Ein sehr voller November geht vorbei. Voll mit Deadlines, Veranstaltungen, Dienstreisen und anderen mal mehr, mal weniger erfreulichen Begebenheiten. Diesen Monat habe ich, so scheint mir, mehr Zeit mit anderen Blogger_innen verbracht, als mit dem eigenen Mann. Während er kreuz und quer durch Deutschland reiste (und deshalb in diesem Monatsrückblick nur einen Exkurs zum Bierbrauen beisteuern kann), habe ich einen recht leckeren, frostigen und teils verschneiten November in München und Umgebung verbracht, ich habe die ersten Kekse aus dem Ofen geholt und bin nun sehr bereit für den Dezember und alles, was er mit sich bringt.
Unterwegs
Winter im Berchtesgadener Land: Besuch im Berghotel Rehlegg*
Den ersten Schnee der Saison beschert mir ein Ausflug ins schöne Berchtesgadener Land. Dort verbringe ich ein sehr relaxtes Wochenende im Berghotel Rehlegg in Ramsau, wache morgens im Winter Wonderland auf und springe bei Temperaturen von 1 Grad und weniger in den beheizten Außenpool, während sich der Nebel um die Berge legt. Herrlich! Einen Abstecher an den Königssee und Hintersee kann ich so auch endlich unternehmen – ich wollte sie so gern bei Sonnenschein sehen, doch letztendlich bin ich mehr als glücklich, das Berchtesgadener Land winterlich zu erleben, mit tief hängendem Nebel, atmosphärischem Licht und schneebedeckten Gipfeln.
Entdeckt
Frühstücken in Maxvorstadt: das Vorstadt-Cafe
Sucht man online nach Münchens besten Frühstückslocations, taucht ein Café in fast allen Listen auf: das Vorstadt-Cafe in der Türkenstraße. Höchste Zeit, sich selbst davon zu überzeugen, dass das Café die Auszeichnung als Frühstücksklassiker verdient hat. Es ist ganz schön voll und wuselig, als wir das Vorstadt-Cafe an einem Sonntag im November besuchen. Das Publikum ist recht gemischt, doch man gewinnt den Eindruck, dass man hier eine etwas gehobenere Frühstücks-Crowd ansprechen möchte. Das ist nicht zuletzt bei den Preisen spürbar – das einfachste Frühstück mit Croissant und Orangensaft für 9 € ist selbst für München eine Ansage. Doch ein Blick auf die Karte offenbart, wieso das Café in Sachen Frühstück hoch gehandelt wird – das Angebot ist groß und abwechslungsreich, mit den klassischen, gesunden, italienischen und amerikanischen Kombinationen sollte wirklich jede/r das Passende finden können.
Ich wähle mit dem “Flavour Mix” die wohl ungewöhnlichste Zusammenstellung: Sweet-Chili-Rührei mit Ingwer und Koriander, Banana-Brot, exotischer Salat (14,90 €), das (wie alle anderen Frühstücksgerichte) zusammen mit etwas Brot und zwei hausgemachten Marmeladen serviert wird. “Ungewöhnlich übersichtlich”, so mein erster Eindruck, kommen Rührei und Banana Bread doch in überschaubaren Portionen daher. Die Idee, Rührei mit Sweet Chili zu kombinieren, stellt sich als eine gute heraus, die ich auch zu Hause ausprobieren möchte. Über das Bananenbrot ärgere ich mich jedoch sehr – es ist so unverschämt trocken, dass ich das ohnehin schon magere Scheibchen nicht mal aufessen mag. Und auch Steffen, der sich für “Big America” mit Spiegelei, Speck, Hash Browns und Blueberry Pancakes (16,50 €) entschieden hat, flucht über die zu trockenen, zähen Pfannkuchen. Auch der French Toast von Herrn Wallygusto ist längst nicht so luftig, wie man es sich wünscht. Satt werden wir trotzdem, doch die Suche nach dem perfekten Frühstücksspot in München geht weiter – bis dahin besuchen wir lieber noch einmal das Stenz oder das Café Erika! Vorstadt-Cafe // Türkenstr. 83, München.
