Frühling und Winter scheinen sich in diesem Jahr nicht so ganz einig zu sein, wer wann beginnen und aufhören darf. Auf die furchtbar frostigen Wochen im Februar folgten einige warme Tage, dank derer wir blauäugig dachten, die Zeit von Eis und Schnee wäre vorbei. Zu früh gefreut, denn der März hat noch mal alles gegeben und mit eisigem Wind und Schneefall den Frühlingsbeginn nach hinten verschoben. Doch seit einigen Tagen wagen sich dank steigender Temperaturen die ersten Knospen aus dem Boden. Das sollte gefeiert werden und zu einem richtigen Fest gehört natürlich auch ein Kuchen! Zum Glück haben wir in Ottolenghis “Sweet” das perfekte Übergangsgebäck gefunden: einen Pastinakenkuchen mit Pekannuss, Orange und Anis.
Saisonal schmeckt’s besser
Tief hinten in der Speisekammer steht ein Karton, den wir viel zu selten öffnen. Darin versteckt: unsere Nudelmaschine. Monatelang wird sie vernachlässigt, bis irgendwann die Lust auf frische Pasta (die bei uns eigentlich allgegenwärtig ist) nicht mehr ignoriert werden kann. Dann verkneten wir Mehl, Hartweizengrieß, Öl und ein paar wenige andere Zutaten, kurbeln was das Zeug hält und ärgern uns! Wir ärgern uns darüber, dass wir uns nicht viel öfter die Zeit nehmen, Ravioli, Tortellini, Bandnudeln und Konsorten selbst zu machen, denn im Grunde braucht es nicht viel – weder an Zutaten noch an Zeit – und der Nudelteig ist blitzschnell zubereitet. Etwas aufwendiger gestaltet sich das Ganze, wenn man, wie wir, auf gefüllte Pasta steht und dem Nudelteig farblich etwas auf die Sprünge helfen will. Wir haben die Grautöne des Winters satt und wollen Farbe auf den Teller bringen.
Wenn ich ein Gemüse verabscheue, dann ist es Rosenkohl! Das dachte ich zumindest die letzten 37 Jahre. Bis ich im letzten Jahr den Mut hatte, in einer lauen Frühlingsnacht in New Orleans einen Salat mit rohem Rosenkohl zu bestellen. Mit Jazz im Ohr und dem zweiten Weinglas vor mir – was sollte da schon schiefgehen? Nichts, wie sich zeigte! Denn in roher Form und ganz fein geschnitten (psychologisch übrigens sehr wirksam, das ungeliebte Gemüse bis zur Unkenntlichkeit zu zerkleinern!) fand ich die Rosenkohlblätter plötzlich sogar ziemlich gut. Kein Vergleich zu den verkochten, bitteren Bällchen, die ich aus meiner Kindheit kannte – den penetranten Geruch, der durch das Haus zog, wenn meine Oma Rosenkohl kochte, habe ich heute noch in der Nase.