Tokio kulinarisch entdecken: In unserem Tokio Food Guide reisen wir mit euch in Japans Hauptstadt und verraten euch unsere Food-Tipps für Tokio; besser gesagt für den Westen der Stadt, denn es geht in die Viertel Shinjuku, Shibuya, Harajuku, Shimokitazawa und Koenji. In unseren kulinarischen Tipps für Tokio stellen wir euch Restaurants, Cafés und Bars vor, in denen ihr auch vegetarische oder vegane Optionen findet.
Tokio ist ein Paradies für Foodies. Das wissen wir nicht erst seit unserer ersten Reise nach Japan. Von dampfenden Ramen, spannenden Sushi-Kreationen, deftigem Izakaya-Food und den besten Udon-Nudeln, die man sich vorstellen kann, bis zu ungewöhnlichem Streetfood, süßen Fruit Sandos und köstlichen Donuts – die japanische Metropole lässt so gut wie keine kulinarischen Wünsche offen. Und trotzdem kann einen die Stadt gerade als Vegetarier*in oder Veganer*in vor Herausforderungen stellen, denn längst nicht alle Restaurants bieten vegetarische oder pflanzliche Optionen an.
In unserem Tokio Food Guide für den Westen der Stadt nehmen wir euch mit nach Shinjuku, Shibuya, Harajuku, Shimokitazawa und Koenji und stellen euch Restaurants, Cafés und Bars vor, die uns auf unseren beiden Reisen nach Japan besonders gut gefallen haben. Unsere kulinarischen Empfehlungen beinhalten Orte, die alle vegetarische Optionen anbieten, einige davon auch vegane. In den meisten Lokalen kommen Fleisch- und Fischliebhaber*innen sowieso auf ihre Kosten.
Tipps für schöne Ecken und unsere Sightseeing-Highlights in Tokios Westen, findet ihr in diesem Beitrag.
Essen gehen in Japan: Was gibt es zu beachten?
Essen gehen in Japan muss nicht teuer sein – im Gegenteil: In keinem anderen Land haben wir gleichzeitig so günstig und mit so hoher Qualität gegessen! Allerdings gibt es ein paar Dinge, die man beim Besuch von Restaurants und Imbissen in Japan beachten sollte.
Vegetarische und vegane Optionen vorher checken
Grundsätzlich ist die Lage für Vegetarier*innen und Veganer*innen in Japan schon viel besser geworden als noch auf unserer ersten Reise vor 6 Jahren. Beim letzten Besuch sind uns deutlich mehr rein vegetarische oder vegane Restaurants aufgefallen, auch zusätzliche vegane oder vegetarische Karten in regulären Restaurants gab es viel öfter. Das macht das Essengehen in Japan für Vegetarier*innen und Veganer*innen mittlerweile deutlich leichter. Allerdings sind fleisch-, fisch- und tierfreie Speisen auf der Karte noch immer keine Selbstverständlichkeit und das Angebot lässt sich keinesfalls mit der Auswahl in Deutschland vergleichen. Das Hauptproblem heißt Dashi. Denn die umamireiche Fischbrühe wird als Basis für viele Suppen, Soßen und andere Speisen verwendet.
Für mich als Vegetarierin ist es noch immer nicht ganz einfach, in Japan spontan essen zu gehen. Bei keinem anderen Land habe ich vorab so intensiv Restaurants recherchiert, die auch fleisch- und fischfreie Optionen anbieten, und Speisekarten der Lokale auf Google Maps angeschaut. Mit etwas Vorbereitung findet man aber glücklicherweise recht viele tolle Möglichkeiten. Einige unserer kulinarischen Highlights stellen wir euch weiter unten vor.
Abseits der üblichen Zeiten essen gehen, um Schlangen zu vermeiden
Ihr befürchtet, ständig fürs Essen in langen Schlangen anstehen zu müssen? Definitiv steht man in Japan vor Restaurants, Cafés und Imbissen öfter mal Schlange, gerade wenn es sich um gehypte Lokale handelt, aber in der Regel geht es recht fix voran, da die Abläufe effizient geregelt sind. Um das Warten zu minimieren, können wir euch nur empfehlen, abseits der gewohnten Zeiten essen zu gehen und gerade das Dinner auf den Nachmittag oder frühen Abend zu verlegen. Steht man doch mal Schlange, wird die Wartezeit oft genutzt, um schon mal die Bestellung aufzunehmen, sodass man am Tisch nicht mehr lange auf das Essen warten muss.
