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Gegessen, Gereist, Getrunken, New Orleans, USA

3 Tage in New Orleans: zwischen French Quarter, Garden District und Südstaatenplantagen

3 Tage in New Orleans unsere Highlights und Reisetipps

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“Wir müssen noch mal nach New Orleans!” Zu diesem Fazit komme ich, als ich nach unserem dreiwöchigen Roadtrip durch die Südstaaten im Flieger nach Hause sitze und auf dem Kameradisplay die Fotos der letzten Tage anschaue. Das hat zwei Gründe. Zum einen hat mich New Orleans, die Stadt in Louisiana, die man vor allem mit Jazz, Mardi Gras und Hurricane Katrina in Verbindung bringt, höchst positiv überrascht. Im Vorfeld unserer Reise hatte ich so viel Negatives über die Stadt gelesen, dass ich meine Erwartungen weit runtergeschraubt hatte – düster, dreckig, unsicher und gefährlich sei es dort, das Stadtbild heruntergekommen, die Zahl der Obdachlosen und Kriminellen hoch, nur noch saufwütige Student_innen auf Spring Break in der Bourbon Street. Ich war auf alles gefasst. Vielleicht hatten wir besonderes Glück, waren zu den richtigen Zeiten an den richtigen Orten, aber New Orleans präsentierte sich uns als äußerst offene, bunte, fröhliche und vor allem kulinarisch überaus reizvolle Stadt. Es stimmt, NOLA ist rau, hat Ecken und Kanten, aber vielleicht ist es auch gerade dieser Kontrast, der die Stadt so spannend macht. Es erfordert sicherlich etwas Neugier und Mut, New Orleans auch abseits der touristischen Pfade zu erkunden, aber dafür wird man mit tollen Begegnungen und wunderschönen Ecken belohnt, von denen wir gerne noch viel mehr gesehen hätten. Wir ärgern uns ein bisschen, dass wir nicht die Zeit hatten, spontan ein, zwei Nächte länger in der Stadt zu bleiben, durch die man sich so gut wie in kaum einer anderen treiben lassen kann.

3 Tage in New Orleans Tour durchs French Quarter

Der zweite Grund, weshalb wir noch einmal nach New Orleans müssen? Zum Fotografieren! Vielleicht ging uns nach drei Wochen, die wir mit Kamera vor dem Gesicht durch die USA reisten, einfach die Lust aus, vielleicht hat uns die Sonne zu stark geblendet, vielleicht aber war uns währenddessen schon klar, dass sich die gewaltigen Eindrücke ohnehin nicht auf Fotos festhalten lassen würden. Kurzum: Unsere Ausbeute an passablen Fotos ist ziemlich übersichtlich. Tragisch und ein bisschen ärgerlich, zumal die Stadt so viele schöne Motive bietet. Aber in meinen Gedanken haben sich die hübschen schmiedeeisernen Balkone des French Quarters, die umgrünten, paradiesischen Villen des Garden Districts und die vielen bunten Häuser und Fassaden für immer festgebrannt. Und für einen kleinen Überblick über die kulinarische Seite der Stadt und ein paar Tipps, wie man in New Orleans und Umgebung gut drei Tage verbringen kann, reichen die Fotos allemal.

Walking Tour durchs French Quarter

Unser erster voller Tag in New Orleans beginnt im French Quarter, dem ältesten Viertel der Stadt. Wer an New Orleans denkt, hat wohl vor allem das French Quarter vor Augen – die hübschen Häuser mit den schmiedeeisernen, überdachten Balkonen und dem grünen Pflanzenschmuck, den Klang von Jazz, der aus den Häusern dringt, und die durch die engen Straßen ziehenden Blaskapellen. Klingt übertrieben romantisch? Ja, das ist es auch. Doch nicht vergessen sollte man dabei die vielen Tourist_innen, die ebenso durch das berühmte Viertel wuseln und die Feierwütigen, die es Nacht für Nacht in die Bourbon Street zieht. Bereits am Vorabend haben wir kurz mit der Partymeile der Stadt Bekanntschaft gemacht und beschlossen, dass wir die nächsten Tage gut ohne sie auskommen werden. Dort ist es laut und ungemütlich, die Neonschilder der Stripclubs und -bars flackern um die Wette und den Geruch, der durch die Straße weht, möchte man gar nicht näher definieren. Doch schon zwei Straßen weiter ist kaum noch was vom Trubel der Bourbon Street zu spüren. Gerade in der Royal Street wickelt uns das French Quarter mit seinem Charme sofort um den Finger und ich muss immer wieder anhalten, um die hübschen Häuser und bunten Türen zu fotografieren, deren spanische, französische und karibische Einflüsse unverkennbar die Geschichte der Stadt widerspiegeln.

