Unsere kulinarischen Tipps für Lissabon: Wo gibt’s die besten Pastéis de Nata? Welche Rooftop-Bar sollte man in Lissabon keinesfalls verpassen? Und in welchem Restaurant isst man auch als Vegetarier*in besonders gut? Das verraten wir euch zusammen mit vielen Tipps für Restaurants, Cafés, Bars und Shops in Portugals Hauptstadt. (Aktualisiert und ergänzt im Sommer 2022.)
Lissabon, entschuldige bitte, wir hätten uns schon viel früher kennenlernen sollen! Der Besuch in Portugals Hauptstadt war schon lange Zeit geplant. Doch wie das immer so ist, kam ständig etwas dazwischen. Mal ergaben sich unverhofft gute Gelegenheiten, mal schrie das Nachbarland einfach lauter nach Aufmerksamkeit, und so rutschte die Reise nach Lissabon von einem Jahr ins nächste, und landete schließlich im übernächsten. Dabei waren wir schon bestens vorbereitet, wussten, welche Pastéis de Nata wir als Erstes zu probieren hatten, wo sich vermeintlich schöne Ecken verbargen und von wo aus man bei einem Porto Tónico den Sonnenuntergang besonders gut beobachten konnte. Klar war auch: Wir würden die Stadt mögen.
Tatsächlich ist fast alles so, wie wir es uns vorgestellt hatten, als wir im frühen Herbst in Lissabon aus dem Flieger steigen. Die Stadt fühlt sich sofort merkwürdig vertraut an, was vielleicht auch daran liegt, dass wir einige Zeit in anderen südeuropäischen Städten gelebt haben. Die engen Gässchen und schrabbeligen Fassaden, die Sonnenstrahlen, die vom Kopfsteinpflaster reflektiert werden, der Geruch von gebratenem Fisch, der aus den kleinen Lokalen nach draußen drängt – ja, Lissabon, das fühlt sich alles ziemlich gut an!
Lissabon in der Nebensaison
Fünfeinhalb entspannte Tage verbringen wir in der hübschen portugiesischen Metropole am Tejo. Das heißt: Fünfeinhalb Tage voller Puddingtörtchen, Galão, Fischgerichte (zumindest für den fischessenden Teil dieses Blogs), Pisco Sours und anderen Köstlichkeiten – alles schreit also nach einer kulinarischen Entdeckungstour durch Lissabon. Auf die Vorstellung von Touriattraktionen verzichten wir in diesem Beitrag, denn die könnt ihr überall nachlesen. Nur ein Tipp: Tut der Stadt und euch einen Gefallen und vermeidet einen Besuch in der Hochsaison von Juni bis August. Selbst am Ende der Saison spät im September werden wir von den Tourimassen, die sich durch die engen Straßen schieben, etwas überrumpelt und bekommen da schon zu spüren, dass die Stadt große Menschenmassen nicht gut verkraftet. Zu allem Übel gesellen sich die dicken Kreuzfahrtschiffe dazu, die täglich Tausende Tourist_innen in die Gassen der Altstadt ausspucken. Dass Lissabon auch im späten Herbst und Winter traumhaft ist, glauben wir sofort, und werden, falls – nein, wenn – wir die Stadt noch einmal besuchen, noch weiter in die Nebensaison ziehen.
Essen gehen in bela Lisboa – vegetarisch etwas tricky
Aber zurück zur kulinarischen Seite Lissabons. Zum Glück ist Lissabon – wie Porto – eine Stadt, die sich super erlaufen lässt. Wir verzichten ganz auf die Trams (auf die nur mit Touris vollgepackte Linie 28 sowieso), springen hin und wieder in die Metro, den Bus oder ins Taxi/Uber (sehr günstig!) und bewältigen den Großteil zu Fuß. Bewältigen ist hier in der Tat das treffende Wort, denn in der “Stadt der sieben Hügel” gibt es den einen oder anderen Berg zu erklimmen. Immerhin schaffen wir so genügend Platz für Pastéis und die anderen kulinarischen Highlights, die Lissabon zu bieten hat.
