Lasst euch ein bisschen mittreiben durch die Stadtviertel Tel Avivs und begleitet uns zu ein paar schönen Orten, die es einem leicht machen, sich in Israels zweitgrößte Stadt zu verlieben. Im Blogbeitrag verraten wir euch unsere Highlights und Tipps für Tel Aviv-Jaffa.
Gerade mal drei Stunden dauert es, bis mich Tel Aviv komplett für sich eingenommen hat. Für den Mann ist es das dritte Mal in Israel, er hat mir immer wieder von der Stadt vorgeschwärmt, vor allem von Tel Avivs kulinarischer Seite. Schon bei einem ersten Spaziergang durch die verwinkelten Gassen rund um unsere Unterkunft im jemenitischen Viertel Kerem HaTeimanim, ganz nah am Carmel Market, dann weiter vorbei an den von Zeit und Wetter angefressenen Bauhaus-Gebäuden, deren Eingänge dicht von Palmen und Bananenstauden umwuchert sind, schmieden wir sachte Pläne, bald mal für ein paar Wochen von hier aus zu arbeiten. Mein Ästhetikzentrum ist sofort hin und weg. Ich liebe die vielen Urban-Jungle-Oasen, die mit Blumen geschmückten Hinterhöfe, die gigantischen Grünpflanzen, die an jeder Ecke zwischen Häuserwänden und herabhängenden Stromkabeln in die Höhe wachsen. Die Augen können sich kaum sattsehen am architektonischen Mix der Stadt, am ständigen Kontrast von ultramodern und baufällig und am schönen Strand natürlich. Türkisblaues Wasser, blitzsaubere Strände – einen besseren Stadtstrand kann man sich fast nicht wünschen. Und die israelische Küche erst … aber die hat einen eigenen Beitrag verdient. Unsere neuesten Food-Tipps für Tel Aviv findet ihr hier.
Tel Aviv fließt
Noch dazu lässt sich Tel Aviv-Jaffa wunderbar erlaufen. Gut gefällt mir an der Stadt, dass sie eigentlich keine großen Sehenswürdigkeiten hat. Das mag etwas merkwürdig klingen, aber Tel Aviv wirkt als Ganzes. Es ist das Gefühl, das einem die Stadt vermittelt, der Vibe, die unterschiedlichen Nachbarschaften, das gute Essen, die Menschen, die Tel Aviv ausmachen und eben nicht die großen Attraktionen, die man unbedingt gesehen haben muss. Am besten lässt man sich von der Stadt einsaugen und fließt mit ihr mit; lässt sich treiben, ohne den Druck, irgendwas zu verpassen oder unbedingt Tickets für etwas buchen zu müssen.
Tel Aviv fühlt sich ein bisschen an wie eine stylishere, entspanntere und abgeschrabbeltere Version von Berlin im Sommer – mit schöneren Menschen, Meer und noch mehr hippen Cafés und Restaurants. Berlin scheint unter den Tel Avivis sowieso als zweite Heimat akzeptiert worden zu sein. Erzählen wir, woher wir kommen, hören wir oft, dass man gerade erst da war, bereits länger dort gelebt hätte oder Freund*innen und Familie dort wohnen.
Pittoreske Altstadt mit Blick aufs Meer: Jaffa (Yafo)
Wer am Strand von Tel Aviv in Richtung Süden schaut, erblickt in der Ferne die Al-Bahr-Moschee mit dem grünen Minarett, das Wahrzeichen der über 4000 Jahre alten Hafenstadt Jaffa (oder Yafo), die seit 1950 ein Stadtteil Tel Avivs ist. Ein schöner Spaziergang entlang der Strandpromenade (oder der Bus) führt einen vom modernen Zentrum Tel Avivs direkt zum alten Hafen, wo man auf zahlreiche Fischrestaurants, Angler*innen sowie hungrige Katzen und Vögel trifft, die den Fischfang interessiert beäugen und darauf hoffen, einen Happen abzubekommen.
