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    Knödel me up before you go-go oder Knödelburger mit Gorgonzola, Radicchio und Apfelchutney

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    Wenn man gebeten wird, sich ein Rezept mit Knödelteig zu überlegen, denken bestimmt nicht viele Menschen an Burger. Aber anscheinend ist mein Gehirn inzwischen so gepolt, dass ich einfach IMMER an Burger denken muss. Bleibt nur, das Beste daraus machen, und das ist in diesem Fall ein Knödelburger – eine köstliche Kreation aus Kartoffelknödelteig, süßem Apfelchutney, gepaart mit den kräftig-herben Noten von Gorgonzola und Radicchio. Ein kleines, mächtiges Monster also, das aber definitiv süchtig macht!

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    Aber warum überhaupt Knödelteig? Burgi’s, ein bayrischer Knödelteighersteller, hat kürzlich einige FoodbloggerInnen nach München eingeladen, um dort gemeinsam einen Tag zu verbringen und tief in die Welt der Knödel einzutauchen. Im Vorfeld wurden wir außerdem gebeten, uns ein Knödelrezept zu überlegen, das für die Veranstaltung extra auf eine Rezeptkarte gedruckt wurde. Der Knödelburger war also geboren. Die “KnödelexpertInnen” bei Burgi’s fanden diese Idee wohl ebenfalls ganz spannend und zu unserer Freude wurde der Burger als eines von vier Rezepten zum Nachkochen während des Knödelevents ausgewählt. Denn das war die erste knödelige Herausforderung an diesem Tag: gemeinsam mit den übrigen BloggerInnen fürs Mittagessen sorgen. Während Sabrina sich an den leckeren Kürbisknödeln von Karin von Wallygusto versuchte, machte ich mich mit zwei Foodbloggerkolleginnen daran, mit den Knödelburgern in Massenproduktion zu gehen. Spontan haben wir dafür ein Chutney kreiert und mit Kürbis verfeinert, was super ankam. Am Ende wurden um die 20 Burger produziert, die allerdings schneller verputzt waren, als man Kartoffelknödelteig hätte sagen können. Doch zum Glück gab es ja noch weitere Knödelleckereien und außerdem hatte die Küche vom Wirtshaus in der Au noch eine ganz besondere Überraschung für uns vorbereitet: eine riesige Nachtischplatte, die das Kind am Nachbartisch vor Neid fast zum Weinen gebracht hätte. Tja, FoodbloggerIn müsste man sein. Falle es euch also demnächst mal dorthin verschlagen sollte: lasst unbedingt genügend Platz für den Nachtisch!

    Knödelburger Hamburger Burgis Knödel-4

    Der Tag endete natürlich nicht beim Nachtisch. Wir erfuhren im Pschorr am Viktualienmarkt einiges über Fleisch und die Vorteile von geeisten Biergläsern, wurden im Gesellschaftsraum mit köstlichen Apfelstrudel-Martinis verwöhnt (das Rezept hätten wir wirklich gerne mitgenommen!) und durften an einer Bierverkostung mit der Biersommelière Sandra Ganzenmüller teilnehmen. Kaum zu glauben, dass noch Platz im Magen war, als wir am Abend noch einmal zum Pschorr zurückkehrten und den Tag ausklingen ließen. Und weil Karin, Petra und wir immer noch nicht genug hatten, ging es noch auf einen Absacker ins Jaded Monkey, eine recht neue kleine Bar hier in München, in der man in (äußerst) schummriger Atmosphäre ausgefallene Cocktails schlürfen kann.

    Falls ihr euch auch ein wenig Knödelglück nach Hause holen möchtet, kommt hier das Rezept für den ultimativen Knödelburger. Die Burger lassen sich übrigens leichter essen, als man denken würde – einfach gut festhalten! 😉

    Knödelburger Hamburger Burgis Kartoffelknödel-1

    Knödelburger mit Gorgonzola, Radicchio und Apfelchutney (für 4 Burger):

    750 g Burgis Bayerischer Knödelteig original
    Speiseöl
    1 Apfel
    ½ Kopf Radicchio
    4 EL Gorgonzola
    360 g Rinderhack
    4 EL Apfelchutney (Alternativ: Apfelmus oder ein anderes Fruchtchutney)

    1. Die Knödelmasse ½ cm dick ausrollen und mit einem 8 cm Dessertring (oder einem Glas) 8 Kreise aus der Kartoffelmasse ausstechen. Jeder Kreis sollte etwa 60–70 g wiegen. Reichlich Öl in einer Pfanne erhitzen und die Teigkreise von jeder Seite ca. 3–4 Min. anbraten. Sie sollten schön knusprig sein, damit sie später die Burgerzutaten halten können. Auf Küchenpapier legen und das Fett abtupfen. Abkühlen lassen.

    2. Aus der Mitte des Apfels 4 runde, ½ cm dicke Scheiben schneiden. Vorsichtig die Kerne aus der Mitte entfernen. Den Radicchio in mittelfeine Streifen schneiden. Den Gorgonzola in 4 Portionen teilen.

    3. Das Hackfleisch in 4 Portionen zu 90 g teilen und mithilfe des Dessertrings in die passende Form bringen. Das Fleisch etwas fester andrücken, damit es später auf dem Burger nicht auseinanderfällt.

    4. Etwas Öl in einer Pfanne erhitzen, das Fleisch salzen und pfeffern (aber erst kurz bevor es in die Pfanne kommt) und anschließend nach persönlichem Geschmack und gewünschten Gargrad braten. Gleichzeitig die Apfelscheiben für etwa 2–3 Min. mit in die Pfanne geben, bis sie leicht weich geworden sind. Wenn der gewünschte Gargrad erreicht ist, das Fleisch aus der Pfanne holen, den Gorgonzola darauf verteilen und 1–2 Min. ruhen lassen.

    5. Die Knödelscheiben jeweils auf einer Seite mit Chutney oder Apfelmus bestreichen. Auf die Unterseite eine Apfelscheibe geben, dann das Fleisch mit dem Käse und den Radicchio daraufsetzen. Mit der zweiten Knödelscheibe abschließen und servieren. Beim Essen gut festhalten, damit nichts rausrutscht.

    Vielen Dank an die netten Mädels von Zweiblick und an Burgi’s für die Einladung und den wirklich schönen Tag! Unsere Meinung bleibt davon, wie immer, unberührt.

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    Deutschland, Gereist, Geteilt, Getestet, Getrunken, München

    Whisky blenden für Einsteiger: Ein Abend mit Chris Clark und der Dimple Golden Selection

    DimpleGoldenSelection_Foto von Vivi D'Angelo-1

    Hat man sich erst einmal an den schottischen Akzent gewöhnt, fällt es deutlich leichter, Chris Clark zu verstehen. Vielleicht hat er sich aber auch besonders angestrengt, deutlich zu sprechen an diesem regnerischen Donnerstag in der gemütlichen Waldmeisterei in München. Dorthin wurde ich eingeladen, um eine der neuesten Kreationen des Spirituosenkonzerns Diageo vorgestellt zu bekommen – die Dimple Golden Selection. Auf der charakteristischen dreieckigen Flasche prangt neben dem Whiskynamen ungewöhnlicherweise auch eine Unterschrift – die des Master Blenders Chris Clark. Er ist nun zum ersten Mal überhaupt in Deutschland, um “seinen” Whisky zu präsentieren und mit uns über die Kunst des Whiskyblendens zu sprechen. Mit der gesammelten Erfahrung aus über 30 Jahren zwischen Fasslager und Labor, erklärt er uns geduldig den Unterschied zwischen Grain und Malt Whisky, spricht über Destillationsprozesse, über die Revolution durch die Continuous Destillation und die Schwierigkeiten, während des aktuellen Whiskybooms genügend hochwertige Fässer für die Reifung des Spirits (also des Rohbrands) zu finden. Aber in erster Linie geht es natürlich um die Kunst, aus vielen verschiedenen Whiskys unterschiedlichster Brennereien über Jahre hinweg einen hochwertigen Blend (also solche Whiskys, bei denen die verwendeten Fässer im Gegensatz zu Single Malts nicht aus einer einzigen Brennerei stammen müssen) zu kreieren.

