Wir sind spät dran mit dem Bärlauch in diesem Jahr. Erst kommt uns der Umzug in die Quere, der keine Zeit lässt, ein letztes Mal in München an “unserer” Stelle selbst zu sammeln. Dann, äh, kommt er uns erneut in die Quere, denn in Berlin ist alles anders. Wunderlich sogar. Statt Bärlauch will uns die Natur hier “Wunderlauch” andrehen – so nennt sich der Berliner Bärlauch. “Seltsamer Lauch” – so wird er tatsächlich auch bezeichnet – bringt es auf den Punkt, sieht der Fake-Lauch doch eher aus wie etwas zu breit geratene Grashalme. Milder soll er sein, nicht ganz so knoblauchig, dabei ist es doch gerade das, was wir am Bärlauch lieben. Der echte wilde Knoblauch ist hier rar, stattdessen hat sich in Berlin und Brandenburg die invasive Wundervariante breitgemacht. Mit der ursprünglich aus dem Kaukasus stammenden Pflanze müssen wir uns jetzt wohl anfreunden (im Treptower Park und im Plänterwald soll es sie in rauen Mengen geben). Übergangsweise versorgt uns der Markt zum Glück mit “echtem Bärlauch” – selbst dort gibt es ihn allerdings nur in überschaubaren Bündeln, aber immerhin.
Vegetarisch
Gruß aus der neuen Küche: Rotkohl-Möhren-Salat mit karamellisierten Walnüssen, Cranberrys und Dill
Im Umzugsstress vergisst man schon mal, dass man noch einen Blog hat. Schließlich macht er – im Gegensatz zu den zwei flauschigen Mitbewohnern – nicht lautstark auf sich aufmerksam, wenn er Hunger hat oder etwas Zuwendung möchte. Doch so langsam kehren sie zurück, die Gedanken an ein Leben nach dem Umzug und ohne Kartons in jeder Ecke. Und mit ihnen kommt auch die Lust aufs Kochen wieder (aufs Essen sowieso). Die neue Küche ist so gut wie eingerichtet, kein Teller ist zu Bruch gegangen, und der größte Wochenmarkt der Stadt ist auch fast vor der Tür. Gute Voraussetzungen also für einen ersten zaghaften Kochversuch in der noch ungewohnten Umgebung. Damit es nicht allzu kompliziert wird, halten wir uns an einen schnellen Salat – an einen Rotkohl-Möhren-Salat mit karamellisierten Walnüssen, Cranberrys und Dill.
Zugegeben: Gerichte, die sich superschnell und mit nur wenigen Zutaten zubereiten lassen, sind rar auf diesem Blog. Aber wenn es sie gibt, dann spielt oft Burrata die Hauptrolle – ihr wollt Beweise? Voilà: Fenchel-Salat mit Burrata, Zitrone und Minze oder sommerlicher Burrata mit Wassermelonen-Tomaten-Salsa und Minze. Der italienische Frischkäse mit dem sahnigen Kern braucht eben nicht viel Chichi und glänzt auch in winterlichen Kombinationen – als Blutorangen-Burrata-Salat mit Minze und Pinienkernen zum Beispiel. Dabei ist die Bezeichnung “Salat” eigentlich schon zu hochtrabend – es sind vielmehr ein paar wenige Zutaten, die sich wunderbar mit Burrata verstehen und zusammen ein schnelles und köstliches Mittagessen abgeben.
Der Blick aus dem Fenster macht es mehr als deutlich: Wir stecken mitten im tiefsten Winter. Seit Tagen sind wir hier im Süden eingeschneit und noch immer wehen uns dicke Schneeflocken um die Nasen, sobald wir uns mal nach draußen wagen. Was nach einem Spaziergang durch Schnee und Kälte guttut? Suppe natürlich! Also machen wir es uns warm und bunt auf dem Teller – mit einer Rotkohl-Kartoffel-Suppe mit Birne und Pistazie.