Das Stadtviertel ist arabisch geprägt, was Jaffa besonders am Shabbat zu einer guten Anlaufstelle macht, denn hier sind viele Restaurants und Geschäfte auch samstags geöffnet. Vorbei am unübersehbaren Clock Tower in der Mitte des Marktplatzes und der Al-Bahr-Moschee zieht es uns in den Park Gan HaPisga, der auf einer Anhöhe liegt und neben einem Panoramablick aufs Meer ein paar Skulpturen und die Wishing Bridge zu bieten hat. Von der kleinen Holzbrücke mit dem Sternzeichen-Geländer aus hat man den besten Blick auf die hübsche Kirche St. Peter.
Old Jaffa könnte nicht malerischer sein. Schmale Gassen und Stufen führen durch die verwinkelte Altstadt. Der Wind pustet unter den Torbögen hindurch und lässt einen nie vergessen, dass das Meer nicht weit ist. Vor allem die Straßen Mazal Arieh und Mazal Dagim gehören zu den schönsten Ecken Old Jaffas und bringen einen geradewegs zum “Oranger Suspendu” (oder “Suspended Orange Tree”), dem einen Meter über dem Boden schwebenden Orangenbaum des israelischen Künstlers Ran Morin, der damit der berühmten Jaffa-Orange ein Denkmal gesetzt hat.
Die historische Altstadt erkundet man am besten, indem man sich treiben lässt. Dabei entdeckt man garantiert einen der hübschen Hinterhöfe, kleine Keramikläden und Künstler*innenateliers – wie die Hand Factory (Netiv HaMazalot 15), das Studio zwei französischer Illustrator*innen, die Prints, Postkarten und Magnete mit lokalen Motiven verkaufen.
Abseits der Altstadt besteht Jaffa gefühlt hauptsächlich aus hippen Restaurants, Cafés und Märkten. Gerade die Gegend rund um den Flohmarkt Shuk HaPishpeshim bündelt spannende Orte, Urban-Jungle-Oasen, Shops und Antiquitätenläden. Für mindestens eine erhobene Augenbraue sorgt das Uri-Geller-Museum, vor dem ein gigantischer verbogener Löffel auf die fragwürdigen Fähigkeiten des Mentalisten verweist. Maximal schräg, wir fragen uns, wer sich so etwas anschaut …
Eine Prise Prenzlauer Berg in Tel Aviv: NOGA
Nur einen Katzensprung vom Clock Tower entfernt befindet sich nördlich von Jaffa das Miniviertel NOGA, das uns mit seinen bourgeoisen Designshops, Boutiquen und angesagten Lokalen ein bisschen an Berlins Prenzlauer Berg erinnert. Hier wirkt alles etwas aufgeräumter als in Tel Avivs anderen In-Vierteln, man findet viele moderne Gebäude, hippe und sehr gute Coffee Shops, wie das Cafelix (Sgula Street 13), und nette Geschäfte, wie Symbol Place (Tirtsa Street 13), wo es Schmuck, Keramik, Poster und andere schöne Dinge aus Israel zu kaufen gibt.
Historisches Erbe: die American-German Colony
Auf dem Weg von NOGA zum In-Viertel Florentin lohnt es sich, durch die etwas versteckte American-German Colony zu schlendern, eine überschaubare, aber niedliche Nachbarschaftssiedlung, die in den 1860ern von amerikanischen Evangelikalen aus Maine errichtet und später von Mitgliedern der deutschen Tempelgesellschaft übernommen wurde. Ich habe sofort Key West im Kopf, als wir die Auerbach Street und die umliegenden Straßen entlanglaufen: Hübsche pastellfarbene Holzhäuser mit schmucken Fensterläden und Veranden, an die sich dicht monströse Monsteras, Palmen und Bananenstauden schmiegen.
Ultrahip und bunt: Florentin
Ein paar Straßen weiter ist nichts mehr von der beschaulichen Prosperität der Siedlung zu spüren. Heruntergekommene Häuser, verrostete Garagentore, Baustellen, Türen und Wände mit abgeblätterter Farbe stellen das Setting für das seit Jahren angesagteste und alternativste Viertel Tel Avivs: Wir sind in Florentin. Der Duft von Räucherstäbchen und Marihuana liegt in der Luft – und von gutem Essen. Denn in kaum einer anderen Ecke der Stadt ist die Dichte an sehr guten und (zu Recht oder Unrecht) gehypten Restaurants, Bars und Cafés so hoch wie in Florentin. Kulinarisch spielt sich vieles rund um den Levinsky Market (Shuk Levinksy) ab, einer Ansammlung von kleinen, zur Straßen hin offenen Geschäften, die Obst, Gemüse, Gebäck und vor allem Berge von Gewürzen, Nüssen und Trockenfrüchten aus Säcken und Kartons verkaufen. Wer Gewürze und andere Köstlichkeiten mit nach Hause nehmen möchte, findet dort in der Regel bessere Schnäppchen als auf dem Carmel Market, denn der Levinsky Markt ist weniger touristisch und überlaufen als seine große Schwester.