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    Obwohl Blended Whiskys den überwiegenden Teil des Whiskymarkts ausmachen – Chris Clark sprach von bis zu 95% -, sind es vor allem die Single Malts, die bei der derzeitigen Berichterstattung die meiste Aufmerksamkeit erhalten. Auf diese Tatsache angesprochen, weiß Chris Clark sofort, wovon ich rede. Er habe das Gefühl, dass die Leute sich gerne besonders fühlen möchten, deswegen die besonders limitierte Single-Cask-Abfüllung haben wollen und dann gerne mal abschätzig auf die Masse der WhiskytrinkerInnen herabschauen würden. Er selbst könne damit nichts anfangen, ihm sei es im Gegenteil wichtig, dass sein Whisky kein unerschwingliches Luxusprodukt sei. Er wollte mit der Dimple Golden Selection vielmehr eine hochwertige Abfüllung kreieren, die sich jeder leisten könne. Oder wie er es auf den Punkt bringt: “blended whisky exists for a reason”. Sympathisch und ein angenehmer Gegensatz zum sonst oft vorherrschenden Elitarismus der Whiskyszene.

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    Im Interview erzählt mir Clark, dass es weiterhin sein Ziel sei, über Jahre hinweg einen hochwertigen Blend anzubieten und die eigenen Qualitätsvorgaben jedes Jahr aufs Neue erfüllen zu können. Dementsprechend sähe auch sein Arbeitsalltag aus. Er würde die vorhandenen Vorräte prüfen, über reife Fässer entscheiden, die Standard References (an denen sich jede neue Charge orientieren muss) anlegen und sich um die Ausbildung neuer BlenderInnen und VerkosterInnen kümmern. Viel Zeit zum Genießen sei da nicht, das müsse dann zu Hause an der Hausbar geschehen.

    DimpleGoldenSelection_Foto von Vivi D'Angelo-2

    Die Dimple Golden Selection, um die es an diesem Abend gehen soll, wird übrigens aus hunderten Fässern verschiedenster Brennereien gemischt. Dabei brauchte Chris Clark bei der Entwicklung der Golden Selection keine zehn Prototypen bis zur Kreation des Geschmacks, den er schon vorher im Kopf – oder vielmehr in Mund und Nase – hatte. Er habe dabei den Markenkern bewahren, aber gleichzeitig einen Whisky schaffen wollen, der es EinsteigerInnen ermöglicht, die Welt des schottischen Nationalgetränks zu entdecken. Leicht sollte er also sein, aber dennoch komplex, mit relativ viel Süße und nur wenig Rauch. Ein Whisky eben, der weit von den namenlosen 8€-Flaschen der Discounter entfernt ist, aber dennoch einer breiteren Masse zur Verfügung steht.

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    Schließlich bekommen wir die Möglichkeit, uns an dem zu versuchen, was Chris Clark mit völligem Understatement als etwas bezeichnet, das jede/r lernen könne: das Blenden. Er selbst habe zwar Chemie studiert, aber das Blenden sei ihm eher zufällig in den Schoß gefallen. Jemand hätte mitbekommen, dass er ein Händchen dafür habe und dann hieß es eben, “Chris, do this!”, und seitdem sei er ein Blender. Wir sollen das nun ebenfalls werden und haben dafür die vier Grundgeschmäcker vor uns stehen, aus denen auch die Dimple Golden Selection besteht: Vanillearomen (aus einem jungen Grain-Whisky), frische Früchte (hier ein Lowland Malt), reife Früchte (ein Speyside Malt aus dem Sherryfass) und natürlich Rauch (ein Talisker). Es ist spannend zu sehen, wie unterschiedlich die Aromen sind und wie gut – und weniger gut – sie miteinander harmonieren. Mein erster Mischversuch scheint etwas unkoordiniert. Der Blend kommt am Ende zwar nicht schlecht, aber auch etwas schwach auf der Brust daher. Beim zweiten Durchgang habe ich dann schon einen definierteren Geschmack im Kopf, und siehe da, es funktioniert deutlich besser. Ich mag sowohl rauchige Whiskys als auch die Süße, die durch eine Lagerung im Sherryfass erzielt wird, deshalb soll mein Whisky beides vereinen. Das, was ich am Ende in eine kleine Flasche – natürlich stilecht mit Unterschrift vom Master Blender – abfüllen kann, schmeckt tatsächlich und erhält den Segen des Master Blenders. Wer also in Zukunft vorbeikommt und nett fragt, darf mal meinen ganz persönlichen “Sweet and Smoky Blended Scotch Whisky” probieren – die “Steffen Golden Selection”.

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    Der Abend endet mit einem auf den Whisky abgestimmten Menü, und nach zwei leeren Flaschen an unserem Tisch (danke an meine trinkfesten TischnachbarInnen, u.a. von Arts in Munich, Der König kocht und Happy Plate), kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass man Wein oder Bier auch ohne Probleme durch einen leichten Whisky ersetzen kann. Allerdings sollte die kulinarische Grundlage stimmen – die köstlichen Fish & Chips, die uns die Küche serviert, eignen sich z.B. hervorragend. Satt und mit einem angenehmen Whiskygeschmack auf der Zunge gehe ich hinaus in den Regen und bin mir sicher, dass ich in Zukunft nicht mehr so hochnäsig an den Blended Whiskys vorbeilaufen werde!

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    Danke an Häberlein & Mauerer für die Einladung und die Möglichkeit, mit Chris Clark ein spannendes Interview zu führen! Unsere Meinung bleibt davon, wie immer, unberührt.

    PS: Die Fotos ohne Wasserzeichen stammen von der wunderbaren Vivi D’Angelo. Vielen Dank!

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    Augsburg, Deutschland, Gegessen, Gereist, Geteilt, Getrunken, New York, USA

    In fremder Gesellschaft: Supper Clubbing in New York und Augsburg

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    Hier muss es gleich sein. Oder doch noch einen Block weiter? Ais Loft zu finden, ist gar nicht so einfach. Alles, was uns zur Orientierung dient, ist ein Straßenname in Brooklyn, keine Hausnummer, irgendein Studio soll es sein. Ob die junge Frau, die schon eine Weile vor uns läuft, wohl das gleiche Ziel hat? Schwarzer Parka, Hornbrille, Jutebeutel – würde schon passen. Andererseits läuft hier in Williamsburg jeder so rum. Als sie zögerlich vor einem Haus stehenbleibt, fragen wir sie, “looking for the supper club?”. Sie nickt und strahlt uns an. Kurz darauf öffnet uns Mat die Tür und heißt uns in seinem ultrahippen New Yorker Loft willkommen. Eine riesige Rauchwolke schlägt uns beim Eintreten entgegen. Hinter dem Dunst ruft jemand lachend “sorry, irgendwas ist angebrannt ….”, dann taucht Ai, die Gastgeberin des Abends, hinter dem Herd in der offenen Küche hervor. Seit gut einem Jahr lädt sie zwei- bis viermal im Monat 14 Fremde zu sich nach Hause ein, kocht für sie, richtet liebevoll Speisen für sie an, mit denen die meisten ihrer Gäste bislang vermutlich noch nie in Berührung gekommen sind. Die Japanerin hat das Kochen von ihrer Mutter gelernt, legt großen Wert auf die Herkunft ihrer Lebensmittel und pflanzt selbst Kräuter und Gemüse auf dem eigenen Rooftop an. Ihren Gästen präsentiert sie ein siebengängiges japanisches Tasting-Menü – vegetarisch oder pescetarisch -, das es mit sämtlichen Sternerestaurants der Stadt aufnehmen könnte. Alles, was wir an dem Abend serviert bekommen, ist so perfekt aufeinander abgestimmt, so wunderschön arrangiert und so anders als alles, was wir bislang von der japanischen Küche kannten: Herbstsalat mit gegrilltem Gemüse, Lotuswurzel, Gartenkräutern, Ponzu-Reduktion und Yuzukoshō-Sahne, Sobanudeln mit Sesamsoße, Algen und Edamame-Bohnen, frittierte Tofu-Mochi gefüllt mit Klettenwurzel und Karotte in einer Pilzsuppe – um nur ein paar der Gänge zu nennen. Unsere Tischnachbarinnen – ein Foodie aus Connecticut, eine pensionierte Lehrerin, die lange in Japan gelebt hat, mit ihrer Enkelin und ein Hipstermädchen aus Williamsburg – zeigen sich ebenso begeistert. Vom Essen, dem Ambiente, den Leuten und den Gesprächen.

