Wer uns bei Twitter und Facebook folgt, kann sich vielleicht noch erinnern, dass wir im März ein Wochenende lang erst panische und dann vollkommen erschöpfte Nachrichten über ein Kochevent rausgeschickt haben. Seitdem sind einige Wochen vergangen, in denen wir genügend Zeit hatten, uns wieder vollständig zu regenerieren – sowohl physisch als auch psychisch. Jetzt können wir euch also ein wenig von dem Moment berichten, als wir kurzfristig den Verstand verloren und uns bereit erklärten, ein kulinarisches Event für 60 Leute zu schmeißen.
Hintergrund war, dass der Olivenölhändler unseres Vertrauens – Salih, der Geschäftsführer von Oliviers & Co. in München – die Idee hatte, mit uns gemeinsam einen kulinarischen Abend für seine Stammkundschaft zu organisieren. Es hat ihn einiges an Überzeugungsarbeit gekostet, aber am Ende hatten wir Lust darauf, die Herausforderung, für 40 Personen in der Münchner Schrannenhalle zu kochen, anzunehmen. Schnell einigten wir uns auf ein Menü bestehend aus sechs kalten Vorspeisen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren wir uns nicht sicher gewesen, ob die Sache auch wirklich ein Erfolg werden würde und tatsächlich irgendjemand willig wäre, für die Kochkünste zweier Amateure Geld zu bezahlen. Aber da lagen wir wohl ganz schön daneben. Zwei Tage nach Versand der Einladungen füllte sich bereits die Warteliste und kurz nachdem wir uns bereit erklärt hatten, doch noch 20 Leute zusätzlich anzunehmen, war der Abend endgültig ausgebucht. In dem Moment kamen uns dann ernsthafte Zweifel, ob wir uns mit der Sache nicht etwas übernommen hatten (im Rückblick: ein klares Ja!).
Es folgten zwei Tage voller Großeinkaufserfahrungen, stundenlangem Probekochen und Vorbereiten in der eigenen (viel zu kleinen) Küche, ein bis zur Erschöpfung getriebener Standmixer (R.I.P.), 5 kg geschnippelte Pfirsiche, 50 gekochte Eier, 65 zu befüllende Nachtischgläschen und noch zig weitere kleine Arbeitsschritte.
Um es vorweg zu nehmen: Es war ein unglaublich anstrengender Abend, wir fielen nachts um 3 Uhr fix und alle ins Bett und blieben darin auch die nächsten beiden Tage liegen, denn jede Bewegung schmerzte. Ich glaube, wir hatten beide seit sehr langer Zeit nicht mehr einen solchen Muskelkater. Aber: Es war auch ein unglaublich spannender Abend, der viel Spaß gemacht hat und uns vor allem jede Menge neuer Erfahrungen beschert hat! Im Nachhinein betrachtet war alles auch gar nicht so schlimm, wie es sich bis hierhin vielleicht anhören mag. Wir erhielten sehr viel positives Feedback, alle sind satt nach Hause gekugelt und fürs erste Mal haben wir uns eigentlich ganz gut geschlagen. Trotzdem sind wir uns einig, dass wir einen Abend in dieser Größenordnung so schnell nicht wieder veranstalten werden – das überlassen wir dann doch lieber den Profis. Da wir aber nach diesem Wahnsinnsabend um einiges an Erfahrung reicher sind, möchten wir diese natürlich mit euch teilen – für den Fall, dass ihr auch mal in die Verlegenheit kommt, für mehr als 20 Personen kochen zu müssen (was wir euch wirklich nur in Ausnahmefällen wünschen).
1) Egal, was serviert werden soll, kocht es zu Hause mindestens zweimal zur Probe und richtet es an – auch wenn ihr das Rezept eigentlich im Schlaf kennt. Macht unbedingt noch einen Testlauf, bevor es ans Eingemachte geht. Und dann nehmt euch trotzdem ein ausführliches Rezept mit.