Auch Street-Art-Fans kommen im künstlerischen Florentin auf ihre Kosten. Besprühte Rollläden und Häuserwände machen das Viertel zum buntesten der Stadt. Wer mehr über die zahlreichen Graffiti und Murals erfahren möchte, kann sich einer der Street-Art-Touren durch Florentin anschließen. Zeit dafür bleibt uns leider nicht, aber wir entdecken auch auf eigene Faust viele spannende Kunstwerke rund um die Florentin Street.
Malerisches Gründungsviertel: Neve Tzedek
An den Norden Florentins grenzt Neve Tzedek, das erste jüdische Viertel außerhalb Jaffas und der erste Stadtteil Tel Avivs. Die Ruhe fällt auf, als wir durch die malerischen schmalen Gassen laufen, vorbei an ausladenden Bougainvilleen, Orangenbäumen und üppig mit Blumen geschmückten Häusern. Fast schon dörflich wirkt das idyllische Künstler*innenviertel, das heute zu den beliebtesten und teuersten Wohngegenden Tel Avivs gehört.
Durch den Park HaMesila laufen wir an der alten Bahntrasse entlang, die einst Jaffa und Jerusalem miteinander verband, in Richtung Südwesten. Ein bisschen erinnert uns die noch recht neue Parkanlage an die High Line in New York, nur die gigantische Aussicht fehlt. Dafür gibt es Street Art, nette Cafés und viele Grünflächen. Die stillgelegten Gleise führen uns direkt zu HaTachana (Kaufmann Street), dem früheren Bahnhof. Heute beherbergen die 22 historischen Bahnhofsgebäude Shops, Cafés, Bars und Galerien, dazwischen findet man ein paar restaurierte Bahnwaggons, in denen Ausstellungen stattfinden oder Souvenirs gekauft werden können. Ein hübscher Ort, um unter Palmen Kaffee zu trinken und herumstreunende Katzen zu streicheln.
Tel Aviv Garden City: Im Bauhaus-Dschungel der Weißen Stadt
Freitagvormittag ist Bauhaus-Zeit. Erstaunlich viele andere deutschsprachige Tourist*innen versammeln sich mit uns in dem engen Shop des Bauhaus Centers auf der Dizengoff Street. Wir alle sind gekommen, um bei einer zweistündigen Walking Tour durch die Weiße Stadt mehr über den für Tel Aviv so typischen Architekturstil zu erfahren, denn keine andere Stadt kann mit so vielen Bauhaus-Bauten aufwarten. 4000 Gebäude im Bauhaus- und Internationalen Stil umfasst die White City, die seit 2003 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Entstanden sind sie zum Großteil während des Bau-Booms im Zuge der großen Einwanderungswelle der 30er-Jahre, als viele deutsche und europäische Jüdinnen und Juden vor den Nationalsozialisten fliehen mussten. Bis heute prägen die markanten, von der Architektur der europäischen Moderne beeinflussten Gebäude das Stadtbild Tel Avivs.
Vor allem rund um den prunkvollen Rothschild Boulevard sowie in der Dizengoff, Frishman, Balfour, Mazeh und Bialik Street entdecken wir zahlreiche unterschiedliche Beispiele des Stils: geradlinige Bauten mit luftigen, oft stark begrünten Eingangsbereichen, Dachgärten oder offenen, auf Pilotis (Pfeiler) stehenden Erdgeschossen, die das Eindringen von Licht und Meeresbrise erlauben. “Form follows function” ist die Devise, auf verschnörkeltes Design verzichtete man, gefeiert wurden ausbalancierte Asymmetrie, Funktionalität und Gemeinschaftssinn. Viele der Häuser sind denkmalgeschützt, was ihre Renovierung erschwert und teuer macht. Entsprechend gut oder weniger gut sind sie heute in Schuss; einige erstrahlen nahezu perfekt hergerichtet in makellosem Weiß, anderen kann man förmlich beim Auseinanderfallen zusehen.