Eines vorweg: Portugal fordert mich als Vegetarierin manchmal heraus. Längst nicht in allen Restaurants findet man etwas Vegetarisches auf der Karte (Cafés sind dagegen nie ein Problem). Natürlich ist Portugal eine Nation der Fischgerichte und Meeresfrüchte. Gerade die traditionelle portugiesische Küche ist bestimmt von Bacalhau, Sardinen und anderen Fischspezialitäten, aber auch Fleisch spielt eine große Rolle. Das macht es für Vegetarier_innen hin und wieder schwer und erfordert etwas mehr Recherche bei der Wahl des Restaurants. Natürlich gibt es auch in Lissabon rein vegetarische Restaurants und Lokale, die allerdings internationaler ausgerichtet sind und meist wenig die Küche des Landes widerspiegeln. Auf Reisen geht es mir nicht allein darum, irgendetwas Vegetarisches zu finden, vielmehr freue ich mich, wenn wir Restaurants entdecken, die etwas Besonderes und für die Stadt Typisches anbieten und zumindest ein vegetarisches Gericht auf der Karte haben. Denn Veggie-Burger und vegane Bowls bekomme ich auch zu Hause. Glücklicherweise lassen sich die Menükarten der meisten Lokale online einsehen, sodass wir die Restaurantbesuche etwas besser planen können.
Apropos planen: Reserviert, wenn möglich, vorab einen Tisch, wenn ihr nicht, wie wir in den ersten Tagen, Abend für Abend hangry von Restaurant zu Restaurant ziehen wollt. Viele interessante Lokale, die wir ansteuern, sind selbst unter der Woche bis spät am Abend ausgebucht, also spielen wir das Spielchen mit und reservieren für die nächsten Tage.
Unsere kulinarischen Tipps für Lissabon
Das Wichtigste zuerst: Die besten Pastéis de Nata
Kein Tag vergeht, ohne dass wir in Portugals Nationalgebäck beißen. Eine gewisse Geschmackskompetenz haben wir uns somit wohl erarbeitet, immerhin sind wir insgesamt elf Tage im Lande. Die kleinen Puddingtörtchen mit knusprigem Blätterteigboden verdrehen uns so sehr den Kopf, dass wir selbst am Flughafen noch einige einpacken, die am nächsten Tag aufgewärmt aus dem Ofen sogar erstaunlich passabel schmecken. Mit unseren Top-3-Pastéis-de-Nata in Lissabon können sie aber natürlich nicht mithalten:
Platz 1: Manteigaria
Wer etwas anderes als Pastéis de Nata sucht, ist hier falsch! Die Manteigaria hat sich ganz und gar dem portugiesischen Puddinggebäck verschrieben – verständlich, wenn man so großartige herstellt! Die kleinen Pastéis aus der “Butterei” sind nicht nur die ersten, die wir in Lissabon probieren, sondern auch die besten. Hier stimmt einfach alles – knuspriger Boden, samtige Creme und bestes Teig-Füllung-Verhältnis. Für gerade mal 1,10 € werden sie ganz frisch und lauwarm serviert und von emsigen Bäcker_innen in dem kleinen Laden im Bairro Alto direkt vor unseren Nasen zubereitet. Unser Tipp: Mindestens gleich zwei kaufen und bloß nicht mit Zimt sparen (das gilt übrigens für alle Pastéis de Nata)! Manteigaria // (im Time Out Market gibt es einen weiteren Shop), Lissabon.
Platz 2: Pastéis de Belém
Offenbar besagt ein ungeschriebenes Gesetz, dass man Lissabon nicht verlassen darf, ohne hier Pastéis gegessen zu haben – zumindest zeugen die in der gesamten Stadt sichtbaren Tüten und Verpackungen mit dem weiß-blauen Aufdruck davon. Auch ihr scheint einen Soft spot für die Pastéis de Belém zu haben. Ja, es sind die mit Abstand berühmtesten Pastéis der Stadt, immerhin werden sie seit mehr als 180 Jahren nach traditionellem Rezept aus der Klosterküche hergestellt. Entsprechend touristisch geht es hier zu, nicht selten windet sich eine lange Schlange vor dem Eingang der Bäckerei. Unser Tipp: Nicht davon abschrecken lassen und in das Café hineingehen! Die meisten stehen an, um eine Packung Pastéis am Abholfenster zu kaufen, dabei warten drinnen ganze 400 Sitzplätze. Die Chancen auf einen freien Tisch stehen also mehr als gut, zudem sitzt man hier vor hübschen weiß-blauen Kacheln, bekommt überaus günstigen Kaffee und – natürlich – die heiß ersehnten und noch warmen Pastéis de Belém für 1,20 € pro Stück. Im Vergleich zur Manteigaria ist der Blätterteigboden deutlich krosser und öliger, die Creme kompakter und vanilliger. Anders, aber auch ziemlich gut! Pastéis de Belém // Rua de Belém 84-92, Lissabon.