Falls ihr doch später am Abend essen gehen möchtet, checkt vorab die Öffnungszeiten der Restaurants. Einige schließen früh (ca. 21 Uhr) und lassen schon eine Stunde vorher keine Gäste mehr rein. Und wenn es Restaurants gibt, in denen ihr unbedingt essen möchtet, versucht ein paar Tage vorher einen Tisch zu reservieren – entweder über ein Buchungssystem auf der Website oder per Mail, oder bittet jemanden an der Hotelrezeption, dort für euch zu reservieren. Montag und Dienstag sind übrigens oft Ruhetage.
Getränke sind oft inklusive
Was das Essengehen in Japan noch günstiger macht, ist die Tatsache dass Wasser oder grüner Tee in vielen Restaurants kostenlos dazu serviert werden. Beides wird nachgefüllt oder ihr bekommt eine Karaffe Wasser oder eine Teekanne, an der ihr euch selbst bedienen könnt. Manchmal, gerade bei Fließband-Sushi-Restaurants, ist sogar ein Zapfhahn mit heißem Wasser am Tisch vorhanden. Unter dem Tisch in einer Schublade oder eingelassen in der Tischplatte findet man oft Teepulver, das man selbst dosieren kann.
Bestellen, bezahlen und Trinkgeld
Auch ohne Japanischkenntnisse klappt das Bestellen meist problemlos. Der Großteil der Speisekarten ist bebildert, sodass man notfalls einfach auf das Gericht zeigen kann. Um Zutaten zu entziffern, ist der Google Übersetzer oder andere Übersetzungsapps einfach Pflicht – gerade für Vegetarier*innen und Veganer*innen. Immer öfter gibt es auch englische Speisekarten.
Nach dem Essen solltet ihr euren Platz einigermaßen zügig räumen. Das wirkt auf manche vielleicht ungemütlich, ist aber in Anbetracht der Wartenden vor dem Lokal nur fair. Langes Sitzenbleiben und Quatschen wird hier eher auf die Izakayas, die traditionellen Kneipen, und Bars verlagert. Bezahlt wird in den meisten Restaurants nicht am Tisch, sondern an der Kasse vor dem Ausgang, was ebenfalls dafür sorgt, dass man nach dem Essen schnell aufbrechen kann.
Bei unserem letzten Japanbesuch war die Zahlung mit Kreditkarte schon deutlich verbreiteter als noch vor ein paar Jahren, aber es gibt immer noch viele, gerade kleinere Restaurants, die nur Barzahlung akzeptieren. Achtet also immer darauf, genügend Bargeld dabei zu haben. Ganz wichtig: In Japan wird kein Trinkgeld gegeben. Guter Service gilt als selbstverständlich und wird nicht zusätzlich vergütet. Noch ein Punkt, der das Essen in Restaurants in Japan so günstig macht.
Nicht im Gehen essen
Wer in Japan Streetfood probieren möchte – und das müsst ihr unbedingt! –, sollte auf dem Schirm haben, dass es nicht gerne gesehen wird, wenn man im Gehen isst. Nehmt euch dafür etwas Zeit, stellt oder setzt euch vor den Imbiss/Shop und esst dort. Das hat auch den Vorteil, dass ihr Abfall direkt vor Ort entsorgen könnt. Öffentliche Mülleimer sind in Japan rar. Oft stehen neben den Imbissen Abfalleimer oder ihr könnt euren Müll nach dem Essen dem Personal geben.
