Mit dem Umzug von München nach Berlin änderte sich auch die Art unserer Wochenendtrips. Während wir früher gerne mal Freitag bis Sonntag in die Berge oder nach Südtirol gefahren sind, tauschen wir Alpen und türkisblaue Seen nun gegen Meer und Strand. Immerhin lässt sich die Ostsee fix mit dem Auto oder Zug erreichen und bietet etwas Abwechslung zum urbanen Berliner Alltag. Der erste richtige Ausflug an die Ostsee seit unserer Kindheit führt uns auf die Insel Usedom. Und das nicht etwa mitten im Sommer, sondern in der absoluten Nebensaison zu Beginn des Frühlings. Die Lage der Insel im Nordosten Deutschlands hat den Vorteil, dass man nicht nur den deutschen Teil Usedoms besuchen, sondern auch einen Abstecher nach Polen unternehmen kann, denn das Nachbarland und Deutschland teilen sich die insgesamt 66 Kilometer lange Insel. So kann man mal eben bei einem Spaziergang einen kulinarischen Zwischenstopp in Polen einlegen oder gleich in einem der auf polnischer Seite günstigeren Wellnesshotels übernachten.
Drei Nächte verbringen wir in Ahlbeck, dem größten und östlichsten der drei Kaiserbäder, und erkunden von dort aus die Insel. Schnell finden wir Gefallen an der Nebensaison zwischen Winter und Frühling, die der Insel zwar schon einige Sonnenstrahlen, aber noch nicht das touristische Gewusel der Sommermonate beschert. Gute Voraussetzungen also für ein entspanntes Wochenende an der Ostsee! Unsere Ausflugsempfehlungen und kulinarischen Tipps für Usedom haben wir hier für euch zusammengefasst.
Warum es sich lohnt, Usedom in der Nebensaison zu besuchen
Wir haben Glück – Ende März bricht im Norden plötzlich der Frühling aus und die Sonne knallt viel stärker als erwartet. An der Küste ist es zwar noch etwas frisch, aber dank des oftmals wolkenlosen Himmels lässt es sich auch draußen wunderbar aushalten. Doch das ist nicht nur dem Glück geschuldet, ist Usedom doch die sonnenreichste Insel Deutschlands und mit kilometerlangen Sandstränden (42 Kilometer insgesamt!) gesegnet, an denen man die vielen Sonnenstrahlen genießen kann. Die Chancen auf sonniges Wetter sind hier also auch im Frühjahr ziemlich gut.
Von Berlin aus erreicht man Usedom mit dem Auto in knapp 3 Stunden – sofern nicht alle Nachbar*innen gleichzeitig auf dem Weg an die Ostsee sind. Nicht umsonst genießt Usedom den Ruf als “Badewanne Berlins” und wird gerade an den Wochenenden von Juni bis September stark frequentiert. Spätestens wenn man die Autobahn verlässt, wird es an den Wochenenden im Sommer eng auf den Straßen und man muss mit Stau rechnen. Davon spüren wir in der Nebensaison nichts. Die Anreise verläuft entspannt und die 220 Kilometer bis Ahlbeck verfliegen wie im Flug.
Ähnlich relaxed geht es bei unserem Besuch Ende März auch auf der Insel selbst weiter. Kein Gedränge, kein langes Anstehen, man bekommt ohne Probleme einen Tisch in den Restaurants und Cafés und findet garantiert ein schönes Hotel oder eine andere Unterkunft. Wer im frühen Frühling nach Usedom kommt, muss allerdings damit rechnen, dass noch nicht alles auf der Insel geöffnet ist. Gerade an den Stränden sind einige Buden noch verrammelt, aber ihre Anzahl lässt erahnen, wie voll es dort in der Hauptsaison sein wird.
