Selten haben wir so viel und regelmäßig gekocht wie in den letzten drei Monaten. Kontaktbeschränkungen, geschlossene Restaurants und Homeoffice haben uns allabendlich an den heimischen Herd getrieben. Dazu kommt, dass wir aktuell – um häufige Supermarktbesuche zu vermeiden – mindestens eine Woche im Voraus unser Essen planen. Das schaffen wir sonst im stressigen Alltag nur in Ausnahmefällen. Doch die Planung hat auch so ihre Tücken. Jede Woche sitzen wir am Tag vor dem nächsten Großeinkauf da und zerbrechen uns aufs Neue den Kopf darüber, auf welche Gerichte wir in den kommenden sieben bis neun Tagen wohl Lust haben könnten. Also werden Kochbücher und Zeitschriften gewälzt, es wird hektisch im eigenen Blogarchiv rumgeklickt (Ergebnis: der Salat mit gebratenen Pfirsichen und Halloumi sowie die Süßkartoffel-Spinat-Quesadillas schmecken immer noch super!) und in den Weiten des Internets nach Inspiration gesucht. Wieder einmal erweist sich dabei das Rezeptearchiv der New York Times als sehr ergiebig, wo wir auf ein Rezept gestoßen sind, das die Grundlage für unseren Kichererbsen-Tahini-Salat mit Tortillachips bildet.
Sommer
Seit Beginn der Erdbeersaison habe ich nur eines im Kopf: Ichigo Daifuku. Die großen gefüllten Mochi, auf denen eine dicke Erdbeere thront, haben wir letzten Herbst in Japan kennen- und lieben gelernt. Okay, regelrecht süchtig waren wir nach den süßen japanischen Reiskuchen! Die mit Abstand besten Ichigo Daifuku haben wir in Tokio auf dem Tsukiji Fish Market probiert – gigantisch groß, mit Füllungen wie Vanille- und Melonencreme und einer riesigen, saftigen Erdbeere on top. Knatschig, samtig, fruchtig, einfach perfekt. Vielleicht haben wir ausgerechnet diese Mochi so gut in Erinnerung, weil es die ersten waren, die wir in Japan probiert haben. Im Laufe des Urlaubs folgten viele weitere – zum Beispiel in der regionalen Variante mit Sika-Hirsch-Deko in Nara oder ganz klassisch mit roter Bohnenpaste gefüllt. Sofort war uns klar: Die müssen wir im Sommer zu Hause nachmachen!
Das Homeoffice-Leben geht in den dritten Monat, und auch wenn ich inzwischen wieder zwei Tage pro Woche im Büro verbringe, ist es noch immer ein ganz anderes Arbeiten. Weniger lange Anfahrten, damit aber auch deutlich weniger Bewegung und frische Luft. Mehr Flexibilität im Tagesverlauf, aber gleichzeitig fällt mir die klare Abgrenzung von Job und Freizeit (noch) schwerer als sonst. Dazu kommen die berüchtigten Videokonferenzen, die zwar abgenommen haben, aber noch immer an meinen Kräften zehren. Großer Vorteil im Homeoffice ist allerdings, dass nur wenige Schritte weiter auch mal gebacken wird und mir plötzlich ein ganz frisches Stück Rhabarberkuchen mit Kokos-Baiser in den Video-Call gereicht wird. Der Kuchen war in kürzester Zeit verputzt, so gut ist die Kombination aus fluffigem Teig, säuerlichem Rhabarber und luftigem Kokos-Topping.
Eigentlich würden wir jetzt im Flugzeug nach Tel Aviv sitzen. 11 Tage Israel lägen vor uns. Später am Mittag würden wir die Schwiegereltern in der nahe des Carmel-Markets gelegenen Bauhaus-Ferienwohnung treffen – unserer Unterkunft für die ersten fünf Nächte. Danach ginge es weiter nach Jerusalem. Dazwischen lägen Tagesausflüge, Stadtführungen, Strandspaziergänge und jede Menge gutes Essen. Oh Mann, was hatte ich mich auf die israelische Küche gefreut, von der Steffen hier schon zur Genüge geschwärmt hat. Unzählige Frühstückscafés in Tel Aviv und Jerusalem hatten wir schon markiert, dazu sicher zwei Dutzend Lokale, die alle von sich behaupten, den besten Hummus des Landes zu servieren. Tja, eigentlich …
Auch wenn wir mit der ganzen Corona-Situation sicher besser zurechtkommen als andere, uns dank regelmäßiger Spaziergänge und allgemeiner Couchaffinität meistens nicht die Decke auf den Kopf fällt und wir uns ganz sicher nicht irgendwelcher Grundrechte beraubt fühlen, gibt es manche Tage, an denen ein dicker Kloß im Hals nicht schwinden möchte und das Herz ein bisschen schwerer ist als sonst. Dann ist es Zeit, das Fernweh in etwas Kulinarisches zu verwandeln: in Jerusalem-Bagels zum Beispiel.
