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Mittlerweile ist es zur Tradition geworden, dass wir uns an einem Freitagnachmittag zu Beginn des neuen Jahres ins Münchner MVG Museum begeben, um uns durch neue und alte Craft-Biere zu probieren und über aktuelle Biertrends zu informieren. Einen Ausblick darauf, wohin die bierselige Reise 2020 führt, gab uns die Craft-Bier-Messe Braukunst Live! auch in diesem Jahr. Diesmal waren wir besonders gespannt, da sich bei der Organisation der Messe einiges gerändert hat: Die traditionsreiche Veranstaltung wechselte die Besitzer und seit diesem Jahr hat der Meininger Verlag (der u. a. die Zeitschrift “Meiningers Craft” herausbringt) die Zügel in der Hand.
Geblieben ist der Ort, doch statt wie sonst an drei Tagen findet die Braukunst nun nur noch an zwei Tagen statt. Neu hinzugekommen ist dafür eine kleine Foodtruck-Area. Außerdem wurde erstmals ein Wettbewerb für ein Festivalbier ausgeschrieben (dazu unten mehr). Im Mittelpunkt stand also weiterhin das Bier, und bei etwa 80 vertretenen Brauereien war die Auswahl wieder groß genug für einen feucht-fröhlichen halben Tag, an dem wir uns mit Björn, Karin und Torsten durch die Messe probiert haben. Sieben Biere, die uns besonders gut gefallen haben, stellen wir euch im Folgenden genauer vor.
Neuentdeckungen und Lieblingsbiere: hazy, sauer, röstig
Antirakete: Walk of Shame, 6,9 %
Hazy, juicy, NEIPA – wie man es auch nennen mag, der bestimmende Biertrend der letzten Jahre ist auch 2020 immer noch das New England IPA. Inzwischen gibt es auch in Deutschland immer mehr kleine Brauereien, die sich trauen, nicht am Hopfen zu sparen, und genügend Käufer*innen, die bereit sind, 5 bis 8 € für eine Dose Bier auszugeben. Ein Newcomer ist Blech.Brut, die sich mit dem von uns auf der letzten Braukunst entdeckten Atelier der Braukünste zusammengetan haben, und in Zukunft unter dem Namen Antirakete brauen werden (im März beginnt dazu ein Crowdfunding – also Augen offen halten). Das Walk of Shame ist ein kompromissloses NEIPA. Richtig schön hazy, krasse Fruchtaromen und ein leichter “hop burn”, der von der Frische des Bieres zeugt. Viel besser kriegen es die gehypten Brauereien der amerikanischen Ostküste mit Sicherheit auch nicht hin.
Munich Brew Mafia: Yellow Space Gun, 7 %
Auch München kann stark gehopfte Biere und unsere Lieblingsmafiosi von der Isar haben ein ganz neues NEIPA (aka DDHIPA – douple dry hopped IPA) im Gepäck. Hier versteckt sich auch ein weiterer Trend: Vieles, was unter dem Begriff New England IPA vermarktet wird, ist im Grunde nur ein sehr stark hopfengestopftes IPA. So auch das Yellow Space Gun, das eigentlich viel zu klar ist, es fehlt das typische trübe Element. Das heißt aber nicht, dass es nicht schmeckt. Ganz im Gegenteil: sehr viel Mango, Passionsfrucht und Zitrusfrüchte, alles nicht zu bitter und die 7 % verschwinden unter der dichten Aromadecke. Ich hoffe stark, dass das Bier dauerhaft im Programm der Munich Brew Mafia bleibt.
Testbräu: Sorachi Blanche Himbeere Cider Edition, 6,2 %
Sauer- und Fruchtbiere warten hierzulande dagegen immer noch auf den ganz großen Durchbruch, aber es ist schön zu sehen, dass auf diesem Feld eine gewisse Normalität eingekehrt ist. Viele deutsche und europäische Craft-Bier-Brauereien haben standardmäßig zumindest ein, zwei kesselgesäuerte Biere im Programm. Daneben gibt es einige Newcomer, die sich sogar ganz auf den säuerlichen Bierstil konzentrieren. So wie die Jungs und Mädels von Testbräu. Sie brauen zwar immer noch im Nebenerwerb, aber die Biere haben es in sich. Die mit Cider-Hefe vergorene Variante ihres Sorachi Blanche Himbeere ist schön spritzig und perfekt für den Sommer. Ich kann nur empfehlen zuzugreifen, wenn ihr einer der schick designten Flaschen von Testbräu begegnet.
