Wenn ich an tschechische Küche denke, kommen mir zuerst Knödel, Palatschinken, Bier und vor allem viel, viel Fleisch in den Sinn. Gut, dass es in Prag einige wackere Inseln der vegetarischen Küche gibt, die den extremst fleischlastigen Speisekarten der Touristenlokale etwas entgegenzusetzen haben. Auf meiner Konferenz in der tschechischen Hauptstadt wurde ich zwar fast rund um die Uhr verpflegt, für meinen einzigen freien Abend suchte ich mir jedoch ein kleines Restaurant aus, über das ich vorher nur Gutes gelesen hatte. Das Clear Head oder Lehká Hlava, wie es auf Tschechisch heißt, bietet seit 2005 vegetarische und vegane Küche, die im Vergleich mit deutschen Preisen auch noch unschlagbar billig ist.
Das Gebäude stammt aus dem 15. Jahrhundert und liegt versteckt in einer Seitenstraße. Etwas heruntergekommen sieht es von außen aus, aber sobald man eintritt, fühlt man sich wie in einer anderen Welt. Gedämpftes Licht, leise Musik und eine Einrichtung, die als Mischung aus Ethno-Indien-Style und niederländischem Coffeeshop (ich sag nur Pilzlampen!) daherkommt. Die Bedienungen waren super freundlich und nach kurzer Wartezeit bekam ich auch ohne Reservierung einen Tisch. Wer aber sichergehen will, sollte wohl auch unter der Woche reservieren, besonders groß ist das Clear Head nämlich nicht.
Ob man das wirklich in Persien getrunken hat, weiß ich nicht, geschmeckt hat es aber!
Ich entschied mich schweren Herzens (es gab sooo viele leckere Dinge auf der Karte!!!) für Gnocchi aus Polenta in einer Schafsmilchkäsesoße. Dazu gab es Räuchertofu, geschmorte Zwiebeln und einen kleinen Salat. Eigentlich hätte es in Prag dazu ja Bier sein müssen, aber auf dem Tisch lockte eine Sonderkarte mit einem Fruchtgetränk aus Minze, Ingwer und Balsamico, dem konnte ich einfach nicht widerstehen. Die Gnocchi kamen schnell, hübsch angerichtet neben dem nicht zu verachtenden Beilagensalat. Dieser war mit einer leicht süßlichen Soße und Sesamsamen angemacht und hätte gerne noch größer sein dürfen. Das eigentliche Hauptgericht war ebenfalls 1a, die Soße sehr sämig, sehr käsig und der Tofu eine tolle Ergänzung. Allein die Gnocchi hätten etwas mehr Salz vertragen können, da kam der Geschmack zur Hauptsache aus der Soße. Macht aber gar nichts, denn die war ja total lecker und viel zu bald hatte ich die Schüssel restlos geleert. Der “persische Fruchtsaft” passte toll dazu, durch Ingwer und Essig hatte er eine gute Schärfe ohne aber den Fruchtgeschmack zu übertünchen. Bezahlt habe ich am Ende umgerechnet 9€ inkl. Trinkgeld, in Münchens hippen Vegetarierschuppen wäre ich da mindestens das Doppelte losgeworden.
Was hier nach riesigen Fetastücken aussieht, sind eigenwillig geformte Polentagnocchi.
Fazit
Für den nächsten Pragbesuch unbedingt dieses Kleinod vormerken, egal ob Vegetarier/in oder nicht. Es lohnt sich! 5 von 5 Tofuwürfeln
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