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Bozen, Gegessen, Gereist, Getrunken, Italien, Südtirol

Ein kulinarisches Wochenende in Südtirol: Törggelen in Kaltern, Bergäpfel auf dem Ritten & Südtiroler Spezialitäten in Bozen

Kulinarisches Wochenende in Südtirol Kaltern Ritten Bozen

Törggelewaaas? Auch wenn ich mittlerweile weiß, was sich hinter dem Begriff “Törggelen” verbirgt, habe ich immer noch Probleme, das Wort korrekt auszusprechen. Richtig klingt es nur, wenn die Südtiroler_innen es mit einem krächzendem Rachenlaut verbinden, den meine Stimmbänder partout nicht hervorbringen möchten. Glücklicherweise sind die Menschen zwischen Alpen und Dolomiten sehr freundlich und verzeihen uns die holprige Aussprache. Doch nicht nur, um an der korrekten Aussprache zu feilen und zu erfahren, was es mit dem Törggelen so auf sich hat, lohnt sich im Herbst ein Besuch in Südtirol. Wir haben letzten Oktober ein kulinarisches Wochenende in Südtirol verbracht und nach dem Besuch des Kalterer Weinkulinariums (das in diesem Jahr übrigens am 7. Oktober stattfindet) noch etwas die Umgebung Kaltern, Bozen und den Ritten erkundet.

Kaltern & Kaltern am See

Kaltern am Kalterer See ist eine Kleinstadt im Süden Südtirols. Bei gutem Wetter sind von hier aus in der Ferne schon die Gipfel der Dolomiten zu sehen, aber wenn es (wie an zwei von drei Tagen, die wir hier verbringen) diesig ist, reicht der Blick kaum bis zum nächsten Weinberg. Allerdings ist der Anblick der vollen Trauben, die an den Weinreben hängen, auch recht schön. In Kaltern selbst ist der Übergang vom Ort zum Weinberg fließend, schon knapp außerhalb des Ortskerns durchbrechen immer wieder eng bepflanzte Hänge die Bebauung und verleihen dem Ort eine wunderschöne grüne Atmosphäre. Dazu gesellen sich hin und wieder Palmen, die uns daran erinnern, dass wir diesmal im Süden von Südtirol gelandet sind.

Kaltern Blick auf die Weinberge Südtirol Italien

Törggelen am Ursprung

Allerdings sind wir nicht nur wegen der Natur nach Südtirol gereist, sondern auch, um uns die kulinarischen Highlights der Region etwas näher anzuschauen und natürlich auch zu probieren. Wir kommen genau zur rechten Zeit, denn die Törggelensaison hat gerade begonnen. Dabei handelt es sich um eine Südtiroler Tradition, die ihren Ursprung in den Festmahlen hat, die die Bauern nach der Ernte für die Helfer_innen ausrichteten. Deftige regionale Kost kam auf den Tisch, dazu wurden der neue Wein und der Sußer – der noch nicht gegärte Wein – probiert. Nachdem das Törggelen eine Weile aus der Mode gekommen war, haben sich in jüngster Zeit einige Betriebe zur Initiative “Törggelen am Ursprung” zusammengeschlossen und bieten jedes Jahr Anfang Oktober ein passendes Programm an. 23 sogenannte Buschenschänken sind es, die für das Törggelen hausgemachte Gerichte anbieten, Kastanien aus Südtirol rösten (auch sie sind ein wichtiger Bestandteil der ganzen Aktion) und ausschließlich Wein aus eigenem Anbau servieren. Dazu kommen zusätzliche Angebote wie Hof- und Weinbergführungen, Wein- oder Marmeladenverkostungen und große “Keschtnfeuer” für die Gäste.