Freigeist: Taste of the Cretian Sun (Coolship Edition), 6 %
Einer der Vorreiter in Sachen Sauerbier – ach was, grundsätzlich in Sachen Craft-Bier – ist natürlich Sebastian von Freigeist. Auf der Braukunst setzte er diesmal verstärkt auf Biere, die in den letzten Jahren erst in einem alten Kühlschiff spontanvergoren (gibts in Deutschland sonst quasi nicht) und dann zwei bis drei Jahre in Fässern ausgebaut wurden. Das Taste of the Cretian Sun schmeckt stark nach Brettanomyces, ist leicht süß, irgendwie apfelweinig. Ingwer und Rosmarin, die ebenfalls im Sud gelandet sind, halten sich dagegen sehr im Hintergrund, steuern aber eine gewisse Würzigkeit bei.
Schwarze Rose: El Sourado, 6 %
Eine der bereits erwähnten Neuerungen der Braukunst Live! war ein Brauwettbewerb, in dessen Rahmen mit der neuen Hopfenmischung Fantasia von Barth Haas experimentiert werden sollte, die Bieren Noten von Aprikose, Sahne und Karamell verleiht. Gewonnen hat das FestivalBrew mit Schwarze Rose Craft Beer eine ganz junge Brauerei aus Mainz, deren Brauer sich gänzlich überrascht zeigten. Doch das El Sourado hat völlig verdient gewonnen, denn das mit El Dorado, Mosaic und natürlich ordentlich Fantasia gehopfte Sour IPA (der Sud wurde 24 Stunden mit Lactobazillen gesäuert) schafft den Spagat zwischen Säure und Herbe perfekt. Die mit der Säure gepaarte Fruchtigkeit macht es zu einem perfekten Sommerbier. Wir sind gespannt, welche Bierkreationen sich die Jungs nach diesem Erfolg noch einfallen lassen.
BrewHeart: John Doe, 11 %
Die aus dem Münchner Umland stammenden BrewHeart sind bisher vor allem durch hopfenbetonte IPAs aufgefallen. Die sympathischen Brauer haben nach einem langsamen Start in den letzten Monaten ordentlich nachgelegt und einige neue Biere auf den Markt gebracht. Besonders die hochprozentigen DIPAs und NEIPAs haben bisher nie enttäuscht. Auf der Braukunst konnten wir ein Experiment verkosten, denn dank eines im Bekanntenkreis verfügbaren Whiskyfasses wurde aus dem Stout Bob Barley das fassgelagerte John Doe. Durch das kleine Fass sind die Aromen unglaublich intensiv, und es bleibt zu hoffen, dass die Jungs auch in Zukunft weiter in diese Richtung experimentieren.
Hopfenkopf Bräu: Schwarze Tinte, 6,2 %
Gar nicht so neu, aber uns bisher unbekannt, war dagegen das Stout Schwarze Tinte von Martin Seidel, der bereits seit Ende der 90er-Jahre braut und sich inzwischen mit der Brauerei Hopfenkopf zusammengetan hat. Hier kommt ein Trend zum Tragen, der in den USA an Fahrt gewinnt, hier aber noch kaum eine Rolle spielt: die eigene Herstellung der Rohstoffe. Seidel baut die Gerste auf seinem Bauernhof in Bioqualität an (nicht einmal Mist oder Gülle kommen auf seinen Acker) und röstet sie anschließend selbst. Das Ergebnis ist ein überragendes Stout, bei dem sich Röstaromen mit Kakao-, Kokos- und Kaffeenoten ausbalancieren.
Hinweis/Werbung: Wir haben am Presserundgang teilgenommen und erhielten Pressetickets für die Braukunst Live. Unsere Meinung bleibt davon, wie immer, unberührt.
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