Wir sind mittlerweile wohlbehalten von unserer Südstaatentour zurückgekehrt und hätten, wie zu erwarten, gerne noch ein paar Tage Wochen drangehängt. Damit uns (und vielleicht auch euch) der Übergang zum Alltag nicht ganz so schwerfällt, stellen wir hier heute ein Kochbuch vor, mit dem man sich ein wenig USA-Feeling in die eigene Küche holen kann.
Worum gehts?
USA vegetarisch ist der fünfte Band der von Katharina Seiser kuratierten Länderreihe aus dem Brandstätter Verlag, die sich diesmal ein Land vornimmt, dessen Küche man nicht unbedingt mit fleischloser Ernährung in Verbindung bringt. Ein Land, dem Europäer_innen gerne mal Geschichtslosigkeit vorwerfen und in dem man als Tourist_in nur müde lächelt, wenn einem 200 Jahre alte Häuser als historische Orte verkauft werden. Kann man also mit vegetarischen Gerichten aus einem Land, das kulinarische Assoziationen wie Burger, Ribs, Hot Dogs oder Pulled Pork hervorruft, wirklich ein Kochbuch mit über 250 Seiten füllen? Man kann! Genauer gesagt Autor Oliver Trific, der auch gleich im Vorwort erklärt, warum ihm die Zusammenstellung so leicht gefallen sei: Die USA waren von Beginn an ein Einwanderungsland und die Menschen haben schon immer kulinarische Einflüsse aus allen Ecken der Welt aufgesogen. Genau diesen Melting Pot möchte man im Kochbuch abbilden. Es gehe darum, die “Diversität der Küche Amerikas zu feiern”.
Aufbau & Optik
Das Buch folgt dem Konzept der bisherigen Bänder der Länderreihe, orientiert sich also an den vier Jahreszeiten, denen jeweils ein Kapitel gewidmet wird. Ein fünftes enthält solche Rezepte, die jederzeit passen. Innerhalb der einzelnen Kapitel wandert man vom Frühstück über leichte Speisen und Snacks hin zu Hauptspeisen und Desserts. Zusätzlich endet jedes Kapitel mit Ideen für die “Pantry”. In dieser Speisekammer finden sich Saucen, Eingelegtes oder Marmeladen – im Grunde alles, was gut auf Vorrat zubereitet werden kann. Die meisten Rezepte werden von Fotos begleitet, die relativ clean und ohne viel Schnickschnack auskommen und den Fokus auf die Gerichte legen. Ebenso sieht es bei den Rezepten selbst aus. Wer gerne ausführliche Geschichten zur Herkunft oder über die persönliche Beziehung des Autors zu einem bestimmten Gericht lesen möchte, wird hier nicht fündig werden. Das Buch soll eher als Nachschlage- oder Grundlagenwerk funktionieren, das die bekanntesten Rezepte zum Thema vegetarische Küche der USA bündelt. Schön ist übrigens, dass zu jedem Gericht ein passendes Getränk empfohlen wird und dabei nicht nur an Wein gedacht wurde. Stattdessen findet sich dort auch mal ein spezielles Bier oder sogar ein Cocktail – eine Vielfalt, die in amerikanischen Restaurants längst gang und gäbe ist.
