Fast jede/r Blogger_in kennt sie: die Leichen im Blogkeller. Die, die man am liebsten vergisst, auf die man nicht angesprochen werden will und die man, wenn man im Dunkeln doch mal über sie stolpert, ganz schnell wegkicken möchte. Die ersten Blogposts – sie stammen aus einer Zeit, in der man eigentlich noch nicht so recht wusste, was ein Foodblog überhaupt ist, wie die Kamera funktioniert oder wer den ganzen Quatsch außer der Familie eigentlich jemals lesen soll. Zumindest ging es uns so, als wir vor über fünf Jahren mit dem Bloggen anfingen.
Genau solche Leichen, die man im Grunde schon längst vergessen hat, sind uns beim Blogumzug im letzten Jahr zuhauf begegnet. Das sorgt einerseits für Belustigung über fiese Fotos und nichtssagende Texte und schürt gleichzeitig ein Gefühl der Scham, denkt man daran, dass auch andere in den Tiefen des Blogarchivs über diese Leichen stolpern könnten. Und so steht man als Blogger_in vor der Entscheidung – entfernt man heimlich, still und leise solche Blogleichen oder steht man zu seinen Anfängen und freut sich, wenn über die Jahre eine kleine Entwicklung erkennbar ist? Wir haben uns für letzteres entschieden, sei es aus Faulheit oder zur eigenen Belustigung.
Dazu passend veranstaltet Marc von Bake to the Roots gerade das Blogevent Re·Create, bei dem er dazu aufruft, sich einen seiner ersten Blogposts noch mal zur Brust zu nehmen und neu aufzulegen, z.B. durch kleine Änderungen im Rezept, eine komplette Neuinterpretation oder einfach durch neue Fotos.
Sofort fällt uns einer unserer ersten Beiträge über einen Kuchen ein, den wir ohnehin längst mal wieder backen wollten: Ricottakuchen mit getrockneten Aprikosen, Honig und Pinienkernkaramell. Offenbar hatten wir damals das Prinzip eines Foodblogs noch nicht ganz verstanden, denn anders kann ich mir nicht erklären, wieso wir (furchtbare) Fotos eines Kuchens veröffentlichten, dazu jedoch kein Rezept. Äh ja. Dabei ist der Ricottakuchen unbedingt nachahmenswert und uns auch nach so vielen Jahren in guter Erinnerung geblieben. Zugegeben: Eine Schönheit ist der Kuchen noch immer nicht – uns fällt es auch beim zweiten Versuch nicht ganz leicht, das braune Knubbelgebäck ansprechend zu fotografieren –, aber seine inneren Werte (und die dicke Karamellschicht) überzeugen uns nach wie vor. Das Rezept stammt aus einem Backbuch, das wir bei dieser Gelegenheit ebenfalls aus den Tiefen des Kochbuchregals retten mussten und dank der wirklich spannenden Rezepte jetzt sicher wieder häufiger zur Hand nehmen werden.
Ricottakuchen mit getrockneten Aprikosen, Honig und Pinienkernkaramell (für eine Kastenform mit 25 cm Länge):
100 g getrocknete Aprikosen
300 g Mehl
2 TL Backpulver
1 Bio-Zitrone
150 g weiche Butter
120 g Zucker
Salz
50 g flüssiger Honig
4 Bio-Eier
Mark von 1 Vanilleschote
50 g gemahlene Mandeln
250 g Ricotta
Für das Pinienkernkaramell
2 EL Butter
140 g Zucker
70 ml Sahne
75 g Pinienkerne
1/2 TL Zimtpulver
1. Eine Kastenform mit Backpapier auslegen. Den Ofen auf 180 °C vorheizen. Die Aprikosen in kleine Stücke schneiden und mit 1 EL Mehl vermischen. Das restliche Mehl mit dem Backpulver mischen. Die Schale der Zitrone fein abreiben und den Saft auspressen.