3 Tage in New Orleans Balkon im French Quarter

3 Tage in New Orleans Tour durchs French Quarter

3 Tage in New Orleans Tour durchs French Quarter

3 Tage in New Orleans Tour durchs French Quarter

3 Tage in New Orleans Tour durchs French Quarter Bourbon Street

3 Tage in New Orleans Mardi Gras Beads am Zaun

3 Tage in New Orleans Tour durchs French Quarter Balkon

Um noch mehr über das Viertel und seine Vergangenheit zu erfahren, haben wir uns für eine geführte Walking Tour angemeldet und machen uns auf zu unserem Treffpunkt am Jackson Square, dem größten und ikonischsten Platz der Stadt. Umgrünt von einem kleinen Park und einigen Palmen thront dort mit der St. Louis Cathedral eines der bekanntesten Wahrzeichen New Orleans und die älteste katholische Kirche der USA. Für einen kurzen Moment fühlen wir uns ins Disneyland zurückversetzt, erinnert die dreitürmige Kirche doch ein wenig an das Cinderella Castle im Magic Kingdom. Zwischen den vielen Musikern und Künstlern, die sich um den Platz tümmeln, treffen wir Elizabeth von Free Tours by Foot, einem Anbieter verschiedener Walking Touren, die auf dem “Pay-what-you-wish”-Prinzip beruhen. Zwei Stunden wird sie sich Zeit nehmen, um unsere kleine Gruppe mit Anekdoten zur Stadtgeschichte und kolonialen Vergangenheit zu unterhalten – damals, als erst die Franzosen, dann die Spanier, erneut die Franzosen und schließlich die Amerikaner die Geschicke mitten in den Sümpfen Louisianas lenkten. All das hat seine Spuren hinterlassen und Elizabeth zeigt uns die Relikte der jeweiligen Epochen, so wie die wunderbaren Pontalba Buildings am Jackson Square, wo das Herz der Stadt schlägt.

3 Tage in New Orleans St Louis Cathedral Jackson Square

3 Tage in New Orleans Balkon im French Quarter

3 Tage in New Orleans Haus im French Quarter türkise Spitze

In einer ruhigen Seitenstraße finden wir auch Häuser aus den Gründungstagen und stehen bald vor einem der Krankenhäuser, die aufgrund der durch die Mücken (Jean Baptiste Le Moyne gründete die Stadt mitten im Sumpfgebiet) omnipräsenten Gelbfieberepidemien unerlässlich waren. Einen besonderen Fokus legt unsere Stadtführerin auf die Geschichten der Frauen und so erfahren wir u. a. einiges über Jeanne d’Arc, die in Form einer Statue vor dem French Market wacht – immerhin ist New Orleans nach dem Geburtsort der frühneuzeitlichen Kriegerin benannt. Am Ende der wirklich spannenden Tour ist es nur etwas schade, dass wir kaum über das Jahr 1900 hinausgekommen sind, ich hätte gerne noch mehr über die jüngere Vergangenheit erfahren, doch nach zwei Geschichtsstunden in der Südstaatenhitze lechzen wir ohnehin nach etwas Abkühlung.

3 Tage in New Orleans Balkon im French Quarter Backstein

Es grünt so grün im Garden District

Früh morgens steigen wir in die St.-Charles-Streetcar, die glücklicherweise nur einige Schritte von unserem Hotel entfernt abfährt. Unser Ziel: der Garden District, der für seine wunderschönen Antebellum-Villen und paradiesischen Gärten bekannt ist. Für 1,25 $ (das Geld für das Ticket muss man passend parat haben!) ruckelt einen die Straßenbahn die lange St. Charles Avenue entlang, vorbei an opulenten Villen und alten Eichen. Wer an der Washington Avenue aussteigt, befindet sich bereits mitten im Garden District. Unsere Fahrt endet allerdings einige Stationen früher – die Straßenbahn ist kaputt und bewegt sich keinen Meter mehr. Wir gehen den Rest der Strecke also zu Fuß weiter und verdienen uns so unsere Frühstückssandwiches in der Gracious Bakery.