Kaltern Blick auf die Weinberge Südtirol Italien

Kaltern Törggelen Buschenschank Südtirol Italien

Ein Abend im Buschenschank: Luggin-Steffelehof

Auch in Kaltern selbst wird getörggelt, doch dafür müssen wir erst einmal bergauf. 20 Minuten laufen wir zunächst durch den Ort, vorbei an herbstlich dekorierten Häusern, und dann mitten durch einen kleinen Weinberg, bis wir schließlich im Ortsteil St. Nikolas ankommen. Dort folgen wir den Rauchschwaden und stehen kurz darauf vor dem Buschenschank Luggin-Steffelehof. Im urigen Steingemäuer findet man hier eine übersichtliche Gaststube, während im Keller der Wein aus eigener Herstellung heranreift. Wir nehmen an einem der Holztische Platz und werden von der Familie Luggin äußerst freundlich begrüßt. Der Chef persönlich nimmt sich die Zeit, allen Gästen die wechselnde Karte vorzustellen und erklärt ausführlich, welche hausgemachten Südtiroler Spezialitäten, unter denen sich erfreulich viele vegetarische Gerichte finden, heute auf den Tisch kommen. Unsere Wahl fällt nach dem Gruß aus der Küche – einem Töpfchen Kürbisaufstrich mit frisch gebackenem Brot – auf Südtiroler Schlutzkrapfen und ein Teigtaschen-Tris mit roter Bete, Kürbis und Pfifferlingen. Zufriedener könnten wir mit dem Essen kaum sein – wir haben einfach eine Schwäche für Südtiroler Mehlspeisen. Dazu gibt es selbst produzierten Weißwein, und ganz zum Schluss gewährt uns Hermann Luggin sogar noch einen Blick in seinen Keller, gibt uns und anderen Gästen eine kleine Führung durch die Produktionsstätte und lässt uns den Sußer, den süßen Traubenmost, der im Keller gärt, probieren. Wer im Herbst nach Kaltern reist und das Törggelen miterleben möchte, sollte unbedingt reservieren. Die Buschenschänken sind oft klein und der Andrang ist groß! Luggin-Steffelehof // Heppenheimerstraße 11, St. Nikolaus/Kaltern.

Kaltern Törggelen Buschenschank Luggin-Steffelehof Südtirol Italien

Seebad in den Bergen: Gretl am See

Fährt man von Kaltern aus die Weinstraße in Richtung Tramin, taucht nach kurzer Zeit der Kalterer See vor einem auf. Ohne einen Abstecher an den See können wir Kaltern nicht verlassen, und so machen wir uns trotz dunkler Wolken auf den Weg. Im kleinen Dörflein Winkel parken wir auf der linken Seite. Von hier führt uns der Spiegelweg idyllisch mitten durch die Weinberge und fast ohne Regentropfen bis nach St. Josef am See. Bei besserem Wetter bietet sich auch eine Rundwanderung um den Kalterer See an, bei der man immer wieder von den prallen Trauben naschen kann und ab und zu sogar an einem der Weinhöfe vorbeikommt, die im Sommer und Herbst für Spaziergänger_innen geöffnet sind.

Kaltern Südtirol blaue Trauben an der Weinrebe

Kaltern am See Blick auf Weinreben und See

Wir aber trauen dem Wetter nicht und bleiben am nördlichen Ende, wo sich Hotels, Campingplätze, Bootsanleger und Restaurants am Ufer versammeln und wir schnell einen Platz für Kaffee und Kuchen finden. Das Gretl am See ist ein Sommercafé mit Seebad, das direkt am Wasser neben einem großen Campingplatz liegt. Dementsprechend locker und familiär ist die Atmosphäre auf der riesigen Terrasse. Wir bestellen Erdbeer-Vanille-Kuchen und Apfelstrudel zum Cappuccino und freuen uns über die spätnachmittäglichen Sonnenstrahlen, die sich nun doch noch blicken lassen. Gretl am See // S. Giuseppe al Lago 18, Kaltern.

Kaltern am See Boote und Berge Südtirol Italien

Kaltern am See Gretl am See Kuchen Südtirol Italien

Übernachten mitten in den Weinbergen: Das Wanda

Etwas außerhalb des Kalterer Stadtkerns verbirgt sich inmitten von Weinbergen und Apfelhainen ein kleines Juwel. Das Wanda nennt sich der jüngste und sicher stylischste Neuzugang bei den Unterkünften in Kaltern. Wir freuen uns, dass wir Anfang Oktober als eine der ersten zwei Nächte im schmucken Boutique-Hotel verbringen dürfen, denn gerade mal acht Wochen liegt die Eröffnung zurück. Fast erstaunlich, denn alles wirkt jetzt schon höchst professionell und gut eingespielt. Dies liegt sicherlich auch daran, dass Verena Hof, die junge Besitzerin des Hotels, aus einer Kalterer Hoteliersfamilie stammt und das Geschäft von klein auf kennt. Auch mit dem Namen des Hotels setzt sie eine Familientradition fort, denn ihrem Großvater gehörte einst eine Pension auf Elba, die ebenfalls den Namen “Wanda” trug. Eine nette Hommage an den Opa also.