Stundenlang könnte ich nach der Walking Tour noch weiter durch die Straßen ziehen, geben die mal von Grünpflanzen, mal von Stromkabeln überwucherten Gebäude doch schönste Fotomotive ab. Die Tour endet übrigens wieder am Bauhaus Center – wer also (wie wir) ein paar hübsche Dinge im wirklich schönen und abwechslungsreichen Shop gefunden hat, kann sie nach der Tour kaufen und muss sie nicht zwei Stunden herumschleppen.
Die Touren durch die Weiße Stadt inkl. Einführungsfilm, in dem die Grundlagen der architektonischen Moderne erklärt werden, finden freitags und samstags um 10 Uhr statt. Ausgangspunkt ist das Bauhaus Center in der Dizengoff Street 77. Tickets (90 NIS pro Person) können vorab online reserviert werden.
Flanieren und Shoppen: Carmel Market, King George Street und Shenkin Street
Ein Bummel über den großen Carmel Market (Shuk Ha’Carmel) sollte bei keinem Aufenthalt in Tel Aviv fehlen. Da unsere Unterkunft im jemenitischen Viertel direkt nebenan liegt, nutzen wir den Markt vor der Tür, um uns jeden Morgen mit frischem Obst, Gemüse, Käse (der Käseladen Davka Gorme – HaCarmel Street 34 –, ist großartig, aber teuer), Brot und süßem Gebäck einzudecken. So fein hergerichtet wie der Mahane Yehuda Market in Jerusalem kommt der Carmel Market allerdings nicht daher. Der Shuk Ha’Carmel wirkt deutlich schrabbeliger und ramschiger, bietet aber alles, was man von einem Markt erwartet. Und sogar noch mehr; bei der Menge an trashigen Socken, Unterhosen und T-Shirts, die neben den Obst- und Gemüseständen angeboten werden, müsste man davon ausgehen, dass Israelis quasi nichts anderes kaufen.
Vom wuseligen Carmel Market im Süden bis zum Masaryk Square im Norden verläuft die King George Street, eine der großen Hauptstraßen der Stadt, auf der sich Shops, Cafés, Konditoreien und Bars aneinanderreihen. Während es in dem einen oder anderen Laden ganz spannende Dinge zu entdecken gibt, kann man das Dizengoff Center ruhig links liegen lassen. Hinter der großen Mall (übrigens Israels erste) verbirgt sich ein eher abschreckendes, stickiges Betonlabyrinth mit wenig interessanten Geschäften. Nur der große Supermarkt im Untergeschoss ist ggf. einen Zwischenstopp wert, um ein paar israelische Lebensmittel für zu Hause einzukaufen.
Zwischen Carmel Market und Rothschild Boulevard liegt eine der anderen spannenderen Einkaufsstraßen Tel Avivs, die Shenkin Street. Internationale und israelische Designer*innen haben hier ihre Stores, dazu gesellen sich stylishe Boutiquen, nette Straßencafés und violett blühende Palisanderbäume, die die Shenkin Street nicht nur zum Shoppen attraktiv machen. Allein zum Schaufensterbummeln, People watching und Snacken (z. B. in der Eats Cafeteria, Shenkin Street 20) lohnt sich ein Besuch der hübschen Straße.
Zeitgenössische Kunst auf fünf Stockwerken: Tel Aviv Museum of Art
Kunstinteressierte zieht es von der Shenkin Street über den Rothschild Boulevard und den schönen Habima Square (an dem man sich in der Babka Bakery mit Gebäck und Kaffee stärken kann) zum größten Kunstmuseum der Stadt. Dass das Tel Aviv Museum of Art die landesweit größte zeitgenössische Kunstsammlung beherbergt, wird uns schlagartig bewusst, als wir nach 1,5 Stunden denken, alles gesehen zu haben und dann im architektonisch für sich schon spannenden Herta-and-Paul-Amir-Anbau auf über fünf Stockwerke verteilt auf zahlreiche weitere Exponate zu Design, Fotografie, Videokunst, Malerei und Architektur treffen. Man sollte in jedem Fall genügend Zeit mitbringen, wenn man sowohl die Sammlung des Museums als auch die ständig wechselnden Sonderausstellungen ansehen möchte.