Direkt um die Ecke finden wir auch schon das erste Highlight unserer Self Guided Walking Tour durch das Viertel: den Lafayette Cemetery No. 1. Auf dem ältesten Friedhof der Stadt finden wir Gräber von Immigrant_innen aus 25 verschiedenen Ländern. Unter den Namen auf den Grabsteinen fallen uns besonders viele Deutsche ins Auge – neben den Iren zählten sie zur größten Einwanderergruppe, die sich in New Orleans niederließ. Aufgrund des Sumpfbodens, auf dem New Orleans erbaut wurde, entschied man sich für eine oberirdische Bestattungskultur, bei der die Toten nicht nach jedem Regen wieder an die Oberfläche gespült werden konnten. Diese oberirdischen Gräber verleihen den Friedhöfen der Stadt eine ganz spezielle und etwas gruselige Atmosphäre. Kein Wunder, dass der Lafayette Cemetery Schauplatz diverser Filme ist, u. a. Interview mit einem Vampir wurde hier gedreht.

3 Tage in New Orleans Lafayette Cemetery No 1 Friedhof

3 Tage in New Orleans Lafayette Cemetery No 1 Grabsteine Friedhof

3 Tage in New Orleans Lafayette Cemetery No 1 Grabsteine Friedhof

Lässt man den Lafayette Friedhof hinter sich, lenkt ein türkis-weißes Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite sofort vollste Aufmerksamkeit auf sich. Der Commander’s Palace serviert seit Ende des 19. Jahrhunderts mehrfach ausgezeichnete kreolische Küche, wozu leider auch eine Schildkrötensuppe zählt, die trotz der modernen Ausrichtung des Restaurants noch immer auf der Karte steht.

3 Tage in New Orleans Commander's Palace Garden District

Unsere Tour führt uns weiter ins Herz des Garden Districts, in die Prytania Street und First Street, in denen sich typische Südstaatenvillen im Greek-Revival-Style mit pittoresk bepflanzten Gärten aneinanderreihen – eine schöner als die andere. Hierhin zog es neureiche Amerikaner, die sich nach dem “Louisiana Purchase”, mit dem die USA Anfang des 19. Jahrhunderts die Kolonien von Frankreich abkaufte, in der Stadt ansiedelten. Später folgten Literat_innen und Schauspieler_innen in das Viertel, und wir können sofort nachvollziehen, dass man dem Südstaatencharme, der hier herrscht, nur schwer widerstehen kann.

3 Tage in New Orleans Villa im Garden District

3 Tage in New Orleans Villa im Garden District

3 Tage in New Orleans Villa im Garden District

Wer nach einem langen Rundgang durch den Garden District Lust auf eine Stärkung verspürt, findet sie ganz sicher in der Magazine Street, einer langen Shoppingmeile am unteren Ende des Viertels. Hier stöbern wir nicht nur in netten kleinen Kreativläden und Boutiquen, sondern legen auch einen Zwischenstopp bei District Donuts. Sliders. Brew. ein, bevor wir erschöpft von der brennenden Sonne in den klimatisierten Bus steigen.

3 Tage in New Orleans Garden District Oldtimer vor Palme

Southern Food & Beverage Museum*

Kaum eine andere Stadt auf unserer Reise ist kulinarisch gesehen ein derartiger Melting Pot wie die Metropole am Ufer des Mississippi. Um tiefer in die Kulturgeschichte des Essens in New Orleans und der Südstaatenküche im Allgemeinen einzutauchen, besuchen wir das Southern Food & Beverage Museum, wo wir bei einem Demonstration Lunch die kreolische Küche kennenlernen wollen. Das kleine Museum ist einer privaten Initiative zu verdanken, die seit 2014 in einem historischen Marktgebäude eine Ausstellung zur Kulinarik der Südstaaten und Cocktailkultur von New Orleans sowie eine Bar eröffnet hat. Für jeden südlichen Bundesstaat der USA ist ein eigener “Marktstand” aufgebaut, auf dem über zahlreiche Objekte und kurze Texte die Eigenheiten der jeweiligen Region präsentiert werden. So bekommen wir einen guten Überblick und entdecken unzählige Gerichte, Zutaten und Produkte, denen wir auf unserer Reise schon begegnet sind.