Kulinarische Tipps für Shinjuku
Udon Shin: Udon-Nudeln in Perfektion
Von den großartigen Udon-Nudeln von Udon Shin haben wir euch schon in unserem ersten Blogpost mit kulinarischen Tipps für Tokio vorgeschwärmt. Seitdem ist einiges passiert, und der kleine Laden in Shinjuku erfreut sich mittlerweile noch größerer Beliebtheit. Völlig zu Recht, wie wir finden, denn an keinem anderen Ort haben wir bisher bessere Udon gegessen. Samtig, elastisch, einfach perfekt! Die Auswahl an warmen und kalten Udon-Sets ist groß. Wenn man dem freundlichen Service mitteilt, dass man vegetarisch oder vegan essen möchte, bekommt man eine Soße ohne Dashi dazu. Das hervorragende Essen hat allerdings zur Folge, dass es quasi unmöglich ist, hier einen Platz ohne längeres Anstehen zu ergattern. Zwar kann man inzwischen z. B. über TableCheck einen Tisch vorab reservieren, allerdings wird dafür pro Person eine Gebühr von 2000 Yen berechnet, die nicht mit dem Essen verrechnet wird.
Kakekomi Gyoza: Große Auswahl an veganen Teigtaschen
Mitten im trubeligsten Teil Shinjukus versteckt sich die kleine, schmale Izakaya Kakekomi Gyoza, in der vor allem Gyoza-Fans auf ihre Kosten kommen. Das Angebot an gefüllten Teigtaschen ist riesig – sowohl für Fleisch- und Fischesser*innen als auch für Vegetarier*innen und Veganer*innen. Per Tablet klickt man sich durch die (englische) Karte und kann aus einer Vielzahl an gedämpften und frittierten Gyoza-Sets wählen – als vegane Varianten gibt es sie u. a. mit Spinat- und Sojafleisch-Füllung, Ingwer oder frittiert mit Honey-Mustard-Soße. Je mehr Teigtaschen man bestellt, desto günstiger wird die Stückzahl. Drei frittierte vegane Gyoza erhält man z. B. für 340 Yen, 20 Stück für 1960 Yen. Auch einige vegane Beilagen findet man auf der Karte wie Koriandersalat, Gurken-Wasabi-Pickles, kalter Seidentofu oder Karaage. Obwohl wir befürchten, es mit unserer Bestellung etwas übertrieben zu haben, ist nach kurzer Zeit alles verputzt, denn die hausgemachten Gyoza schmecken wirklich sehr gut. Nachmittags bekommt man auch ohne Anstehen schnell einen Platz.
All Seasons Coffee: Guter Kaffee und noch bessere Puddingkreationen
In einer deutlich ruhigeren Ecke Shinjukus, fernab von Neonlichtern und Gewusel, befindet sich der kleine moderne Coffeeshop All Seasons Coffee. Spezialisiert hat man sich hier auf sehr guten Kaffee in zahlreichen Varianten – von Hand Drip Coffee bis Espresso Tonic – und auf süße Kaffeebegleitung. Gerade die hausgemachten Puddings sehen einfach zu gut aus, um sie nicht zu probieren. Der äußerst cremige Classic Pudding (680 Yen) wird mit einer leicht bitteren, dickflüssigen und sehr klebrigen Karamellsoße, Sahne und Kirsche serviert und schmeckt genauso hervorragend wie er aussieht. Mindestens ebenso gut: der Matcha Ice Cream Pudding Affogato (880 Yen), der mit Dark Sugar Caramel, Matchasoße und Kinako-Pulver daherkommt. Ohnehin ist Japan ein wahres Puddingparadies und ihr solltet das Land nicht verlassen, ohne einen probiert zu haben – entweder wie hier im Café oder einfach aus der Kühltheke des Konbinis oder Supermarkts. Der Pudding bei All Seasons Coffee ist jedenfalls der perfekte Snack für eine kurze Verschnaufpause vom Blingbling-Tokio!
Kulinarische Tipps für Shibuya
Izakaya Masaka: Veganes Izakaya-Food
Im Kellergeschoss (B1) des Einkaufszentrums Parco in Shibuya befindet sich eine für japanische Verhältnisse eher untypische Izakaya, denn alles, was in der Izakaya Masaka serviert wird, ist ausnahmslos vegan. Allein das macht sie für Personen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, empfehlenswert, denn es tut gut, einfach alles von der Karte essen zu können und mal nicht jede Zutat vorher penibelst abscannen zu müssen. Aber auch das Essen ist toll: Mapo Tofu (scharf, aber noch gut essbar), frittierte Austernpilze, verschiedene Karaage, die der Fleischesser am Tisch nicht als vegan erkannt hätte, Gyoza und mehr – alles recht üppig, aber höchst zufriedenstellend! Normalerweise formieren sich vor der sehr beliebten Izakaya Masaka lange Schlangen; Freund*innen erzählen uns, dass sie mal 2 Stunden anstehen mussten. Dementsprechend können wir unseren Augen kaum trauen, als wir um 16 Uhr aufschlagen und so viele freie Tische vorfinden, dass wir direkt Platz nehmen können. Verrückt. Also geht dorthin, aber am besten nachmittags!