Kaltern Das Wanda Boutique-Hotel Südtirol Italien

Kaltern Das Wanda Boutique-Hotel Bar Südtirol Italien

Kaltern Das Wanda Boutique-Hotel Restaurant Südtirol Italien

Gerade einmal acht Monate dauerte der Umbau einer alten Pension – und umgebaut wurde einiges. Alle Zimmer wurden zu Suiten vergrößert, alles komplett modernisiert, hochwertig und modern ausgestattet mit viel Holz, Naturstein und gedeckten Farben. Die Liebe zum Detail und ein sicheres Händchen fürs Styling merkt man der Besitzerin an – das Wanda strahlt auf uns eine absolut stimmige und beruhigende Atmosphäre aus. Ausschließlich Suiten findet man hier, zwölf Stück an der Zahl, in unterschiedlichen Größen. Hoch hinaus geht es für uns, denn wir beziehen die schöne, loftartige Suite 3 im obersten Stockwerk und kommen so in den Genuss eines herrlichen Ausblicks. Nicht nur vom großen Balkon blickt man in Richtung des Stadtkerns und hat die Weinberge unter sich, auch in der offenen Walk-in-Dusche wird man von diesem Panorama begrüßt – ich kann mich wirklich nicht erinnern, je einen schöneren Blick aus der Dusche gehabt zu haben. Und auch die riesige Sofaecke vor dem Panoramafenster lädt ein, in die Ferne zu schweifen, denn auch von hier hat man eine traumhafte Aussicht auf die hoteleigenen Apfelbaumfelder.

Kaltern Das Wanda Boutique-Hotel Suite Südtirol Italien

Kaltern Das Wanda Boutique-Hotel Suite Bad Südtirol Italien

Kaltern Das Wanda Boutique-Hotel Sofa mit Ausblick Südtirol Italien

Kaltern Das Wanda Boutique-Hotel Apfelbäume Südtirol Italien

Panorama scheint ohnehin eines der Stichwörter im Wanda zu sein, selbst der Spabereich glänzt mit Panoramasauna und -pool. Saunieren und schwimmen with a view – die große Fensterfront offenbart auch hier einen wunderschönen Ausblick auf die Apfelbaumplantage. Sehr durchgestylt ist es ansonsten: ein Pool aus Beton, die Wände dunkel, ein paar Lichtstreifen an der Decke, die den Raum in wechselnden Farben erhellen. All das hat fast etwas von einer Kunstinstallation, die ihre volle Wirkung entfaltet, wenn es draußen dunkel geworden ist. Zum Spa gehören außerdem ein Dampfbad, ein gemütlicher Ruhebereich und ein Pool im Freien. Für den Outdoor-Pool ist es Anfang Oktober eigentlich zu frisch. Doch wer uns kennt, weiß, dass wir keinen Pool unbeschwommen lassen können. Also beißen wir die Zähne zusammen und springen früh morgens, als der Nebel noch zwischen den Weinbergen hängt, in den kühlen Außenpool. Wach sind wir danach immerhin. Und das Frühstück haben wir uns redlich verdient!

Kaltern Das Wanda Boutique-Hotel Spa Schwimmbad Südtirol Italien

Kaltern Das Wanda Boutique-Hotel Spa Pool bei Nacht Südtirol Italien

Kaltern Das Wanda Boutique-Hotel Außenpool mit Bergblick Südtirol Italien

Auch das Frühstück darf hier nicht unerwähnt bleiben, nimmt es doch im Hotel Wanda, das sich selbst als “Suite & Breakfast” bezeichnet, einen besonderen Stellenwert ein. Serviert wird es am Platz, ein Büfett wie man es aus anderen Hotels kennt, gibt es hier nicht. So könne man besser auf die individuellen Vorlieben der Gäste eingehen und nachhaltiger planen. Jeder Gast bekommt eine Etagere mit Spezialitäten aus der Region: Käse, Wurstsorten, Marmelade, Obst, Gebäck, dazu einen Brotkorb. Ergänzt wird die Auswahl durch eine morgendlich wechselnde Karte mit kleinen Gerichten und Getränken, die man sich auf Wunsch dazu bestellen kann – zum Beispiel hausgemachtes Bircher Müsli, Buchweizenwaffeln mit Avocado, Rühreri, Bananenshakes oder frisch gepresste Säfte. Wir vermissen nichts und können energiegeladen zu unserem Ausflug auf den Ritten aufbrechen.