Asian Tacos im Münchner Univiertel: Nice Nice
Wenn asiatisches Streetfood auf Tex-Mex trifft, kommen Asian Tacos à la Nice Nice heraus. Was auf den ersten Blick nach einer gewagten Kombination klingt, entpuppt sich als frische, gesunde und innovative Fusion-Küche. In der Türkenstraße hat sich der kleine Imbiss versteckt, sogar so gut, dass wir erst einmal daran vorbeilaufen. Drei Basics, die befüllt werden wollen, stehen zunächst zur Auswahl: reguläre Maismehl-Tacos, eine Low-Carb-Variante mit Salatblatt statt Tacoschale und eine Schaufel Nice Rice. Die Füllung folgt im nächsten Schritt – wer nicht gerade Vegetarier_in ist, steht vor einer mittelgroßen Herausforderung: Bangkok Chicken, Mashed Meatballs, Crispy Pork oder Pulled Beef.
Ich wähle das vegetarische Soy Eggplant, natürlich in der Schaufel (9,50 €), die ich bereits auf Instagram anschmachten konnte. Meine Begleitung testet zwei Low-Carb-Tacos mit Hühnchen (5,90 €). Ergänzt wird beides durch Kimchi, Guacamole, Pico de Gallo, ein paar Tortillachips und weitere Komponenten. Ich bin erstaunt über die großzügigen Portionen, die man für den echt fairen Preis bekommt, und auch die Qualität kann überzeugen – alles ist sehr frisch, gut gewürzt, wird optisch ansprechend und kalt serviert. Allein das sehr junge Publikum geht uns mit lauten Telefonaten und konstantem Hihihi-Gekicher etwas zu sehr auf die Nerven. Aber zum langen Verweilen ist das Nice Nice ja ohnehin nicht gedacht. Nice Nice // Türkenstr. 47, München.
Polka am Pariser Platz
Seit Sommer 2016 wird am Pariser Platz Polka getanzt. Und spätestens seit dem Bericht auf Arts in Munich möchte ich das Lokal mit Bar im Herzen Haidhausens besuchen. Ich habe Glück und kann den Münchner Foodbloggerstammtisch überzeugen, dem Restaurant im November einen Besuch abzustatten. Noch mehr Glück habe ich im Lokal selbst, denn wir bekommen einen langen Tisch vor der schönen türkisen Wand im kleinen Separee zugewiesen – meine Affinität für diese Farbe dürfte mittlerweile kein Geheimnis mehr sein. Es ist dunkel (deshalb gibt es keine Fotos), aber gemütlich, ich fühle mich gleich wohl und auch die Karte mit wenigen, aber ausgewählten saisonalen Gerichten, die aus Zutaten aus der Region hergestellt werden, verspricht, dass es ein leckerer Abend werden könnte. Fast ärgere ich mich, dass ich nicht hungriger bin und auf eine Vorspeise verzichten kann.
Zum Apéro lade ich “Polka Franz” mit Apfelsaft, Tonic, Ingwer, Gin und Minze (6 €) ein, mir Gesellschaft zu leisten. Der Drink ist gut, man merkt, dass die Bar hier nicht nur Beiwerk ist. Ich bekomme zudem eine Portion Spaghetti mit Feldsalatpesto, Süßkartoffel, roten Zwiebeln und Pecorino (12 €) – ein absolutes Wohlfühlgericht, nicht abgehoben außergewöhnlich, aber genau das Richtige für mich in diesem Moment. Etwas irritierend finde ich jedoch, dass man dem Gericht keinen größeren Teller spendiert hat – es fühlt sich auf dem kleinen Teller doch etwas beengt. Gelegenheit, die Vor- und Nachspeisenkarte zu testen, werde ich bestimmt noch haben – das Polka wandert auf jeden Fall auf unsere Hier-sollten-wir-noch-mal-hin-Liste. Polka // Pariser Str. 38, München.
Bier des Monats: Brown Ale mit Thymian
Unser aktuelles Bier des Monats gibt es eigentlich noch gar nicht, ich muss also darauf hoffen, dass es schmeckt. Im November durfte ich nämlich einen Vormittag bei Björn von happy plate (bzw. seinem Alter Ego happy brew) in der Küche verbringen, wo wir gemeinsam mit Thomas von omoxx ein kalt gehopftes Brown Ale mit Thymian eingebraut haben. Nach unzähligen Brauereibesichtigungen und gründlicher Lektüre war es spannend zu sehen, wie der Brauvorgang im Einzelnen abläuft und endlich mal selbst anzupacken. Dank Björns Hightec-Braukessel war das auch erstaunlich unkompliziert – im Grunde besteht Bierbrauen in erster Linie aus Warten. Gut, dass Björn uns zwischendurch mit Burgern und Lasagne versorgt hat. Meine Motivation, selbst mal auf dem Herd einen Sud anzusetzen, ist jedenfalls noch weiter gestiegen.