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    Rund 6400 Kilometer entfernt, öffnet auch Julia von Chestnut & Sage seit Kurzem ihre Augsburger Wohnung für hungrige Fremde, stellt herrliche vegetarische und saisonale Menüs zusammen und schafft eine unglaublich angenehme Atmosphäre, die einen sofort vergessen lässt, dass man seine/n Tischnachbar/in gerade einmal fünf Minuten kennt. GastFreude heißt ihr Supper Club, der im August seine Premiere feierte. Dass man den Namen hier wörtlich nehmen darf, ist keine große Überraschung. Die Freude über das gute Essen steht nach dem Menü allen ins Gesicht geschrieben – serviert wird z.B. eine grandiose Melonen-Gazpacho mit Feta, ein würzig-fruchtiger Pfirsich-Kräuter-Salat mit Ziegenkäsemousse, eine mehr als glücklich stimmende Tagliatelle mit Basilikum und Minze und ein Dessert in Form von Birneneis mit Mandelküchlein, das man natürlich aufisst, auch wenn man zwei Minuten vorher dachte, es passe nichts mehr in den Magen.

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    Mit der Freude am Gastgeben, Teilen und am Genuss sind Ai und Julia nicht alleine, denn bei der Vielzahl der aufkommenden Supper Clubs finden sie sich in bester Gesellschaft und sind Teil einer globalen Gemeinschaft. Denn natürlich kann man nicht nur in New York und Augsburg in fremde Wohnungen reinschnuppern, sondern in vielen weiteren Städten laden Menschen zum kulinarischen Miteinander ein. Zu nennen wären z.B. Tisch & Thymian in München, deren wunderschön inszenierte Abende wir schon seit Langem beiwohnen möchten, Ceci n’est pas un restaurant, die in Frankfurt und Köln zum Suppern einladen und natürlich Astrid Paul – die Queen of Supper Clubs -, die ihre privaten Kochabende in der Nähe von Mainz ausrichtet. Auch diese tollen Fotos lassen hoffen, dass Yannic und Susann von Krautkopf ihre privaten Dinnerabende in Berlin bald fortsetzen werden.

    Ein international angelegtes Konzept, das in eine ähnliche Richtung geht, ist der aus Finnland stammende Restaurant Day. Viermal im Jahr tauchen überall auf der Welt Restaurants auf, die nur an diesem einen Tag ihre Pforten öffnen – oft an ungewöhnlichen Orten und mit ungewöhnlichen Konzepten. Am 15.11. ist es wieder so weit und diesmal sind auch wir mit dabei und unterstützen in München das Team der Dirty X Break, das bereits im August einen Brunch im Hukodi ausrichtete. Im Wine on the Rocks in der Lindwurmstraße werden wir abends ein (hoffentlich) tolles viergängiges Menü servieren. Wir sind für die vegetarische Hauptspeise verantwortlich und haben uns einen herbstlichen Teller für euch überlegt. Auf der Facebook-Seite der Dirty Dinner Break findet ihr alle weiteren Infos und vielleicht sehen wir ja den einen oder die andere am kommenden Samstag.

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    Unser Abend bei Ai in New York endet übrigens mit einer Katze, die durch Reifen springt, vielen neuen Kontakten und einer Vielzahl an kulinarischen Insidertipps, die uns den nächsten Flug nach New York gedanklich schon haben buchen lassen. Was bleibt, ist die Gewissheit, dass das ganz sicher nicht unser letzter Supper-Club-Abend gewesen sein wird.

    Falls ihr nicht gerade schon dabei seid, einen Supper Club in eurer Nähe zu googeln, schaut euch doch mal dieses Video von einem Abend bei Ai an – danach seid auch ihr ganz sicher dem Supper-Club-Fieber verfallen!

    Weitere Berichte zur Ostküste der USA:

    Willkommen in Mainelandia: Portland, Maine kulinarisch
    Entering New England: Boston & Cambridge kulinarisch
    Massachusetts auf dem Teller: Concord, Salem & Rockport kulinarisch
    Der Eiscremehimmel liegt im Nirgendwo: zu Besuch bei Ben & Jerry’s in Waterbury
    Dünen, Seafood und Insel-Feeling: Cape Cod kulinarisch
    New York Food: Kulinarisch durch Brooklyn und Manhattan
    New York Food: Kulinarisch durch Williamsburg
    Brooklyn Food Guide: No eat till Brooklyn: New York kulinarisch I
    Manhattan Food Guide: If I can’t eat it here, I won’t eat it anywhere: New York kulinarisch II
    Caféreise um die Welt: The Butcher’s Daughter in New York
    In fremder Gesellschaft: Supper Clubbing in New York und Augsburg

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    Deutschland, Gegessen, Gereist, Getestet, Getrunken, Münchner Umland

    Frühstück außerhalb der Komfortzone: das Bareso in Ottobrunn

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    Wer in München wohnt, muss sich bei der Restaurantsuche durch eine ordentliche Vielzahl an Möglichkeiten kämpfen. Immer wieder passiert es uns sogar, dass Läden, die auf unserer “Muss-unbedingt-probiert-werden”-Liste gelandet sind, schon wieder dicht gemacht haben, bevor wir sie ausprobieren konnten. Es liegt also nahe, sich bei der Nahrungssuche auf die nähere Umgebung zu beschränken, selbst Pasing erscheint wie eine Weltreise, wenn man in der Innenstadt noch reihenweise Unbekanntes vor sich liegen hat. Dass es sich dennoch lohnen kann, mal aus seinem Schneckenhaus hervorzukriechen und den Weg ins nähere Umland zu wagen, beweist das Bareso. Dieses kleine Bistro liegt in Ottobrunn, das uns bislang nicht gerade als kulinarischer Hotspot bekannt war, aber vom Süden Münchens aus zumindest fix zu erreichen ist.

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    Im Mittelpunkt steht eine frische Küche, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, bioaktiv zu sein, d.h. mit regionalen, saisonalen und originalen bzw. unbearbeiteten und schonend zubereiteten Produkten zu arbeiten. “Echtes Essen” nennt das sympathische Betreiberpaar sein Konzept und hat mit dieser Philosophie in der ehemaligen Eisdiele in der Putzbrunnerstraße eine ganz individuelle Küche entwickelt. An manchen Stellen driftet uns das Konzept etwas zu sehr ins Esoterische ab, was der Qualität der Speisen aber natürlich keinen Abbruch tut. Wir waren zum Frühstücken dort und konnten uns davon überzeugen, dass sich der Ausflug nach Ottobrunn definitiv lohnt. Schon bei der Ankunft wird klar, dass frische Zutaten hier einfach dazugehören. Rund um das Lokal ist ein kleiner Kräutergarten angelegt worden, und während wir im überdachten Außenbereich sitzen, kommt die Gärtnerin des Vertrauens vorbei und schleppt ein paar neue Kräutertöpfe heran. Dass dabei natürlich nicht nur Basilikum, Rosmarin und Co. auf dem Teller landen, sollte klar sein. Über 40 verschiedene Wildkräutersorten finden in der Küche Verwendung und verleihen vielen Gerichten eine ganz individuelle Note. Da überrascht es auch nicht, dass sogar der Cappuccino mit Milchschaumblüten daherkommt.