Die Rezepte
Wer das Vorwort nicht gelesen hat, könnte beim ersten Blick ins Buch etwas verwirrt sein. Da stehen jüdische Kartoffelpuffer neben Reis-Nudel-Pilaw, treffen Nachos Grande auf Deep Dish Pizza oder California Rolls auf griechisches Osterbrot. So vielfältig wie die Bevölkerung der Vereinigten Staaten ist, kommt auch die Rezeptauswahl daher. Konzentriert wurde sich bei den 150 Rezepten vielfach auf Klassiker und Basisrezepte wie Bagels, Kürbissuppe, Club-Sandwich oder Blueberry Pie. Darin liegt für uns auch die Krux des Buches. So richtig viel Euphorie mag beim Anblick der Rezepte nicht auf uns überspringen. Vieles davon findet man schon in den amerikanischen Kochbüchern aus den 90ern, die in unserem Regal verstauben. Die Gerichte sind an sich zwar grundsolide, einfach nachzumachen und schmackhaft, doch wir hätten uns etwas mehr Mut zur neuen amerikanischen Küche gewünscht. Nicht nur in Sachen Salat schleicht man hier leider etwas zu sehr um angestaubte Klassiker herum, dabei bieten amerikanische Restaurants mittlerweile eine unglaublich kreative Vielfalt an bunten (auch vegetarischen) Kreationen. So bleibt z.B. der Name des im Buch vorgestellten “Bloody-Mary-Salats” auch schon das Spannendste am ganzen Rezept. Natürlich findet sich ab und an auch etwas Ausgefalleneres auf den Seiten – eingelegte Wassermelonenrinde und Cranberry Maple Butter klingen toll und werden ganz sicher noch ausprobiert.
Angesprochen haben uns dennoch viele Rezepte und dementsprechend breit haben wir uns schon durch das Buch gekocht und gebacken. Die Butternuss-Kürbis-Suppe war simpel, aber wirklich fein, ebenso der Butternuss-Kürbis aus dem Ofen. Die Erdnusssuppe aus Virginia ist ebenfalls fix gemacht und passte perfekt ins Südstaatenthema der letzten Wochen. Gut funktioniert haben auch die Chicago Style Deep Dish Pizza mit (sehr) hohem Rand (gut, aber einfach nicht unsere Art Pizza) und die wirklich hervorragende Pumpkin Pie. Etwas problematisch wurde es allein beim Waldorfsalat und dem Wildreis-Kürbis-Pilaw. Geschmacklich war der Salat top, doch man meinte es mit der angegebenen Mayonnaisenmenge wohl etwas zu gut; das Pilaw war dagegen enttäuschend – das Flüssigkeitsverhältnis erschien uns nicht ganz stimmig und geschmacklich konnte es uns auch nicht auf seine Seite ziehen (aber das ist natürlich Geschmackssache). Das ein oder andere Gericht werden wir sicher noch ausprobieren – z.B. die Knishes (ein jüdisches Gebäck aus einer Art Strudelteig), die wir in New York blöderweise verpasst haben.
Fazit
Es schmerzt fast ein bisschen, hier nicht höher bewerten zu können, denn vor uns liegt ein absolut solides Grundlagenwerk der vegetarischen amerikanischen Küche. Doch unsere Herzen höher schlagen lässt das Buch leider nicht – zu konservativ ist uns die Auswahl der Rezepte. Wir haben die amerikanische Küche durchaus mutiger und fantasievoller kennengelernt. Doch vielleicht haben wir uns einfach zu sehr auf das Buch gefreut und die Erwartungen somit in die Höhe getrieben. Die vegetarische Länderreihe aus dem Brandstätter Verlag bleibt im Gesamten dennoch eine absolute Empfehlung und wir sehen schon gespannt der Veröffentlichung des spanischen Bandes* entgegen!
3,5 von 5 Onion Rings.
Oliver Trific, Katharina Seiser (Hg.)
Brandstätter Verlag, Wien 2016. € 34,90
Vielen Dank an den Brandstätter Verlag, der uns ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.
Fotocredit: Alle Bilder stammen aus dem Innenteil des Buches “USA vegetarisch”; © Ulrike Holsten/Brandstätter Verlag
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2 Kommentare
danke für die umfassende Rezension- über die Knishes würde ich mich freuen wenn ich die zu sehen bekäme!
10. Mai 2017 at 13:20Gerne! 🙂 Mal schauen, was sich da machen lässt – die Knishes stehen jedenfalls auch ganz oben auf meiner Backliste.
12. Mai 2017 at 11:42