3 Tage in New Orleans Southern Food & Beverage Museum

3 Tage in New Orleans Southern Food & Beverage Museum Louisiana

3 Tage in New Orleans Southern Food & Beverage Museum Florida Bar

Aber wir sind ja nicht nur im Museum, um uns die Ausstellung anzuschauen, sondern auch, um die kreolische Küche in der Praxis zu lernen. In der Showküche des Museum wartet Jyl Benson bereits auf unsere kleine Gruppe. In den nächsten zwei Stunden wird sie uns in ihrem Crashkurs die Highlights der für New Orleans typischen kreolischen Küche näherbringen – und wir haben dabei den schönsten Part, denn wir dürfen probieren. Wie wir erfahren, ist die Creole Cuisine stark geprägt von der französischen Küche und es finden sich in den Gerichten Einflüsse aus der englischen und französischen Kolonialzeit, von nach Amerika verschleppten Sklaven wie auch von deutschen Einwanderern aus dem 19. Jahrhundert.

3 Tage in New Orleans Southern Food & Beverage Museum Demonstration Lunch

Exemplarisch steht dafür das Jambalaya, das wir als Hauptspeise präsentiert bekommen. Eigentlich ein klassisches Resteessen, in dem neben Reis und Tomaten (immer frische Exemplare verwenden, die Säure der Dosentomaten macht den Reis kaputt!) alles landete, was gerade verfügbar war – auch gerne mal ein Squirrel oder etwas Roadkill. Während das Jambalaya vor sich hin köchelt, gibt uns die Museumsdirektorin eine Führung durch das Haus und so erfahren wir eine Menge über die (alkoholische) Historie der Stadt. Gerade im 19. Jahrhundert beeinflussten technische (die Eisherstellung wurde hier in den 1840ern kommerzialisiert) und aromatische (fassgelagerter Whiskey, also der heutige Bourbon, wurde hier zuerst beliebt) Innovationen aus New Orleans die globale Trinkkultur.

Wer nun Durst verspürt, kann sich an der Bar mit Drinks versorgen lassen, z. B. mit einem Sazerac, dem NOLA-Cocktail schlechthin. Wir aber warten damit lieber bis zum Abend und schlagen dafür beim Nachtisch zu, der ebenfalls kaum typischer für New Orleans sein könnte. In den 1950er Jahren war der Hafen der Hauptumschlagplatz für Bananen, und so kreierte Paul Blangé, der Koch des alteingesessenen Brennan’s Restaurant ein Dessert, bei dem die gelbe Frucht im Mittelpunkt steht, und benannte es nach einem Stammgast des Lokals: Bananas Foster. Bis heute ist es das meist bestellte Gericht des nach wie vor populären Restaurants im French Quarter. Mit vollen Mägen und Köpfen verlassen wir kurz darauf das Museum und machen uns auf, noch mehr praktische Erfahrungen in Sachen kreolischer Küche zu sammeln. Die Lunch Demonstrations finden mehrmals pro Woche zu unterschiedlichen Themen statt und kosten 50 $ pro Person, inkl. Eintritt ins Museum. Ein vegetarisches Menü ist nach Anmeldung möglich.

3 Tage in New Orleans Southern Food & Beverage Museum Kreolische Küche Lunch

3 Tage in New Orleans Southern Food & Beverage Museum Jambalaya

Mit dem Schaufelraddampfer über den Mississippi*

Mark Twain und unsere tief verankerten, romantisierten Bilder von Schaufelraddampfern, die über den Mississippi schippern, sind nicht ganz unschuldig daran, dass wir uns schon im Vorfeld unserer Südstaatenreise dazu entschlossen haben, eine Flussfahrt mit dem Natchez Steamboat zu unternehmen. Schon an der Ablegestelle wird allerdings klar, dass das wohl der touristischste Part unserer Reise sein wird. Eine lange Schlange windet sich den Pier entlang und noch bevor wir die Gangway betreten, müssen wir für ein Foto posieren, das wir später an Deck des Schiffs zu überhöhten Preisen kaufen könnten. Wir haben uns für die Harbor Jazz Cruise entschieden, bei der wir New Orleans vom Wasser aus betrachten können, während an Bord eine Jazzband spielt. Wer hungrig aufs Schiff kommt, kann zudem einen Lunch dazubuchen, doch darauf verzichten wir.