Jikasei Mensho: Die beste vegane Ramen Tokios?
Im Untergeschoss des Kaufhauses Parco in Shibuya findet man den kleinen Ramen-Imbiss Jikasei Mensho, der die vielleicht beste vegane Ramen Tokios serviert. Die Schlange ist lang, als wir kurz vor Ladenschluss ankommen, aber wie so oft in Japan geht es fix voran. Bestellt wird am Automaten vor dem Eingang, erst dann reiht man sich ein in die Schlange der Wartenden. In dieser Filiale der international verbreiteten Mensho-Kette werden neben traditionellen Ramen gleich vier pflanzliche Optionen auf der Karte angeboten. Die vegane Tantanmen ist der Knaller – selten haben wir so viel Tiefe, Wumms und umami in einer veganen Ramen erlebt. Unbedingt als Beilage dazubestellen: die Bambussprossenstreifen. Ein paar davon sind ohnehin schon als Topping auf der Suppe, aber da sie so lecker und knackig sind, lohnt es sich, noch eine Portion zum Snacken zu ordern.
Uobei Genki Sushi Shibuya: unkompliziertes Fließbandsushi
Wenn ihr zwischendurch Lust auf ein schnelles, unkompliziertes Dinner habt, bieten sich Kaiten-Sushi-Restaurants an. Ganz in der Nähe von Shibuya Crossing gibt es eine Filiale der Sushi-Kette Uobei Genki Sushi, in der man gute und günstige Sushi-Varianten und Beilagen sowie saisonale Specials erhält. Bestellt wird über das Touchscreen am Tisch (mit englischem Menü), geliefert per Schnellzug übers Fließband. Mit einem “Bing” bleiben die bestellten Teller vor einem stehen. Steffen ist ganz begeistert vom Thunfisch-Special, das mit echtem Wasabi serviert wird. Auch Sushi mit Nattō probieren wir hier zum ersten Mal. Viele schrecken vor den fermentierten Sojabohnen und ihrer schleimigen Konsistenz zurück, aber da sie ein traditioneller Bestandteil der japanischen Küche sind, sollte man die Bohnen zumindest mal probieren. Im Maki eingewickelt fällt ihre klebrige Konsistenz kaum auf, geschmacklich erinnern sie an Nüsse. Es bleibt für uns jedenfalls nicht das letzte Mal, dass wir Speisen mit Nattō bestellen.
Die vegetarische und vegane Auswahl bei Uobei Genki Sushi ist zwar überschaubar, aber für mich ausreichend: Gurken-Maki, Tamago-Nigiri mit süßlichem Omelett (schmeckt sehr gut, aber wie so oft bei japanischen Omelettes kann man nie hundertprozentig sicher sein, dass keine Fischsoße enthalten ist) und Nigiri mit eingelegter Aubergine. Wer sichergehen will, eine Sojasoße ohne Bonitoflocken zu erwischen, sollte beim Service nach der veganen Halal-Sojasoße fragen.
Mawashizushi Katsu Seibu Shibuya: Kaiten-Sushi im Kaufhaus
Für sushiverwöhnte Japaner*innen gilt das nicht nur wegen seiner günstigen Preise beliebte Mawashizushi Katsu im 8. Stock des Kaufhauses Seibu Shibuya wahrscheinlich als Fast-Food-Restaurant, doch im Vergleich zum deutschen Standardsushi sind Qualität und Auswahl um Längen besser. Am Nachmittag abseits der Stoßzeiten müssen wir kaum warten und werden schnell an der Theke platziert. Das Fließbandangebot wird ständig um neue Teller ergänzt, wer darüber hinaus spezielle Wünsche hat, kann sie über ein Tablet ordern und per Fischexpress auf einem zweiten Laufband zum Platz liefern lassen.
