Mit dem Alter ändert sich ja bekanntlich auch der Geschmack, man wird aufgeschlossener, die Summe dessen, was einem gefällt, wird irgendwie breiter. Sei es nun Musik, Essen oder eben Getränke. So bin ich mir beispielsweise nicht sicher, ob ich vor 10-15 Jahren einen fies rauchigen Single Malt Whisky wirklich zu schätzen gewusst hätte. Inzwischen bin ich aber auf dem besten Weg, mich einmal durch die schottische Destillerienlandschaft zu trinken, und auf dem Regal im Flur sind eigentlich immer 2-3 Flaschen zu finden. Besonders haben es mir die torfigen (Sabrina sagt “nach Gülle stinkenden”) Whiskys der Insel Islay angetan. Ihr könnt euch also vorstellen, dass ich ganz schön aus dem Häuschen geriet, als ich letzte Woche die Einladung erhielt, ein Pre-Tasting von Ardbeg, einer der sechs Brennereien der Atlantikinsel, zu besuchen. Vorgestellt wurde die jährliche limitierte Edition, die pünktlich zum Abschluss des Whiskyfestivals auf Islay erscheint. Und limitiert meint hier wirklich limitiert. Und zwar “am-1.-Juni-vor-dem-verschlossenen-Laden-warten”-limitiert. Noch ein Grund mehr also, sich über eine Testmöglichkeit zu freuen.
Bevor wir uns aber im schummrigen Licht der Bar Gabányi (da würde ich im Übrigen auch gerne noch einmal hin und ordentlich versacken) auf den Ardbog (bog = Torf) getauften Schatz stürzen durften, gab es noch einmal die Gelegenheit, sich durch das restliche Ardbeg-Programm zu kosten. Hier hatte es mir besonders der Corryvreckan angetan, den ich bis dahin noch nicht kannte und der mit höllischen 57,1% Fassstärke angerauscht kommt. Sobald man etwas Wasser hinzugibt, entfaltet er aber ein unglaublich tiefschichtiges Aroma, wird sehr voluminös und endet mit ordentlich Rauch und einer guten Pfeffernote. Würde ich wieder trinken, auch wenn er mit über 60€ leider etwas außerhalb meines üblichen Whiskybudgets liegt.
Dann aber der große Moment, ein Tablett mit dem noch nicht erhältlichen Ardbog wurde herumgereicht und alle vertieften erst einmal ihre Nase im Glas. Für Außenstehende muss so ein Tasting schon merkwürdig aussehen … Der erste Eindruck beim Geruch: Das ist mein Whisky! Ich liebe Karamell und hier kommen einem ganze Berge davon aus dem Glas entgegengeströmt. Nach Rücksprache mit Claudia von Dinner um 8 einigten wir uns auf gesalzenes Buttertoffee. Geradezu zum Reinbeißen! Wenn man genauer nachriecht, kommen mineralische Gerüche hervor. Laut unserem Vortester findet man darin auch Lavendel, den konnte ich aber nicht entdecken. Was fast völlig fehlt, ist der Islay-typische Rauch. Und das bei einem Whisky, der den Torf im Namen trägt! Dann der erste Schluck und auch hier fällt zuerst die schwache Rauchnote auf. Wo andere Islays einen glauben lassen, in Holzkohle gebissen zu haben, regiert hier eine fruchtige Süße. Der Whisky kommt ohne Kühlfilterung mit ordentlichen 52,1% in die Flasche, das lässt also noch reichlich Platz für eigene Experimente mit Wasser. Gut gefiel mir dabei, dass die breite und vielfältige Würze auch verdünnt nicht verloren geht und der goldene Whisky wirklich lange im Mund nachhallt. Wie sich das Glas leert, so füllt sich die Aromenpalette, bis zum Schluss wirklich ein leicht fleischiger Geschmack auftaucht. Iberoschinken sagt die Verkostungsnotiz dazu. Als Michael, der Ardbeg-Ambassador, erneut mit der Flasche rumgeht, lasse ich mir das Glas gerne ein zweites Mal füllen – wer weiß, ob ich noch einmal in die Situation kommen werde, diese vorzügliche Whisky-Kreation probieren zu dürfen.
Bild: Ardbeg
Wie steht ihr denn zu Whisky? Habt ihr jetzt auch Lust auf den Ardbog bekommen? Dann solltet ihr schnell den nächstgelegenen Whiskyladen suchen und in Erfahrung bringen, ob dort am 1. Juni (im Übrigen als Ardbog Day vermarktet und für das große Event in Frankfurt kann man sich auch noch anmelden) auch eine Lieferung Ardbog eintrifft. Und dann heißt es wohl leider zeitig aufstehen, denn die Erfahrung mit den limitierten Editionen der letzten Jahre zeigt, dass die Vorräte meist noch am selben Tag oder auch schon kurz nach Ladenöffnung ausverkauft sind. Die Marketingabteilung leistet da wirklich ganze Arbeit. Ach ja, ein gefüllter Geldbeutel wäre auch nicht schlecht, denn die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 69,95 € für 0,7l.
Vielen Dank an Tobias von Moët Hennessy für die Einladung zur Whisky-Verkostung. Meine Meinung bleibt davon natürlich unberührt.