Heute präsentieren wir euch mal wieder einen Cocktail bzw. eigentlich spricht man ja inzwischen von Drinks, das hört sich gleich schon viel edler an. Das Wort “Cocktail” hat für mich nach wie vor den Beigeschmack von schirmchenbeladenen Piña Coladas und uninspirierten Karten in langweiligen Bars. Der Mann oder die Frau hinter der Bar ist deswegen auch längst kein Barkeeper mehr, sondern ein/e Mixologe/Mixologin und verwandelt jedes Glas in ein kleines Kunstwerk (urkomisch auf die Spitze getrieben bei Portlandia). Während man in Deutschland meist in Bars gehen muss, um in den Genuss solcher feinen Kompositionen zu kommen, ist es in den USA inzwischen Standard, dass jedes bessere Restaurants Drinks anbietet, die aktuelle Trends aufgreifen und damit eine attraktive Alternative zu Bier und Wein darstellen.
Ein Trend der letzten Jahre ist zum einen die Wiederentdeckung von Bitters, jenen Aromabomben, die es inzwischen in unzähligen Geschmacksrichtungen gibt (ein guter Einstieg für das Mixen zu Hause ist das Cocktail Bitters Traveler’s Set). Zum anderen landen vermehrt Zutaten in Glas und Shaker, die dort auf den ersten Blick nichts zu suchen haben. Gemüsesäfte, Gewürze oder Kräuter – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Das Schöne daran ist, dass man dieser Kreativität auch zu Hause relativ einfach freien Lauf lassen kann. Das Experimentieren fällt sogar einfacher als beim Kochen, denn so ein Drink ist im Zweifel schneller zusammengerührt, getestet und verbessert als ein aufwendiges Gericht. So kam es, dass wir in den letzten Wochen immer wieder in der Küche standen und aus dem wachsenden Berg an Spirituosen und dem, was gerade in Kühlschrank und Speisekammer zu finden war, neue Mischungen kreierten.
Netterweise durften wir im letzten Jahr am World-Class-Barkeeping-Workshop mit dem Meister der Mixologen, Simone Caporale aus London, teilnehmen (ihr kennt ihn nicht? Dann mal auf zu Jamie Olivers Drinks Tube und alle seine Videos anschauen!) und haben dort gleich noch ein paar handwerkliche Grundlagentricks mitbekommen. Ein guter Drink sollte ausbalanciert sein, süße Aromen also mit etwas Saurem ausgleichen oder Fruchtiges mit Würzigem kombinieren, um so eine perfekte Mischung zu erreichen. Zum Mixen, egal ob ihr nun rührt oder schüttelt, immer vieeeel Eis verwenden, damit der Drink gekühlt, aber nicht verwässert wird. Beim Abschmecken die ganze Zunge nutzen, nicht nur die Spitze, ihr wollt ja alle Nuancen mitbekommen. Und grundsätzlich gilt natürlich: üben, üben, üben bzw. trinken! Es gibt wahrlich Schlimmeres …
Während unserer heimischen Übungsrunden ist u.a. dieser köstliche Drink herausgekommen, der sowohl als Aperitif als auch als Drink für den späteren Abend hervorragend funktioniert. Fruchtig, süß, aber mit genügend Würze, um ihn nicht zu süffig werden zu lassen. Aber seid gewarnt, das Glas ist schneller leer als ihr mixen könnt …
Gin & Pear (für ein 300 ml Glas):
3 cl Gin
2 cl Grand Marnier Cordon Rouge
7 cl Birnensaft
2 Spritzer Orange Bitters
1 Zweig Rosmarin + einen weiteren zur Deko
Sekt
Eis
Alle Zutaten – außer Sekt und Eis – in ein gekühltes hohes Glas geben und mit einem Barlöffel verrühren. Mit Eis auffüllen und mit Sekt aufgießen. Noch einmal kurz durchrühren, mit einem Rosmarinzweig garnieren und sofort servieren.
Vielen Dank an Häberlein & Mauerer und Diageo, die uns zum Workshop eingeladen und uns zum Mixen den Grand Marnier Cordon Rouge zur Verfügung gestellt haben. Unsere Meinung bleibt davon, wie immer, unberührt.
11 Kommentare
Sehr gute Idee und wunderschön fotografiert! Es empfiehlt sich immer eine Flasche Gin im Haus zu haben. Lieben Gruss und einen schönen Sonntag, Jenni
1. Februar 2015 at 12:55Danke 🙂 Und eigentlich empfiehlt es sich, gleich mehrere Flaschen Gin im Haus zu haben 😉
1. Februar 2015 at 13:00Das haben wir auch … aber pssstt!
1. Februar 2015 at 13:11Schöner Drink! Für mich wird vieles durch Birnensaft einfach besser. Ich liiiiiebe Birnensaft 😉 Could you breakfast-ize it for me (…ein herrliches Video!)
1. Februar 2015 at 13:47Hehe, na klaro – schmeckt auch sicher noch über die Beilagen gekippt super! 😉
3. Februar 2015 at 22:49Hallo Steffen,
1. Februar 2015 at 18:21Ich hoffe, auch in Deutschland sind crafted cocktails bald nicht nur mehr einer Randgrupp bekannt und dann auch hoffentlich überall zu finden. So lange muss man sich eben selbst behelfen! Vielen Dank für die Anregung – Birnensaft wurde soeben auf die Shoppinglist gesetzt!
Gruß Diana
PS. Welchen Gin, bwz. welche Richtung empfehlt ihr?
Super, dann hoffen wir mal, dass es dir auch schmeckt! Beim Gin gibt es hier eigentlich zwei Optionen. Entweder einen fruchtigen Vertreter nehmen, der eben diesen Aspekt des Drinks unterstützt oder eher was Würziges, um die Kräuteraromen des Rosmarin noch stärker zur Geltung zu bringen. Nicht ausprobiert, aber bestimmt spannend wäre z.B. der Gin Mare aus Spanien.
4. Februar 2015 at 11:09Tolles Foto – und der Cocktail hört sich sau-lecker an 🙂
lg, Tami
1. Februar 2015 at 19:37Danke und er schmeckt auch so!
4. Februar 2015 at 11:11Hummmmm, das mit den Cocktails selber mixen ist auch so eine Sache zum Herantasten für mich. Aber Grand Marnier liiiebe ich, und hab ich auch schon daheim. Bitters noch nicht, aber die Liebäugelung mit der kleinen Bitters-Packung geschieht immer wieder, wenn ich am Spirituosen-Regal vorbeilaufe. Und Rosmarin, den kann man mir auch ins Müsli streuen so sehr liebe ich ihn 🙂 Kurz: der Drink klingt super! Ich glaube, am Wochenende wird ein bisschen gesoff…äääh, genossen! 😉
4. Februar 2015 at 9:41Danke für die tolle Anregung und liebe Grüße,
Vivi
Ach, greif einfach mal zu, wenn du die Bitters beim nächsten mal siehst. So eine Flasche hält ja ewig und ist quasi eine Investition in die Zukunft (in eine glückliche Zukunft!)
4. Februar 2015 at 11:12