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    Die Frühstücksauswahl ist riesig und zum Glück bekommen wir eine Etagere serviert, auf der fast alles zu finden ist, was die Karte zu bieten hat. Beim Anblick des riesigen Frühstücksturms pocht das Foodbloggerherz gleich doppelt so schnell, da die Speisen auf der Karte nicht nur toll klingen, sondern auch mit viel Liebe zum Detail angerichtet sind. Fast alles ist hausgemacht, von den Brötchen über die Schokocreme bis zum Frischkäsedip. Warme Alternativen gibt es natürlich auch, so z.B. ein Wildkräuteromelette, das mit Senf, knackigem Gemüse und riesigen Bergen frischer Kräuter serviert wird. Eine guter Einstieg, um sich anschließend einmal durch das Angebot des Frühstückskarussells zu futtern. Ganz oben finden sich frische Dips, u.a. Ananas-Curry und Schnittlauch, in die man seine Gemüsesticks tauchen kann. Die selbst gebackenen Brötchen bestreicht man am besten schön dick mit der hausgemachten Schokocreme, die so lecker und schokoladig ist, dass wir die Schale bis auf den letzten Tropfen auskratzen.

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    Begleitet werden die Köstlichkeiten von einem Smoothie-Dreiergespann: Der Wildkräutersmoothie wurde mit Rosinen und Zimt verfeinert, im Möhren-Bananen-Drink finden sich Haferflocken und der leicht bittere “Wachmacher” besteht u.a. aus Grapefruit, Mandeln und Banane. Wem die Haferflocken im Glas noch nicht genug Getreide sind, der greift am besten zum hauseigenen Müsli. Die beiden Sorten, die wir probieren dürfen, sind köstlich und sehr zu empfehlen – einmal in Richtung eines klassischen Bircher Müslis gehend, das andere mit Anklängen an Marzipan und Zimt. Wir fühlen uns von dem reichhaltigen Angebot ein wenig erschlagen, möchten eigentlich noch viel mehr probieren, können aber einfach nicht mehr. Das alles gibt es übrigens für einen sehr fairen Preis (hier wird die Lage außerhalb Münchens zum klaren Vorteil!): ein individuelles Frühstückskarrussell für zwei Personen gibt es z.B. für 22,50€.

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    Zum Abschluss gibt es für uns noch einen kleinen Einblick in das Essen abseits der Frühstückskarte. Wir probieren einen ungewöhnlichen Möhren-Engelwurz-Salat mit Walnüssen, der ganz köstlich ist, und bekommen zum Nachtisch Maiwuchs mit dunkler Schokolade. Halt, Maiwuchs? Hat das nicht was mit Bäumen zu tun? Ja wirklich, es sind Tannenspitzen, die in dunkle Schokolade getaucht wurden und die Geschmacksnerven vor ganz neue Herausforderungen stellen. Es schmeckt nach Wald, der auf eine kräftige Schokonote trifft. Zunächst ziemlich ungewohnt, aber plötzlich ist der Teller leer …

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    Neben einer ansprechenden Karte hält das Bareso auch einige spannende Veranstaltungen bereit. Jeden Samstag findet hier z.B. ein Markt mit frischen Produkten aus der Region statt, regelmäßig werden Kochkurse und Verkostungen veranstaltet. Den 10.8. sollte man sich z.B. schon mal vormerken, denn da steht alles unter dem Motto “Käse und Wein“.

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    Fazit: Ihr seht schon, das Bareso ist für einige Überraschungen gut und wir sind uns sicher, läge der Laden im Westend oder in Haidhausen, er wäre immer gut besucht! So aber muss man sich mal aus seiner Komfortzone herausbewegen und Ottobrunn einen Besuch abstatten. Vielleicht einfach beim nächsten Ausflug in die Berge oder an den See das Frühstück ins Bareso verlegen? Das wäre auf jeden Fall ein gesunder und köstlicher Start in den Tag! Wir sind von Angebot und Qualität der Speisen jedenfalls begeistert, lediglich an der Atmosphäre im Innenraum könnte man noch arbeiten. 5 von 5 Kräuteromelettes!

    Bareso
    Putzbrunnerstraße 13
    85521 Ottobrunn
    www.bareso.eu

    Vielen Dank an das Bareso-Team für die Einladung zu diesem Frühstück. Unsere Meinung bleibt davon, wie immer, unberührt.

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    Bilbao, Gegessen, Gereist, Getrunken, Spanien

    Liebe auf den zweiten Biss: Bilbao kulinarisch

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    Wenn man vier Tage im nordspanischen San Sebastián verbracht hat, liegen die kulinarischen Maßstäbe ganz schön hoch. Denn das bedeutet nicht nur vier Tage inmitten einer hinreißenden Kulisse zwischen türkisblauem Meer, schroffer Felsküste, satt-grünen Hügeln und anmutiger Altstadt verbracht zu haben, sondern auch (und vor allem) vier Tage kulinarische Verwöhnung vom Feinsten! Dass so ziemlich alles, was danach folgt, da nur schwer mithalten kann, ist eigentlich nicht verwunderlich. Dennoch steht uns die Enttäuschung nach unserem ersten Abend in Bilbao (bzw. Bilbo, wie der baskische Name der Hauptstadt Bizkaias lautet) wahrlich ins Gesicht geschrieben. Bilbao und wir hatten einen eher unglücklichen Start, lernten wir uns doch erst spät an einem sehr ungünstig verlaufenden Samstagabend kennen, der zum Entsetzen aller Beteiligten leider auch kulinarisch versagte. Zu sehr hatten wir uns wohl daran gewöhnt, in jeder noch so kleinen Pintxo-Bar große Geschmacksexplosionen serviert zu bekommen.

    Doch mit den ersten Sonnenstrahlen des nächsten Morgens, deren kunstvolles Lichtspiel auf der gold-silbernen Fassade des Guggenheim Museums sich von unserem Hotelzimmer aus beobachten lässt, erwacht auch unsere Liebe für die baskische Metropole. Also, alles auf Anfang und noch mal von vorn – wir geben der Stadt eine zweite Chance und sie enttäuscht uns nicht. Besonders die künstlerische Ästhetik des Stadtbilds, die jugendliche Atmosphäre und die Leichtigkeit, die Bilbao verströmt, wächst uns in den nächsten Tagen sehr ans Herz. Mit leichter Verzögerung präsentiert sich uns die Stadt dann auch von ihrer leckeren Seite. So lecker sogar, dass wir hier ein paar unserer liebsten Locations für euch zusammengetragen haben. Liebe auf den zweiten Biss(en), nennt man das wohl.

    Unsere kulinarischen Tipps für Bilbao:

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    {Cafetería Guggenheim}

    Wir starten unseren ersten Morgen in Bilbao mit einem kurzen Spaziergang über die Puente de la Salve, von der aus man bereits einen herrlichen Blick auf das Guggenheim Museum und den Rest der Stadt erhaschen kann. Ein paar Minuten später stehen wir vor dem in der Morgensonne schimmernden Gebäude. Wir sind früh dran, das Museum hat noch nicht geöffnet und auch sonst scheint die Stadt noch zu schlafen. Aus der kleinen Cafetería am Eingang des Guggenheims strömt Kaffeegeruch und unsere Mägen beginnen leise vor sich hin zu knurren. Also, schnell rein, ein kleines Frühstück mit einer Bollería und einem Café con leche für 3€ bestellen und ab in die Sonne! Dort sitzt man mit dem Guggenheim im Rücken und mit freiem Blick auf Puppy und kann der Stadt beim Erwachen zusehen. Optimal für einen kleinen, schnellen Start in den Tag! Cafetería Guggenheim // Calle Abandoibarra 2.