Platz 3: Panificação S. Roque
Während wir die beiden vorherigen Bäckereien bewusst ansteuern, ist diese hier ein Zufallsfund. Fast jeden Tag laufen wir daran vorbei, wenn wir von unserer Unterkunft in Príncipe Real in Richtung Bairro Alto aufbrechen. Zum Glück wagen wir uns eines Vormittags hinein, denn im Inneren befindet sich die vielleicht schönste und imposanteste Pastelaria der Stadt. Sechs Säulen ragen hinter der Theke der Jugendstilbäckerei in die Höhe, die Wände zieren Marmor und Azulejos. Wie fast überall bekommt man auch hier die Pastéis für etwa 1 €. Optisch unterscheiden sie sich durch ihre recht dunkle Füllung deutlich von den meisten anderen. Auf dem köstlichen Boden, bei dem fast jede Blätterteigschicht spürbar zwischen den Zähnen kracht, sitzt eine festere, leicht grießige Füllung. Unser Tipp: Die Pastéis einpacken und ein paar Schritte weiter am Miradouro de São Pedro de Alcântara wieder auspacken. Mit Blick auf die Stadt schmecken die Puddingtörtchen gleich doppelt so gut! Panificação S. Roque // Rua
Vom Frühstück bis zur kleinen Stärkung zwischendurch: Cafés und Märkte
Le Petit Prince Culture Cafe
Das gemütliche kleine Kulturcafé mit französischem Einschlag liegt derart günstig neben unserem Airbnb, dass wir es schlichtweg nicht ignorieren können. Ein langer, schmaler Gang führt vorbei an allerlei Büchern aus vergangenen Tagen, darunter – wie könnte es anders sein? – Ausgaben des kleinen Prinzen in sämtlichen Sprachen. Gerade mal eine Handvoll Tische haben hier Platz und es erfordert etwas akrobatisches Geschick, die dahinterliegenden Bänke und Hocker zu erreichen, doch sitzt man erst einmal, will man ohnehin nicht mehr weg. Neben hervorragendem Cappuccino (2,50 €) werden Kleinigkeiten wie Croissants (1,20 €), Antipasti und aufwendig belegte Brote serviert – zum Beispiel mit eingelegter Aubergine, Zucchini, getrockneten Tomaten und Ziegenkäse (6,50 €) –, die vom etwas grummeligen Besitzer mit größtmöglicher Sorgfalt angerichtet werden. Update: Das Café ist mittlerweile dauerhaft geschlossen. Le Petit Prince Culture Cafe // Rua Cecílio de Sousa 1a, Lissabon.
Dear Breakfast
Eigentlich haben wir schon aufgegeben, als wir die lange Schlange erblicken, die sich vor dem Café Dear Breakfast gebildet hat. Hier werden wir wohl kein Frühstück bekommen! Doch dann geht alles ganz schnell und nur ein paar Minuten später sitzen wir in einer Ecke des hippen Frühstücktempels, den es so wohl auch in New York, London oder Berlin geben könnte, auf plüschigen Barhockern. Ähnlich global sind Publikum und Karte. Konzentriert wird sich allein aufs Frühstück, besonders auf Eierspeisen, die in unterschiedlichsten Varianten von morgens bis zum späten Nachmittag serviert werden. Der Ausflug nach Sintra am Tag zuvor steckt uns noch in den Knochen und wir haben einen Mordshunger! Croissants (je 1,60 €) und Iced Coffees (3 €) müssen schon einmal das Gröbste abfedern, bevor wir uns für eines der fancy Frühstücksgerichte entscheiden. Wenig später gesellen sich eine Rancheros Bowl mit Tortilla, Tomaten, Bohnen, Avocado, Koriander und Spiegelei (9 €) und luftig-dicke Pancakes mit Bacon, Spiegelei und Ahornsirup (7 €) dazu, die unsere Knochen wieder aufwecken. Hier mache ich auch das erste Mal mit einem Pink Latte mit roter Bete (3,20 €) Bekanntschaft, den ich bislang nur von Instagram kannte (ja, ja, ich Opfer!), und beschließe danach, dass wir unsere Freundschaft nicht weiter ausbauen müssen. Dear Breakfast // Rua Gaivotas 17, Lissabon.