Hier und da wirkt Usedom zwar noch etwas verschlafen, aber es sind genügend Besucher*innen unterwegs, um die Insel nicht ausgestorben wirken zu lassen. Das Schöne: Auch am Strand ist es verhältnismäßig leer und abseits der Hotspots hat man lange Strandabschnitte ganz für sich alleine. Allerdings eignen sich die Strände in der Nebensaison in erster Linie zum Spazierengehen, denn das Wasser der Ostsee ist wirklich eiskalt – nur einmal sehen wir zwei Wagemutige, die abgehärteter sind als wir und sich in die 5 °C kalten Fluten stürzen.
Seebrücken und Bäderarchitektur: die Kaiserbäder Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin
Im mittleren bis südlichen Küstenabschnitt Usedoms reihen sich gleich drei Orte aneinander, die auch das Zentrum der Insel bilden: die früheren Kaiserbäder Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin. Sie verbindet die längste Strandpromenade Europas und alle drei Seebäder sind gute Ausgangspunkte für die Erkundung der Insel, denn hier ist auch in der Nebensaison einiges los.
Ahlbeck
Von Ahlbeck aus starten wir eine kleine Wanderung entlang der Kaiserbäderroute. Los geht es an der berühmten Seebrücke, denn wie fast jedes Seebad auf der Insel hat auch Ahlbeck eine entsprechende Konstruktion, die weit ins Meer hineinragt. Die Ahlbecker Seebrücke stammt aus dem Jahr 1882 und ist der Star der Insel – sie ist nicht nur die älteste Seebrücke Deutschlands, sondern wohl auch die bekannteste, diente sie doch schon in vielen Filmen als Kulisse. Ganz in Weiß gehalten thront darauf ein Café und Restaurant mit hübschem Außenbereich – für einen Drink mit Strandblick ist es jetzt noch zu früh, aber wir merken uns das Lokal für den Abend. Am Ende der Seebrücke bläst der Wind ordentlich und wir genießen den tollen Blick auf die Küste und den bis zu 70 Meter breiten feinen Sandstrand. In der Ferne sehen wir auch schon unser nächstes Ziel: die Pyramide der Seebrücke in Heringsdorf.
Doch bevor wir in Richtung Norden aufbrechen, laufen wir die Dünenstraße noch ein Stück in die andere Richtung. Dort warten einige hübsche Häuser, die man nicht verpassen sollte. Alle drei Kaiserbäder sind geprägt von herrschaftlichen Villen des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, die im Stil der Bäderarchitektur gebaut sind und den Adligen und Reichen als Sommerresidenzen dienten. Filigrane Verzierungen, kleine Türmchen, weiß-pastelliger Anstrich – wir sind verzückt.
Heringsdorf
Auch auf dem Weg, der entlang der Promenade von Ahlbeck nach Heringsdorf führt, lohnt es sich, die Kamera draußen zu lassen und die vielen Ferienvillen und Hotels im typischen Bäderstil zu bewundern. An manchen entdecken wir Infotafeln, die über die Geschichte der Häuser und ihre berühmten Bewohner*innen aufklären – Thomas und Heinrich Mann, Lyonel Feininger und Theodor Fontane begegnen uns unter anderen. Die schönen Häuser stehen mit freiem Blick auf die Küste meist in erster Reihe zum Strand oder maximal in drei, vier Straßen dahinter. Man braucht also nur ein wenig vom Weg abschweifen, um die beeindruckendsten Bauten zu entdecken. Wer mehr über die Bäderarchitektur auf Usedom erfahren möchte, findet auf den Seiten der Kaiserbäder oder Blogs weitere Infos.
Unübersehbar an der Strandpromenade gelegen markiert die Villa Oppenheim – ganz in Weiß, mit vier Säulen und riesigem Garten – die Ankunft in Heringsdorf. Hier ist es deutlich wuseliger, auch auf der Seebrücke, die mit 508 Metern die längste Seebrücke Europas ist. Die Pyramide am Ende der Brücke, deren Dach wir schon aus der Ferne in der Sonne haben glitzern sehen, beheimatet ein Restaurant. Weiter vorne wartet eine Passage mit kleinen Geschäften und Cafés. Zurück am Ufer entdecken wir eine weitere lokale Attraktion: Den größten Strandkorb der Welt – natürlich ein beliebtes Fotomotiv für alle Besucher*innen. Begleitet vom Geschrei zahlreicher Lach- und Silbermöwen laufen wir weiter in Richtung Bansin und wechseln auf der Suche nach der schönsten Bäderarchitektur immer wieder zwischen Promenade und Strand hin und her.