Die Auswahl an Thunfisch und kurz angebratener Nigiris ist groß – doch so genau lässt sich nicht immer erkennen, was da gerade an uns vorbeifährt. Alles ist jedoch unglaublich frisch und von hoher Qualität. Nur auf die Süßkartoffeln kann man verzichten, die uns kalt und trocken erreichen und vermutlich schon eine Weile auf dem Band herumgefahren sind. Die Auswahl an vegetarischen und veganen Sushis und Beilagen ist erfreulich groß – vor allem das in frittierte Tofutaschen gehüllte Inari-Sushi ist hervorragend.
Goodbeer Faucets: Craft-Bier-Bar mit Aussicht
Strömender Regen treibt uns in eine der besten Craft-Bier-Bars Shibuyas. Die im 1. Stock gelegene Bierbar Goodbeer Faucets gehört zu einem japanischen Großhändler und kann mit einem wechselnden Angebot von 40 Fassbieren (vor allem aus Japan und den USA) punkten. Wir bestellen ein Tasting Flight und probieren uns durch fünf uns bislang unbekannte Biere. Wenn der Bierhunger zuschlägt, kann man sich dazu Kleinigkeiten der überschaubaren Snackkarte bestellen, z. B. scharfe Chicken Wings oder geräucherte Edamame. Von unseren Plätzen an der großen Fensterfront beobachten wir die sich im Regen spiegelnden Neonlichter der Stadt. Man kann durchaus schlechtere verregnete Abende in Tokio verbringen!
Kulinarische Tipps für Harajuku
Higuma Doughnuts x Coffee Wrights: Donuts zum Verlieben
Wenn ein Donut-Shop mit einem derart süßen Bären-Logo daherkommt, müssen wir ihn besuchen! Und der Besuch bei Higuma Doughnuts lohnt sich allemal! Zwei Filialen des Donut-Cafés gibt es in Tokio, doch das luftige Café mit der großen Fensterfront und dem modernen Holz-Interior nahe der Omotesando ist ganz besonders hübsch und vereint hausgemachte Donuts mit gutem Kaffee. Wir haben Glück und erwischen am Nachmittag einen Zeitpunkt, an dem sich mal keine lange Schlange vor dem Laden bildet.
Die Donuts fallen klassisch aus, ohne viel Schnickschnack und Füllung. Das Angebot ist überschaubar und wird um wechselnde saisonale Specials ergänzt. Wir entscheiden uns für Limoncello und Kinako (letzterer gewälzt in geröstetem Sojabohnenpulver) und setzen uns damit auf die in Stufen arrangierten Sitzmöglichkeiten. Eine gute Wahl! Ganz frisch und noch warm, der Teig schön fluffig. Steffen ist so begeistert, dass er sich noch einen Donut mit Zucker und Zimt hinterherbestellt. Es ist so nett hier und das Logo mit dem donutfutternden Bären so niedlich, dass wir uns noch mit Merch eindecken und über mögliche Donut-Bären-Tattoos sinnieren. Auch die Gegend um das Café ist einen Abstecher wert. Nahe der sowieso sehenswerten Cat Street läuft man vorbei an vielen ungewöhnlichen Häusern und interessanten Shops.
Kura Sushi Harajuku: riesiger Flagship Store der Running-Sushi-Kette
Der neue Flagship Store der Running-Sushi-Kette Kura Sushi in Harajuku ist nicht nur hübsch anzusehen mit seinem hellen Holz und der Laternendeko, sondern bietet dank der riesigen Fläche auch gute Chancen, hier einigermaßen spontan einen Platz zu ergattern (aber wenn ihr es schafft: Besser vorher reservieren!). Platz nimmt man an Tischen in abgetrennten Separees, an denen das Fließband vorbeiläuft. Alles ganz unkompliziert und ohne viel Interaktion – perfekt für den ersten Abend in der Stadt, wenn man seit 34 Stunden wach ist, das Denken nicht mehr so gut klappt und man einfach nur hungrig ist.