2. Die Butter cremig schlagen. 100 g Zucker, 1 Prise Salz und Honig dazugeben und verrühren, bis sich der Zucker fast aufgelöst hat. Die Eier einzeln unterrühren. Die Hälfte der Zitronenschale, Vanillemark, die Mehlmischung, Mandeln und 125 g Ricotta unterrühren. Zum Schluss die Aprikosenstücke unterheben.
3. Den restlichen Ricotta mit der übrigen Zitronenschale, 20 g Zucker und 1 EL Zitronensaft mischen. Die Hälfte des Teigs in die Kastenform füllen, dabei den Teig am Rand etwas höher schieben, sodass in der Mitte eine kleine Vertiefung entsteht. Die Ricottamasse in die Vertiefung geben und mit dem restlichen Teig bedecken. Den Teig glatt streichen und den Kuchen auf unterster Schiene im Ofen ca. 50 Minuten backen.
4. Den Kuchen aus dem Ofen nehmen und 10 Minuten ruhen lassen, dann aus der Form stürzen und auf einem Gitter abkühlen lassen.
5. Die Butter und den Zucker in einem Topf unter Rühren hellbraun karamellisieren. Die Sahne unterrühren, bis sich eine homogene Karamellsoße bildet und zum Schluss Pininenkerne und Zimt dazugeben und vermischen. Die Masse ein paar Minuten etwas abkühlen lassen, dann auf dem Kuchen verteilen und trocknen lassen.
8 Kommentare
Oh Gott, ich habe gestern Thumbnails neu durchrechnen lassen auf dem Blog und ein neues Design draufgespielt – da kamen bei mir exakt dieselben Gedanken auf…nichtsdestotrotz, eine wunderbare Idee von Marc – und ein toller Kuchen von euch! Diese Pinienkerne schreien geradezu danach, vom Kuchen abgeknubbelt zu werden, so wie Sonnenblumenkerne vom Brot, hehe…
12. Februar 2017 at 10:19Haha, oh ja, wenn man den Blog überarbeitet, fallen einem die Leichen nur so entgegen. Aber ja, super Idee – wir haben uns jedenfalls beömmelt.
14. Februar 2017 at 18:37Ich musste ja ein wenig schmunzeln… Foodblogs ohne Rezepte – ich weiss auch nicht, warum sich das nie durchgesetzt hat 😛
Ich finde euren Kuchen toll und meiner Meinung nach sieht er super lecker aus! Werde ich mir auf jeden Fall mal vorknöpfen!
Freut mich, dass ihr damit beim Blogevent dabei seid!
LG, Marc
12. Februar 2017 at 19:32Ja, ich weiß auch nicht, dabei wär’s doch so viel praktischer. 😉 Freut mich aber, dass dir unser Kuchen gefällt!
14. Februar 2017 at 18:38Ich lache sehr, Food-Blogs ohne Rezept würden so vieles einfacher machen 😉 Der Kuchen sieht super aus und nach dem Event dürft ihr den alten Beitrag bestimmt auch löschen, ausmisten hat ja noch nie geschadet…
12. Februar 2017 at 20:38Liebe Grüße!
Julia
Ja, oder? Wie viel Zeit man sparen würde … I wo, nix wird gelöscht – wir wollen uns ja schließlich auch noch in 2 Jahren darüber kaputtlachen. 😉
14. Februar 2017 at 18:41Haha, sehr gut, dass es jetzt Rezepte hier gibt 😛
13. Februar 2017 at 12:47Ich habe auch beim Event mitgemacht und finde die Aktion toll. Man hat ja echt so seine Leichen im Keller. Wirsingquiche z.B. ist ein echt schlechtes Fotomodell. Ich wollte die Quiche auch nochmal fotografieren, aber auch im Jahr 2017 sah sie noch scheisse aus, deshalb bleibt es jetzt einfach so auf dem Blog 😀
Liebe Grüße Juli
Hehe, ja, finde ich auch! 😉 Oh ja, wir haben auch einige dieser schlechten Fotomodelle unter unseren alten Beiträgen. Auch Aufläufe sind in der Hinsicht ja generell etwas zickig.
14. Februar 2017 at 18:43