Bansin
Die Seebrücke in Bansin ist die unspektakulärste an diesem Tag, bietet aber trotzdem schöne Ausblicke. Die zurückgelegten 7 Kilometer (je nach Umwegen durchs Inland sind es etwas mehr oder weniger) und die Seeluft machen hungrig – die Touristin neben uns bringt es auf den Punkt: “Ich könnte schon wieder ein Fischbrötchen verhaften.” Recht hat sie, ich auch!
Gut gesättigt laufen wir weiter am weißen Bansiner Strand entlang und lassen die Häuser hinter uns. Links von uns türmt sich für die nächsten Kilometer die hier das Bild prägende Steilküste der Insel auf. Da gerade Ebbe herrscht, spazieren wir auf den Sandbänken zwischen Land und Meer, auf denen sich Möwenschwärme sonnen und kleinere Boote liegen. Theoretisch könnten wir von hier bis Ückeritz laufen und dort am Bahnhof in die Bahnlinie der Insel steigen, die zurück nach Ahlbeck fährt. Doch noch einmal 9 Kilometer sind uns heute zu viel und so kehren wir nach einiger Zeit um und fahren von Bansin aus mit dem Bus zurück zum Anfang unserer Strecke. Die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel ist übrigens in der Kurtaxe enthalten – ein Grund mehr, hier so weit wie möglich auf das Auto zu verzichten.
Fischbrötchen mit Meerblick: Die Fischfabrik Usedom in Bansin
Die Fischfabrik Usedom in Bansin bietet eine große Auswahl an geräucherten, eingelegten und gebratenen Fischen an. Für uns (na ja, für mich) gibt es eine geräucherte Buttermakrele im Muschelbrötchen und dazu ein Radler, denn Fisch muss ja schwimmen. Die reichliche Portion Fisch ist buttrig zart und kommt mit Honig-Senf-Soße, sauren Gurken und Zwiebeln daher. Auf einer der zahlreichen Bänke mit Blick aufs Meer schmeckt das Fischbrötchen besonders gut. Etwas Vegetarisches findet man an der Fischbude allerdings nicht, aber eine Portion Pommes für Sabrina gibt es am Imbiss nebenan. Auch gut, denn Strandpommes = beste Pommes. Fischfabrik Usedom // Seestr. 84, Bansin.
Kaffee und Kuchen im ältesten Café der Insel: Café Asgard
Anschließend ruft der Nachtischhunger und wir besuchen das älteste Café der Insel. Seit 1898 werden im Café Asgard in einem rustikalen Holzhaus direkt an der Strandpromenade Torten und Kaffee serviert. Wir sitzen draußen auf der Terrasse in der Sonne und freuen uns über die – zum Publikum im Ort passende – senior*innenhafte Kaffee-, Kuchen- und Gebäckauswahl. Der Milchkaffee ist gut, der Kaffee Zandvoort mit Eierlikör noch besser. Die Waffel mit Kirschen, Vanilleeis und Sahne ist lecker, aber etwas kross geraten. Besser fährt man, wenn man sich für ein Stück der fast schon legendären Torten und Kuchen des Hauses entscheidet. Die Marzipan-Amarena-Torte kommt luftig und fast leicht daher und ist die eindeutig bessere Wahl (17 € für alles). Im Inneren wartet plüschiges Interieur und eine wirklich imposante Tortenauswahl. Café Asgard // Strandpromenade 15, Bansin.