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    {Bar Tasaiz}

    Etwa auf einer Höhe mit dem Guggenheim gelegen, doch etwas weiter in Richtung Altstadt, befindet sich die Bar Tasaiz – ein kleines modernes Café mit netter Einrichtung, ansprechender Karte und günstigen Frühstücksmöglichkeiten. An der hübschen Flusspromenade entlang spazierend in Richtung Altstadt, lässt sich hier gut ein schneller Zwischenstopp einlegen. Für unschlagbare 2,50€ bekommt man eines der Frühstücksspecials mit Kaffee und wahlweise einer Tostada, einem Pintxo oder einer Bollería. Wir wählen eine Tostada con Tomate, ein geröstetes Baguette mit einem Püree aus frischen Tomaten, Olivenöl, Salz und Pfeffer – eines unserer liebsten spanischen Frühstücksangebote: sehr einfach, sehr effektiv, sehr lecker! Bar Tasaiz // Calle de la Convivencia 1.

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    {Café del Arenal}

    Mindestens einmal während jedes Spanienaufenthalts muss es sein: ein großer Teller voller gezuckertem Brandteiggebäck mit einer Tasse dunkler, fast puddingartiger Schokolade! Churros con chocolate sind nach jeder durchfeierten Partynacht in Spanien (lang, lang ists her …) ein Muss! Gerade in den frühen Morgenstunden, zwischen 5 und 6 Uhr, werden die Churrerías von hungrigen Partygängern überrannt. Die letzte durchfeierte Nacht liegt bei uns zwar schon ein Weilchen (hüstel) zurück, doch auf einen Teller Churros wollten wir dennoch nicht verzichten. Gut, dass die frittierten Stangen nicht nur nachts angeboten werden und sich das Café Arenal am Rande der Altstadt auf das Fettgebäck spezialisiert hat. Wie es sich für eine klassische Churros-Bar gehört, kommt das Café Arenal etwas altmodisch und nüchtern daher, was aber der Qualität der Churros keinen Abbruch tut. Ganz im Gegenteil – so muss eine Churrería aussehen und so müssen Churros con chocolate schmecken! Café del Arenal // Arenal 5.

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    {La Alhóndiga}

    Das ehemalige Weindepot, das Philippe Starck zu einem architektonisch beeindruckenden Kultur- und Freizeitzentrum umgebaut hat, birgt neben einer Vielzahl an kulturellen Angeboten auch einige interessante kulinarische Anlaufstellen. Für einen schnellen Lunch bietet sich z.B. das La Florinda an, das in modernem Ambiente und mit offener Küche internationales Fusion Food verspricht. Der Salat mit Burrata und Muhammara ist köstlich, auch der Cheeseburger kann überzeugen. Die benachbarte Hola Bar lädt mit bequemen Sofas zum längeren Verweilen ein und bietet neben einer umfangreichen Mittagskarte auch Pintxos und ein vielversprechendes Frühstück an (von dem wir uns leider nicht mehr selbst überzeugen können). Im Anschluss lässt sich mit vollgeschlagenen Bäuchen herrlich entspannt das kühle Atrium der Alhóndiga erkunden. Dort kann man dessen Architektur bestaunen, von unten in das im zweiten Stock gelegene Glasschwimmbecken schauen, im toll bestückten Kunstshop stöbern, in der umfangreichen Zeitungsauslage der öffentlichen Bücherei blättern oder eine der aktuellen Ausstellungen im Keller besuchen. Absolute Empfehlung! La Alhóndiga // Plaza Atrium 4.

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    {Miu}

    Das Menu del día – das Mittagsmenü – besitzt in Spanien einen besonderen Stellenwert. Viele Restaurants und Cafés bieten um die Mittagszeit (ca. zwischen 13.30 und 15.00 Uhr) unschlagbar günstige drei- bis viergängige Menüs inklusive Getränk an, die man sich keinesfalls entgehen lassen sollte. Ein Restaurant, das aufgrund seines ansprechenden Farbkonzepts bereits von außen auf sich aufmerksam macht, ist das Miu – ein gehobener Japaner gegenüber der Alhóndiga. In die Einrichtung verlieben wir uns sofort – alles ist schlicht, stylish, türkislastig, aber dennoch mit japanischem Touch. Für günstige 10,95€ kann man sich hier sein persönliches Mittagsmenü zusammenstellen – jeder Gang bietet drei Alternativen, davon mindestens eine vegetarische. Die Entscheidung fällt schwer, denn eigentlich klingt alles auf der Karte toll. Letztendlich bekommen wir: Variationen von Algensalaten, vegetarisches Uramaki, Reis mit Kimchi-Gemüse und einen Pflaumen-Bananen-Kuchen mit Zimtjoghurt. Die nicht-vegetarische Version wird ergänzt durch Thunfisch-Uramaki und einem Kräuterlachs mit Sojanudeln. Alles schmeckt richtig, richtig gut und wir bereuen, dass wir nicht noch einen weiteren Mittag hier verbringen können. Miu // Alameda Recalde 45.

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    {Bertón}

    Auch auf Pintxos muss man in Bilbao natürlich nicht verzichten – wir sind ja immerhin im Baskenland und somit mitten in Pintxolandia. Während wir uns in San Sebastián auf viele experimentelle Pintxos eingelassen haben und jedes Mal hin und weg waren, fahren wir in Bilbao mit den klassischen, traditionellen Varianten deutlich besser. Im Bertón z.B. erwarten einen weder Fusionküche noch rauchende Teller, sondern baskische Tapas, wie man sie von einer rustikalen Bar mit Holzstühlen, Kacheln und einer Schinkenschneide-maschine mitten im Raum erwarten würde. Und das ist absolut positiv gemeint! Die Theke hält eine Vielzahl an bodenständigen Pintxos bereit, warme Kleinigkeiten werden auf Zuruf aus der kleinen Küche herausgebracht. Egal, was wir hier probieren, es schmeckt köstlich: Baguette mit Ziegenkäse, getrockneten Tomaten, Membrillo (Quittengelee) und frischen Preiselbeeren, Champiñones a la plancha mit Anchovis-Aioli, Baguette mit Schinken, marinierten Pilzen und Kräutern. Einfach und hervorragend! Berton // Calle Jardines 11.

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    {Kai}

    Diese kleine Bar liegt an den Jardines de Albia, wo sich eine Vielzahl von Bars und Restaurants angesiedelt hat. Am Wochenende ist hier abends die Hölle los und überall pressen sich Trauben von Menschen durch die engen Türen der Bars. Wir haben Glück und finden im Kai einen Platz an der Theke, was sich als ideale Position entpuppt. Denn von hier aus hat man freien Blick auf die riesige Gin-Auswahl (bestimmt 50-60 Flaschen) und kann sich nebenbei noch fachmännisch vom netten Barkeeper beraten lassen. Der Gin-Boom sei in Spanien noch viel heftiger ausgebrochen, als in anderen Ländern, berichtet er und drückt uns eine Flasche des spanischen Nordés Gin in die Hand. Kurz darauf mixt er uns damit einen Gin Tonic, den er mit Fevertree Tonic und halbierten Trauben serviert (der Alkohol für den galicischen Gin wird nämlich aus Trauben gebrannt). Die übersichtliche Auswahl an Pintxos, die auf der Theke steht, strotzt zwar nicht vor Kreativität, doch falls man nach zwei bis drei der vorzüglichen Drinks plötzlich Hunger verspürt, macht man mit Standards wie Ziegenkäsetaschen mit Tomatenmarmelade trotzdem nichts falsch. Kai // Calle Colón de Larreátegui 13.