Wir bekommen genau das, was wir erwartet haben: solides Sushi, zwar kein High-end, aber eine große Auswahl, und einen Besuch, der einfach Spaß macht! Bestellt wird per Tablet, geliefert per zweispurigem Fließband direkt an den Tisch. Auch vegetarische und vegane Optionen gibt es einige, z. B. Maki mit Gurke oder Rettich, Inari-Sushi (Tofutaschen), Omelett-Nigiri, aber auch Sushi mit frittiertem Käse oder gekochtem Ei und Mayo. Dazu hat man mit jedem 5. Teller, der sich ansammelt, die Chance, ein Gachapon zu gewinnen. Man schiebt die Teller in ein Loch am Tisch, durch das das benutzte Geschirr zum Säubern weitergeleitet wird, und nach jedem 5. Teller ploppt auf dem Tablet ein niedlicher Anime auf, der darüber entscheidet, ob man gewonnen hat oder nicht. Trotz 20 Tellern gehen wir leer aus, der Nachbartisch räumt dagegen ab.
Streetfood auf der Takeshita-dori
Harajukus Takeshita-dori ist berühmt für ihr umfangreiches und abgefahrenes Streetfood-Angebot. Die Shoppingstraße galt einst als Epizentrum der Jugendkultur und des Cosplays, doch viele der ansässigen Läden bieten heute vor allem billige Souvenirs und Plastikschrott an. Noch immer kann man hier jedoch einige spannende Foodtrends entdecken, die auch über Japan hinaus bekannt geworden sind.
Ein Klassiker und mittlerweile längst kein Geheimtipp mehr sind die vielen Crêpe-Stände, die sich auf der Straße tummeln. Opulent gefüllt mit Kuchenstücken, Früchten, Eis, Sahne und Soßen ist die Auswahl schier unendlich und die Plastikattrappen, die vor den Läden das vielfältige Angebot präsentieren, sind beeindruckend. Wir nutzen die Schlange vor Marion Crêpes, um unsere Wahl zu treffen. Erdbeeren, Cheesecake, Vanilleeis und Sahne landen schließlich in unserem Pfannkuchen. Selbstverständlich schmeckt das süße Nachtischmonster – wie denn auch nicht?! –, auch wenn die Geschmacksexplosion kleiner ausfällt als erhofft.
Fast nebenan bei Xing Fu Tang gibt es die besten Boba-Drinks, die wir je probiert haben. Wir lassen uns von einer Reihe 15-Jähriger influencen und stellen uns in die Schlange, um einen der gehypten taiwanesischen Brown Sugar Boba Drinks zu probieren. Schon das Anstehen macht Lust auf die Getränke, kann man währenddessen doch beobachten, wie die kleinen Bobakugeln frisch zubereitet, dann in einer riesigen Pfanne mit braunem Zucker karamellisiert und die Drinks schließlich aufwendig zusammengestellt werden: Unten eine Schicht heiße Boba, darüber Milk Tea und eine Marshmallowcreme, die schließlich noch flambiert wird. Yesss, die Drinks schmecken sogar noch besser als erhofft! Danke, ihr 15-jährigen Teens!
Kulinarische Tipps für Shimokitazawa
Ogawa Coffee Laboratory im Reload: Hyperfokus auf Kaffee
Bereits im ersten Blogpost über die spannenden Viertel im Westen Tokios haben wir von Shimokitazawa geschwärmt. Seit unserem letzten Besuch vor fast 6 Jahren hat sich auch hier einiges getan. Mit Reload und Mikan Shimokita gibt es gleich zwei neue Shoppingkomplexe mit vielen hippen Läden und noch hipperen Cafés und Bäckereien. Gerade Reload gefällt uns sehr.
Der wohl speziellste und durchgestylteste Laden darin ist das Ogawa Coffee Laboratory. In dem minimalistisch kühl designten Shop werden Kaffeespezialitäten, Bohnen und allerlei Kaffeezubehör verkauft, aber die Bezeichnung “Café” wird dem Ganzen nicht gerecht. Eigentlich wollen wir nur einen Iced Coffee, aber die Auswahl von über 20 verschiedenen Kaffeebohnen und die vielen Grafiken zu Geschmacksprofilen und Zubereitungsarten, die man hier auch selbst wählen kann, überfordern uns völlig. Aufgrund beidseitiger Verständigungsschwierigkeiten fällt eine Beratung aus und ich weiß letztendlich gar nicht so genau, was ich eigentlich bestellt habe. Die für meinen Kaffee zuständige Person nimmt sich jedenfalls sehr viel Zeit bei der Zubereitung, wiegt Kaffee ab, erhitzt und mischt Flüssigkeiten, und schüttet sie von einem Glas in ein anderes. Hyperfokus Kaffee, und das mit stoischer Ruhe. Natürlich schmeckt der Kaffee, aber für eher gefällige Kaffeetrinker*innen wie uns, ist das alles schon sehr verkopft. Durchaus spannend für absolute Kaffeenerds, aber gleichzeitig auch ein bisschen abschreckend und wenig zugänglich.