Sundowner über den Wellen: Restaurant & Bar Seebrücke Ahlbeck
Als wir nach Ahlbeck zurückkehren, erinnern wir uns an das Restaurant auf der Seebrücke und den dort angeschriebenen Sanddorn-Spritz. Draußen auf dem Sonnendeck finden wir den perfekten Ort, um die letzten Sonnenstrahlen des Abends zu genießen und uns die Haare vom Wind zerzausen zu lassen. Unter uns rauschen die Wellen, über uns Möwengeschrei, nur etwas wärmer könnte es sein – gegen Abend spüren wir dann doch, dass wir eben Ende März und nicht im Sommer nach Usedom gekommen sind. Wer hier neben dem Spritz noch etwas essen möchte, findet auf der Karte des Restaurants auch ein paar vegetarische Gerichte – keine Selbstverständlichkeit auf Usedom! Restaurant & Bar Seebrücke // Dünenstraße 37, Ahlbeck.
Fisch zum Dinner: Carls Kneipe in Ahlbeck
Dass einen die Insel als Vegetarier*in oder Veganer*in vor einige Herausforderungen stellt, erleben wir beim Abendessen. Carls Kneipe wurde vom Verwalter unserer Unterkunft angepriesen und ist weniger leger als der Name vermuten lässt – ein nettes kleines Restaurant ein paar Schritte vom großen Trubel der Promenade entfernt. Das Restaurant ist gut besucht, aber wir finden noch einen Tisch. Schwieriger gestaltet sich die Suche nach einem vegetarischen Gericht auf der Karte. Regionaltypisch wird hier vor allem auf Fisch gesetzt, selbst in Speisen, die es laut Karte nicht vermuten lassen. Obwohl man uns versichert, dass die Blumenkohl-Miso-Suppe vegetarisch ist, schwimmt in Sabrinas wirklich hübsch angerichtetem Teller dann doch eine Forelle und unterstreicht damit das völlig schiefe Verständnis von vegetarischer/veganer Ernährung, das uns auf der Insel immer wieder begegnet. Nun gut, mehr Vorspeise für mich – abgesehen von der kurzen Irritation ist die Suppe richtig gut und würzig. Immerhin kann ein Hauptgericht ohne Fisch serviert werden und die Tagliatelle mit Spinat und Tomaten, ohne Lachs (12,50 €), ist durchaus solide. Wer Fisch mag, wird hier auf jeden Fall glücklich: Mein Pannfisch mit knusprigen Bratkartoffeln und Senfsoße (17,50 €) ist köstlich und mit gut abgestimmter Säure. Geschmacklich und handwerklich ist hier alles top, Vegetarier*innen sollten besser gründlich abklären, was in den Gerichten enthalten ist. Eine Reservierung vorab ist sinnvoll. Carls Kneipe // Seestraße 6B, Ahlbeck.
Zinnowitz – das quirlige Ostseebad in Usedoms Norden
Das Wetter meint es auch am nächsten Tag gut mit uns und wir machen uns auf zum nördlichen Teil der Insel Usedom – nach Zinnowitz. Sonnenstrahlen und blauer Himmel lassen das Türkis der Tauchgondel am Ende der Vineta-Seebrücke besonders strahlen. Die Gondel ist die lokale Attraktion und ein merkwürdiges, aber zugleich faszinierendes Gefährt, das einen viereinhalb Meter auf den Grund der Ostsee bringt und optisch an Jules Verne (und Wes Anderson) erinnert. Ob man im brackigen Ostseewasser allerdings so viel sehen kann, ist fraglich, deswegen wird unter Wasser noch ein 3D-Film gezeigt. Das sparen wir uns und freuen uns vielmehr über das tolle Fotomotiv.
Auch abseits der Seebrücke und des weißen Sandstrands ist Zinnowitz ein hübsches und lebendiges Städtchen. Beim Schlendern durch die Straßen erspähen wir viele schöne Villen im Bäderstil, nette kleine Geschäfte und Cafés und können uns gut vorstellen, beim nächsten Usedom-Besuch hier zu übernachten.