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    {Café Iruña}

    Ebenfalls an den Jardines de Albia findet man diesen Klassiker Bilbaos. Das Caféhaus besteht seit 1903 und versprüht den Charme einer vergangenen Epoche. Der im maurischen Stil gehaltene Innenraum mit den hübschen Kacheln ist sowohl tagsüber als auch abends mit Besuchern gefüllt. Mit den Pintxos, die auf der Theke stapeln, will man keinen Innovationspreis gewinnen, sondern bedient lieber die Bedürfnisse eines etwas gesetzteren Klientels. Die Auswahl an vegetarischen Speisen ist übersichtlich, doch die Tortilla stellt durchaus zufrieden. Ein besonderes Highlight hält das Café Iruña jedoch für Fleischliebhaber bereit. An einem kleinen separaten Stand am Eingang werden die angeblich besten Grillspieße der Stadt serviert. Über einem Holzkohlegrill gart mit Zitrone und allerlei Gewürzen mariniertes Lammfleisch vor sich hin. Nicht nur Steffen zeigt sich von der Qualität des Fleisches beeindruckt; die Schlange an Menschen, die bis weit auf die Straße dafür ansteht, beweist, dass es sich offensichtlich lohnt, für ein Stück spanische Geschichte anzustehen. Cafe Iruña // Calle Berástegui 4.

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    Wir hoffen, wir konnten euch das Baskenland ein wenig schmackhaft machen. Natürlich kann man dort nicht nur vorzüglich essen, sondern auch die unglaubliche Natur genießen, durch tolle Museen bummeln oder einfach am Strand abhängen. Wir werden bestimmt bald zurückkehren und uns dann vielleicht sogar noch etwas weiter ins Landesinnere wagen (wo es ja ganz tollen Wein und leckeren Käse geben soll).

    Hier gehts zum ersten Teil unseres kulinarischen Reiseberichts aus dem Baskenland (San Sebastián).

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    Mexiko am Isarstrand: La Taquería Milagros

    Taqueria Milagros München-3

    Schock lass nach! Da wollten wir in der letzten Woche unseren Besuch davon überzeugen, dass mexikanisches Essen so viel mehr sein kann als mehlige Bohnen, fettiges Fleisch und billige Soßen, und dann müssen wir feststellen, dass unser Lieblingsmexikaner offensichtlich das Handtuch geworfen hat. Dabei war das Milagros am Rande des Viktualienmarkts wirklich eine Perle, die uns bei jedem Besuch aufs Neue begeistern konnte. Aber zum Glück gibt es schon seit dem letzten Jahr einen Ableger, der uns auch in Zukunft mit köstlichem mexikanischen Essen versorgen wird. Die Taquería Milagros ist quasi die kleine Schwester des Restaurants, die sich auf mexikanisches Street Food spezialisiert hat. Zu finden ist der Laden am Isartor und liegt damit schön in Laufnähe zum Isarstrand. Normalerweise besticht die Fressmeile zwischen Isartor und Fluss nicht gerade durch besonders durchdachte ästhetische Konzepte. Viele der dort ansässigen Imbissbuden und Ketten richten sich wohl in erster Linie an Touristen und feierwütige Jugendliche. Die Taquería mag auf diese Zielgruppe sicher ebenso wenig verzichten, aber man hat sich – wie bereits beim Milagros – wirklich viel Mühe gegeben, ein stimmiges Konzept auf die Beine zu stellen. Authentisches mexikanisches Street Food soll an die Kundschaft gebracht werden (wie in anderen Münchner Läden auch, z.B. dem Pure Burrito oder dem Condesa). Dementsprechend mutet die Inneneinrichtung ein wenig runtergerockt an. Stylish runtergerockt versteht sich. Neonfarbene Luchadormasken, bewusst abgerissene Plakate, leuchtende Farben und Schilder auf Spanisch sollen uns in das Herz von Mexiko versetzen. Mission erfüllt, würde ich sagen, und dem Andrang nach zu schließen, sehen das wohl auch andere so.

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    Aber wichtiger als die Einrichtung ist natürlich das Essen. An der Theke, hinter der die frischen Zutaten zu bewundern sind, wählt man zunächst zwischen Burritos, Tacos, Quesadillas, Papas al Horno oder Nachos, und sucht sich dann die passende fleischige oder vegetarische Füllung aus. Beim letzten Besuch waren wir mehr als hungrig, und so gab es für alle einen Burrito (6,50€) und dazu eine Portion vegetarische Quesadillas (6,50€). Erfreulicherweise gibt es auch in der Taquería die aus dem (untergegangenen) Mutterschiff bekannten Aquas Frescas – mexikanische Limonaden -, sodass Sabrina und meine Schwester glückselig an einer Horchata (3,90€) nuckeln konnten, während wir auf unsere Bestellung warteten. Schließlich landete alles in einer großen Papiertüte, und auf gings zur Isar. Unterhalb der Muffathalle fanden wir ein schönes Plätzchen und konnten in der Abendsonne das mexikanische Fast Food testen. Mein Burrito war mit fein gewürztem Entenfleisch gefüllt, einer Spezialität aus Zentralmexiko, und trotz der ordentlichen Größe blitzschnell verschwunden. Die beiden Damen brauchten für ihre vegetarischen Rollen zwar länger, waren aber nicht minder begeistert. Die Soßen und Gewürze sind durchweg frisch und toll abgeschmeckt. Lediglich etwas mehr Salat wäre wünschenswert gewesen, denn die Füllung ist definitiv mehr auf der cremigen als auf der knackigen Seite. Satt ist man meist schon nach einem Burrito, doch die Quesadillas sind einfach viel zu gut, um sie nicht auch noch dazu zu bestellen. Richtig schön käsig, leicht scharf, mit einer leckeren Salsa – mehr braucht es nicht, um mich glücklich zu machen.

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    Fazit: Nicht nur wir, sondern auch alle BesucherInnen, die wir in die mexikanische Street-Food-Szene eingeführt haben, zeigten sich hellauf begeistert von dem kleinen Laden am Isartor. Und wenn es an der Isar zu kalt sein sollte, lässt es sich in der durchgestylten Taquería auch gut drinnen aushalten. Aber auf der schier endlosen Liste der “Sachen, die wir in diesem Sommer nicht genug machen können”, steht “an der Isar sitzen, die Abendsonne genießen, den Fluss rauschen und das Bier gluckern hören und dabei leckere mexikanische Kleinigkeiten futtern” dennoch ganz weit oben. Zum Glück hat der Sommer gerade erst begonnen, und ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Ausflug zum Isartor! 4,5 von 5 Horchatas!

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    La Taquería Milagros
    Zweibrückenstraße 9
    80331 München
    www.taqueria.de
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    Ein Abend nicht nur für Gentlemen: BBQ und Whisky mit Alexander & James

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    Der Mann hinter der Bar ist Bruce-Lee-Fan. Und so wie Bruce Lee die Geheimnisse seiner Kampfkunst weitergegeben wissen wollte (und sich damit gegen die Tradition der asiatischen Meister stellte), hält auch Atalay Aktas nicht viel von Geheimnistuerei. Andere Barkeeper würden sich wegdrehen, wenn sie ihre besten Drinks mixen, doch der vollbärtige Berliner hält davon nichts. Bereitwillig gibt er sein persönliches Rezept für einen Old Fashioned heraus und erklärt, wie der selbst gemischte Honiglikör hergestellt wird. Das alles wird mit so einer ruhigen, geduldigen und charmanten Art vermittelt, dass man kaum glauben kann, hier Deutschlands besten Barkeeper 2013 vor sich zu haben. Er durfte beim vom Spirituosenkonzern Diageo ausgerichteten Wettbewerb “World Class Bartender of the Year 2013” antreten und gehört nun dem kleinen Kreis der World Class 50 Bartender an. Und ausgerechnet dieser Virtuose steht nun hinter der kleinen Theke im Cafe Reitschule am Rande des Englischen Gartens in München und mixt beim BBQ-Abend des Spirituosenshops Alexander & James mit bewundernswerter Eleganz einen Whisk(e)y-Cocktail nach dem anderen.