Universal Bakes and Cafe: Hervorragende vegane Backwaren
Ganz großartig und unbedingt einen Besuch wert ist die vegane Bäckerei Universal Bakes and Cafe am Rande von Shimokitazawa bzw. schon Setagaya. Süßes Gebäck, herzhafte Sandwiches und andere Snacks – durchweg alles in der Auslage sieht so verführerisch aus, dass wir uns kaum entscheiden können. Das Stück Pizza mit Gemüse, Korean Soy Meat und Misosoße ist unfassbar gut gewürzt und geschmacksintensiv. Auch die süßen Backwaren überzeugen: der glutenfreie Süßkartoffel-Donut ist leicht knatschig, locker und nicht nur hübsch anzusehen. Der fruchtige Raspberry glazed Donut kann ebenfalls mithalten. Dringende Empfehlung, nicht nur für Veganer*innen!
Shiro-Hige’s Cream Puff Factory: Zu Besuch bei Totoro
Nur ein paar Schritte weiter findet man mit der Shiro-Hige’s Cream Puff Factory eines der niedlichsten Cafés Tokios. Drei süße Totoros starren uns auf dem Schild vor dem Eingang an. Auch wer nichts mit den Filmen und Charakteren von Studio Ghibli anfangen kann, wird sich dem Charme der kleinen Kreaturen, die einen vor und im Café in Form von Aufstellern, Keksen und Windbeuteln anlächeln, kaum entziehen können.
Am späten Nachmittag ist die Auslage schon gut geplündert, aber ein paar letzte Cream Puffs schauen uns mit aufgerissenen Augen an. Die berühmten Windbeutel in Totoro-Form kommen mit verschiedenen Füllungen daher: Matcha, Schokolade, Pudding und als Herbst-Special mit Kürbis und Marone. Da wir auf dem Sprung sind, nehmen wir unseren essbaren Totoro mit zu den Sitzgelegenheiten vor der Tür. Auf den ersten Bissen ist der Windbeutel etwas trocken, doch sobald man auf die sahnige Füllung stößt, entsteht eine köstliche Kombi. Es kostet allerdings ein wenig Überwindung, dem niedlichen Totoro den Kopf abzubeißen.
Kulinarische Tipps für Koenji
Jules Verne Coffee: Fruit Sandos und Matcha
Unser letzter Tag in Tokio führt uns weit in den Westen der Stadt, nach Koenji. Das Viertel gilt als Wiege der Punk- und Underground-Kultur Japans. 70er-Retro-Flair, unzählige Vintage- und Plattenläden und sogar Streetart, die wir in Tokio sonst nicht allzu häufig sehen, findet man hier. Während Steffen auf Vinyljagd geht, brauche ich eine süße Nachmittagsstärkung, die ich bei Jules Verne Coffee finde, einem kleinen Café, das für seine kunstvollen saisonalen Fruit Sandos und Kakigori (Shaved Ice) bekannt ist. Platz nimmt man umgeben von Büchern (natürlich Jules Verne), die man sich zum Lesen aus den Regalen ziehen kann. Ein schöner, ruhiger Vibe – fast wie in einer niedlichen Bibliothek.
Auf der Karte stehen Galettes, Crêpes, süßes Gebäck, und natürlich Fruit Sandos. Auch wenn ich nicht der allergrößte Fan der sahnigen Frucht-Sandwiches bin, ist das Verhältnis zwischen Sahne, Brot und Früchten hier sehr ausgeglichen und die Kombi mit Herbstfrüchten, u. a. Shine-Muscat-Trauben (sowieso beste!), Birne und Orange, richtig lecker. Dazu gibt’s einen Iced Matcha Latte, der mich bis zum späten Rückflug wach halten soll.
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