Time Out Market / Mercado da Ribeira
Kein Städtetrip ohne einen Marktbesuch! In der größten und ältesten Markthalle der Stadt findet man nicht nur den traditionellen Mercado da Ribeira mit frischem Fisch und anderen Produkten, die man auf einem portugiesischen Markt erwarten würde, sondern auch eine riesige Food-Halle, in der 24 Restaurants, acht Bars und eine Handvoll Shops seit 2014 die kulinarische Vielfalt Lissabons widerspiegeln. Auch Lissaboner Starköch_innen und Sternerestaurants bieten hier ein Best-of ihrer Speisen im Streetfood-Format an und ermöglichen so einen unprätentiösen Einblick in ihre Küchen. An sich ein spannendes Konzept, wären da nur nicht – nun ja – die vielen Menschen. Natürlich ist es dumm von uns, vorher nicht auf die Uhr zu schauen und dem Time Out Market zur Mittagszeit einen Besuch abzustatten. Höllenvoll und ohrenbetäubend laut ist es, einen freien Platz zu finden (immerhin gibt es etwa 700) grenzt an Unmöglichkeit, aber wir haben es nicht anders verdient. Dennoch schmecken die Lascas de bacalhau – Kabeljau mit Süßkartoffel, Spinat und pochiertem Ei (13 €) – von Miguel Castro e Silva, auch wenn das Ei enttäuschend überkocht ist. Noch ein Wermutstropfen: Trotz der großen Auswahl an Ständen ist das vegetarische Angebot überschaubar. Am Stand der Croqueteria, beispielsweise, findet man aber Kroketten mit Ziegenkäse, karamellisierten Zwiebeln und hausgemachten Chips (7,50 € inkl. Getränk) – ein guter Snack, wenn auch kein besonderes Highlight. Wer sich vom ultratouristischen Ambiente nicht abschrecken lässt und den Markt am frühen Vor- oder späten Nachmittag besucht, kann hier trotzdem die ein oder andere kulinarische Besonderheit entdecken. Time Out Market / Mercado da Ribeira // Avenida 24 de Julho 49, Lissabon.
Santini
Deutlich ruhiger und nach einem hitzigen Tag herrlich erfrischend geht es dagegen bei Santini zu. Zum Glück macht uns die rot-weiß gestreifte Front der Eisdiele nahe des Elevador de Santa Justa auf sich Aufmerksam, immerhin gibt es hier hervorragendes Eis aus eigener Herstellung, und das schon seit 70 Jahren. Im Becher landen Honigmelone, Maracuja und Dulce de leche. Gerade die fruchtigen Eissorten sind der Knaller und irre intensiv im Geschmack. Dank gepolsterter Bänke und anderer Sitzmöglichkeiten ein guter Ort, um sich kurz runterzukühlen! Santini // Mehrere Filialen, u. a.
Für den großen Hunger: Restaurants
Javá Rooftop
Wir sind hungrig, das Wetter ist bombig und einen Drink könnten wir auch vertragen – drei gute Gründe, um den Abend in einer von Lissabons Rooftop-Bars ausklingen zu lassen. Wir folgen der Empfehlung eines Freundes und machen uns auf nach Cais do Sodré, dem Ausgehviertel am Flussufer. Ganz in der Nähe des Time Out Markets vereint das Javá Rooftop spektakuläre Aussicht, mediterrane Küche und gute Cocktails. Vorausgesetzt man findet den Weg auf die Dachterrasse, denn auf der Straße treffen wir auf einige verwirrte Paare, die sich suchend umschauen. Durch den Haupteingang des 8 Building auf der Praça Dom Luís I gelangt man zum gläsernen Aufzug, der einen auf dem Rooftop wieder ausspuckt. Links geht’s zum Restaurant, rechts zur Bar. Will man sowohl die gigantische Aussicht von der Barterrasse aus als auch das Essen im Restaurant genießen, ist es sinnvoll, vorab im Restaurant einen Tisch für das zweite Dinner-Seating zu reservieren – so kann man den frühen Abend zuerst für Sundowner-Drinks in der Bar nutzen (z. B. Summer Spritz mit Gin, Thymian und Orange), wenn es dort noch nicht ganz so wuselig zugeht und man noch die Chance hat, einen der heiß begehrten Panomaplätze mit Blick über Santa Catarina oder den Tejo zu ergattern (reservieren kann man im Barbereich nicht).
Nebenan im Restaurant gibt es zwar auch einen Outdoor-Bereich, doch der Ausblick auf der Barseite ist eindeutig besser. Gegessen wird im Urban-Jungle-Ambiente zwischen Kakteen und anderen ausladenden Grünpflanzen. Kulinarisch geht es einmal quer durch die (östliche) Mittelmeerküche, mit für portugiesische Verhältnisse vielen vegetarischen und veganen Gerichten. Wir bestellen einen Mix aus Vor- und Hauptspeisen sowie Beilagen, die nach dem Sharing-Prinzip serviert werden: Glasierter Blumenkohl mit Buchweizen, gepufftem Reis, Granatapfel und Tomaten-Chutney, geräucherter Lauch mit Kichererbsenschaum und Blumenkohlpüree, Labneh mit gegrillten Artischocken, Gurken, Kichererbsen und Fladenbrot. Dazu ein paar Salzkartoffeln mit Aioli sowie Feta brûlée mit Kardamom, Minze und Birnenkompott – unser Favorit. Dessert geht immer, vor allem, wenn es Miso-Brownie mit Pfirsichkompott und Himbeer-Baiser gibt – gut, dass wir teilen, denn der Nachtisch fällt ganz schön üppig und süß aus. Noch zwei Tipps: 1. Packt was zum Drüberziehen ein, dort oben bläst der Wind ordentlich. 2. Am Wochenende könnt ihr auf dem Rooftop auch brunchen. Javá Rooftop // Praça Dom Luís I 30, Lissabon.