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    Zwischendurch nimmt er sich Zeit für seine Gäste, beantwortet Fragen nach seinen Whiskyvorlieben (die sich von Bourbon zu rauchigem Scotch gewandelt haben) und erklärt, wie er jeden Drink abschmeckt, bevor er ihn an den Gast rausgibt. Währenddessen mischen sich zwischen die Gerüche von Torf und Roggen weitere Aromen und ziehen mich auf die Terrasse. Dort ist ein großer Grill aufgebaut und es duftet verführerisch. Dry-Aged-Rind, Ibérico-Schwein und Lammkoteletts liegen auf dem Rost und lassen mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Mit einem ersten Drink in der Hand – einem leichten Americano mit Bulleit Rye und Amarenakirsche – fachsimple ich mit den Köchen über Grillfleisch und BBQ-Soßen, und greife schon mal zu den Vorspeisen. Der Grillgeruch macht schließlich hungrig.

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    Während wir noch auf der Terrasse stehen und die letzten Schlücke des Americano genießen, werden schließlich die ersten Fleischstücke fertig. Beilagen gibt es auch, aber die werden an so einem Abend eher zu Nebendarstellern. Wenn die Qualität des Fleisches stimmt, reichen ein wenig Salat, ein Stück Maiskolben und etwas hausgemachte Soße vollkommen aus. Den letzten Kick gibt aber der Drink. Denn zu jedem Gang hat sich Atalay Aktas die passende Begleitung im Glas ausgedacht. Rusty Lee (da wären wir dann wieder bei Bruce Lee angelangt) nennt sich die erste Kreation und die Variante des Barklassikers Rusty Nail, die hervorragend zum Rindfleisch passt, das da in perfektem Rosa vor mir auf dem Teller liegt. Im Glas ergänzen sich die beiden kräftigen Islay Single Malts Talisker und Lagavulin sehr harmonisch, während der Honiglikör auf Rum-Whisky-Basis dem Ganzen etwas die Schärfe nimmt. Süchtig machend, und besonders die salzige Note des Talisker 10 ist eine tolle Ergänzung zum Fleisch. Wer braucht noch Salz, wenn er Whisky haben kann?

    Rusty Lee (für einen Tumbler):

    5 cl Talisker 10
    3 cl Lagavulin 16
    Honiglikör nach Belieben (gemischt aus gleichen Teilen Lagavulin 16, Zacapa Rum und Waldhonig)
    Zitronenzeste

    Alle flüssigen Zutaten mit Eiswürfeln in einen Tumbler geben und mit einem Barlöffel gut kalt rühren. Mit der Zitronenzeste zunächst den Rand des Glases aromatisieren und diese dann ins Glas geben.

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    Doch so ein Drink zum Fleisch macht natürlich wieder hungrig, und zum Glück brutzeln draußen auf dem Grill noch weitere Fleischstücke vor sich hin. Die Köche haben Mitleid mit mir und so bekomme ich schon vor dem nächsten Gang immer wieder kleine Appetithäppchen über die Theke gereicht. Schließlich ist aber auch beim Lammkarree und dem riesigen Brocken Ibérico-Schwein die richtige Temperatur erreicht und wieder landet wunderbar Gegrilltes auf unseren Tellern. Zu kräftigem Fleisch passt ein kräftiger Drink und Atalay Aktas hat sich hier etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Wir sollen auf Soße zum Fleisch verzichten und stattdessen auf die Würze des Drinks vertrauen. Big Bad Snapper hat er seine Kreatur getauft und im Shaker ist doch wirklich etwas von der leckeren Alexander & James-BBQ-Soße gelandet. Als der Drink auf den Tisch gestellt wird, kommt noch eine Umdrehung mit der Pfeffermühle obendrauf und dann heißt es: Augen zu und durch. Und wirklich, die Mischung aus Whisky, Tomatensaft, BBQ-Soße und Eiweiß schmeckt sogar. Der erste Schluck ist ungewohnt, doch nach einem Bissen Fleisch ergibt alles plötzlich Sinn. Meine Erkenntnis? Wer ein richtig cooles BBQ auf die Beine stellen will, sollte auch mal etwas um die Ecke denken.

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    Schließlich neigt sich der Tag dem Ende zu und ein letzter Cocktail landet in meiner Hand. Einen Bourbon Vanilla Mule hat Atalay Aktas diesmal zusammengerührt, dessen Vanille- und Ingwerarmomen nach dem deftigen Big Bad Snapper einen schönen Abschluss bilden. Langsam wird auch der Handyakku schwach, denn die Eindrücke des Abends landen natürlich live im Internet. Wer also noch ein paar mehr Impressionen haben möchte, schaut einfach mal auf unserem Pinterest-Board zum Event vorbei.

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    Der Abend war ein toller Einstieg in die Open-Air-Grillsaison und jetzt weiß ich: die Drinks sind mindestens genauso wichtig, wie das, was auf dem Grill landet. Alexander & James hat passenderweise in der aktuellen Ausgabe seines Magazins einige Tipps zusammengestellt, wie ihr die beiden Themen perfekt miteinander verbindet. Das gilt natürlich nicht nur für reine Männergrillabende. Denn obwohl der Abend unter dem Motto “Alexander & James zelebriert Gentlemen” stand, sollte klar sein, dass der Rauch – egal, ob er vom Grill oder aus dem Glas stammt – natürlich nicht nur Männer begeistert. Die anwesenden Damen zeigten sich jedenfalls ebenso angetan.

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    Dieser Artikel ist mit Unterstützung von Alexander & James und der Agentur Häberlein & Mauerer entstanden. Vielen Dank für die Einladung zum Event. Meine Meinung bleibt davon, wie immer, unberührt.

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    There is a new Whisky in town: Glenmorangie Lasanta und Ardbeg Auriverdes im Test

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    Der Whiskymarkt ist in ständiger Bewegung und ich komme derzeit kaum hinterher, die ganzen Neuerscheinungen im Auge zu behalten, geschweige denn zu probieren. Besonders hektisch wird es immer im Mai, viele Brennereien stellen dann z.B. im Zuge des Islay Festivals ihre neuen Kreationen vor. Ich hatte in den letzten zwei Wochen glücklicherweise die Gelegenheit, zwei Neuerungen aus dem Portfolio des Moët-Hennessy-Konzerns probieren zu dürfen, zu dem u.a. die bekannten Brennereien Glenmorangie und Ardbeg gehören.

    Glenmorangie Lasanta

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    Am ersten Abend war ich deswegen zusammen mit einer Gruppe JournalistInnen, BloggerInnen und Whiskyinteressierten in Charles Schuhmanns Zweitbar Les Fleurs du Mal eingeladen, um dort den Relaunch des Glenmorangie Lasanta zu verkosten. Der Lasanta ist zwar erst vor knapp fünf Jahren auf den Markt gekommen, konnte aber in dieser Zeit die Erwartungen der Brennerei nicht erfüllen und wurde deshalb von Grund auf überarbeitet. Aus diesem Grund ist auch Karen Fullerton nach Deutschland gereist, die als Global Brand Ambassador von Glenmorangie und Ardbeg an der Entwicklung beteiligt war und außerdem die Entscheidung für den Relaunch bis ins kleinste Detail und mit erstaunlicher Offenheit erklären kann.