Langsam, aber sicher wird es auch bei uns etwas weihnachtlicher. Das schlägt sich auch kulinarisch nieder. Wir tüddeln wieder länger in der Küche, der Einsatz von Zimt und Kardamom nimmt rapide zu und wir machen uns erste Gedanken über das Weihnachtsmenü. Denn auch wenn dieses Jahr alles anders ist, kleiner, reduzierter, ruhiger, heißt das nicht, dass wir beim Essen Kompromisse eingehen müssen. Auch in kleiner Runde darf an Weihnachten groß aufgefahren werden. Und wir setzen mal wieder ganz auf vegetarischen Braten, konkret auf Nussbraten mit Halloumi, vielen Kräutern und Granatapfelkernen.
Während um uns herum eifrig Plätzchen gebacken und der erste Glühwein auf- und winterliche Liköre angesetzt werden, ist hier von Weihnachtsstimmung keine Spur. Wie auch, wenn man sich mit übervollen Schreibtischen, Deadlines, Zeugenaussagen und Übergabeprotokollen herumschlagen muss? Die Lust auf Süßes ist dagegen größer denn je, und so halten wir uns und unsere Nerven mit Mitarashi Dango, den weichen japanischen Klebreisbällchen mit süßer Sojasoße, über Wasser. Das dritte und letzte Thema der Oishii Weeks – dem kleinen kulinarischen Ausflug nach Japan mit Thank you for eating, The hangry stories, Feines Gemüse und uns – kommt jedenfalls wie gerufen, denn diese Woche dreht sich alles um Desserts.
Was tun gegen akutes Fernweh? Essen natürlich! Und mit wem? Mit anderen Fernwehgeplagten, die sich ebenso nach Urlaub außerhalb des eigenen Landes und anderen kulinarischen Welten sehnen. Gut, dass sich Liv von Thank you for eating mit den #OishiiWeeks eine kleine Aktion ausgedacht hat, die uns und andere Blogger:innen drei Wochen lang jeden Sonntag zumindest kulinarisch durch ein Rezept oder eine Urlaubserinnerung in die Ferne – und ganz konkret nach Japan – versetzt.
In der letzten Woche drehte sich alles ums Thema “Matcha”. Wir hatten zwar kein neues Rezept für euch, dafür einige Matcha-Impressionen (und jede Menge Speichelfluss) von unserer letzten Japanreise. Bei Reiseleiterin Thank you for eating wurdet ihr mit köstlichen Matcha-Pralinen versorgt und auch unsere japanverliebten Miteisenden The hangry stories und Feines Gemüse hatten tolle Rezeptideen im Gepäck: Matcha-Kinako-Sesam Cookies und Matcha-Tiramisu. Und falls ihr noch mehr Rezepte mit Matcha sucht, findet ihr auch hier auf dem Blog einen Matcha-Mohn-Zopf, Matcha-Kokos-Pudding mit Sesam-Karamell und einen schnellen Matcha-Mandel-Latte.
// Dieser Beitrag enthält unbezahlte Werbung //
Aktuell geht es auf dem Blog etwas ruhiger zu, denn nicht nur die Auswirkungen der aktuellen Beschränkungen beschäftigen uns, sondern auch die Wohnungssuche in Berlin. Dabei wäre Letzteres schon unter normalen Umständen und ohne Pandemie eine Herausforderung. Zwischen dem ständigen Aktualisieren von Immobilienportalen, dem Verfassen von Bewerbungen für mögliche Traumwohnungen und dem üblichen Arbeitsstress bleibt weniger Zeit fürs Kochen und Bloggen als gewünscht, und neue Rezeptideen fallen auch nicht einfach so vom Himmel. Gut, dass hier gerade so viele neue Kochbücher herumliegen (kommt Zeit, kommt eine kleine Vorstellungsrunde) und wir uns einfach dort Inspiration holen können. Eines dieser Bücher ist das kürzlich im Becker Joest Volk Verlag erschienene “Deftig Vegan”, das genau unseren Geschmack trifft.