3 Tage in New Orleans Natchez Steamboat Schaufelraddampfer Mississippi

3 Tage in New Orleans Blick auf die Stadt vom Mississippi

Dann geht es auch schon los, und während wir gemächlich den Ol’ Man River hinabdampfen, erklärt der Kapitän über die Bordlautsprecher, was links und rechts zu sehen ist. Ehrlich gesagt gar nicht so viel, denn gerade am Ufer ist die Stadt stark industriell geprägt und der Ausblick eher unspektakulär. Wir genießen also lieber die Tatsache, dass wir mal nicht rumlaufen müssen, hören dem Steamboat Stompers Jazz Trio zu, das im Salon spielt, und lassen uns auf dem Deck von der Sonne bräunen. Nach zwei Stunden kehren wir in den Hafen zurück und verlassen mit Heerscharen anderer Gäste das Schiff. Unser Fazit: Mit dem Schaufelraddampfer über den Mississippi fahren haben wir nun von unserer Bucket List streichen können, aber ob die Fahrt die 32 $ pro Person wirklich wert ist, muss wohl jeder selbst entscheiden.

3 Tage in New Orleans Steamboat Natchez Schaufelraddampfer Mississippi

3 Tage in New Orleans Steamboat Natchez Schaufelraddampfer Mississippi

Frenchmen Street: die bessere Bourbon Street

Nachdem uns die Bourbon Street mit ihrem Oktoberfestgeruch und den nicht besonders einladenden Bars schon am ersten Abend abgeschreckt hat, ist klar, dass wir unsere Ration Jazz woanders herbekommen müssen. Zum Glück gibt es noch die Frenchmen Street, die sich fußläufig vom French Quarter im Viertel Faubourg Marigny versteckt, und in der die Clubs mehr auf die Qualität der Bands als auf die Betrunkenheit der Gäste setzen. Besonders während des Jazz Festivals, das jedes Jahr Ende April/Anfang Mai stattfindet, kann man hier viel Glück haben und tolle Konzerte für wenig Geld erleben. Unter der Woche zahlt man in vielen Clubs auf der Frenchmen Street sogar keinen Eintritt, sonst liegt er selten höher als 5 bis 10 $. Wir genießen die Atmosphäre am frühen Abend, lauschen der Musik, die aus den offenen Türen schallt, und verstehen, warum New Orleans für viele Musiker_innen noch heute einen magischen Ruf besitzt.

3 Tage in New Orleans Frenchmen Street

3 Tage in New Orleans Frenchmen Street blaues Haus

3 Tage in New Orleans bunte Häuser

Da wir später am Abend noch in einem Restaurant reserviert haben, suchen wir uns einen Club ohne Eintritt und landen im Rare Form, wo im hübschen Innenhof aus einem riesigen Kessel gekochte Muscheln verkauft werden und eine vielköpfige Brass Band spielt. An der Bar holen wir uns schnell zwei IPAs, und schon sind wir mittendrin im Konzert der City of Trees Brass Band, die eigentlich aus Sacramento kommt, aber während des Jazz-Fests natürlich nach New Orleans gekommen ist. Die Band ist jung, wild und laut – so in etwa hatten wir uns das vorgestellt. Frenchmen Street: 1, Bourbon Street: 0.

3 Tage in New Orleans City of Trees Brass Band Frenchmen Street

Ausflug zu den Plantagen Louisianas: Oak Alley Plantation*

Wer sich für die Geschichte der alten Südstaaten interessiert, sollte unbedingt einen Plantagenbesuch einplanen. Hervorragend eignet sich dafür die “Plantation Alley”, die Strecke entlang der River Road, die zwischen Baton Rouge und New Orleans parallel zum Mississippi verläuft. Dort warten unzählige zu Museen umfunktionierte Landsitze darauf, besichtigt zu werden. Das bekannteste und vermutlich beeindruckendste Anwesen ist die Oak Alley Plantation in Vacherie, die gerade mal eine Autostunde vom Stadtzentrum New Orleans entfernt liegt und deshalb auch gut bei einem Tagesausflugs besichtigt werden kann.