Hätte uns vor ein paar Jahren jemand gesagt, dass wir im Frühjahr und Sommer regelmäßig mehrmals pro Woche mit Blumenkohl kochen würden, hätten wir die Person wohl nur ungläubig angestarrt. Ja, wir sind Late Adopter in Sachen Blumenkohl. Doch all die Jahre, in denen wir ihn höchstens als unscheinbare Beilage gewürdigt haben, werden jetzt nachgeholt. Nach wie vor kommt uns Blumenkohl am liebsten ofengeröstet auf den Teller – zum Beispiel im Salat mit Kichererbsen, Radieschen, Dill und Avocadodressing – oder mit ungleich weniger Röstaromen aus der Pfanne wie beim Blumenkohl-Adobo, einem unserer absoluten Lieblingsgerichte.
Dass aber ausgerechnet der Salat, der uns seit einigen Jahren den Hintern rettet, wenn der Kopf mal wieder zu voll ist, um zu überlegen, was man nur kochen könnte, es noch nicht auf den Blog geschafft hat, ist fast schon unverzeihbar. Dabei ist der Orzo-Salat mit geröstetem Blumenkohl, Spinat, Feta und Cranberrys tatsächlich unsere kulinarische Allzweckwaffe – geht immer, schmeckt immer und schnell zubereitet ist er auch noch. Während der Blumenkohl im Ofen vor sich hin röstet, müsst ihr nur die Orzo-Nudeln (oder Kritharaki wie die reisförmige Pasta auch genannt wird) kochen, den Spinat waschen und der Rest erledigt sich fast von allein. Ein ganz simples, aber wahnsinnig zufriedenstellendes Feierabendessen also, das euch hoffentlich genauso begeistert wie uns.
Der Herbst ist da und damit auch eine neue Runde unserer kleinen Blogaktion 089 kulinarisch – so is(s)t München, bei der einige Münchner Foodblogger_innen Rezepte zu einem Thema zusammenstellen. Nach der doppelt gebackenen Mandel-Brioche im Frühjahr und der Midsommar-Party mit schwedischem Mandel-Karamell-Kuchen im Sommer, dreht sich diesmal alles um Pilze – denn Herbstzeit ist Pilzzeit! Hier in Bayern werden die kleinen Waldbewohner ja gerne mal in einer sahnigen Soße versteckt – tatsächlich gehören Knödel mit Rahmschwammerl zu unseren liebsten bayrischen Herbstgerichten.
Mit Bayern hat unser Rezept allerdings nicht viel zu tun, denn es wird – wie bereits im letzten Blogpost zum Tres-Leches-Kuchen mit Kokos und Bourbon-Bananen – mexikanisch. Oder besser gesagt: mexikanisch angehaucht. Für unsere veganen Pilz-BBQ-Tacos mit Coleslaw haben wir uns nämlich reichlich am heimischen Zutatenangebot bedient. Neben Pfifferlingen und Champignons landet ein knackiger Coleslaw mit zwei Kohlsorten, Möhren und Senf in den mexikanischen Maisfladen. Dazu kommt ein Hauch Südstaaten-Feeling, denn die Pilze werden mit einer süß-scharfen BBQ-Soße serviert.
Im August hatten wir zum “Taco Ginsday” geladen – einem Abend voller gefüllter Maisfladen und ebenso gut gefüllter Gläser. Passend zur Hauptspeise (unter anderem kamen unsere heiß geliebten Linsen-Tacos mit Mango-Granatapfel-Salsa auf den Tisch) sollte auch der Nachtisch einen Bezug zu Mexiko haben. Ziemlich schnell kamen wir auf einen Pastel de Tres Leches, denn schon seit Jahren möchten wir den mexikanischen “Milchkuchen” probieren. Dieser Kuchen ist zwar in vielen Ländern Süd- und Mittelamerikas beliebt, wird aber vor allem mit Mexiko assoziiert, wo er möglicherweise (so ganz genau weiß man es nicht) auch seinen Ursprung hat.
Das war es wohl mit der Balkonausbeute in diesem Jahr. Gerade mal zwei kleine rote Tomaten kann ich an diesem Morgen noch pflücken. Die vielen grünen Tomaten, die noch am Strauch hängen, werden wohl nicht mehr genug Sonne abbekommen. Den Kräutern geht es da zum Glück noch etwas besser. Auch wenn sie schon bessere Zeiten gesehen hat, rankt die Kapuzinerkresse unermüdlich am Balkongeländer in die Höhe und bringt immer größer werdende Blätter hervor, die förmlich darum betteln, in einem Salat zu landen.