Habt ihr euch je darüber Gedanken gemacht, welche kulinarische Köstlichkeit ihr auffahren würdet, falls plötzlich ein Mitglied der englischen Königsfamilie vor eurer Tür stünde? Nein?? Ich auch nicht! Brauche ich auch gar nicht mehr, denn ich weiß jetzt bestens Bescheid über das royale Essverhalten. Mit doppelt gebackenem Ziegenkäse-Soufflé, Waldpilz-Tartelettes und Lemon-Curd-Törtchen kann man bei den königlichen Hoheiten ordentlich Eindruck schinden. In ihrem im Callwey Verlag erschienenen Buch “Königlich und Köstlich” gibt Carolyn Robbs, ihrerseits ehemalige Küchenchefin der königlichen Familie, Einblicke in die englische Palastküche und verrät, mit welchen Gerichten man sich die Gunst der Queen erkochen kann. Ihren rund 80 Rezepten, darunter u.a. Häppchen, Sommer- und Wintergerichte, süße Versuchungen, Kuchen und Kekse, sind hübsche Blumenarrangements der ehemaligen Hoffloristin Sarah Champier zur Seite gestellt – man muss ja schließlich auch auf Dekoebene bestens vorbereitet sein, wenn die Queen zum Kaffee anklopft!
Die abwechslungsreichen und überraschend unenglischen Rezepte sind gespickt mit persönlichen Erinnerungen Robbs und kleinen Anekdoten, die auch auf den Rahmen verweisen, in dem das Gericht präsentiert wurde. Darüber hinaus verraten kleine handgeschriebene Lobkärtchen der Royals z.B., dass Prince Charles offensichtlich ein großer Fan von pochiertem Ei auf Stampfkartoffeln ist (und er eine ganz schön krakelige Kinderschrift hat). Toll inszeniert und fotografiert sind die Gerichte obendrauf, sodass man als “Normalsterbliche” schon mal ins Sinnieren kommt, wie bequem es wäre, eine Hofköchin in Rufbereitschaft zu haben. Im Vergleich zu den schönen, modernen Food-Fotos wirken die Aufmacherfotos dagegen etwas lahm und antiquiert.
Die Auswahl der Rezepte kann durchweg überzeugen, die Gerichte sind raffiniert, gehoben (aber nie abgehoben) und auch ohne Dienstboten gut zu Hause umsetzbar. Dass es im Hause Windsor dann auch mal Fingerfood sein darf, überrascht dann schon ein wenig, im positivsten Sinne natürlich. Vor allem die kleinen Kräuter-Parmesan-Risotto-Bällchen haben es uns gleich beim ersten Durchblättern angetan. Die knusprigen Bällchen eignen sich auch hervorragend für die Verarbeitung von Risottoresten. Kein Wunder also, dass es diese edle Upcycling-Variante schon bald auf unsere Teller geschafft hat. Und das Resultat: unfassbar lecker! Aber wie sollte auch etwas, das jede Menge Butter, Crème fraîche, Parmesan und (!) Mozzarella enthält und dann auch noch frittiert wird, nicht schmecken? Diese harmlos aussehenden Bällchen haben es also ordentlich in sich!
Kräuter-Parmesan-Risotto-Bällchen (für ca. 25-30 Stück):
500 ml Gemüsebrühe
3 Schalotten
1 Knoblauchzehe
1 kleine Stange Lauch
2 EL Olivenöl
30 g Butter
200 g Risottoreis
150 ml Weißwein
50 g Parmesan
30 g Crème fraîche
1 Handvoll Basilikumblätter
Ein paar Blätter Rucola
5 Stängel Schnittlauch
125 g Büffelmozzarella
Etwas Mehl
Salz, Pfeffer
2 Eier
150 g Semmelbrösel
1 l Sonnenblumenöl
1. Die Brühe in einem Topf zum Kochen bringen. Schalotten und Knoblauch schälen und beides fein hacken. Den Lauch waschen, die harten Blätterteile entfernen und den Rest in dünne Ringe schneiden. In einer Pfanne Olivenöl und Butter erhitzen und darin Lauch, Schalotten und Knoblauch glasig dünsten.
2. Den Risottoreis hinzufügen, kurz anbraten, dann mit Wein ablöschen und unter ständigem Rühren kochen. Nach und nach Gemüsebrühe hinzufügen, bis diese verdampft und der Reis al dente ist. Parmesan reiben und zusammen mit Crème fraîche unter den Reis rühren. Kurz abkühlen lassen.