2) Neben dem geschmacklichen Feintuning sollte das Testkochen dazu dienen, die Mengen bis aufs letzte Gramm auszurechnen. Legt die Portionsgrößen fest, wiegt sie ab und errechnet dann aus den verwendeten Zutaten die benötige Menge für 30, 40 oder 100 Personen. Kein Schätzen, kein, “das müsste schon passen”, sondern mit Waage und Taschenrechner oder Exceltabellen arbeiten. Das erspart euch peinliche Momente, wie den, dass das Hummus plötzlich nur für 55 statt 60 Teller reicht. (Oops …)
3) Das Auge isst mit, und glaubt uns, am großen Abend sorgt es für unnötige Hektik und einige Beinahe-Nervenzusammenbrüche, wenn man hier erstmals testet, wie das Essen nun genau auf dem Teller landen soll. Hängt natürlich eng mit Punkt 1 + 2 zusammen und sollte deswegen vorher ausführlich getestet werden. Dann am besten Fotos machen, die am Abend den HelferInnen als Anleitung dienen können. Angenehmer Nebeneffekt: Man weiß, dass man z.B. deutlich weniger Avocado benötigt als gedacht und ist nicht gezwungen, 1,5 kg überzählige (schon geschälte und geschnittene) Früchte zu Guacamole verarbeiten zu müssen …
4) Testet auch, wie lange das Anrichten dauert und bezieht das in die Planung des Abends mit ein. Wir haben selbst zu viert definitiv zu lange gebraucht. Auch hier hilft eine genaue Planung, dann lässt es sich auch einfacher delegieren.
5) Sorgt dafür, dass genügend Platz zum Anrichten vorhanden ist. Ihr glaubt gar nicht, wie viel Platz 60 große Teller brauchen!
6) Sorgt dafür, dass ihr genügend Geschirr und Besteck für alle (!) Gänge habt. (Der Nachtisch schmeckt aber natürlich auch mit Plastiklöffeln vorzüglich (räusper).)
7) Plant für den Tag der Veranstaltung zu viel Zeit ein. Wenn ihr am Ende noch Zeit habt, um eine Stunde zur Ruhe zu kommen oder euch mit einem Glas Wein zu betäuben: umso besser. Wir sind aus der Vorbereitungsküche ohne Unterbrechung zum Anrichten des ersten Gangs gerannt, was unserem Nervenkostüm nicht gerade gut getan hat. Um dafür zu sorgen, dass man genügend Zeit hat, können wir euch nur raten, so viel wie möglich am Tag vorher zu erledigen. So könnt ihr auch sichergehen, dass ihr genügend Zeit habt, alles noch mal mit euren HelferInnen durchzugehen. Die können viel effektiver arbeiten, wenn ihr ihnen vorher erzählt, was wann zu tun ist.
8) Vergesst nicht, direkt vor dem Anrichten noch einmal abzuschmecken. So verhindert ihr, dass euer Kartoffelsalat zu fad auf den Tellern landet.
9) Kauft im Großhandel ein. Zumindest hier haben wir alles richtig gemacht. Im Gastrogroßhandel Hamberger haben wir einen Vormittag lang mit offenen Mündern den Einkaufswagen vollgepackt. Viel besser als Metro, aber leider ist es wohl nicht so einfach, dort Zugang zu bekommen. Die Glücklichen, die es schaffen, erwarten dafür 5kg-Gläser Nutella und kistenweise Limetten für einen Spottpreis.
10) Wenn ihr Verantwortung abgebt, kontrolliert trotzdem noch einmal nach. Als Köchinnen und Köche fällt vieles, was schief läuft, auch auf euch zurück.
Unser Fazit? Unser Respekt gegenüber KöchInnen ist massiv gestiegen, wir sind wirklich ganz froh, dass wir zur Hauptsache nur für uns kochen. Daher haben wir auch alle netten Anfragen, ob wir nicht ins Catering-Business einsteigen wollten (“Ich habe da eine Geburtstagsfeier im Sommer…”), höflich, aber bestimmt abgelehnt. Spannend war es trotzdem und wir möchten uns deswegen auch noch einmal bei Salih bedanken, dass er uns zu dieser Aktion ermutigt hat. Nicht zu vergessen natürlich die fleißigen HelferInnen, die es mit unserem chaotischen Abendprogramm aufgenommen haben und spontan eingesprungen sind, wenn es irgendwo brannte.
25 Kommentare
Boah, Wahnsinn! Da wird mir schon heiß beim Lesen! Danke für die guten Tipps! Und so wie’s aussieht, habt Ihr das aber fein hinbekommen! Mein Respekt!
8. Mai 2013 at 17:24Alles Liebe,
silvia
Hihi, vielen Dank! 😉
8. Mai 2013 at 21:03Tolle Leistung! Hut ab!
8. Mai 2013 at 18:05Ich koche im Sommer die Hochzeit meiner Schwester mit 100 Gästen. Mal sehen, ob ich das heil überstehe… 😉
60 Personen hab ich schonmal gestämmt zum Geburtstag von meiner Mama. +40 wird aber trotzdem nochmal eine neue Erfahrung. Allerdings wird es bei der Hochzeit ein Buffet. Das sollte doch etwas Stress rausnehmen. 😉
Danke! 🙂 Uff, 100 Gäste? Das ist mal ne Ansage. 60 war für uns fast schon ein Ding der Unmöglichkeit. Aber du packst das – da sind wir sicher!