Kaltern Das Wanda Boutique-Hotel Restaurant Südtirol Italien

Kaltern Das Wanda Boutique-Hotel Frühstück Restaurant Südtirol Italien

Wer also in Kauf nehmen kann, etwas abseits des Stadtkerns, dafür in äußerst idyllischer Lage zu übernachten und viel Wert auf ein schönes, entspanntes Ambiente und einen Hauch Luxus legt, wird sich im Das Wanda pudelwohl fühlen! Suiten ab 188 € pro Nacht. Das Wanda // Garnellenweg 18, Kaltern.

Auf dem Ritten

An unserem zweiten Tag in Südtirol wollen wir den Ritten erkunden, den Hausberg von Bozen, und erhoffen uns einen schönen Blick auf die Stadt, als wir uns zwischen Weinbergen und an die steilen Hänge geschmiegten Häusern die kurvige Straße hinaufschlängeln. Doch der Nebel ist so dicht, dass wir kaum die nächste Kurve erahnen können und zunächst auf die Aussagen der Einheimischen vertrauen müssen, dass der Ausblick, der sich hinter dem Nebel verbirgt, atemberaubend sei. Das ist er in der Tat; spät am Nachmittag können wir uns selbst davon überzeugen, als der Himmel aufklart. Allein deshalb lohnt sich schon der Weg auf das Plateau, wo man im Sommer zudem sehr gut wandern oder die Erdpyramiden in Oberbozen besichtigen kann.

Kaltern auf dem Ritten Weinberge Südtirol Italien

Kaltern auf dem Ritten Weinberge Südtirol Italien

Kaltern auf dem Ritten Berge Südtirol Italien

Zu Besuch bei Thomas Kohl: Gourmetapfelsaft vom Berg

Auf fast 1000 Meter Höhe gibt es keine Weinreben mehr, stattdessen säumen endlose Reihen kleiner Apfelbäume die Hänge links und rechts der Straße. Apfelbäume so weit oben auf dem Berg? Genau diese Frage musste sich auch Thomas Kohl immer wieder anhören, als er 1994 begann, den elterlichen Bauernhof nach 200 Jahren von der Viehzucht auf die Apfelsaftproduktion umzustellen. Der Weg war nicht ganz einfach, doch heute stehen dort, wo einst Heu gelagert wurde und sich Kühe aneinanderdrängten, silber glänzende Maschinen. Noch ist alles sauber und ruhig, erst morgen soll mit der Ernte begonnen werden, denn der Chef hat beschlossen, dass die Früchte reif für die Presse sind. 400.000 Äpfel von 33.000 Bäumen werden jeden Herbst verarbeitet. Geerntet wird in zwei bis drei Durchgängen, sodass immer nur die ganz reifen Früchte in der Flasche landen. 16 verschiedene Apfelsorten verarbeitet das kleine Familienunternehmen Kohl, immer organisch gedüngt und mit so wenigen Pflanzenschutzmitteln wie möglich behandelt. Das Ergebnis sind außergewöhnliche Säfte, die fast nur sortenrein verkauft werden.

Thomas Kohl Bergapfelsaft vom Ritten Berge Südtirol Italien

Kohl Bergapfelsäfte vom Ritten Apfelbäume Berge Südtirol Italien

Kohl Bergapfelsäfte vom Ritten Apfelbäume Berge Südtirol Italien

Im modernen Hofladen direkt an der Bergstraße können die Säfte nicht nur gekauft, sondern auch probiert werden. Hier sollte man unbedingt zwei, drei Apfelsäfte nacheinander verkosten, so merkt man sofort, welche Vielfalt sich in den edel designten Flaschen verbirgt, die optisch locker mit teuren Weinen mithalten können. Der “Gravensteiner” beispielsweise, ein nicht ganz leicht anzubauender Sommerapfel, besticht durch wunderbare Zitrusaromen und eine tiefe Apfelnote. Dagegen ergibt die rotfleischige Sorte “Rouge” einen nach Rhabarber und Kirsche schmeckenden Saft mit leichter Säure und toller Farbe. Etwas ganz Besonderes sind die alten Sorten, die in kleinen Mengen gepflanzt werden. Völlig hin und weg sind wir, als wir den Saft der “Ananasrenette” probieren, bei der Nase und Mund kaum glauben wollen, dass hier wirklich nur Apfel drinsteckt. So stark ist das Tropenaroma bei dieser Spezialität, von der es gerade einmal 2000 Flaschen im Jahr gibt. Wer also wissen will, warum Feinkostläden und Sternerestaurants verrückt nach den Bergapfelsäften von Kohl sind, sollte auf dem Weg bergauf unbedingt einen Stopp einplanen (und Platz im Kofferraum schaffen!). Kohl-Bergapfelsäfte // Via Principale 35, Auna di Sotto sul Renon.