Zinnowitz’ niedlichstes Café: Tendenz Waldesruh
Dabei entdecken wir auch das wohl niedlichste Café der Stadt: Tendenz Waldesruh. Etwas ab vom gut besuchten Zentrum liegt ganz idyllisch umgeben von einem kleinen Waldstück das Café mit Hofladen und hübscher Terrasse. Inmitten einer grünen Gartenoase sitzt man an individuell gestalteten Tischen, die Namen wie Clava und Reba tragen, schlürft Latte Macchiato und erfreut sich an gutem hausgemachtem Kuchen – unsere Empfehlung: der saftige Mascarpone-Kirsch-Streusel und Eierlikör-Rührkuchen. Im Hofladen gibt es eine Lolli-Bar mit vielen unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, an der wir natürlich nicht vorbeikommen (15 € für Kuchen, Kaffees und Lollis). Tendenz Waldesruh // Waldstraße 26A, Zinnowitz.
Veganfreundliches Dinner im Strandkorb: Pier 14
Als wir später am Abend einen Platz zum Essen suchen, finden wir in Zinnowitz mit dem Pier 14 ein besonders veganfreundliches Restaurant. Das Ganze ist Concept Store und Restaurant in einem – Mode trifft Kulinarisches. Wir sitzen im Strandkorb auf der Terrasse und starten mit einer Sanddorn-Spicy-Ginger-Limonade (4,90 €) und einem Pampelle Tonic (7 €). Die Karte mit asiatischem Einschlag bietet mehr als die üblichen deftigen Fischgerichte der Tourilokale. Den Trüffelpommes mit Käse und Limettenmayo (7,50 €) können wir trotzdem nicht widerstehen, sie kommen ebenso wie das Knoblauchbrot mit halbgetrockneten Tomaten (5,50 €) als Vorspeise auf den Tisch. Anschließend gibt es Fisch und Stulle mit Gurken-Wasabi-Soße, Gurke und Salat (18,50 €) sowie vegane Shoyu mit Udon, Shiitake-Dashi, Seitlingen, Edamame, Zuckerschoten und Sesamöl (17 €). Alles richtig gut und die etwas höheren Preise absolut wert. Pier 14 // Neue Strandstraße 36, Zinnowitz.
Die Bernsteinbäder Ückeritz und Koserow
Wer im März nach Usedom fährt, muss natürlich auch mit weniger gutem Wetter rechnen. In der Tat ist es ziemlich kühl und windig, als wir uns in Richtung Norden zu den Bernsteinbädern Ückeritz und Koserow aufmachen. Wir sind mit dem Auto unterwegs, aber bei gutem Wetter wäre das von Ahlbeck aus auch eine schöne Fahrradtour.
Am Achterwasser: Ückeritz
Ückeritz liegt nördlich der Kaiserbäder auf einer schmalen Landzunge, die sowohl Zugang zur Ostsee als auch zum sogenannten Achterwasser hat – dem Gewässer, das die Insel vom Festland trennt. Dort schlendern wir zuerst entlang und ziehen die Kapuzen noch etwas tiefer ins Gesicht, denn es stürmt arg. Hier und im Dorf zwischen den reetgedeckten Häusern ist es zwar hübsch, aber zu kalt ohne Einkehroption. Wer ab frühem Nachmittag unterwegs ist, findet sicher im Café Knatter, das ganz idyllisch am Rande des Fischerdorfs mit Blick auf Hafen und Wasser liegt, guten Kuchen, Crumble und Fischgerichte.