Oak Alley Plantation Vacherie Louisiana

Als wir Oak Alley erreichen, hat sich der Regen, der uns den Morgen über begleitete, etwas gelegt und das Anwesen präsentiert sich uns in sattem Grün. An der Kasse tragen wir uns für die im Eintrittspreis von 22 $ enthaltene Führung durch das Herrenhaus ein und erkunden erst einmal den beachtlichen Außenbereich. Wie auf anderen Plantagen, die wir auf unserer Tour besucht haben, wird auch hier das Thema Sklaverei – zum Glück – ziemlich prominent behandelt. Zwar findet man hin und wieder romantisierte Darstellungen der guten alten Südstaatenzeit, aber es wird deutlich, auf wessen Rücken der Reichtum, der in den prächtigen Herrenhäusern herrschte, erwirtschaftet wurde. In der sehr gut umgesetzten Ausstellung zur Sklaverei in Oak Alley, die in sechs nachgebauten Sklavenhütten untergebracht ist, erfahren wir viele Details über das Leben der Sklaven auf der Plantage. Darunter vieles, das uns bisher noch nicht bewusst war, wie die Tatsache, dass ein Plantagenbesitzer Sklaven – in einem der seltenen Fälle – nicht einfach freilassen konnte, sondern die Besitzer der umliegenden Plantagen dem erst zustimmen mussten.

Oak Alley Plantation Sklavenhütten Vacherie Louisiana

Oak Alley Plantation Sklavenhütten Vacherie Louisiana

Oak Alley Plantation alte Eiche Vacherie Louisiana

Bei der anschließenden Tour durch das große Plantagenhaus geht es allerdings mehr um die allgemeine Geschichte des Anwesens, die von Guides in stilechten Antebellum-Kostümen gekleidet vorgetragen wird. So werden wir durch die historischen Räume geführt, bis wir von der Veranda des ersten Stocks das zu sehen bekommen, wofür die “Grande Dame der Great River Road” so berühmt geworden ist: eine 240 Meter lange Eichenallee, die vom ehemaligen Haupteingang des Hauses bis zum Ufer des Mississippi führt. Wie alle anderen Besucher_innen sind wir erst mal eine Weile mit Fotografieren beschäftigt.

Oak Alley Plantation alte Eichenallee Vacherie Louisiana

Oak Alley Plantation Blick auf die Eichenallee Vacherie Louisiana

Als wir nach der Tour die Allee hinabgehen, sehen wir, dass zwischen den alten Eichen heute nicht nur Tourist_innen und die allgegenwärtigen Squirrels zu finden sind, sondern auch eine Fuchsfamilie auf dem Anwesen heimisch geworden ist. Vor unseren Augen schnappen sie sich gleich noch ein Squirrel und tragen es stolz in den Fuchsbau. Am Ende der Allee angekommen, drehen wir uns um und werden mit dem vielleicht atemberaubendsten Anblick der Südstaaten belohnt. Das Herrenhaus, eingesäumt von 28 alten Live Oaks. Berühmt geworden ist diese Ansicht u. a. durch den Film Interview mit einem Vampir, in dem Oak Alley als Wohnort von Brad Pits Figur Louis diente. Auch wir können uns nur schwer davon losreißen, doch der Regen beginnt erneut und die Bars in New Orleans warten auf uns.

