserolle entsprechen.

    2. Den Radicchio in Streifen schneiden, waschen und trocknen. Die Birne waschen, entkernen und in lange Spalten schneiden.

    3. Für das Dressing Balsamicoessig, Birnensaft, Walnuss- und Olivenöl, Senf und Honig mit etwas Salz und Pfeffer verrühren.

    4. Den Ofen auf 180°C vorheizen. Den Ziegenkäse in acht Scheiben schneiden und nebeneinander auf ein mit Backpapier augelegtes Backblech setzen. Jeweils ein Stück Kürbiskernkaramell auf die Käsescheiben legen. Auf der mittleren Schiene des Ofens ca. 8-10 Min. backen, bis der Karamell flüssig geworden ist. Währenddessen den Salat und die Birnen auf Tellern anrichten. Sobald die Ziegenkäsetaler fertig sind, diese aus dem Ofen direkt auf die Teller geben, das Dressing über Salat und Birnen verteilen, die restlichen Kürbiskerne darüberstreuen und sofort servieren.

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    Gemixt

    Gerührt, nicht geschüttelt: Gin & Pear

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    Heute präsentieren wir euch mal wieder einen Cocktail bzw. eigentlich spricht man ja inzwischen von Drinks, das hört sich gleich schon viel edler an. Das Wort “Cocktail” hat für mich nach wie vor den Beigeschmack von schirmchenbeladenen Piña Coladas und uninspirierten Karten in langweiligen Bars. Der Mann oder die Frau hinter der Bar ist deswegen auch längst kein Barkeeper mehr, sondern ein/e Mixologe/Mixologin und verwandelt jedes Glas in ein kleines Kunstwerk (urkomisch auf die Spitze getrieben bei Portlandia). Während man in Deutschland meist in Bars gehen muss, um in den Genuss solcher feinen Kompositionen zu kommen, ist es in den USA inzwischen Standard, dass jedes bessere Restaurants Drinks anbietet, die aktuelle Trends aufgreifen und damit eine attraktive Alternative zu Bier und Wein darstellen.

    Ein Trend der letzten Jahre ist zum einen die Wiederentdeckung von Bitters, jenen Aromabomben, die es inzwischen in unzähligen Geschmacksrichtungen gibt (ein guter Einstieg für das Mixen zu Hause ist das Cocktail Bitters Traveler’s Set). Zum anderen landen vermehrt Zutaten in Glas und Shaker, die dort auf den ersten Blick nichts zu suchen haben. Gemüsesäfte, Gewürze oder Kräuter – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Das Schöne daran ist, dass man dieser Kreativität auch zu Hause relativ einfach freien Lauf lassen kann. Das Experimentieren fällt sogar einfacher als beim Kochen, denn so ein Drink ist im Zweifel schneller zusammengerührt, getestet und verbessert als ein aufwendiges Gericht. So kam es, dass wir in den letzten Wochen immer wieder in der Küche standen und aus dem wachsenden Berg an Spirituosen und dem, was gerade in Kühlschrank und Speisekammer zu finden war, neue Mischungen kreierten.

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    Netterweise durften wir im letzten Jahr am World-Class-Barkeeping-Workshop mit dem Meister der Mixologen, Simone Caporale aus London, teilnehmen (ihr kennt ihn nicht? Dann mal auf zu Jamie Olivers Drinks Tube und alle seine Videos anschauen!) und haben dort gleich noch ein paar handwerkliche Grundlagentricks mitbekommen. Ein guter Drink sollte ausbalanciert sein, süße Aromen also mit etwas Saurem ausgleichen oder Fruchtiges mit Würzigem kombinieren, um so eine perfekte Mischung zu erreichen. Zum Mixen, egal ob ihr nun rührt oder schüttelt, immer vieeeel Eis verwenden, damit der Drink gekühlt, aber nicht verwässert wird. Beim Abschmecken die ganze Zunge nutzen, nicht nur die Spitze, ihr wollt ja alle Nuancen mitbekommen. Und grundsätzlich gilt natürlich: üben, üben, üben bzw. trinken! Es gibt wahrlich Schlimmeres …

    Simone Caporale Masterclass Drinks-1
    Simone Caporale Masterclass Drinks-3
    Simone Caporale Masterclass Drinks-2

    Während unserer heimischen Übungsrunden ist u.a. dieser köstliche Drink herausgekommen, der sowohl als Aperitif als auch als Drink für den späteren Abend hervorragend funktioniert. Fruchtig, süß, aber mit genügend Würze, um ihn nicht zu süffig werden zu lassen. Aber seid gewarnt, das Glas ist schneller leer als ihr mixen könnt …

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    Gin & Pear (für ein 300 ml Glas):

    3 cl Gin
    2 cl Grand Marnier Cordon Rouge
    7 cl Birnensaft
    2 Spritzer Orange Bitters
    1 Zweig Rosmarin + einen weiteren zur Deko
    Sekt
    Eis

    Alle Zutaten – außer Sekt und Eis – in ein gekühltes hohes Glas geben und mit einem Barlöffel verrühren. Mit Eis auffüllen und mit Sekt aufgießen. Noch einmal kurz durchrühren, mit einem Rosmarinzweig garnieren und sofort servieren.

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    Vielen Dank an Häberlein & Mauerer und Diageo, die uns zum Workshop eingeladen und uns zum Mixen den Grand Marnier Cordon Rouge zur Verfügung gestellt haben. Unsere Meinung bleibt davon, wie immer, unberührt.

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