Kohl Bergapfelsäfte vom Ritten Hofladen Südtirol Italien

Kohl Bergapfelsäfte vom Ritten Südtirol Italien

Kohl Bergapfelsäfte vom Ritten Rouge Hofladen Südtirol Italien

Auf den Spuren der Bienen: Plattner Bienenhof

Noch weiter oben, am Rande des kleinen Ortes Wolfsgruben findet man einen der ältesten Höfe Südtirols. Seit mindestens 600 Jahren steht hier ein Bauernhof, der noch bis 1975 von zwei Schwestern unter sehr ursprünglichen Bedingungen bewirtschaftet wurde. Bis dahin gab es hier weder fließendes Wasser noch Traktoren, von Elektrizität ganz zu schweigen. In den 80er-Jahren wurde der Hof in ein Museum umgewandelt. Neben dem bäuerlichen Alltag in den Bergen, steht hier außerdem die Bienenzucht im Mittelpunkt, dabei ist Südtirol gar kein klassisches Honiggebiet. Vereinzelte Imker gibt es trotzdem, die mit ihren Völkern vor allem Waldhonig produzieren. All das und noch viel mehr erfahren wir auf interaktive Art und Weise auf dem nett gestalteten Bienen-Lehrpfad, der uns über die Wiesen rund um den Hof führt. Anschließend ist die Lust auf Honig natürlich riesig und wir können uns zum Glück im Hofladen ordentlich mit verschiedensten Sorten eindecken (allerdings nicht nur aus Südtirol, sondern auch Rumänien oder Sizilien). Wer also etwas Zeit hat und gerne mehr über Bienen und Honig erfahren möchte, für den lohnt sich der Weg hoch auf den Ritten. Plattner Bienenhof // Wolfsgruben 15, Renon.

Plattner Bienenhof Ritten Südtirol Italien

Plattner Bienenhof Lehrpfad Ritten Südtirol Italien

Plattner Bienenhof Lehrpfad Ritten Südtirol Italien

Bozen

Hat man in den Bergen und den nördlichen Teilen Südtirols noch das Gefühl, nicht weit von Deutschland und Österreich entfernt zu sein, ändert sich das in Bozen deutlich. Die Atmosphäre ist eine andere, die Gassen werden enger, die Häuser nehmen andere Formen an, aus dem Stimmengewirr dringt häufiger Italienisch ans Ohr. Überall stehen Tische auf der Straße, Sonnenbrillen bedecken die Gesichter und ja, das fühlt sich irgendwie sofort nach Urlaub an.

Bozen kulinarisch Marktplatz Südtirol Italien

Bozen kulinarisch Innenstadt Südtirol Italien

Bozen kulinarisch Innenstadt Südtirol Italien

Da trifft es sich gut, dass es uns zunächst auf den Bozener Markt auf dem Obstplatz zieht, wo nicht nur Obst und Gemüse aus der Region, sondern auch unzählige Südtiroler Spezialitäten angeboten werden. Uns ist jedoch eher nach einem deftigeren Mittagessen und wir lassen uns weiter durch die schönen Gassen der Innenstadt treiben, auf der Suche nach einem passenden Lokal. Schon bald stoßen wir auf eine wunderliche Ansammlung von Pflanzen, Tischen und Schildern, und es ist klar, dass wir an den Fischbänken gelandet sein müssen. Hier spielt sich alles draußen ab, wo man an Marmortischen Platz nimmt (auf denen früher wirklich Fisch verkauft wurde), einen Spritz oder Hugo bestellt, dazu einen Teller Bruschetta hingestellt bekommt und dann die Leute beobachtet, die sich durch Bozen drängen. Leider ist der Laden um die Mittagszeit proppenvoll und so suchen wir weiter, obwohl uns ein Besuch in dem einzigartigen Bistro, dessen chaotisch anmutende Deko jeden Morgen 2,5 Stunden in Anspruch nimmt, schon gereizt hätte. Aber zum einen wird dies nicht unser letzter Besuch in der Landeshauptstadt Südtirols gewesen sein und zum anderen gibt es hier noch viel mehr zu entdecken.