Raue Natur am Ückeritzer Strand
Uns zieht es weiter auf die gegenüberliegende Seite der Insel, an den Ückeritzer Strand. Dieser zählt zu den schönsten Stränden Usedoms, und das merkt man sofort, denn hier wird es trotz Nebensaison deutlich lebendiger. Zwar sind viele der Buden und Geschäfte, die sich in Holzhäusern entlang der Promenade reihen, noch im Winterschlaf, aber wir sind längst nicht die Einzigen, die sich trotz des grauen Wetters aus dem Haus gewagt haben. Der Strand lädt zum Naturgenießen ein; hier ist es etwas wilder und unverbauter als entlang der Kaiserbäder. Dazu passen auch das Peitschen der Wellen und die schreienden Möwen, die Mühe haben, gegen den Wind anzufliegen. Weiter Richtung Norden wird der Strand steiniger und wir sehen immer wieder Menschen, die den Blick starr auf den Boden richten – etwa Bernsteinsuchende? Auch wir halten die Augen offen, haben aber kein Glück. Nach kurzer Zeit führt eine steile Treppe die Steilküste hinauf in einen Wald, in dem wir eine Weile die schmalen Pfade entlangwandern und dabei immer wieder tolle Ausblicke auf das Meer haben. Eine wirklich schöne Strecke zum Spazieren.
Zwischen Seebrücke und Salzhütten: Koserow
Zurück an der Strandpromenade riecht es schon wieder nach Fisch, aber für uns geht es noch etwas weiter in den Norden, nach Koserow. Das größte der vier Bernsteinbäder kann mit der jüngsten Seebrücke der Insel aufwarten. Die Seebrücke von Koserow unterscheidet sich durch ihre geschwungene Form deutlich von den klassischen Bauwerken der anderen Orte. Entlang der Holzkonstruktion gibt es viele Bänke und Sitzmöglichkeiten, am Ende der Brücke wartet sogar ein Kaffee- und Aperitifstand. Hier werden auch am späten Vormittag schon die ersten Aperol Spritz mit Blick aufs Meer gesüffelt.
Der Ort selbst ist nicht riesig, aber oberhalb des Strands führt ein Wanderweg entlang, der einen tollen Ausblick aufs Meer und den feinen Sandstrand bietet. Wer noch höher will, wandert weiter bis zum Streckelsberg, der allerdings recht dicht bewachsen ist und nicht immer eine gute Sicht in die Ferne garantiert.
Fischbrötchen neben den Koserower Salzhütten: Backfischking
Wir beschließen, unsere Mittagspause an der Seebrücke einzulegen und versorgen uns beim Backfischking (BFK) mit – man glaubt es kaum – Backfischbrötchen mit Salat und Remoulade (4,50 €). Zumindest wird der König seinem Namen gerecht, der Fisch ist richtig knusprig, nicht zu fettig und sehr frisch. Vegetarisch ist es auch hier, wie überall auf der Insel, schwierig, aber die Pommes (2,90 €) enttäuschen zumindest nicht. Direkt daneben grenzt mit den Koserower Salzhütten ein kleines Freilichtmuseum an, das anhand der mit Schilfrohr gedeckten Hütten einen Einblick in das frühere Leben auf der Insel gewährt. Damit die Geschäfte und Fischräuchereien, die sich in den Hütten verbergen, öffnen, muss es aber wohl noch etwas wärmer werden. Backfischking // Hauptstraße 1, Koserow.
Zu Fuß nach Polen: Ausflug nach Świnoujście/Swinemünde
Ein Pluspunkt beim Urlaub auf Usedom ist die Nähe zu Polen. Natürlich gehört zu einem Besuch der Insel ein Spaziergang nach Świnoujście (bzw. Swinemünde) dazu. Von der Seebrücke in Ahlbeck sind es etwa 6 bis 7 Kilometer am Strand entlang, bis man die Innenstadt von Świnoujście erreicht – also auch bei Wind und Wetter ein machbarer Spaziergang. In Ahlbeck laufen wir parallel zum Strand auf der Promenade, vorbei an eleganten Ferienhäusern, Villen für die Sommerfrische, exzentrischen Hotels (wie das “Kastell”) und pastellfarbenen Schmückstücken. Am Ortsende führt der Weg eine Weile durch ein ruhiges Waldstück, bis man schließlich am Grenzübergang zu Polen steht.
