Es ist halb acht morgens, die Stadt liegt noch im Winterschlaf, als wir am zweiten Tag unseres Adventswochenendes im Salzburger Land nach einem kulinarischen Streifzug durch Salzburg zusammen mit anderen Blogger_innen aufbrechen und uns in Richtung Berge aufmachen. Schläfrig und mit kleinen Augen geht es durch nebelige Felder, mit einem Höllentempo schraubt sich unser Großraumtaxi die Straßen hinauf. Nach etwa einer Stunde Fahrt bricht die Nebeldecke auf, felsige Wände werden erkennbar und in der Ferne glitzert der Schnee von den Gipfeln. Sogar ein bisschen Blau zeigt sich am Himmel und wir freuen uns, heute noch mit einer Gondel nach ganz oben fahren zu können und damit den ganzen Dunst hinter uns zu lassen.
Über den Wolken des Großarltals
Kurz darauf steigen wir in Großarl mit der Panoramabahn auf und gelangen auf die 1850 Meter hoch gelegene Laireiter Alm. Völlig geblendet stolpern wir die ersten Meter auf dem Plateau umher, so hell sind Schnee und Sonne hier oben. Der Schnee ist größtenteils künstlich, denn der Saisonstart wird inzwischen immer weiter nach vorne gezogen und der Klimawandel unterstützt diese Entwicklung natürlich nicht gerade. Wir sind selbst keine Skifans und fragen uns, ob das wirklich der richtige Weg sein kann und ob es notwendig ist, die Piste schon Anfang Dezember bis ins Tal befahrbar zu machen. Nichtsdestotrotz sind Atmosphäre und Panorama atemberaubend, und als es schließlich aufklart, ist es um uns Stadtmenschen geschehen. Blauer Himmel, schneebedeckte 3000er, wabernde Wolken, die die Bergspitzen umspielen – wir kommen gar nicht aus dem Staunen heraus und hätten jetzt doch ein wenig Lust, mit einem Schlitten die Piste hinabzudonnern. Stattdessen geht es erst mal zum Aufwärmen in die Hütte, denn auch morgens um 11 Uhr geht hier schon die Post ab. Aus den Boxen erklingen Après-Ski-Hits, an der Theke stehen die ersten Skifahrer_innen mit Bier in der Hand und in der Stube knistert ein wärmender Kamin. Eine heiße Schokolade mit Schuss weckt auch unsere Lebensgeister und kurz darauf geht es wieder hinab ins Tal, denn wir wollen nach Hüttschlag, um den Nationalpark Hohe Tauern zu erkunden.
Tour durch den Nationalpark Hohe Tauern
Am Ende des Großarltals und Beginn des größten Nationalparks der Alpen wartet vor dem Wirtshaus Talwirt schon eine Kutsche auf uns. Dick eingemummelt in Wolldecken zuckeln wir auch schon los durch die malerische Landschaft. Eigentlich sind wir keine großen Freunde von Pferdekutschen, gerade in Städten tun uns die Tiere leid, die dort zwischen Abgasen und nervigen Tourihorden über den Asphalt klappern müssen. Hier machen unsere beiden Zugtiere aber einen starken und gesunden Eindruck und müssen sich den Weg durch den Nationalpark Hohe Tauern nicht mit Autos teilen. Schon nach kurzer Zeit wird der Weg immer ursprünglicher, wir passieren spiegelglatte Seen, fahren mitten durch das Alpenpanorama. Man kann sich gut vorstellen, wie man nach nur wenigen Kilometern ganz alleine mit dem Berg ist. Für uns geht es aber vorher wieder zurück und unsere Gruppe wird immer lustiger, denn zu einer richtigen Kutschfahrt gehört offensichtlich auch heimischer Haselnussschnaps, den der Kutscher äußerst bereitwillig mit uns teilt. Der schmeckt zwar wie schokoladiger Haselnussaufstrich, ist aber definitiv nichts für Kinder. Andererseits scheint man in Österreich weniger zimperlich mit dem Nachwuchs umzugehen, wie wir kurz darauf erfahren …
Zu Besuch beim Krampus
Zurück im Wirtshaus Talwirt gibt es nicht nur gut gemachte österreichische Küche, sondern im Keller des Restaurants hat auch der “Metzger” sein Reich. Auf dem Weg zu seiner Werkstatt kommen wir an den schaurigen Ergebnissen seiner Arbeit vorbei. Sie hängen an den Wänden, liegen auf dem Boden und starren einen gruselig mit lebendig wirkenden Augen an. Was sich anhört wie das Drehbuch zu einem Backwood-Horrorfilm, ist die Grundlage für eine Tradition, die außerhalb Österreichs noch immer für Kopfschütteln sorgt. Am Vorabend des Nikolaustags stattet hier der Krampus den unartigen Kindern einen äußerst einprägsamen Besuch ab. Ohrenbetäubender Lärm und fiese, furchteinflößende Masken haben bis heute sicher Generationen von österreichischen Kindern traumatisiert. Dass die Krampusmasken so schaurig wie nur möglich aussehen, hat sich der “Metzger” Hermann Prommegger zur Aufgabe gemacht – und er ist ein wahrer Meister seines Fachs. Irgendwo zwischen Wolf, Teufel und besonders fiesem Ork mit Hörnern und spitzen Zähnen liegen die Ergebnisse seiner Arbeit. Tausende Fratzen sind unter den Händen des Meisters schon entstanden, und als wir in die Werkstatt kommen, werden gerade die letzten Handgriffe an eine Holzmaske gelegt, die noch am selben Abend Kinder erschrecken soll. Wir selbst müssen aber gar nicht so lange warten, denn plötzlich dröhnt Glockengeläut durch das ganze Haus und kündigt eine Horde der Ungeheuer an. Mit wilden Fratzen, peitschenden Ruten und struppigem Fell geht es durch die Stube und zurück bleiben einige sehr verstörte Kinder (und Blogger_innen).