Oak Alley Plantation Fuchs Vacherie Louisiana

Oak Alley Plantation Plantagenhaus Vacherie Louisiana

Oak Alley Plantation Eichenallee mit Plantagenhaus Vacherie Louisiana

Unterkunft: Renaissance Pere Marquette

Zu spät realisieren wir, dass wir an einem der meist besuchten Wochenenden des Jahres nach New Orleans kommen. Es ist Ende April – Jazz-Fest-Zeit! Das ist einerseits schön, kommen wir so doch in den Genuss von vielen kostenfreien Konzerten, die zu dieser Zeit überall in der Stadt stattfinden, doch andererseits bedeutet das auch lange im Voraus ausgebuchte Hotels. Wir haben Glück im Unglück und finden über Hotwire ein gutes Angebot für das Boutique-Hotel Renaissance New Orleans Pere Marquette, das sich am unteren Rande des French Quarters befindet. Von dort aus erreicht man zu Fuß viele Ecken der Stadt und Straßenbahn- und Bushaltestellen liegen auch in unmittelbarer Nähe. Das 4-Sterne-Hotel hinterlässt einen tollen, gepflegten Eindruck, die Zimmer sind groß, modern und äußerst sauber, das Bad bietet ebenfalls viel Platz und eine große Walk-in-Dusche. Allein die 40 $, die das Hotel pro Tag für das Parken in der Tiefgarage verlangt, setzen wir lieber in Cocktails um und parken stattdessen in einem der nahe gelegenen günstigeren Parkhäuser. Ein Doppelzimmer bekommt man in der Nebensaison ab 151 $/Nacht.

3 Tage in New Orleans Hotel Renaissance Pere Marquette

Gerne hätten wir in vielen Ecken noch mehr Zeit verbracht, in den hippen Szenevierteln Bywater und Faubourg Marginy zum Beispiel, in denen man bunte Hausfassaden, ausgefallene Shops und tolle Restaurants entdecken kann. Aber zwei gute Gründe, um nach New Orleans zurückzukehren, haben wir ja oben schon genannt.

Weitere Stationen unserer Südstaatenreise:

Kulinarisch durch New Orleans: Po’boys, Beignets und Barhopping

Südstaatenschönheit mit Gruselfaktor: 3 Tage in Savannah, Georgia

Kulinarisch durch Savannah, Georgia: Südstaatenklassiker, australisch-amerikanisches Frühstück und das beste Eis der Stadt

Hello Nashville: 3 Tage Honky Tonk, Cowboy Boots und Südstaatenhipster

Kulinarisch durch Nashville: Hot Chicken Biscuits, Barista Parlors und die ersten Schokoriegel der USA

Ein Tag mit Harry Potter, King Kong & den Simpsons: Islands of Adventure & Universal Studios Orlando

Wenn King Kong anruft und mit dir Monstermilkshakes trinken will: Hard Rock Hotel Orlando und Universal CityWalk

Hinweis: Vielen Dank an das Fremdenverkehrsbüro New Orleans/Louisiana, das uns mit Einritten zu den mit Sternchen (*) markierten Attraktionen unterstützt hat. Unsere Meinung bleibt davon, wie immer, unberührt – Louisiana hat uns ganz von allein verzaubert.

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6 Kommentare

  • Reply Julia

    Was für ein schöner Ausflug an diesem grauen, kalten Tag! Und gut, dass die Sache auf dem Friedhof geregelt wurde, man stelle sich nur vor, dass nach jedem Regen die Leichen an die Oberfläche gespült werden…das wäre mal ne Touristenattraktion der anderen Art… Eure Reiseberichte machen wie immer Lust aufs Kofferpacken, deshalb einmal mehr danke fürs mitnehmen!

    1. November 2017 at 13:06
    • Reply Sabrina

      Ja, oder? Gut, dass wir so langsam bloggen, dann erhellen uns die Sommerposts den Herbst und Winter. 😉
      Ja, die Sache mit den hochgespülten Leichen war wohl länger ein Problem – den Geruch will man sich wirklich nicht vorstellen, örgs.

      1. November 2017 at 22:46
  • Reply Mirijam

    Einfach nur traumhaft! Da will ich schon so lange hin…irgendwann klappt’s. ?
    Gruß,
    Mirijam

    1. November 2017 at 19:38
    • Reply Sabrina

      Ganz bestimmt, ich drücke die Daumen! 🙂 Und ja, traumhaft trifft es ganz gut (wenn nur die ganzen Touris nicht wären …).

      1. November 2017 at 22:50
  • Reply Tina

    In die Royal Street hatte ich mich auch sofort verliebt und die Bourbon Street wurde zum Glück nur überquert.
    Beignets habt ihr gar keine genossen?

    1. November 2017 at 21:22
    • Reply Sabrina

      Doch, die Food-Tipps kommen dann im nächsten Post – die hätten hier den Platz gesprengt. 😉

      1. November 2017 at 22:51

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