Pão à Mesa com Certeza
Gleich vier Restaurants, die wir an diesem Abend ansteuern, schicken uns wieder weg: keine Reservierung, keine Chance. Etwas frustriert treten wir schon den Nachhauseweg in Richtung Príncipe Real an und stellen uns auf ein Abendessen aus dem Supermarkt ein, als wir am Pão à Mesa com Certeza vorbeikommen. Ansprechendes, modernes Interior, ein paar freie Tische, die Karte verspricht Neuinterpretationen der portugiesischen Küche und zwei vegetarische Gerichte gibt es auch – Volltreffer! Wie in den meisten portugiesischen Restaurants startet der Besuch mit einem “Couvert” – einem Gedeck aus Brot, Oliven, meist ein paar Aufstrichen, hin und wieder etwas Käse, Wurst oder eingelegtem Gemüse, das einem berechnet wird, sofern man etwas davon isst. Da die Qualität so gut wie immer stimmt und das Couvert meist nur ein paar Euro kostet, nehmen wir die kleine Vorspeise fast immer in Anspruch. Ein Porto Tónico (7 €) vorab hilft bei der Entscheidung für die Hauptspeisen. Die wechselnde Karte ist zwar recht übersichtlich, aber viele der Gerichte klingen spannend und besonders. So auch der Auberginen-Kaviar mit knusprigem Mais (so mag ich ihn sogar), Basilikum und geröstetem Brot (14 €) sowie der geräucherte Oktopus mit Süßkartoffelvariationen (16 €), die u. a. in Form von Chips und Püree auf den Teller finden. Die Portion ist zwar recht übersichtlich, der Oktopus aber sehr zart gekocht, und wir freuen uns, dass wir den Abend doch nicht nur mit selbst gemachten Sandwiches ausklingen lassen müssen. Update: Das Restaurant ist mittlerweile dauerhaft geschlossen. Pão à Mesa com Certeza // Rua Dom Pedro V 44, Lissabon.
Prado
Wenn ich nur ein Restaurant in Lissabon empfehlen dürfte, wäre es dieses. Etwas abseits des innerstädtischen Trubels entdeckt man im Prado eine kleine Ruheoase inmitten des Stadtteils Baixa. Da ich von der Eröffnung des Farm-to-table-Restaurants gelesen habe und wir unbedingt dort essen möchten, gehen wir auf Nummer sicher und besuchen das hübsche Lokal nicht nur am frühen Nachmittag, sondern reservieren zudem vorab einen Tisch. Schon beim Betreten des Restaurants sind wir hin und weg. Die ehemalige Fabrikhalle wurde in einen modernen, salbeifarbenen Urban Jungle umgestaltet – hohe Wände, helles Holz und von der Decke herabhängende Grünpflanzen bestimmen den Raum. Die Handschrift der Betreiber_innen, die auch hinter den wunderschönen Lisboans Apartments stecken, ist unschwer zu erkennen.
Die Gerichte, von denen man sich am besten eine Handvoll zum Teilen bestellt, orientieren sich an der traditionellen portugiesischen Küche, erhalten von Küchenchef António Galapito und seinem Team aber einen modernen Twist. Verwendet werden dabei hauptsächlich lokale und saisonale Zutaten. So weit, so großartig. Schon allein das Brot mit Ziegenmilchbutter und Rauchsalz sowie Ibérico-Schweineschmalz mit Knoblauch und Lorbeer (4,50 €) ist so fantastisch, dass wir bald nachordern müssen. Dass sich auf der Karte neben Fleisch- und Fischgerichten wie Meeräsche mit Seetang und Spinat (8,50 €) auch diverse vegetarische Teller befinden (z. B. Gurkencarpaccio mit Paprika und Shiso (4,50 €) oder Tomatensalat mit Wassermelone und Minze (6,50 €)) macht mich umso glücklicher. Doch am allerbesten ist der butterweiche, in Molke gegarte Butternut-Kürbis mit Kürbiskernöl und Kürbiskernen (6 €). Dazu gibts hausgemachte Rosenlimonade, Craft Beer und biodynamischen Wein. Kurzum: Alles ist köstlich und zum Reinlegen. Absolute Empfehlung und für mich das beste Essen im gesamten Portugalurlaub. Prado // Travessa das Pedras Negras 2, Lissabon.