Bozen kulinarisch Obstmarkt Südtirol Italien

Bozen kulinarisch Obstmarkt Südtirol Italien

Bozen kulinarisch Fischbänke Südtirol Italien

Traditionshaus mit Südtiroler Spezialitäten: Wirtshaus Vögele

Einen Platz fürs Mittagessen finden wir dagegen in einem der Traditionshäuser Bozens. Das Haus, in dem sich das Wirtshaus Vögele befindet, wurde schon 1277 als Roter Adler erwähnt und im Laufe der Jahre wurde daraus eben ein Vögele. Das Lokal erstreckt sich heute über mehrere Stockwerke, bietet dementsprechend viel Platz und ist trotzdem um die Mittagszeit sehr gut gefüllt. Gerne hätten wir draußen gesessen, doch dort unter den Lauben gibt es nur wenige – natürlich besetzte – Tische. Allerdings haben auch die unterschiedlich eingerichteten Stockwerke – von rustikal-traditionell bis modern – ihren Charme und wir werden von einem freundlichen Kellner an einen kleinen Tisch geführt – viel Platz hat man hier jedenfalls nicht. Am Nebentisch macht wohl gerade ein ganzes Büro Mittagspause, die Italiener in den schicken Anzügen sehen jedenfalls sehr einheimisch aus – immer ein gutes Zeichen. Wir entscheiden uns für Gerichte von der saisonalen Mittagskarte, die den Stil der Küche sehr gut widerspiegeln: hier treffen die Kochkünste des nördlichen und südlichen Alpenraums aufeinander. Für uns gibt es Kastanienteigtaschen (irgendwo zwischen Schlutzkrapfen und Ravioli), die mit würzigem Hirschragout gefüllt sind, und ein Knödel-Tris mit jeweils einem Parmesanknödel auf Spinatsauce, einem Rote-Bete-Knödel und einem Spinatknödel. Deftig und gut sind beide Gerichte, so hatten wir sie erwartet. Die Portionen sind nicht zu groß, also genau richtig für die Mittagspause. Wenn ihr also Lust auf einen geschichtsträchtigen Ort habt, schaut doch mal beim Wirtshaus Vögele rein. Wirtshaus Vögele // Johann-Wolfgang-von-Goethe-Straße 3, Bozen.

Bozen kulinarisch Wirtshaus Vögele Knödel-Tris Schlutzkrapfen Südtirol Italien

Experimentierfreudige Bierkultur: Batzen Bräu

Denkt man an Italien und Südtirol, kommt einem nicht unbedingt als allererstes Bier in den Sinn. Ein Fehler, denn die historischen Bierwurzeln Südtirols reichen weit zurück. Vor dem Ersten Weltkrieg war dies ein Bierland, 25 Brauereien gab es damals zwischen Alpen und Dolomiten – eine Vielfalt, von der man heute nur träumen kann. Allerdings ist Craft Beer auch in Italien seit einigen Jahren auf dem Vormarsch und seit 2012 hat Bozen mit Batzen Bräu seine eigene Stadtbrauerei. In einem der ältesten Gasthäuser der Stadt wurden 2016 schon 3000 Hektoliter Bier gebraut und das, obwohl Platz Mangelware ist. Produziert wird deswegen von oben nach unten über mehrere Stockwerke hinweg. Über eine enge Treppe gelangen wir fast unters Dach, dort wo das Malz gemahlen wird und dann über die Schwerkraft in den Kessel gelangt. Gerade ist das Vienna Hell in der Mache, der Bestseller von Braumeister Christian Pichler, sein “Kampfbier”, von dem die Bozener nicht genug bekommen können. Dabei hat die Brauerei auch ungewöhnlicheres im Angebot, getreu dem Motto des jungen Braumeisters: “Meine Biere müssen nicht jedem schmecken.” Lieber setzt er auf Qualität, gute Zutaten (glücklicherweise hat das Bozener Wasser hervorragende Brauqualitäten) und ausgefallene Ideen.

Bozen kulinarisch Batzen Bräu Brauhaus Südtirol Italien

Im angeschlossenen Wirtshaus mit kleinem Biergarten können natürlich alle eigenen Biere sowie eine Auswahl von fremden Brauerien direkt probiert werden – man will Bierkultur schaffen. Deftiges Wirtshausessen gibt es dazu, doch dafür ist es bei unserem Besuch am Vormittag noch etwas zu früh. Für Biere dagegen nicht und so probieren wir uns ein wenig durch die Palette des Hauses. Uns begeistert zuerst das Kranewitten, eine Interpretation des belgischen Bierstils mit Pfeffer, Wacholderbeeren und Salz. Inspiration für dieses Südtiroler Wit war übrigens der lokale Schinken, aber danach schmeckt das Bier zum Glück nicht. Dafür schön frisch, leicht sauer und angenehm würzig. Ein tolles Sommerbier! Das Whisky-Porter ist dagegen ein ganz anderes Kaliber. 8,5 %, schwere Kokosnoten und die Süße aus dem Whiskyfass. Nicht das typische Bier für einen Sonntagvormittag, aber sehr zu empfehlen. Batzen Bräu // Andreas-Hofer-Straße, 30, Bozen.