Stimmungsvoller Bergadvent in Großarl
Deutlich beschaulicher geht es am Abend in Großarl zu, es steht ja noch der Weihnachtsmarkt auf dem Programm, der hier in den Bergen ganz besonders stimmungsvoll sein soll und jedes Jahr ab dem 1. Dezember viele Besucher_innen in das Salzburger Land zieht. Und wirklich, es macht schon einen Unterschied, ob sich die Buden in Münchens grauer Innenstadt drängen oder in einem heimeligen Bergdorf aufgestellt werden. Der Abend bricht langsam an, als wir uns zum ersten Glühwein des Jahres versammeln, doch dunkel ist es keineswegs. Überall sind Kerzen aufgestellt, leuchten Fackeln oder lodern gleich ganze Baumstämme auf den prächtig geschmückten Straßen und Gassen von Großarl. Die Stände sind fein ausgewählt, viele bieten Kunsthandwerk aus der Region an und für uns deutsche Besucher_innen gibt es viel Neues zu entdecken, denn das Essensangebot unterscheidet sich in Österreich leicht von dem, was wir von unseren Weihnachtsmärkten kennen. Auch sonst entdecken wir einige nette Attraktionen, wie das gemeinsame Plätzchenbacken in einer lokalen Bäckerei und ein Christkindl-Postamt, in dem zwei Engel sitzen, die die Wünsche der Besucher_innen notieren und auch wirklich abschicken. Mal schauen, ob uns die Familie endlich einen Korb voller Katzenbabys unter den Baum legt …
Doch am allerschönsten wird der Bergadvent in Großarl, wenn man den Weg zur Kirche des Orts hinaufsteigt und auf die Lichter im Tal und an den Hängen blickt. Die Atmosphäre ist unbeschreiblich und gehört wirklich zu den schönsten Winter- und Weihnachtsimpressionen, die uns bisher begegnet sind. Da stört es auch die Idylle nicht, wenn ab und an die Glöckchen der Krampusse nach oben dringen, die auf dem Weihnachtmarkt nach bestrafungswürdigen Besucher_innen Ausschau halten.
Übernachten im Großarltal: das Hotel Alte Post
Nach einem ereignisreichen Tag sind wir froh, dass unsere Unterkunft mitten in Großarl liegt. Das 4-Sterne-Hotel Alte Post sieht so aus, wie man sich ein Alpenhotel vorstellt: viel Holz, das Personal trägt Tracht und von den Fenstern aus sind die Berggipfel zu erkennen. Das recht neu renovierte Zimmer duftet nach frischem Holz, alles ist schön hell gehalten und großzügig geschnitten. Allein das Bad ist etwas älter, aber in einem guten Zustand. Zum Aufwärmen und Appetitanregen besuchen wir schnell noch einmal den Spa-Bereich, der zwar relativ klein, aber schön gestaltet ist. Neben einem Schwimmbecken gibt es zwei Holzsaunen und ein Dampfbad, die uns nach einem Tag an der Bergluft ganz schön schläfrig machen. Im Anschluss passt das deftige und reichhaltige Abendessen, denn wer filigrane Küche haben möchte, muss hier in der Gegend gründlich suchen. Es sind typisch österreichische Gerichte, die auf dem Teller landen und so gibt es zum Nachtisch natürlich – sehr guten – Apfelstrudel.
Den wahren Star des Abends entdecken wir allerdings im Keller des Hotels, wo sich hinter einer unscheinbaren Tür eine Kegelbahn versteckt, wie wir sie seit den Kindergeburtstagen auf dem Dorf nicht mehr betreten haben. Die ganze Einrichtung wirkt herrlich aus der Zeit gefallen und gemeinsam mit den anwesenden Bloggerkolleg_innen verbringen wir hier äußerst lustige Stunden, bestellen Bier über das Wandtelefon und verlieren haushoch gegen das gegnerische Team. Die haben den Dreh deutlich besser raus als wir Koordinationslegastheniker.
Hinweis: Vielen Dank an Salzburger Land Tourismus für die Einladung zu diesem schönen Adventswochenende und an Eva & Matthias von Fräulein Flora für die tolle Organisation! Unsere Meinung bleibt dabei, wie immer, unsere eigene.
Mit uns unterwegs waren: Lucia von Die Kremserin on the go, Vanessa von Vann Dann, Sara von l’Appetito Vien Leggendo, Kathi & Romeo von Sommertage, Vroni von Berghasen, Sonja & Moritz von Goldfasan, Fanny von Fanny Staaf und Rebecca von RebFre.
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