Margarita und Abendsonne. Kann es noch besser werden?
Mexikanisches Essen abseits von fettiger Tex-Mex-Bierseligkeit scheint ja das nächste große Ding in München zu werden. Neben dem Condesa, das wir im April besucht haben, gibt es schon seit Längerem am Hauptbahnhof einen kleinen Straßenimbiss und am Goetheplatz mit dem Pure Burrito ein weiteres Lokal, das sich “authentischer” mexikanischer Straßenküche verschrieben hat. Das vierte Restaurant im Bunde befindet sich in der Frauenstraße, am Rande des Viktualienmarkts und hat mit Straßenküche oder Fast Food nur wenig zu tun. Zwar schwärmt man in der Speisekarte bei der Beschreibung der Tacos, Enchiladas oder Tortillas von Straßenständen in Mexiko, aber im Milagros liegt das Level eindeutig höher. Hier wird echte mexikanische Küche auf hohem Niveau geboten, mit einem leichten Dreh in Richtung Maya/Yucatan-Gerichten.
Das scheint sich herumgesprochen zu haben und eine Reservierung ist deswegen dringend angeraten. Insbesondere dann, wenn man im Sommer draußen auf der schön eingerichteten Terrasse sitzen möchte. Drinnen wird in einer offenen Küche gekocht, was es bei Außentemperaturen über 25 °C ziemlich unangenehm werden lässt. Wir hatten uns aber für einen Platz unter freiem Himmel entschieden, schön im Schatten, mit Blick auf den Viktualienmarkt. Zur Abkühlung gab es für alle erst einmal eine Runde Aqua Fresca (3,90 € für 0,4l). Im Grunde genommen einfach etwas ausgefallenere Saftschorlen, von denen besonders die Varianten mit Jamaikablüten und Horchata zu gefallen wusste. Limone-Minze und Melone waren lecker, aber geschmacklich etwas schwach auf der Brust.
Für die Vorspeise hatten wir uns für eine Portion Esquites (7,90 €), eine Mischung aus Mais, Avocado, Kräutern und Käse sowie einen Dip namens Sikil P’aak (3,90 €) entschieden. Letzterer bestand aus pürierten Kürbiskernen mit Tomaten, Chili und Orangensaft und ist eine tolle Alternative zu Guacamole. Der Geschmack war gänzlich ungewohnt, sehr nussig und von einer angenehmen, leicht rauchigen Schärfe.
Oben: Esquites mit väterlichen Fingern. Unten: Sikil P’aak mit den hausgemachten Totopos
Die Auswahl der Hauptspeisen fiel erwartungsgemäß schwer, es las sich einfach alles so lecker. Mein Vater und ich teilten uns deswegen einfach die gemischte Platte (Fiesta Mexicana, 29,90 €) für Leute mit Entscheidungsschwierigkeiten. Neben zwei Sorten Fleisch mit Soßen findet man dort alles, was der Magen begehrt: Tacos, kleine Tortillas, Guacamole, Reis, Bohnen undundund. Mehr als ausreichend für zwei Personen und ich kann mir vorstellen, dass man davon auch zu dritt gut satt werden kann, wenn man etwas kleinere Portionen gewohnt ist. Alles, was man darauf präsentiert bekam, war super lecker, abwechslungsreich gewürzt, ab und zu mal etwas schärfer, aber nie schmerzhaft. Besonders gut fand ich die kleinen Tortillafladen, die mit ein bisschen mariniertem Fleisch gefüllt waren und die man nach Belieben mit Soße, Bohnen oder Salat ergänzen konnte. Die beiden anderen am Tisch hatten Enchiladas, einmal mit Fleisch con mole poblano (14,90 €), serviert an einer scharfen, rauchigen Soße und einmal vegetarisch als Enchiladas verdes mit Käse statt Fleisch und einer würzigen grünen Tomatensoße. Überhaupt ist die Auswahl an fleischlosen Gerichten mehr als ordentlich, sodass auch Vegetarier Probleme haben, sich zu entscheiden.
Oben: Fiesta Mexicana. Unten: Enchiladas verdes
Kaum zu glauben, aber ein (ganz klein) wenig Platz war danach immer noch und so bestellen wir gemeinsam eine Portion Churros, die ich bisher in Deutschland noch nicht gefunden hatte. Diese hier waren sehr dünn und definitiv auch selbst gemacht. Dazu gab es Schokolade, die fast schon die Konsistenz von Pudding hatte. Lecker, aber für 5,90 € könnte die Portion ruhig etwas größer ausfallen. Sonst sind die Preise zwar nicht unbedingt niedrig, aber die Portionen dafür auch mehr als ordentlich und alles durch die Bank weg lecker.
Inzwischen haben wir auch einige Bekannte mit unserer Begeisterung angesteckt, die ebenfalls begeistert zurückkamen. Da störte es auch nur am Rande, dass die Kellner etwas langsam waren und man auf die Getränke immer ziemlich lange warten musste.
Fazit
Wer seinem Gaumen eine Reise nach Mexiko gönnen möchte, ohne dabei München zu verlassen, der sollte wohl ins Milagros gehen. Spanischsprachkurse als musikalische Berieselung auf der Toilette inklusive. 4,5 von 5 Tortillafladen.
[Edit 2015: Leider hat das Milagros mittlerweile geschlossen, doch immerhin wurden ein paar der Speisen und Drinks von seinem Street-Food-Ableger La Taquería Milagros übernommen.]
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