Am meisten Spaß macht uns Erwin Wurms begehbare Installation “Narrow House”, für die der österreichische Künstler das Haus, in dem er aufwuchs, auf 1/6 verschmälert hat. Das hat zur Folge, dass wir beim Betreten des Hauses unsere von Hummus und Sabich gut genährten Bäuche durch die engen Flure und Zimmer quetschen müssen. Wer dagegen noch etwas Platz im Magen hat, kann die museumseigene preisgekrönte Edel-Brasserie Pastel besuchen.
Tel Aviv Museum of Art // Eintritt: 50 NIS. The Golda Meir Cultural and Art Center, Sderot Sha’ul HaMelech 27, Tel Aviv-Jaffa.
Tel Aviv, Stadt am Meer: 14 Kilometer feinster Strand
Nach einem langen Spaziergang durch Tel Aviv bleibt zum Abschluss des Tages nur noch eine Option: Ab zum Strand! Die Stadt ist nicht allein mit der Lage am Mittelmeer gesegnet, über eine Länge von 14 Kilometern erstrecken sich auch beste Badestrände, von der nobleren Marina mit dem Gordon Pool, einem riesigen Salzwasserschwimmbecken, im Norden Tel Avivs bis nach Jaffa im Süden. Die Übergänge zwischen den einzelnen Abschnitten sind fließend und gerade im Zentrum sind die Unterschiede auf den ersten Blick kaum auszumachen.
Im Süden findet man etwas weniger Einrichtungen mit Duschen und Toiletten oder Strandliegenverleiher, im Norden ist der Hilton Beach als Gay Beach bekannt und außer am Shabbat ist der von einem Holzzaun umgebene Nordau Beach orthodoxen Jüd*innen vorbehalten und tageweise nach Geschlechtern getrennt. Saubere Strände und klares Wasser hat man überall – egal, ob an den beliebten Partystränden Hilton, Gordon oder Frishman Beach oder weiter südlich.
Die beiden Strandabschnitte, die wir am häufigsten besuchen, sind Geula Beach und Banana Beach (etwa auf der Höhe des Carmel Markets), da sie praktisch zu unserer Unterkunft liegen und als besonders schön gelten. Aber auch an den anderen Stränden fühlen wir uns wohl – am besten schlendert man ein Weilchen auf der langen Strandpromenade entlang, bestaunt die Fitness- und Yoga-Hungrigen in den Outdoor-Studios und entscheidet sich dann für den Abschnitt, der einem am besten gefällt. Eine gute Portion Selbstbewusstsein schadet definitiv nicht, wenn man die Strände Tel Avivs besuchen möchte, denn die Dichte an schönen, durchtrainierten und perfekt gebräunten Menschen ist hier ganz besonders hoch.
Das Wasser ist zwar sehr flach, aber an windigen Tagen sind die Wellen nicht zu unterschätzen. Dann sind es vor allem die Surfer*innen, die im Meer zu sehen sind. Nicht irritieren lassen darf man sich von den Verbotsschildern, die die Strände säumen und das Schwimmen außerhalb der von Rettungsschwimmer*innen kontrollierten Zeiten untersagen. Die Stadt sichert sich damit gegen Klagen ab, an das Schwimmverbot hält sich aber kaum jemand.
Shabbat in Israel: Jerusalem vs. Tel Aviv
Freitagabend wird zum Shabbat eingeläutet, dem wöchentlichen jüdischen Ruhetag, der bis Samstagabend dauert. Dass dieser je nach Stadt ganz anders ausfällt, erleben wir in Jerusalem und Tel Aviv. Während Jerusalem schon ab Freitagmittag stillsteht, die Straßen leer gefegt sind, fast alle Restaurants und Geschäfte schließen und der Samstag bestenfalls für Ausflüge (zum Beispiel ans Tote Meer) genutzt werden kann, spürt man in Tel Aviv vom Shabbat nicht ganz so viel. Zwar stoppen die meisten öffentlichen Verkehrsmittel, ein paar Restaurants und Läden schließen von Freitagabend bis Samstagabend, der Carmel Market klappt seine Stände hoch, doch die Stadt vibriert ungehindert weiter. Ohne Probleme findet man am Freitagabend und Samstag zahlreiche offene Cafés, Bars und Restaurants, die halbe Stadt hängt am Strand ab und feiert. Gerade ein Besuch in Jaffa lohnt sich am Shabbat, denn im arabisch geprägten Stadtteil herrscht alles andere als Ruhetag.