Hinter dem Grenzstreifen biegen wir in Richtung Strand ab, der auf polnischer Seite plötzlich deutlich belebter wird. Es läuft sich schön am Wasser, wo wir den Möwen beim Jagen und Schreien zuschauen. Der Strand ist deutlich länger, breiter und schöner als wir erwartet hatten und wir bedauern, dass es nicht warm genug ist, um zu baden (bzw. wir nicht abgehärtet genug sind).
Unser Ziel ist während des Spaziergangs immer klar erkennbar, denn in der Ferne sieht man bereits die beiden Leuchttürme von Świnoujście. Wir verlassen den Strand kurz vor den großen Hotels und biegen ab auf die Strandpromenade, auf der sich Eiscafés, Restaurants und Touri-Shops abwechseln. Wie am Strand ist es auch hier viel wuseliger als auf deutscher Seite.
Der Weg zum Hafen ist eher unspektakulär, schnell gehen die pompösen Strandgebäude in abgeschrabbelte Wohnhäuser über, alles etwas trist, bis man nach 15 Minuten Fußweg zur Swinemünder Altstadt kommt. Das Zentrum ist hübsch, aber überschaubar: Pastellige Häuser wechseln sich ab mit etwas heruntergekommenen Gebäuden. Wir haben aber sowieso nur eines im Sinn: Pierogi.
Pierogi-Stopp in Polen: Bistro Babci Halinki
Richtig gute Piroggen finden wir im Bistro Babci Halinki. Durch ein großes Fenster sehen wir schon von draußen, wie zwei Damen in der Küche Pierogi mit unterschiedlichen Füllungen herstellen. Die Auswahl an Pierogi ist groß und es gibt (nicht selbstverständlich in Polen) auch einige vegetarische Varianten. Wir entscheiden uns für Ukrainckie (ehemals Pierogi Ruskie, die seit dem russischen Überfall auf die Ukraine vielerorts umbenannt wurden) mit Kartoffel-Käse-Füllung, die mit geschmorten Zwiebeln servieren werden. Die mit Spinat und Feta gefüllten Teigtaschen kommen mit ordentlich Knoblauchöl daher und wir ärgern uns kurz, nicht eine größere Portion davon bestellt zu haben. Zum Glück gibt es ja noch die süße Nachtisch-Variante mit Heidelbeerfüllung und Vanillequark – wir sind schwer begeistert (inklusive Getränken etwa 14 €). Pro-Tipp: Hände weg vom polnischen Apfelsaftgetränk mit Minze! Das heimische Honig-Himbeer-Bier überzeugt uns ebenfalls nicht, also bleibt lieber bei den Standards. Bistro Babci Halinki. // Armii Krajowej 14, Świnoujście.
Per Leihfahrrad durch den Usedomer Wald
Es wird langsam dunkel und kalt, als wir mit dem Essen fertig sind. Statt den gleichen Weg wieder zurückzulaufen, beschließen wir, die Fahrräder des örtlichen, grenzüberschreitenden Leihsystems Usedom-Rad (1 Stunde für 3 €) zu nehmen. Eine gute Entscheidung, denn der Rückweg durch den stockfinsteren Wald ist selbst mit Fahrradlicht noch etwas unheimlich. Doch mit dem Rad geht es fix und bald sehen wir die Lichter der Ferienhäuser und Hotels in Ahlbeck. Ein letzter Abstecher zur Ahlbecker Seebrücke muss sein, die im Dunklen idyllisch beleuchtet ist. Auch wenn wir das Meer in der Dunkelheit nicht mehr sehen können, ist das laute Wellenrauschen ein schöner Abschluss des Tages.
Usedoms Norden: Peenemünde und Karlshagen
Zum Abschluss unseres Wochenendes auf Usedom fahren wir bei blauem Himmel hoch in den Norden der Insel – nach Peenemünde und Karlshagen.