Bairro do Avillez / Páteo
Für die Aussicht darauf, auch ohne Reservierung in José Avillez’ kulinarischem Viertel essen zu können, nehmen wir ein sehr spätes Dinner in Kauf und lassen uns auf die Warteliste des Páteo setzen. Im Altstadtviertel Chiado vereint das Bairro do Avillez gleich vier Restaurantkonzepte unter einem Dach – von der rustikalen Taberna über das Páteo mit Fokus auf Fisch und Seafood, den Gourmet-Deli Mercearia bis zum Beco, einem Cabaret mit Menübegleitung. Dahinter steckt mit José Avillez einer der renommiertesten Köche Portugals, der in Lissabon und Porto eine Vielzahl an Restaurants betreibt. Bis ein Tisch frei wird, vertreiben wir uns die Zeit mit einem hervorragenden Café Lisboa mit Rum, roten Beeren, Pfefferminz und Limette (8,50 €) und Craft Beer an der Bar.
Dann dürfen wir dem aufmerksamen Service in den imposanten und reich mit Pflanzen beschmückten Patio folgen, das Herzstück des Bairro, das selbst am späten Abend noch brechend voll ist. Obwohl das Páteo vor allem auf Fisch und Meeresfrüchte setzt, bietet die Karte sogar einige vegetarische Gerichte. Nach einem Vorspeisenteller mit Aufstrichen und eingelegtem Gemüse bekomme ich einen hübsch angerichteten Salat mit geröstetem Gemüse, gegrillten Salatherzen, Quinoa, Kürbis, Mandeln und Zitronenvinaigrette (14,50 €), der würzig-intensiv abgeschmeckt ist und genau die richtige Größe hat, wenn man noch mit Dessert liebäugelt. Die Quinoa ist so gut und knusprig, dass ich mich frage, ob wir sie zu Hause jemals richtig zubereitet haben. Steffens Garnelen-Açorda – ein typisch portugiesischer Broteintopf mit Knoblauch, Koriander, Chili und Eigelb (26 €) – wird in einem kleinen Topf serviert und erscheint optisch zwar äußerst fragwürdig, entlockt ihm aber zahlreiche “ohhs” und “ahhs” und das Fazit: “Was eine köstliche, deftige Pampe!” Zum Glück entscheiden wir uns dazu, den Nachtisch zu teilen, denn die Pavlova mit roten Früchten, Erdbeercreme und Frischkäseschaum (9,50 €) schmeckt zwar großartig, wäre alleine aber nicht zu bewältigen. Ein tolles Rundumerlebnis, das einzig von der bis auf Anschlag gedrehten Klimaanlage getrübt wird. Páteo im Bairro do Avillez // Rua Nova da Trindade 18, Lissabon.
Terra
Obwohl uns rein vegetarische und vegane Restaurants aus den oben genannten Gründen oft nicht besonders ansprechen, machen wir hier eine Ausnahme. Zum einen ist das Terra nur ein paar Meter von unserer Wohnung entfernt, zum anderen wurde es uns von Ines empfohlen. Darüber hinaus verfügt das Restaurant über einen sehr schönen Innenhof, in dem wir den Abend mit einem Fläschchen Bio-Weißwein einläuten. Serviert wird das Essen – wie es hier in vielen vegetarischen Restaurants üblich ist – in Buffetform. Für 15,50 € pro Person kann man sich an einer breiten Auswahl an vegetarischen und veganen Speisen bedienen. Von diversen Salaten, Antipasti und Falafel bis zu Coucous-, Kartoffel-, Tofu- und Gemüsegerichten ist das Buffet vor allem mediterran bis orientalisch angehaucht, ein paar typische portugiesische Gerichte finden sich sogar auch darunter. Etwas schade ist, dass die einzelnen Speisen nicht ausgezeichnet sind und man so nicht immer genau weiß, was man sich gerade auf den Teller lädt, doch das meiste schmeckt genauso gut wie es aussieht. Update: Das Restaurant ist mittlerweile dauerhaft geschlossen. Terra // Rua da Palmeira 15, Lissabon.
Bier, Cocktails und für den Durst zwischendurch: Bars und Co.
