Draußen brennt die Sonne und ich muss am Schreibtisch sitzen und mich mit sevillanischer Erinnerungskultur beschäftigen. Kein Wunder, dass ich beim Überlegen, was es denn zum Abendessen geben soll, ratzfatz beim Thema Tapas lande. Bei Salmorejo, um genau zu sein, einer kalten andalusischen Suppe. Und was könnte dazu passen? Tortilla española natürlich – spanische Tortilla. Von der Lieblings-Aioli ist ja schließlich auch noch was im Kühlschrank und frisches Baguette ist auch noch vorrätig. Also, auf in den Supermarkt, 1 Kilo Tomaten eingekauft (bitte nicht die billigsten, hier braucht man die volle Tomatendröhnung), Nueva Volcano auf den Plattenteller geworfen, die Kochschürze umgebunden und ab in die Küche.
Frisch aus der spanischen Markthalle … äääh, dem Supermarkt um die Ecke
Salmorejo ist quasi der dicke Bruder der Gazpacho, aber ohne Gurken und mit ordentlich Weißbrot auf den Hüften. Dadurch bekommt man weniger eine Suppe, sondern fast schon ein Mus. Gerade in Sevilla findet man diese Spezialität in jeder Bar und dort habe ich sie auch kennengelernt. Bei meinem ersten Forschungsaufenthalt in Sevilla hat mich ein junger Geschichtsstudent namens Pablo auf seiner Couch surfen lassen und mich gleich am ersten Abend mit dieser Köstlichkeit bekannt gemacht. Er hatte noch Spitzpaprika in den Mixer geworfen, aber ich habe mich hier für die ganz klassische Variante entschieden. Das Besondere an der Salmorejo ist, dass man sie beliebig mit Einlagen pimpen kann. Ganz typisch sind hart gekochte Eier und eingelegter Thunfisch. Aber da sind der Fantasie eigentlich keine Grenzen gesetzt; rein kommt, was schmeckt und satt macht!
Von der spanischen Tortilla gibt es wahrscheinlich so viele Varianten wie es Tapasbars in Spanien gibt. Bei mir müssen auf jeden Fall immer Zwiebeln mit rein, in Spanien findet man sie oft auch mit Spinat, Schinken, Tomaten oder roter Paprika. Auch bei der Zubereitungsart scheiden sich die Geister. Kartoffeln vorkochen? Wie groß sollen die Stücke sein? In der Pfanne oder im Ofen garen? Meine Variante eignet sich vor allem für kleinere Mengen und ich mag die Röstaromen der in der Pfanne gegarten Kartoffel- und Zwiebelwürfel.
Die Kartoffeln so lange anbraten, bis sie von allen Seiten gebräunt sind
Mit diesen beiden Gerichten hat man eine solide Grundlage für einen spanischen Tapas-Abend auf dem Balkon und kann nun beliebig ergänzen: Manchego, Serrano, Oliven, Chorizo, eine zweite Tortilla-Variante mit Spinat, Kartoffel-Apfel-Spinat-Türmchen mit getrockneten Tomaten und Sherry-Rosinen, Pimientos de Padron …
Salmorejo (Rezept für 4 Portionen):
1 kg Tomaten
3-4 Knoblauchzehen
2 EL Weißweinessig
1 halbes Baguette (ruhig vom Vortrag)
6-8 EL Olivenöl
Salz, Pfeffer
1. Die Tomaten grob würfeln, den Knoblauch schälen und grob zerteilen. Beides zusammen mit Salz und Essig im Mixer oder mit dem Pürierstab zu einer feinen Soße pürieren.
2. Das Baguette in Stücke reißen und fünf Minuten in der Tomatensoße einweichen lassen. Danach noch einmal pürieren und gegebenenfalls etwas mehr Weißbrot hinzugeben, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist.
3. Das Olivenöl nach und nach dazugeben und untermixen. Mit Salz, Pfeffer und eventuell Essig abschmecken.
4. Bis zum Servieren im Kühlschrank kalt stellen.
Zum Servieren in kleine Schüsseln füllen und mit den Einlagen zusammen auf den Tisch stellen. Die Salmorejo eignet sich auch hervorragend, um Tortilla oder Käse zu tunken.
Tortilla española mit Zwiebel (Rezept für 2 Stück):
500 g geschälte Kartoffeln
1 große Zwiebel
4 Eier
Olivenöl
Salz, Pfeffer
1. Kartoffeln und Zwiebel in ca. 1 x 1 cm große Würfel schneiden und mit reichlich Olivenöl in eine große Pfanne geben. Bei mittlerer Hitze und unter regelmäßigem Wenden 15-20 Minuten braten, bis die Kartoffeln gar sind. Vom Herd nehmen und kurz abkühlen lassen, mit Salz und Pfeffer würzen.
2. Die Eier in einer Schüssel aufschlagen und die Kartoffel-Zwiebel-Mischung dazugeben, gut vermischen und dann die Hälfte der Masse in eine kleinere geölte Pfanne (16-18 cm) geben.
3. Wenn die Eiermasse auf der Oberseite zu stocken beginnt, die Tortilla auf einen Teller oder einen Tortillawender gleiten lassen und umdrehen. Fertig braten, bis die Eiermasse komplett fest ist.
Die Tortilla kann sofort heiß gegessen, aber auch im Kühlschrank aufbewahrt oder mit zum Picknick genommen werden. Aus den Resten kann man sich ein herrliches Bocadillo de Tortilla machen. Dafür einfach ein Stück Baguette beidseitig mit Aioli bestreichen und mit kalter Tortilla belegen. Definitiv nichts für Leute, die gerade auf Diät sind, aber absolut köstlich.
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