Historisch-Technisches Museum in Peenemünde
In Peenemünde gibt es für alle, die nicht nur Strand, Natur und Fischbrötchen sehen wollen, ein spannendes Museum. Das Historisch-Technische Museum Peenemünde beleuchtet die Geschichte der ehemaligen deutschen Heeresversuchsanstalt und des Zweiten Weltkriegs auf der Insel. Die Versuchsanstalten Peenemünde waren von 1936 bis 1945 das größte militärische Forschungszentrum Europas. Hier wurde an neuartigen Waffensystemen, wie dem weltweit ersten Marschflugkörper und der ersten funktionierenden Großrakete, gearbeitet – Systeme, mit denen später insbesondere die Zivilbevölkerung Großbritanniens terrorisiert wurde. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine fühlt sich das Thema für uns erschreckend aktuell an.
Das Museum befindet sich in einem der noch erhaltenen Gebäudekomplexe, einem ehemaligen Kohlekraftwerk. Im eigentlichen Kraftwerksgebäude sind vor allem die monströsen technischen Anlagen beeindruckend, außerdem gibt es die Möglichkeit, die Aussichtsplattform auf dem Dach zu besuchen. Gerade bei gutem Wetter lohnt sich die Fahrt nach oben, um den Ausblick über Ostsee und Insel zu genießen. Die eigentliche Ausstellung im Nachbargebäude beleuchtet die Geschichte der Einrichtung bis 1945 und darüber hinaus. Auch über die Geschichte der Raketenforschung im Allgemeinen erfährt man einiges. Alles ziemlich spannend, aber museal etwas in die Jahre gekommen und trotz der vielen Objekte sehr textlastig und wenig multimedial. Mit Außengelände und Plattform verbringt man locker 2,5 Stunden in dem Museum. Wer noch mehr über die Geschichte erfahren möchte, kann den Norden der Insel mit dem Fahrrad oder Auto erkunden. An vielen Stellen wurden in der sogenannten Denkmallandschaft Überreste freigelegt und Infotafeln aufgestellt. Historisch-Technisches Museum Peenemünde // Eintritt: 10 € + 1 € für die Aussichtsplattform, Im Kraftwerk, Peenemünde.
Ruhiger Zwischenstopp für Naturfans: Karlshagen
Ein letzter Stopp steht für uns noch auf dem Programm: Karlshagen, einer der ruhigeren Ferienorte auf Usedom. Der bis zu 80 Meter breite, fein besandete Strand ist naturbelassen und der am wenigsten verbaute, den wir auf der Insel zu sehen bekommen. Keine rummelige Strandpromenade mit Cafés, Imbissen und Seebrücke, stattdessen führt zwischen Promenade und Strand ein hübscher Kiefernwaldweg an der Küste entlang. Karlshagen und Umgebung scheint vor allem Familien anzuziehen, die in der Natur aktiv sein möchten, und bietet viele Möglichkeiten zum Kitesurfen, Segeln oder Reiten. Statt großer Hotels sehen wir hier vor allem weitläufige Ferienanlagen wie die Dünenresidenz mit schmucken reetgedeckten Ferienhäusern.
Übernachten auf Usedom
In Ahlbeck, nur ein paar Straßen vom Strand und etwa 10 Minuten zu Fuß von der Seebrücke entfernt, haben wir eine schöne, gut ausgestattete Unterkunft gefunden. Ahlbeck erweist sich – wie die anderen Kaiserbäder – als guter Ausgangspunkt für Ausflüge und Wanderungen auf Usedom. Falls es uns noch einmal auf die Insel verschlägt, würden wir wahrscheinlich in Zinnowitz übernachten, der quirligen Küstenstadt im nördlichen Teil der Insel. Auch von dort lässt sich Usedom wunderbar erkunden.
Noch mehr Wochenendziele in Deutschland
Ihr wollt das Wochenende in einer anderen Stadt oder Region verbringen? Hier sind unsere Tipps für schöne Wochenendziele in Deutschland:
- Ausflug ins Berliner Umland: Spargelstadt Beelitz, Heilstätten und Natur erleben im Fläming
- Auszeit im Allgäu
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