Cerveteca
Ob das Bier uns findet oder wir das Bier, wissen wir nicht. Lokales Craft Beer lockt uns jedenfalls immer, vor allem, wenn es in einer Bierbar ausgeschenkt wird, die nur ein paar Schritte von unserer Unterkunft entfernt liegt. Mit 14 Bieren vom Fass und unzähligen aus der Flasche löscht die Cerveteca den Durst ihrer Gäste – und deren Hunger mit Sandwiches (wegen denen sich der Weg dorthin allerdings weniger lohnt). Wir starten mit einem fruchtig-herben Saison O’Connor der portugiesischen Craft-Brauerei Musa, die den passenden Soundtrack zum Bier gleich selbst liefert. Da die Brauerei unseren Geschmack trifft, folgt gleich noch das Twist & Stout, ein röstiges Oat Stout mit leichter Karamellnote, das jedoch mit einer Handpumpe aus dem Fass gepumpt wird und so auf die extra Kohlensäure verzichten muss. Bei einem Stout ist das zwar nicht ganz so wild, aber so schmeckt das Bier leider schon etwas abgestanden. Neben den Fassbieren gibt es hier auch gut befüllte Kühlschränke, sodass man sich auch für einen gemütlichen Abend auf Lissabons Plätzen oder für die Heimreise eindecken kann. Cerveteca // Praça das Flores 63, Lissabon.
A Cevicheria
Dass man in Chef Kikos A Cevicheria hervorragend essen kann, steht außer Frage, kommt doch kaum ein Reiseführer, Food Guide oder Artikel über Lissabons kulinarische Szene ohne eine Empfehlung für das Fischlokal in Príncipe Real aus. Und trotzdem steuern wir das Restaurant nicht an, denn wer etwas Vegetarisches sucht, wird hier leider nicht fündig. Warum auch? Schließlich dreht sich hier alles um Ceviche – wie gut es schmeckt, könnt ihr mitunter hier nachlesen. Dennoch treibt uns der Zufall in die Fänge des Oktopus. Gleich an mehreren Abenden führt unser Nachhauseweg direkt an der Cevicheria und den verboten gut ausschauenden Pisco Sours (11 €) vorbei, die vor dem Lokal aus einem Fenster zur Straße verkauft werden. Also reihen wir uns ein in die Schlange der Durstigen und lassen uns vom netten Barkeeper mit peruanischen Drinks betören. Und so stehen wir da auf Lissabons Straßen, mit unseren perfekt beschäumten, köstlichen Piscos, genießen den lauen Wind, der unsere Frisuren verwirbelt, und sehen zu wie die Nacht an uns vorbeirauscht. A Cevicheria // Rua Dom Pedro V 129, Lissabon.
Park
Um uns die Zeit bis zum Abendessen mit einem Aperitif zu vertreiben, unternehmen wir einen Ausflug in ein Parkhaus. Klingt nach einem merkwürdigen Unterfangen, doch ganz oben auf dem Parkdeck im Bairro Alto wartet eine Rooftop-Bar mit Cocktails (eher mittelmäßig) und Ausblick auf die Stadt und den Tejo (ziemlich großartig). Vorausgesetzt man findet ihn, den Weg in den 6. Stock, denn statt Schilder weisen nur andere verwirrte Suchende darauf hin, dass sich hier noch mehr befindet als ein abgeranztes Parkhaus. Erwischt man den richtigen Aufzug, spuckt er einen auf dem riesigen, nett beleuchteten Holzdeck mit mehreren Bars wieder aus. Mit Blick auf die flimmernde Stadt lässt sich selbst die laute Musik, die aus den Boxen pocht, ganz gut ertragen. Park // Calçada do Combro 58, Lissabon.
Schönes und Kulinarisches zum Mitnehmen: unsere Lieblingsshops
Miss Can
Die Fischkonserve hat in Portugal Tradition – man findet sie an allen Ecken, in sämtlichen Varianten und Designs. Besonders schöne (und leckere) kulinarische Andenken entdecken wir in Alfama, nahe des Castelo de São Jorge. Dort liegt an einem malerischen Platz die kleine Petiscaria Miss Can, in der man die hübsch designten Dosen mit eingelegten Sardinen, Makrelen, Thunfisch, Kabeljau und Tintenfisch nicht nur für die Daheimgebliebenen (oder sich selbst) kaufen, sondern bei einem Gläschen Wein und Oliven auch direkt vor Ort probieren kann. Miss Can // Largo do Contador Mor 17, Lissabon.
A Vida Portuguesa
Noch deutlich mehr ungewöhnliche Fischkonserven und zudem allerlei Schönes und Nostalgisches aus Portugal kann man bei A Vida Portuguesa entdecken. Jeder Raum des verwinkelten Shops in Chiado (es gibt auch noch zwei weitere Filialen) ist einem anderen Thema gewidmet. Mal sind es lokal hergestellte Küchenprodukte wie schöne Holz- und Marmorbretter, mal sämtliche Köstlichkeiten, die Portugal hervorbringt, oder Wohnaccessoires wie Lampen und Decken, die in offenen Glasschränken präsentiert werden und uns in Versuchung bringen, mit einem zehn Kilo schwereren Koffer aus Lissabon abzureisen. A Vida Portuguesa // Mehrere Filialen, u. a. , Lissabon.