Bozen kulinarisch Batzen Bräu Fässer Brauhaus Südtirol Italien

Die beste Eisdiele Italiens?: Officina del gelo Avalon

Nach Schlutzkrapfen und Bier steht uns am Nachmittag der Sinn nach etwas Süßem. Außerdem sollte man Italien nie verlassen, ohne mindestens eine Kugel Eis gegessen zu haben. Als wir erfahren, dass sich in Bozen eine der angeblich besten (wenn nicht sogar die beste!) Eisdielen Italiens – oder zumindest Südtirols – verstecken soll, ist klar, wohin wir müssen: ins Avalon. Hätten wir nicht davon gelesen, hätten wir die etwas versteckte kleine Eisdiele vermutlich auch nie gefunden – und ganz ehrlich, wir wären wahrscheinlich auch nicht hineingegangen. Die Deko ist ein kruder Stilmix, alles etwas arg schrill-bunt und merkwürdig, aber die Lust aufs Eis treibt uns hinein. Oben an der Wand preisen Plaketten die unterschiedlichen Eissorten an, ein Leuchten verrät, welche Sorten heute vorrätig sind. Zudem gibt es wechselnde Specials, die extra angeschrieben werden. Heute ist es Uva Fragola mit Moscato, was in der Tat sehr verführerisch klingt und nach Federroter schmeckt. Auch ein Lakritzeis gibt es und Sabrina kann nicht anders. Für mich gibt es noch eine Kugel Erdnuss, ebenfalls ein persönlicher Favorit. Alle Sorten sind köstlich, cremig und sehr geschmacksintensiv. Gerne hätten wir noch Avocado und Ziegenmilch-Vanille probiert, aber diese Sorten sind leider aus. Ob es sich wirklich um das beste Eis Italiens handelt? Hm, wohl eher nicht. Wir werden in München verwöhnt mit gutem Eis und wissen, dass da noch mehr geht – aber den Rang der besten Eisdiele Südtirols könnte Avalon wohl zu Recht führen. Officina del gelo Avalon // Freiheitsstraße 44, Bozen.

Bozen kulinarisch Eisdiele Avalon Südtirol Italien

Weinoase im Hinterhof: Malojer Gummerhof

Später am Abend sieht man zwei müde Gestalten hinter der Innenstadt den Berg hinaufwanken, die sich fragen, ob die Karte wirklich recht hat und hier noch eine Vinothek kommt. Irgendwann geht es aber doch um eine Kurve und wir gelangen durchs Tor auf den Malojer Gummerhof. Früher lag der Hof mal einsam in Bozen-Dorf, aber inzwischen ist Stadt heran- und herumgewachsen und man kann sich kaum noch vorstellen, wie es hier 1480, dem Jahr der ersten Erwähnung, ausgesehen haben mag. Seit 1880 ist das Anwesen im Besitz der Familie Malojer, die Kellerei ist heute die einzige noch verbliebene im Stadtbereich von Bozen. Doch abends darf man ruhig auch hungrig kommen, an einem der wenigen Tische Platz nehmen und zu einem fruchtigen Weißwein ausgewählte Südtiroler Spezialitäten verkosten. Wir entscheiden uns für Kasnockerl, die ganz einfach mit Butter und einem grünen Salat serviert werden und in ihrer Einfachheit perfekt zur Atmosphäre passen. An den Stehtischen vertreiben sich die Nachbar_innen den Abend, weiter hinten wird noch in der Lagerhalle gearbeitet und immer wieder kommen durstige Kund_innen auf den Hof, die Weinnachschub für den heimischen Keller benötigen. Schön ist’s hier, weitab des Trubels und wir sind froh, den etwas längeren Fußweg auf uns genommen zu haben. Malojer Gummerhof // Weggensteinstraße 36, Bozen.