8. Mai 2013 at 21:05Naja. Buffet. Und ich hab schon auch noch ein paar Küchenhelfer die schnippeln und so. Aber ich hab die Verantwortung. ;-(
10. Mai 2013 at 12:42Wird schon werden. Immer an sich selbst glauben, egal was passiert! 🙂
Wow, respekt! Eine unglaubliche Leistung von euch!
8. Mai 2013 at 18:45Und falls ihr euch doch nochmal dafür entscheidet, so ein Event zu schmeißen: Sagt Bescheid, ich bin dabei 😉
Alles Liebe,
Ramona
Also, als Gast natürlich 😀
8. Mai 2013 at 20:22Haha 😉 Ach, komm doch lieber so vorbei – dann kochen wir sehr gerne im kleinen Kreis für dich!
8. Mai 2013 at 21:06Chapeau! kann ich dazu nur sagen! Ich hätte mir das nicht zugetraut 😉
8. Mai 2013 at 19:50Danke 🙂 Wir uns auch nicht 😉
8. Mai 2013 at 21:06Ich war im März dabei und sage Euch, es hat super geschmeckt! Hat insgesamt etwas länger gedauert als gedacht, aber das ist doch an einem Samstag Abend nicht wichtig. Würde mich über eine Wiederholung freuen!
8. Mai 2013 at 21:02Oh, vielen Dank, Susanne! Das freut uns ungemein! 🙂 Wiederholung dann nur in einem etwas kleineren Rahmen 😉
8. Mai 2013 at 21:09Wow, eine echt coole Aktion! Eure Tipps werde ich mir merken, auch wenn die Chance sehr gering ist, dass ich je mehr als fünf Leute bewirten muss ;). Meine Hochachtung, dass ihr euch dieser Herausforderung gestellt und sie gemeistert habt!
Liebe Grüße,
8. Mai 2013 at 21:37Mareike
Danke, liebe Mareike – naja, man weiß ja nie! 😉
8. Mai 2013 at 21:4460 Leute! Halleluja, was für eine Aufgabe! Eure Tipps, also, eine Frage dazu… ist Euch das alles passiert? Ich hoffe doch nicht, dass Euch das Geschirr ausgegangen ist?
8. Mai 2013 at 21:42Liebe Grüße!
Julia
Haha, naja, öhm ich sag mal so: Wir sind unseren Spülhelferinnen zu großem Dank verpflichtet. 😉
8. Mai 2013 at 21:48Ich kann mich nur anschließen: Respekt! und ein ihr ´seit echt wahnsinnig, ich rotiere ja bei den 15 Gästen zu meinem Geburtstag immer schon, wenn ich mir das jetzt vervierfacht vorstelle…unglaublich!
9. Mai 2013 at 10:01Alles Liebe,
Nova
Naja, immerhin hatten wir ja hier mehr Zeit für die Vorbereitung und zum Glück nur kalte Vorspeisen. 60 warme Gerichte auf den Punkt zu servieren wäre noch einmal eine ganz andere Herausforderung gewesen…
10. Mai 2013 at 10:09…okay jetzt stell ich mich in die Ecke und weine, denn ich hab auch immer nur ein warmes Gericht…
10. Mai 2013 at 15:09😉
10. Mai 2013 at 17:43Der helle Wahnsinn. Ich wünsche mir schon im kleinen Kreis von 8 Personen ein Paar Zusatzarme, um alles zeitnah hinzubekommen, und ihr wuppt mal eben so eine riesige Ansammlung hungriger Menschen. Bei dem Menü hätte ich auch gern Platz genommen. Ich wünsche euch noch einen schönen Feiertag!
9. Mai 2013 at 14:25das sieht aber total lecker aus … Hut ab 🙂
9. Mai 2013 at 14:39LG Andrea
Danke 🙂
10. Mai 2013 at 10:15WOW! 60 Gäste?!? Ich habe schon manchmal Probleme mit 6 Personen und ein 3 Gängemenü 😉 Trotz Stress und kleinere Pannen hoffe ich Ihr hattet trotzdem eine menge Spaß. Ein schönes Erlebnis!
10. Mai 2013 at 9:57Viele Grüße
Wow! Wir hatten letztens auch ein Event für 56 Personen, zwar nur mit 3 Gängen aber das hat auch gereicht 🙂 Da muss man Organsatorisch so viel bedenken, das glaubt man gar nicht.
11. Mai 2013 at 15:44