Cerâmicas na Linha
Verlässt man die Chiado-Filiale von A Vida Portuguesa, stolpert man fast von allein in Cerâmicas na Linha. Schon zu Hause kann ich nur selten der hübschen portugiesischen Keramik von Motel a Miio widerstehen. Da fällt es mir im Land selbst, wo ähnlich schöne Teller, Tassen und Platten auch noch irre günstig angeboten werden, erst recht schwer, mich zu beherrschen. Also versuche ich es erst gar nicht und packe Teller um Teller ins Gepäck, die es zum Glück unversehrt nach München schaffen. Cerâmicas na Linha // Rua Capelo 16, Lissabon.
Embaixada
Eine Vielzahl an Concept Stores, ein Restaurant sowie eine Gin-Bar verstecken sich in dem neomaurischen Palast aus dem 19. Jahrhundert in Príncipe Real, der schon von außen dank seiner opulenten Erscheinung ins Auge fällt. Pompös geht es auch drinnen weiter, denn zwischen Skulpturen, Kunstwerken und Marmorsäulen bieten kleine Geschäfte auf zwei Stockwerken Kleidung, Schuhe, Schmuck, Wohnaccessoires und Kunst made in Portugal an. Wer keine Lust aufs Shoppen hat, sollte hier allein schon wegen des eindrucksvollen Gebäudes vorbeischauen (auch wenn man hin und wieder an den Säulen posierenden Modeblogger*innen durchs Bild läuft). Embaixada // Praça do Príncipe Real 26, Lissabon.
LX Factory
Wer auf dem Weg nach Belém ist, sollte in der LX Factory einen Zwischenstopp einlegen. Auf einem ehemaligen Fabrikgelände befindet sich hier das In-Quartier der Stadt, in dem alte Lagerhallen und Produktionsstätten zu Kreativflächen umfunktioniert wurden. Zahlreiche Shops, Cafés, Restaurants und Ateliers kann man heute auf dem Areal entdecken. Darunter mischen sich Kunstprojekte und jede Menge Murals und Graffiti, die das Gelände in einen bunten Kulturkomplex verwandeln. Sonntags kann man hier zudem über einen großen Flohmarkt schlendern. LX Factory // Rua Rodrigues de Faria 103, Lissabon.
Weitere Reisetipps für Portugal
Neben Lissabon hat es uns auch in Porto wahnsinnig gut gefallen. Hier erfahrt ihr mehr über die schöne Stadt am Douro:
Von Cedofeita bis zum Douro: Ein Sightseeing-Spaziergang durch Porto
Cedofeita – das hippe Porto: Trendige Foodspots, Concept Stores und Street-Art
9 Kommentare
Hach, was für ein wunderbarer Post! Da möchte man sich gleich wieder auf nach Lissabon machen, urlaubsreif wär ich ja 😉
24. Mai 2019 at 20:37Ach, da sagst du was! Ich wäre auch mehr als bereit.
26. Mai 2019 at 14:23Mir geht es ähnlich wie dir, leider war ich noch nie in Lissabon aber mir würde die Stadt 100% auch gefallen. 🙂 Danke für die schönen Einblicke!
25. Mai 2019 at 9:36Ja, es gibt so Städte, die können einem nur gefallen. 🙂
26. Mai 2019 at 14:24Das kommt ja wie gerufen, wir fahren im Juni zum 2. mal nach Lissabon und vieles aus dem Artikel kenne ich noch nicht. Ich freu mich so auf Natas und leckeren Fisch.
26. Mai 2019 at 9:25Viele Grüße,
Doris
Freut mich, dass noch ein paar neue Tipps für dich dabei sind. Viel Spaß schon mal in Lissabon!
26. Mai 2019 at 14:26[…] die mit einem der immer zahlreicher werdenden Kreuzfahrtschiffe ankommen. Ähnlich wie in Lissabon ist auch in Venedig der Kreuzfahrttourismus zu einer regelrechten Plage geworden. Klar profitiert […]
2. November 2019 at 11:52War eine ganz dumme Idee, spätabends Euren Post zu lesen um das Fernweh zu stillen – bin 2020 zum ersten Mal seit Jahren nicht im Sommer in Portugal (immerhin bin ich gut gesättigt)… Dennoch hat mich die Lektüre wieder ein bisschen in den Süden zurück versetzt und ich wünsche uns allen, dass das Reisen nächstes Jahr wieder möglich ist (klopft auf Holz)
28. Juli 2020 at 22:50Hach, wir fühlen mit dir und hoffen das genauso! Eigentlich hatten wir Portugal für den Herbst eingeplant, nun hoffen wir, dass es vielleicht im nächsten Jahr wieder klappt.
29. Juli 2020 at 11:18