Wer ausgerechnet am Shabbat zum Flughafen in Tel Aviv muss oder von dort in die Stadt möchte, bestellt sich am besten ein (nichtjüdisches) Taxi oder einen Fahrdienst – die sind am Shabbat zwar etwas teurer, aber eine andere Möglichkeit bleibt einem am Samstag nicht. Empfehlen können wir Hadar Taxi, dort haben wir telefonisch ein Taxi vorbestellt, das uns am nächsten Tag pünktlich am vereinbarten Ort abholt und zum Festpreis von 150 NIS zum Ben Gurion Airport bringt.
Ist es sicher, nach Tel Aviv bzw. Israel zu reisen?
Das ist sicherlich die Frage, die sich alle stellen, die nach Israel reisen. Auch abseits der länger andauernden kriegerischen Auseinandersetzungen kommt es in Israel immer wieder zu Anschlägen, Raketenangriffen und Demonstrationen. Den perfekten Zeitpunkt für eine Reise nach Israel gibt es wahrscheinlich nicht, da sich die Sicherheitslage im Nahen Osten schnell ändern kann. Aber zumindest gibt es Phasen, in denen der Konflikt den Aufenthalt nicht nennenswert beeinflusst und das Sicherheitsrisiko vertretbar ist.
In jedem Fall sollte man vor der Reise die Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes checken (auf der Seite kann man auch seine Reisedaten in die Krisenvorsorgeliste eintragen und Kontaktpersonen für den Notfall angeben). Während unserer Reise wurde vom Besuch bestimmter Regionen und Orte abgeraten, daran haben wir uns gehalten. Vor Ort sollte man die lokalen Nachrichten im Auge zu behalten, das haben wir so intensiv bisher in keinem anderen Land gemacht. So haben wir mitbekommen, dass es einen Tag nach unserer Abreise aus Jerusalem in unmittelbarer Nähe unserer Unterkunft einen Anschlag gegeben hat.
So etwas hinterlässt auf jeden Fall ein mulmiges Gefühl, doch gleichzeitig haben wir uns während der Reise zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt. Vor allem Tel Aviv fühlt sich leicht und unbeschwert an, wenngleich die zahlreichen mit Maschinengewehren herumlaufenden Soldat*innen (vor allem in Jerusalem) befremdlich wirken und die gründlichen Sicherheitskontrollen am Flughafen, vor Sehenswürdigkeiten oder Shoppingcentern einem die erhöhte Gefahr von Terroranschlägen bewusst machen. Auch die Straßenschilder, die auf öffentliche Luftschutzbunker hinweisen oder die Tatsache, dass die meisten neueren Wohnungen (und somit auch viele Airbnbs) über einen Mamad – einen bombensicheren Raum mit Stahltür, verstärkten Wänden und Fenstern – verfügen, der im Fall eines Raketenangriffs Schutz bietet, führen einem vor Augen, dass Israel kein ganz einfaches Reiseland ist.
Kurzum: Trotz der eher angespannten Sicherheitslage während unseres Aufenthalts haben wir uns in Israel und besonders in Tel Aviv nie unwohl gefühlt (von dem ohrenbetäubenden Lärm der Kampfjets, die für die Flugshow anlässlich der 75-Jahr-Feier geprobt haben, und der Sirene, die zum Memorial Day landesweit ertönt und bei uns erst einmal für Verwirrung sorgte, einmal abgesehen). Am Ende muss jede*r individuell einschätzen, ob eine Reise in eine eher konfliktreiche Region für eine*n infrage kommt und man mit den Gegebenheiten vor Ort klarkommt.
Weitere Tipps für Tel Aviv und andere Orte in Israel
Zwischen Hummus, Strand und Weißer Stadt: Tel Aviv und Akko kulinarisch
1 Kommentar
Vielen, vielen Dank!
25. Juni 2023 at 10:48