Schade nur, dass das Bier nicht rechtzeitig für die aktuelle Runde #7Tage7Biere fertig geworden ist, es muss ja schließlich noch eine Weile gären und anschließend reifen. Zum Glück stehen in unserem Kühlschrank schon würdige Vertreter bereit und vielleicht habt ihr ja auch noch Lust, bei unserem kleinen virtuellen Bier-Tasting auf Instagram einzusteigen. Gestern ging es los und was ihr genau tun müsst, um dabei zu sein, lest ihr hier.
Lesenswert
Kochbuch des Monats: “Vegetarische Winterküche” von Paul Ivić*
Über die Arroganz, die die Sterneküche (und ihre Anhänger_innen) vegetarischen Speisen und Vegetarier_innen gegenüber an den Tag legt, könnte ich ganze Romane verfassen. Umso sympathischer ist mir ein Sternekoch, der sich – obwohl er selbst Fleisch isst – gänzlich der vegetarischen Küche verschrieben hat und Wiener_innen im mehrfach ausgezeichneten Tian mit seiner Kochkunst verzückt. Seine Liebe für die Gemüseküche nimmt man dem Tiroler Koch mit kroatischen Wurzeln Paul Ivić auch bei der Buchpräsentation im Münchner Tian ab, in das der Brandstätter Verlag Ende November geladen hat. “Vegetarische Winterküche” heißt sein neues Werk, das schon beim ersten Durchblättern klar werden lässt, dass die Gemüseausbeute im Winter keineswegs karg ausfällt. Raffiniert und deftig scheint die Zusammenstellung der Gerichte, ein Mix aus heimischer, mediterraner und orientalischer Küche, durchaus ansprechend und zur kalten Jahreszeit passend. Unter den 70 Rezepten lachen uns besonders die konfierten Petersilienwurzeln mit Traubenchutney und Kaffirlimettensud, der geröstete Blumenkohl mit Koriander-Mayonnaise und die Kräuter-Churros mit Avocado-Dip an und wir freuen uns darauf, einige Rezepte aus dem Buch bei unserem diesjährigen Weihnachtsmenü auszuprobieren – denn Inspiration für ein festliches Feiertagsessen findet man in der vegetarischen Winterküche zur Genüge.
Auch die atmosphärischen Mood- und Food-Fotos bringen einen schnell in Winterstimmung und machen Lust, sich direkt an den warmen Herd zu stellen. Einen Minuspunkt bei der Optik gibt es für die großen Seitenzahlen, die hin und wieder in die Fotos gesetzt wurden, um auf Rezepte zu verweisen, die ein paar Seiten weiter folgen. Hier geht Benutzerfreundlichkeit zu Lasten der Ästhetik. Aber wer wissen möchte, wie man den Geschmack des vegetarischen Winters kunstvoll auf den Teller bringt, sollte sich das zweite Buch von Paul Ivić mal etwas näher anschauen. Der Kater ist auf jeden Fall schon überzeugt. // Paul Ivić, “Vegetarische Winterküche”, Brandstätter Verlag, 29,90 €.
Hinweis: Zu den mit Sternchen (*) markierten Veranstaltungen/Aufenthalten wurden wir freundlicherweise eingeladen – wie immer bleibt unsere Meinung davon unberührt.
4 Kommentare
Wenn so sogar eine Eurer Katzen auf das Kochbuch steht, muss ich das auch haben! Danke für den Tipp! Und ja, das nächste Mal gehen wir mal in’s Stenz oder Erika! 🙂
5. Dezember 2017 at 13:02Genau genommen liegt der Kater sogar gerne darauf. Dass es sich um vegetarische Küche handelt, habe ich ihm aber nicht verraten. 😉
5. Dezember 2017 at 14:45Ich schließ mich Karin an: Wenns den Katzen taugt, taugt’s mir auch 😉 Aber mal im Ernst: Das Buch wollt ich schon lange haben!
6. Dezember 2017 at 19:22Vielleicht sollten wir die Bewertung von Büchern immer den Katzen überlassen. Das würde alles so viel einfacher machen. 😀
7. Dezember 2017 at 13:44