3. Basilikumblätter, Rucola und Schnittlauch waschen, trocken schütteln und grob hacken. Dann unter die Reismischung rühren. Den Reis komplett auskühlen lassen.
4. Den Mozzarella in 25-30 Stücke zupfen. Sobald der Reis kalt ist, daraus kleine Bällchen formen und in die Mitte jeweils ein Stück Mozzarella drücken.
5. Zum Panieren das Mehl mit Salz und Pfeffer würzen, die Eier mit Salz verquirlen. Jedes Bällchen zunächst in Mehl, dann in Ei und zuletzt in den Semmelbröseln wenden, dann kalt stellen.
6. Das Sonnenblumenöl in einem großen Topf erhitzen. Die Bällchen darin goldgelb und knusprig frittieren, auf Küchenpapier abtropfen lassen und sofort servieren.
Fazit
Wer schon immer mal wissen wollte, womit sich die englische Königsfamilie die royalen Wampen vollschlägt und sowieso einen Hang zu Royalkitsch hat, wird mit diesem Buch rundum zufrieden sein. Aber auch Nicht-Royalisten kann das Buch durch abwechslungsreiche, anspruchsvolle, aber trotzdem bodenständige (nicht nur englische) Küche überzeugen. Die speichelflussanregenden Food-Fotos tun ihr Übriges und sichern dem Buch einen festen Platz in unserem Kochbuchregal. 4 von 5 Krönchen.
Callwey Verlag, München 2013.
€ 39,95 / ISBN 978-3-7667-2044-3
Vielen Dank an den Callwey Verlag, der uns das Buch zur Verfügung gestellt hat.
8 Kommentare
ob ihr die Gunst der Queen mit diesen Bällchen erkochen könntet, ist ja schwer herauszubekommen, mich habt ihr mit diesem Rezept aber allemal für euch gewonnen! 😉 Parmesan mit Mozzarella und Knoblauch, was für eine königlich großartige Kombination! Danke für das Rezept und die schöne Buchvorstellung! Liebe Grüße, Theresa
23. Februar 2014 at 18:55Hehe, das freut uns, danke liebe Theresa! Ich bin mir sicher, dass auch die Queen ihre Finger nicht von den Risottobällchen lassen könnte. 😉
26. Februar 2014 at 9:20Risottobällchen wollte ich immer schon mal machen, leider habe ich nie Risottoreste… etwas das Butter, Öl, Parmesan, Creme fraiche und Mozzarella enthält muss einfach gut schmecken 🙂 Sieht wunderbar aus, ihr lieben, und vielen Dank für den Buchtipp!
23. Februar 2014 at 19:53Das ging uns genauso, liebe Julia. Mehr als ein Klecks blieb eigentlich nie vom Risotto übrig. Es ist zwar nicht ganz unaufwendig, gerade wenn man vorher noch “frisches” Risotto kocht, aber die Mühe lohnt sich! 🙂
26. Februar 2014 at 9:23Um das Buch bin ich schon öfter rumgeschlichen. 😉 Ich freue mich schon, wenn ihr über noch mehr Rezepte schreibt. 😉 🙂 Ich habe sogar ein Rezept direkt von der Queen, das finde ich auch fein und Scones-Rezepte kann man ja auch nie genug haben: http://cookingworldtour.wordpress.com/2014/01/26/grosbritannien-scones-nach-art-der-queen/
23. Februar 2014 at 22:26Liebe Grüße, Becky
Den vielen Klebezetteln im Buch nach zu urteilen, folgen wirklich noch einige Rezepte daraus. So viele leckere Sachen haben uns gleich beim erste Durchblättern angesprungen. Und ein Rezept für Scones findet sich natürlich auch darin. Deines klingt aber auch wunderbar und wenn es sogar Queen-approved ist, umso besser! 😀
26. Februar 2014 at 9:27Also die Bällchen sehen jetzt mal richtig richtig lecker aus … und das Buch muss ich mir in “echt” mal ansehen.
24. Februar 2014 at 8:31viele liebe Grüße
Andrea
Vielen Dank, liebe Andrea! Oh ja, mach das – uns haben Rezeptauswahl und Food-Fotos gleich beim ersten Durchblättern überzeugt.
26. Februar 2014 at 9:29