Jeden Tag ein Buch lautet der schöne Titel einer Aktion, welche die umtriebige Foodbloggerin Astrid Paul von Arthurs Tochter Kocht auf die Beine gestellt hat. Eine Woche lang werden landauf, landab BloggerInnen ihre liebsten Koch- und Genussbücher vorstellen, und da reihen wir uns natürlich gerne ein. Ausgesucht haben wir uns für diese Gelegenheit einen ziemlich dicken Brocken, der uns inzwischen richtig ans Herz gewachsen ist. Nigel Slater heißt der Mann dahinter – einer der wichtigsten Food-Journalisten Englands. Auf über 600 Seiten präsentiert der DuMont Verlag die deutsche Ausgabe seines Bestsellers “Tender|Gemüse” mit über 400 Rezepten. Darüber hinaus finden sich darin massig Informationen zu mehr als 30 verschiedenen Gemüsesorten. Das reicht vom Anbau über die Sortenvielfalt bis zu den verschiedenen Zubereitungsmöglichkeiten.
Dank dieser Fülle an Informationen taugt das Buch also hervorragend als Nachschlagewerk. Auf dem Markt komisches Gemüse angedreht bekommen? In Zukunft kein Problem mehr! Einfach mal nachschauen, was Nigel damit so anstellen würde. Verfasst ist das alles in einem sehr literarischen, persönlichen Stil, der die Lektüre äußerst angenehm macht. Nigel Slater verbindet mit jedem Gericht, ja mit fast jedem Gemüse, eine persönliche Erinnerung, und genau dieser sehr individuelle und begeisterte Zugang unterscheidet das Buch stark von einem üblichen Kochbuch. Ich hatte das Buch deswegen auch eine Weile beim Frühstück neben mir liegen und konnte so vor dem Weg ins Büro noch ein wenig mehr in die Welt des Gemüses (und Nigel Slaters) eintauchen. Nur im Bett lässt sich das Buch eher schlecht lesen, denn bei 2 kg Gesamtgewicht werden schnell die Arme schwer. Wer mehr über Nigel Slaters Werdegang erfahren möchte, sollte sich unbedingt auch den Film Toast anschauen, der auf den Erinnerungen des Food-Enthusiasten beruht.
Inhalt & Optik
Insgesamt macht das Buch einen sehr wertigen Eindruck, hat einen schönen Leineneinband spendiert bekommen und sieht aus, als ob es ein paar Jahre zwischen Regal und Herd überstehen könnte. Das Layout ist angenehm schlicht gehalten und lässt einen die Informationsmassen gut überblicken. Überhaupt steht der Text im Mittelpunkt des Buches, Fotos spielen nur eine Nebenrolle. Wer gerne zu jedem Rezept ein Foto hätte, wird hier enttäuscht werden, aber das ist natürlich auch nicht das Ansinnen dieses Buches. Die Food-Fotos sind ebenfalls ansprechend schnörkellos gehalten und konzentrieren sich ohne viel Schnickschnack auf das Wesentliche. Darüber hinaus begleiten stimmungsvolle Aufnahmen von Gemüse und Pflanzen die einzelnen Kapitel.
Die Rezepte
400 Rezepte hat Nigel Slater im Buch versammelt – bis man sich da durchgekocht hat, sollte es ein Weilchen dauern. Dem Stil des Buches entsprechend sind auch die Rezepte eher literarisch verfasst. Der Umschlag spricht passenderweise auch von Rezeptideen; vieles eignet sich also als Ausgangspunkt für eigene Kreationen und liefert hervorragende Anregungen, wie mit dem jeweiligen Gemüse umzugehen ist. Das soll allerdings nicht heißen, dass Nigel Slater etwa unkreativ ans Werk gehen würde. Ganz im Gegenteil sind seine simplen Vorschläge oft erstaunlich raffiniert und arbeiten mit interessanten Kombinationen. Ich habe den Eindruck, dass er lieber versucht, mit wenigen Zutaten den Charakter des jeweiligen Gemüses zu erhalten, statt es zu einem Nebendarsteller verkommen zu lassen. Einer der wenigen Kritikpunkte wäre, dass viele Rezepte eher einen Beilagencharakter haben – wer also ein Buch voller Hauptgerichte erwartet, könnte vielleicht enttäuscht werden. Die Umsetzung unserer bisher nachgekochten Gerichte war einfach und erfolgreich, die Speisen konnten geschmacklich mehr als überzeugen. Neben ein paar köstlichen süßlich-scharfen Tomaten mit Chili, Kokos und Ingwer, die wir euch gleich noch genauer vorstellen, waren das u.a. ein Pilaw aus Spargel, Bohnen und Minze sowie eine cremige Pastinakensuppe.