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    Um einen Vergleich zu haben und ein Gefühl für die grundsätzlichen Merkmale der Brennerei (immerhin ist sie die Destillerie mit den höchsten Brennblasen in Schottland!) zu bekommen, verkosten wir zunächst den zehnjährigen Glenmorangie Original. Dieser milde, leicht florale, fruchtige und malzige Single Malt aus Ex-Bourbon-Fässern bildet die Grundlage, auf der die weiteren Abfüllungen des Konzerns entwickelt werden. Im Falle des Lasanta waren es etwa 50 verschiedene Variationen, die von der Entwicklungsabteilung der Brennerei und dem Master Distiller gemischt wurden, bis sich schließlich ein Mix aus Pedro-Ximénez- und Oloroso-Sherry-Fässern als Favorit herauskristallisierte. Im Vergleich zum ursprünglichen Lasanta ist die neue Variante deutlich weicher und runder geworden. Wo der alte Lasanta sehr würzig, wärmend und mit Aromen wie Zimt daherkam, dominieren beim neuen Lasanta zunächst Ingwer, Marzipan und Trockenobst in der Nase. Auch beim Alkoholgehalt hat sich was geändert, statt 46% sind es jetzt nur noch 43%. Durch die Pedro-Ximénez-Fässer ist beim Geschmack mehr Süße hinzugekommen und die Kanten sind etwas abgeschliffen worden. Mir gefällt die Entwicklung allerdings und ich kann mir gut vorstellen, in Zukunft öfter mal eine Flasche im Regal stehen zu haben.

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    Zum Abschluss dürfen wir uns noch selbst als Master Blender versuchen und jeweils aus einer Pedro-Ximénez- und Oloroso-Abfüllung in Fassstärke unseren eigenen Lasanta herstellen. Das ist schwerer als erwartet, und ich bin ganz froh, dass diese Aufgabe sonst von den Damen und Herren in Schottland übernommen wird. Anschließend nimmt sich Karen Fullerton noch die Zeit, sich mit uns über die Erfolgsaussichten deutschen Whiskys, NAS-Abfüllungen (No Age Statements, d.h. Whiskys ohne Altersangabe) und die Entwicklung von Whiskyleidenschaft im Studium auszutauschen. So endet ein schöner Abend und ich freue mich schon, den neuen Lasanta in Zukunft öfter mal im Glas haben zu können.

    Ardbeg Auriverdes

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    Der zweite Pflichttermin im Mai war das Pre-Tasting der diesjährigen limitierten Ardbeg-Abfüllung. Ich habe ja bereits im vergangenen Jahr begeistert über den Ardbog geschrieben, und auch diesmal hat das Ardbeg-Team um Bill Lumsden hervorragende Arbeit geleistet. Passend zur WM in Brasilien hat sich das Marketingteam außerdem eine Fußballkampagne einfallen lassen und sogar den Whisky entsprechend benannt: Auriverdes – das steht zum einen für das Gold des Whiskys und das Grün der Insel Islay und ist “zufälligerweise” auch der Name der brasilianischen Nationalelf. Auf jeden Fall schön stimmig und Ardbeg hat definitiv ein Händchen dafür, sich auch über den Geschmack seiner Abfüllungen hinaus interessant zu machen. Aber hier soll es natürlich ganz objektiv um das gehen, was vom Glas in den Mund wandert, und ich hatte zum Glück mehr als genügend Zeit, den Auriverdes ausführlich zu probieren.

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    Natürlich beginnt auch das Pre-Tasting im Schummerlicht der Münchner Bar Gabanyi nicht sofort mit dem Highlight des Abends, sondern zunächst erzählt Thomas Zilm, Brand Ambassador von Ardbeg, etwas mehr über die Destillerie an sich. Während wir ihm lauschen, können wir noch einmal die Single Malts der Core Range probieren. Alle Ardbeg-Whiskys basieren auf dem gleichen New Make Spirit, einem Destillat von 69% (das übrigens nach Bamberger Rauchbier riecht, wenn man es sich auf die Haut reibt), das erst durch die unterschiedliche Fasslagerung seinen individuellen Charakter entwickelt. 60-70% seines Geschmacks erhält ein Whisky aus dem Fass, und so ist klar, dass bei Ardbeg viel Wert auf das richtige Holz gelegt wird. Für den Einsteigerwhisky, den Ardbeg TEN, kommen z.B. hochwertige 1st- und 2nd-Fill-Bourbon-Fässer aus amerikanischer Weißeiche zum Einsatz, die für eine knackige Schärfe sorgen. Beim Uigeadail sind es dagegen Sherry-Fässer, deren Weinaromen (bei einem Weinfass stecken bis zu zehn Liter Flüssigkeit im Holz!) die Torfigkeit dämpfen und den Uigeadail deutlich weicher und süßer werden lassen. Wer auf Winteraromen steht, sollte hier mal eine Nase riskieren! Bei meinem Favoriten, dem Corryvreckan, ist dagegen wenig gedämpft. Neben den bekannten Bourbon-Fässern sind Fässer aus französischer Eiche am Geschmack beteiligt und das Tanin dieses Holzes sorgt für deutlich mehr Würze. Die 57.1% tun ihr Übriges, sodass man es hier eher mit einem stürmischen Herbstnachmittag, als mit einem gemütlichen Winterabend zu tun hat. Kein Whisky für jeden Tag, aber einer mit viel Charakter.

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    Dann endlich kommt der Star des Abends ins Glas. Ardbeg hat es geschafft, die jährlichen Abfüllungen zu einem weltweiten Spektakel werden zu lassen, bei dem der Ausverkauf am ersten Tag schon garantiert ist. Ich bin also gespannt, ob diesmal die vorher schon kursierenden Gerüchte über die hohe Qualität des Auriverdes gerechtfertig sind. Im Glas schimmert er wirklich schön golden und nicht besonders dunkel. Gelagert wurde das Destillat in 1st- und 2nd-Fill Bourbon-Fässern, doch anders als beim TEN kamen zusätzlich noch Fässer mit speziell getoasteten (also angekohlten) Deckeln zum Einsatz. In der Nase gibt er sich zunächst erstaunlich unspektakulär, sehr zurückhaltend, mit Anklängen von Honig und Karamell. Im Mund entfaltet der Single Malt allerdings eine ganz eigene Kraft. Der erste Schluck ist richtig süß, die Vanille der Bourbon-Fässer kommt zum Vorschein, und vor allem ist er ziemlich vollmundig. Irgendwie auch saftig, man hat regelrecht das Gefühl, in ihn reinbeißen zu können, fast ist man versucht, auf der Flüssigkeit herumzukauen. Nach einem Moment im Mund kommen die von Ardbeg gewohnten Torf- und Salz-Aromen zum Vorschein, drängen sich aber nicht zu sehr in den Vordergrund. Nach einer Weile an der Luft wird der Auriverdes schließlich rauchiger, die Kohle der gerösteten Deckel macht sich jetzt stärker bemerkbar und auch im Mund breitet sich nach einiger Zeit eine gewisse kohlige Trockenheit aus. Das ist gar nicht so unangenehm wie man zunächst  denken mag, sondern eher spannend und macht Lust auf ein ordentliches BBQ. Der Abgang ist schön lang und die ordentlichen 49.9% rinnen erstaunlich sanft die Kehle herunter. Zusammenfassend also ein verdammt gut ausbalancierter Singe Malt, der dem Arbdeg-Portfolio eine neue, etwas sanftere Note hinzufügt, ohne zu gefällig zu sein. In jedem Fall ein Whisky, von dem man gerne mehr als nur ein Dram trinken will und den ich mir toll an einem warmen Sommerabend auf dem Balkon (oder einer Dachterrasse in Sevilla) vorstellen kann.

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    Wer bisher noch nie einen Ardbeg probiert hat, am 31.5. – dem Ardbeg Day 2015 – bereit ist, sich in eine lange Schlange einzureihen und 72€ übrig hat, sollte auf jeden Fall zuschlagen! Alle Ardbeg-Fans wissen eh, dass sich der Weg zum Spirituosenhändler ihres Vertrauens (in München wird z.B. der Whisky-Shop Tara einen limitierten Vorrat haben) lohnt. Ich selbst muss am Ardbeg Day arbeiten, in mein Regal wird es also leider keine Flasche schaffen. Schade eigentlich, denn ich hätte den Auriverdes gerne noch etwas näher kennengelernt.

    Vielen Dank an Tobias von Moët Hennessy für die Einladungen zu den beiden Whisky-Tastings. Meine Meinung bleibt davon natürlich unberührt.

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