Bozen kulinarisch Malojer Gummerhof Kasnockerl Südtirol Italien

Ein Stückchen Südtirol zum Mitnehmen: Pur Südtirol

Natürlich verlassen wir Südtirol nicht ohne kulinarische Mitbringsel und haben trotz Apfelsaft und Honig immer noch ausreichend Platz im Kofferraum. Zum Glück bietet Bozen dafür genügend Geschäfte, auch wenn wir feststellen müssen, dass der große Feinkostladen Seibstock in den Lauben leider zugemacht hat. Dafür entdecken wir eine neue Filiale von Pur Südtirol, das es uns vor ein paar Jahren in Meran schon angetan hatte – hier finden wir jede Menge Bio-Feinkost und Handgemachtes von Produzenten aus der Region und müssen uns beherrschen, den Einkaufskorb nicht allzu voll zu packen. Alleine die Schinken-, Käse- und Weinauswahl überfordert uns völlig. Pur Südtirol // Via Dr. Julius Perathoner 9, Bozen.

Bozen kulinarisch Pur Südtirol Italien

Bozen kulinarisch Südtirol Italien

Bozen kulinarisch Innenstadt mit Bergen Südtirol Italien

Vermutlich werden wir es in diesem Herbst leider nicht noch einmal nach Südtirol schaffen, aber für das nächste Jahr ist ein Ausflug schon fest eingeplant. Was sind eure Lieblingsorte in Südtirol? Wo sollten wir beim nächsten Mal unbedingt essen?

Hinweis: Vielen Dank an Südtirols Süden, den Tourismusverein Kaltern am See und Das Wanda, die einen Teil unserer Reise unterstützt und uns zur Übernachtung in Das Wanda eingeladen haben. Unsere Meinung bleibt davon, wie immer, unberührt.

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8 Kommentare

  • Reply Anna C.

    ohoh, da kommen ganz tief verborgene Erinnerungen hoch- wir waren im Schullandheim in den 70ern am Kalterer See, und da das Essen in der JuHe einigermaßen grauslich war hab ich die Gretl am See in bester Erinnerung- Pizza Margerita war das dem Schülerinnen-Geldbeutel angepaßte Mittagessen. Und Törgellen waren wir auch… und sämtliche Weinbauern-Söhne haben uns bestens versorgt. Herrlich…

    31. August 2017 at 14:59
    • Reply Sabrina

      Ach, wie witzig, liebe Anna! Das freut uns ja, dass wir dich für einen Augenblick in die 70er zurückversetzen konnten. Das klingt jedenfalls nicht nach dem schlechtesten Schulausflug. 🙂

      31. August 2017 at 17:11
  • Reply Karin

    Ein interessanter Bericht mit tollen Bildern! Und lecker sieht das alles aus! Jetzt freue ich mich erst recht auf den nächsten Südtirol-Urlaub! Zum Glück ist es schon im Oktober und nicht erst nächtes Jahr wieder so weit! 🙂

    1. September 2017 at 11:19
    • Reply Sabrina

      Danke, liebe Karin! Ihr Glücklichen – da habt ihr es ja nicht mehr so lange. Wohin geht’s diesmal bei euch?

      2. September 2017 at 14:01
  • Reply Julia

    Ein toller Reisebericht, danke dafür! Südtirol ist einfach immer eine Reise wert und jetzt kenn ich noch mehr tolle Ecken. Ich mag die Waalwege bei Meran besonders gerne, da kann man so schön lange spazieren ohne gleich Wandern zu müssen 😉
    Liebe Grüße!
    Julia

    3. September 2017 at 21:03
    • Reply Sabrina

      Danke, liebe Julia! Auf den Waalwegen sind wir bisher nur ein kurzes Stück gelaufen – die müssen wir uns unbedingt noch mal etwas ausführlicher anschauen. Spazieren ohne gleich wandern zu müssen, klingt auf jeden Fall verlockend, nachdem wir uns bei unserem letzten Ausflug in die Berge gleich zwei Tage hintereinander etwas mit den Wanderwegen übernommen haben! 😉

      4. September 2017 at 10:53
  • Reply Tamara

    Ach ja, das liebe Törggelen. Ich kenne keine kulinarische Tradition, die gemütlicher sein könnte. Und für gebratene Kastanien würde ich sowieso (fast) alles tun. 😉 Uns verschlägt es auch alle paar Jahre mal nach Südtirol, am liebsten natürlich im Herbst zum Törggelen. Letztes Jahr erst waren wir im Preidlhof in Naturns. Heuer fällt die Reise leider aus, doch ich hoffe auf 2018!!

    13. September 2017 at 16:01
    • Reply Steffen

      Das geht uns nicht anders – der Herbst ist in Südtirol einfach besonders schön. 🙂

      14. September 2017 at 8:17

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