Gebackene Tomaten mit Chili, Kokos und Ingwer (für 2 Personen):
2 Knoblauchzehen
1 rote Chilischote
1 daumengroßes Stück Ingwer
12 mittelgroße Tomaten (etwa 1300 g)
½ TL Chiliflocken
1 TL gemahlener Koriander
1 TL Kurkuma
½ TL Kreuzkümmel
½ TL Kardamom
1 TL Salz
2 EL Olivenöl
7-8 EL Kokosmilch
1 Handvoll frischer Koriander
1. Den Knoblauch schälen und zusammen mit der Chilischote klein hacken. Den Ingwer schälen und in sehr dünne Scheiben schneiden. 4-5 Tomaten in kleine Würfel schneiden. Die restlichen Tomaten halbieren. Die Gewürze und das Salz in einer Schüssel miteinander vermischen.
2. Das Olivenöl in einer tiefen Pfanne bei mittlerer Stufe erhitzen, dann Knoblauch, Chili und Ingwer so lange darin braten, bis sie weich sind und Farbe angenommen haben. Die Gewürzmischung dazugeben und unter Rühren erwärmen. Die gewürfelten Tomaten und 200 ml Wasser in die Pfanne geben und alles gut verrühren. Die restlichen Tomaten mit der Schnittfläche nach unten in die Soße legen und in 7-8 Min. leicht köchelnd gar werden lassen. Anschließend die Tomaten umdrehen und noch einmal 2-3 Min. weitergaren.
3. Die Kokosmilch löffelweise in die Pfanne geben und die Soße leicht köchelnd etwas eindicken lassen. Die Tomaten sollten am Ende gerade noch zusammenhalten und nicht auseinanderfallen. Währenddessen den frischen Koriander fein hacken und zum servieren über die Tomaten streuen. Dazu passt Reis oder einfach etwas frisches Brot.
Fazit
Nigel Slater hat mit “Tender | Gemüse” ein tolles Nachschlagewerk und eine umfassende Rezeptsammlung zum Thema Gemüse vorgelegt. Auch für KöchInnen, die schon viele Kochbücher ihr Eigen nennen, wird dieser Wälzer noch eine Bereicherung darstellen. Und Menschen, die Gemüse bisher eher skeptisch gegenüberstanden, finden mit dem sympathischen Engländer einen enthusiastischen Fürsprecher, der ihnen neue kulinarische Welten eröffnen sollte. Volle 5 von 5 Gemüsetüten!
DuMont Buchverlag, Köln 2012.
39,95€ / ISBN 978-3-8321-9449-9
Vielen Dank an den DuMont Verlag, der uns das Buch zur Verfügung gestellt hat.
Angesichts der bereits fortgeschrittenen Woche werden wir es wohl leider nicht schaffen, noch ein weiteres Buch im Rahmen der Jeden-Tag-ein-Buch-Aktion vorzustellen, aber schaut doch mal auf der Facebookseite zur Aktion vorbei, klickt hier auf die Links in den Kommentaren oder sucht bei Twitter nach dem Hashtag #jteb, denn außer uns schreiben viele weitere BloggerInnen in diesen Tagen Rezensionen zu Genussbüchern und tun ihre Liebe zu Büchern kund.
12 Kommentare
Oh das sieht fein aus! Muss ich unbedingt ausprobieren. Vielen Dank für die Rezension und das Rezept.
31. Mai 2014 at 15:24Liebe Grüße aus Pasing,
Marie 😉
Danke! 🙂 Das war wirklich sehr fein und eignet sich sicher gut als schnelles Sommeressen auf dem Balkon.
7. Juni 2014 at 8:13Ich schwankte … und habe mich dann für das Obst-Buch entschieden, seit ein paar Tagen liegt es neben mir. Wobei grade heute suche ich nach Ideen für Artischocken, meine Ernte ist unerwartet reichhaltig…
31. Mai 2014 at 15:47Das Obstbuch steht auch schon auf der Wunschliste! Wir müssen nur noch überlegen, wo wir das hinstellen würden…
6. Juni 2014 at 11:22Gemüse und Obst gehören zu meinen Lieblingsbüchern, zwei schwere Schinken die, wie ich finde, in jedes Bücherregal gehören 🙂
31. Mai 2014 at 18:13Ich sehe schon, an “Obst” wird wohl nichts vorbeiführen. Ich fang dann schon mal an, im Bücherregal auszumisten …
7. Juni 2014 at 8:15Das steht auch schon lange auf meiner Wunschliste 😉 Und die Tomaten sehen sehr lecker aus!
1. Juni 2014 at 11:45Danke! Ja, das Buch lohnt sich, wir möchten es nicht mehr missen! 🙂
7. Juni 2014 at 8:16Hab es nachgekocht *_* excellent !!!
Hast unteranderem einen ganz tollen Blog 🙂
LG Antonella
2. Juni 2014 at 18:34antonellasbackblog.wordpress.com
Oh, wie schön, liebe Antonella – das freut uns! 🙂
7. Juni 2014 at 8:17oh, das sieht ja fabelhaft aus 🙂 das muss bald bald einmal getestet werden und auch das Kochbuch klingt großartig für einen Gemüsefan wie mich 😉 Liebste Grüße, Kiki
3. Juni 2014 at 10:37Unbedingt, liebe Kiki – für Gemüsefans ist das Buch wirklich ein Muss!
7. Juni 2014 at 8:18